Berliner Messe und ICC

  • Gunnar Schupelius über die Senatspläne das ICC unter Denkmalschutz zu stellen: Das ICC brauche neue Ideen und keinen Denkmalschutz. Dieser würde eine wirtschaftliche Nutzung schwierig machen.Deshalb müsse es entweder abgerissen oder so zum Umbau freigegeben werden.


    Artikel BZ

  • Wie nicht anders zu erwarten hätte ein EKZ negativen Einfluss auf den Einzelhandelsstandort City West und wird von den Politikern abgelehnt.
    Großflächiger Einzelhandel wäre jedoch die einzige wirtschaftlich tragfähige Option gewesen die die Beteiligung eines privaten Investors möglich gemacht hätte.
    Die Zukunft des ICCs ist weiterhin ungewiss.


    Artikel BZ
    Artikel Tagesspiegel


    In einer BZ-Kolumne plädiert Ex-Finanzsenator Ulrich Nußbaum dazu das ICC nicht vorschnell zu sanieren sondern solange einzumotten bis ein schlüssiges Konzept über eine künftige Nutzung vorläge.

  • Wie die Berliner Zeitung berichtet soll die Stadtentwicklungsverwaltung Bauplanungsunterlagen für eine Sanierung des ICCs erstellen und prüfen was eine Sanierung kosten würde. OB Müller hatte in den letzten Wochen vermehrt verlautbaren lassen, dass das ICC wieder für das Großkongressgeschäft flott gemacht werden müsse.


    Artikel Berliner Zeitung

  • Wie man im Berliner Blätterwald erfährt, hat der Senat jüngst eine Teilsanierung des ICCs beschlossen. Die Sanierung koste vrs. 500m€. Davon plane der Senat 200m€ ein. 300m€ könnten von privaten Investoren kommen. Es wird eine Mischnutzung aus Kongressgeschäft und anderen wirtschaftlichen Nutzungen wie bspw. einem Hotel angestrebt.
    Außerdem soll das ICC bis Ende 2015 unter Denkmalschutz gestellt werden. Darauf aufbauend wolle man Nutzungskonzepte und Baupläne erstellen.
    Sanierungsbeginn könnte 2018 sein. Man brauche jedoch eine seriöse Planung um nicht (wie bei Berliner Großprojekten üblich) Kosten- und Zeitrahmen zu sprengen.


    Hm, an sich eine gute Nachricht für's ICC, klingt aber alles noch sehr vage.


    Artikel Tagesspiegel
    Artikel rbb
    Artikel BZ
    Pressemitteilung Senat Berlin

  • Der Senat will also erst das Haus unter Denkmalschutz stellen und dann selbst bzw. mithilfe Privater die Sanierung angehen. Das soll max. 500 Millionen Euro kosten.


    Wiki schreibt, der Bau habe seinerzeit (inflationsbereinigt) über 1 Milliarde Euro gekostet. Der Senat will also zur Hälfte der Neukosten sanieren, und das unter selbst geschaffenen Bedingungen des Denkmalschutzstatus. Man muss kein Branchenkenner sein um zu wissen, dass dies unmöglich ist.

  • Denkmalschutz hin oder her, das ist ein tolles Gebäude, rein von den Funktionen her. Ein Freund modernistischer Architektur war ich zwar noch nie und entsprechend ist das ICC nicht gerade das, was ich als gemütlich bezeichnen würde. Aber ich war vor dessen Schließung dort mehfach auf Veranstaltungen und mich hat fasziniert, wie einerseits multifunktional dieses Gebäude auf jede Veranstaltung eingehen konnte und wie großzügig andererseits alles ist. Die vielfach bemängelten zahlreichen Verkehrsflächen im Inneren, die ja so böse-teuer und ganz dolle schlimm seien, die sind besonders toll. Man hat reichlich Raum, um sich mit einzelnen Gesprächspartnern etwas "zurück zu ziehen" aus einem Plenum von mehr Leuten, ohne deswegen gleich abgetrennte Räume aufsuchen und sich wirklich entfernen zu müssen, man geht einfach einige Schritte in einen ruhigeren Bereich und fertig. Dieser kommunikative Teil ist ja gerade das, warum sich Menschen überhaupt erst zu Kongressen treffen. Und genau den bedient das ICC wirklich kongenial.


