Altes Regierungsviertel - südliche Wilhelmstraße und Voßstraße

  • ^PhiippK


    Naja, auch wenn die Knaben schon recht alt sind, glaube ich kaum das es sich hier um Kriegsveteranen des Siebenjährigen Krieges handeln, welche die Statuen ihrer Befehlshaber huldigen...:lach:


    Sehr schön sind die Statuen schon, jedoch die Farbe oder besser gesagt das Material ist ungewöhnlich für Deutschland. Mein Eindruck bisher ist das hier die meißten Denkmäler einen hohen Kupferanteil haben. Diese Generale scheinen aber aus Bronze zu sein.

  • Das ist eigentlich immer Bronze. Die Herren stehen aber erst seit ein paar Stunden im Freien, da hatte das Kupfer noch keine Zeit zu korrodieren...

  • Oja, mir ist schon klar das Bronze eine Legierung aus Kupfer und Zinn ist. Jedoch gibt es da Unterschiede. In Deutschland verwendet man wohl einen höheren Kupferanteil als zum Beispiel in England. In England sah ich ebenfalls eine Menge Statuen, von Queen Victoria, King Alfred, Dowding, Bomber Harris, etc. Alle hatten eine bräunliche Farbe. In Deutschland haben die meißten Denkmäler eine Schicht Grünspan, was auf einen höheren Anteil Kupfer schließen läßt.

  • Hatten neulich einen Metallbauer im Büro, der meinte er könnte uns alles in allen Farben zusammenschustern, auch ohne Grünspan nachher. Aber klingt erstmal schon logisch was du schreibst.

  • Grünspan

    Meines Wissens ist der wesentlichste Faktor bei der Oxidation von Kupfer (genauso bei Bronze oder Messing als Kupfer-Legierungen) und damit der Bildung des dekorativen Grünspans, die Art der Zusammensetzung der Luft, bzw. die Art der Witterung die auf das Objekt einwirkt.
    Dies ist bei neuen Kupferdächern in Großstädten ein großes Problem geworden, wo man diesen Effekt sehnlichst herbeiwünscht und manchmal sogar mit Chemikalien oder spezieller Oberflächenbehandlung nachhilft. Das Kupfer hat dann, sofern es nicht blank geputzt wird, also bis sich der Grünspan gebildet hat, eine dumpfe, bräunliche Färbung.
    Paradoxerweise bildet sich der Grünspan heutzutage durch die Luftverschmutzung nicht mehr so gut, manchmal überhaupt nicht mehr oder nur nach sehr langer Zeit, wie es auch gut an einigen prominenten Bauten und Figuren hier bei uns in Frankfurt zu beobachten ist. Wenn also ein Denkmal hier renoviert wurde, dann ist erst mal nix mehr mit Grünspan.

    Ich weiß noch, auch aus eigener Erfahrung, dass auf Seeschiffen, also wohl durch die salzhaltige, aber sonst weniger belastete Luft, alle blanken, kupferhaltigen Metallteile besonders rasch Grünspan ansetzen. Deshalb konnte man auch prima auf Traditionsschiffen das Blankputzen der Messing- oder Bronze-Teile als kleine, aber endlose Strafmassnahme verordnen. Dies wurde sogar noch in neuerer Zeit auf Kriegsschiffen praktiziert, wo z. B. Schiffsnamen und Wachglocke aus kupferhaltigem Metall bestanden und extra deswegen keinen Schutzklarlack erhielten.
    Wie die chemischen Zusammenhänge aber genau zu beschreiben bzw. zu erklären sind, kann ich jetzt aus dem Gedächtnis heraus leider nicht mehr wiedergeben.

    2 Mal editiert, zuletzt von RobertKWF ()

  • Ich stell mir grad die Rostlaube der FU in grün vor...Wär bestimmt ansehnlicher, als der inzwischen wieder schwarz angelaufene Kasten. Aber Ziethen ist inzwischen doch auch wieder leicht "vergrünspant". Wird also auch früher oder später bei den anderen passieren.

  • RobertKWF


    Die Färbung - egal ob oxidiert oder nicht - hängt an der Legierung und Oberflächenbeschaffenheit. Freilich wird traditionell in verschiedenen Regionen eine verschiedene Legierung eingesetzt.

  • Wahnfried - schau dir die beiden älteren Statuen des Ensembles am WIlhelmplatz an - sind auch mittlerweile 'ergrünt'. So wird es auch den anderen 4 Herren ergehen...;)

  • tel33 Das beruhigt mich. Aber, es stimmt schon, das der Platz obwohl nun die Statuen wieder stehen noch längst kein schönes Postkarten-Motiv abgibt. Die umgebende Bebauung ist schon ziemlich schäbig und uneinheitlich. Das erzeugt nicht gerade den richtigen Rahmen für den Platz der Generale.
    Aber, auch kleine Verbesserungen sind Schritte in die richtige Richtung.:daumen:

  • Wow...das ist ja schon ein richtiger Statuen-Overload an diesem Platz. Kommt es nur mir so vor, oder hat Berlin in den letzten Jahren wieder seine außerordentliche Liebe für historische Standbilder entdeckt, wie es zuletzt nur im wilhelminischen Berlin so war?
    Wann wohl der Kaiser auf dem Natonaldenkmalsockel wieder kommt... ;)
    Na, ich beschwere mich mal nicht! Sieht echt schick aus.
    Aber der Zietenplatz ist, von den ihn umgebenden Gebäuden her, eine städtebauliche Katastrophe! Selbst in Berlin geht es kaum noch schlimmer, oder? Da muss echt was getan werde... Diese Platten und das Kaufhaus müssten als erste weg und ersetzt werden. Dann sollte auch endlich mal der Leipziger Platz vervollständigt werden. In der ferne nur auf Brandwände gucken, ist auch nicht so schön...

    Einmal editiert, zuletzt von Treverer ()

  • Statuen-Overload? Vor allem während der wilhelminischen Zeit war Berlin die Welthauptstadt der Statuen. Damals gab es mehr Statuen als heute öffentliche Papierkörbe. Die "Seine Majestät brauchen Sonne"-Haltung einer aufstrebenden europäischen Grossmacht fand eben auch darin ihren Ausdruck. Was wir heute sehen - oder wieder sehen - ist ein bescheidener Rest.

  • Bm lev

    Nach so vielen "ollen" Generälen aus alter Zeit mal wieder zur Geburt des BM LEV. Hier sind jetzt auch zur Französischen Str. die Gerüste abgebaut worden.
    Je nach Blickwinkel ergebe sich m. E. durchaus intressante Perspektiven durch den "Knick" in der langen Fassade.
    Vielleicht soll dieser Knick auch den im gegenüberliegenden ehem. DDR-Innenministerium "zitieren".




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    4 Mal editiert, zuletzt von Backstein () aus folgendem Grund: Ergänzung

  • Der Ministeriumsbau ist tatsächlich viel zu lang geworden, schade um die Front der Französischen Straße. Witzig finde ich hingegen das Zitat der Großform im Kleinen. Also der Knick, der sich in den Fassadenelementen wiederspiegelt. Ich bilde mir ein, dass man dieses Motiv in den 60er und 70er Jahren auch öfter gesehen hat. Ist das dann schon retro...?

  • Naja, also SO schlimm ist es ja nun auch nicht. Was auch mich vor allem stört ist das Länge-Vielfalt-Verhältnis entlang der Franz. Str. Die Fassade ist zu monoton für die Länge. Da hilft auch das Muster oder die versetzten Fensterrahmen nichts. Und das Material ist irgendwie komisch. Hat was von Styropor.

  • Die Idee der welligen Kubatur um die lange Straßenfront der Fassade etwas aufzulockern fand ich damals gar nicht mal schlecht (der Anblick und die optische Wirkung der Kubatur auf paderwans Foto gefällt mir sogar ziemlich gut). Mit dieser Fassadengestaltung ist das aber komplett misslungen. Vor allem die durchgängige Fensterfront zieht das Gebäude optisch noch viel mehr in die Breite. Hier hätte dem Bau eine Auflockerung in Form von Unterbrechungen gut getan.


    Mein erster Gedanke bei der Fassade ist dann zugegebenermaßen aber auch "70er". Diese polygonalen Natursteinplatten sehen eher aus wie Dachpappe. Schade...

  • Ich finde das Gebäude jetzt auch nicht wirklich schlimm, bloß hätte es etwas kleiner ausfallen können. Außerdem sieht das Fassadenmaterial etwas günstig eingekauft aus. Wirkt wie billiges Styropor bzw. wie übrig gebliebene Reste vom Flachdach. Es würde mir besser gefallen, wenn es ähnlich edel wie das Bundespräsidialamt gestaltet worden wäre. ;)