    Und zu allen früheren Neubauplänen muss man daher sagen: zum Glück wurden diese nie verwirklicht; denn wenn Betreiber und Politiker jammern, wie "verschwenderisch" man damals baute bzgl. Verkehrsflächen usw., dann ist ja recht offensichtlich, was uns bei einem Neubau geblüht wäre. Ein auf Ökonomie durchgetrimmter Würfel, dem genau diese Atmossphäre der Kommunikation fehlt und deswegen auch garantiert nicht die Erfolgsgeschichte des ICC fortgeschrieben hätte, welches ja bis zum Tag der Schließung durchgehend ausgebucht war. Ich finde auch ehrlich gesagt etwas kleinkariert, wie wenig die Politik an dieser Stelle bereit ist zu erkennen, welchen Anziehungseffekt das ICC hat. Es bringt ausnahmsweise mal nicht nur kaufkraftschwache Studis und Lebenskünstler und Touris, die nur kurz bleiben um zu schauen und dabei das nötigste ausgeben, in die Stadt, sondern genau die Leute, die Berlin so extrem fehlen - bürgerliche Akademiker, Macher, Unternehmer, klassische Branchen die sich treffen, usw.


    Und natürlich fällt dann, wenn Berlin sich dabei positiv präsentiert, auch das ein oder andere dafür für die Stadt ab (klassischer Fall "Ich bin nächste Woche in Berlin auf Kongress X, machen Sie für mich doch bitte rundherum einige Gesprächstermine mit lokalen Geschäftspartnern aus" sagt Unternehmer Y und schon werden neue Geschäfte angebahnt und der Euro rollt an der Spree).


    Darum schlecken sich alle Städte in Süddeutschland nach Messe- und Kongresswesen die Finger, dort weiss man (offensichtlich!) wie lokale Wirtschaftsförderung gemacht wird. In Ulm oder Stuttgart oder München rechnet niemand knausrig gegen, wie teuer ein Kongress oder Messewesen doch sei. Man weiss, dass sich jeder Euro, den man da investiert, letztlich mehrfach bezahlt macht. Und wenn es nochmal 1 Mrd. € kostet!

  • ^^
    Sehe ich auch so. Die 200k€ für Schadstoffsanierung, zur Ertüchtigung der Kongressflächen sowie zur Vorbereitung der übrigen Flächen für eine künftige Nutzung dürften schon sehr knapp bemessen sein.
    Fraglich ist auch ob man im Großkongessgeschäft so schnell nach jahrelanger Abstinenz wieder an die alten Erfolge wird anknüpfen können. So sehr ich mir den Erhalt des ICCs wünsche befürchte ich, dass Berlin hier wieder ordentlich Geld verbraten wird.

  • ^ Gestern abend gab es ein kurzes Interview auf rbb/abendschau mit der Architektin des ICC, Ursulina Schüler-Witte, die sich doch sehr über die ausserordentliche Sanierungszeit von 7 Jahren wunderte wo sie und ihr Mann nur 3 Jahre zum Bau des ICC benötigt hätten.
    Das Problem ist, dass der Senat nur Gelder für die Sanierung des mittleren Teils inkl. der großen Säle bereitstellt. links und rechts aussen sollen andere richten. Auch ist immer noch von einem Hotelneubau anstelle des Parkhauses die Rede, das wäre rechts-aussen.

  • Der Tagesspiegel berichtete heute von einem Entwurf des Architekten Gisbert Dreyer, das ICC zu einem Terminal des BER umzufunktionieren. Eine unterirdische Bahntrasse soll die Passagiere zum Flughafen transportieren.


    Das umgestaltete ICC sieht auf den Renderings schonmal ziemlich vielversprechend und gelungen aus; gerade der Eingangsbereich mit der großen Glasfront. Das Gebäude ist eindeutig noch als ICC erkennbar, da die markantesten Elemente der Fassade in ihrer heutigen Form beibehalten werden, aber die Gesamterscheinung wirkt nicht mehr so schwerfällig und gedrungen, sondern offen, hell und fast schon leicht. Die maschenartige Dachkonstruktion trägt sicherlich auch zu diesem Eindruck bei. ^^ Auf den bisher zugegebenermaßen nicht zahlreichen Renderings fällt nur die hässliche Brücke über dem Messedamm aus dem Gesamtgefüge heraus, hier sind größere Glasflächen vonnöten, um an die Ästhetik des umgestalteten ICC anknüpfen zu können.


    Problematisch ist der Kostenpunkt (1,5M€), aber da der ICC ohnehin für eine geeignete Umnutzung saniert und die Kapazitäten des BER ausgebaut werden müssen, halte ich das für eine zumindest sehr interessante und erfrischend andersartige Lösung für gleich zwei Probleme auf einmal. Ob es billiger wäre, ein neues Terminalgebäude auf dem Areal des BER hinzupflanzen, kann ich nicht beurteilen.


    Um zu einem finalen Urteil gelangen zu können fehlen mir noch Informationen; ich würde gerne noch ein paar Renderings von der Seite und von der Innenarchitektur sehen, aber meine bisherigen Hoffnungen für die Zukunft des Gebäudes werden mit diesem Entwurf übertroffen. Ich würde mich nicht beschweren, wenn der Entwurf in dieser oder einer ähnlichen Form umgesetzt wird.

  • Der Entwurf sieht schonmal Spitze aus. Scheint wie gemacht für das ICC. Schade wär's natürlich um die Innenräume. Ob das ganze sinnvoll ist, kann ich nicht beurteilen. Es klingt etwas unlogisch, da das ICC im Norden der Stadt liegt, der BER aber im Süden. Bauzeit und Kostenrahmen klingen auch absolut unrealistisch, wenn man bedenkt, wie lange Entscheidungsprozesse für viel kleinere Projekte in Berlin dauern können und welche Probleme man schon mit einem einfachen Terminalgebäude hat. Naja, ich schätze hier geht's eh nur um PR.

  • Ich denke, es handelt sich hier um einen verspäteten Aprilscherz. Im Artikel ist die Rede von einer unterirdischen, elf Kilometern langen Schnellbahntrasse bis zum Flughafen BER. Und dieser Tunnel soll nur 1,5 Milliarden Euro kosten? Vielleicht sollte sich Herr Dreyer mal anschauen, wie teuer Tunnelprojekte so im allgemeinen sind. Da würde mir spontan die U5 einfallen. Mag sein, daß ein gedeckelter (d.h. nicht bergmännisch errichteter) Tunnel nicht 1:1 mit einer unterirdischen U-Bahn Linie vergleichbar ist. Dennoch: 11 km Tunnelstrecke für 1,5 Mrd. Euro, das scheint mir eine sportliche Kalkulation zu sein.


    Es macht wohl mehr Sinn, ein Problem direkt zu lösen, als um drei Ecken herum zu denken. Bevor man einen solchen 11 km langen Tunnel baut, kann man auch gleich die notwendige, bisher fehlende Verkehrswege-Infrastruktur um den BER herum bauen.

  • Achtung: Diese Diskussion läuft gerade in zwei Threads. Hier und beim Flughafen Berlin/Brandenburg. Vielleicht sollten wir uns einigen, an einer Stelle weiterzumachen?

  • Die 200k€ für Schadstoffsanierung, zur Ertüchtigung der Kongressflächen sowie zur Vorbereitung der übrigen Flächen für eine künftige Nutzung dürften schon sehr knapp bemessen sein.


    Wie nicht anders zu erwarten hat der Senat seine Kostenschätzung für die Sanierung korrigiert. Nach Inofrmationen des Tagesspiegel würden nun Kosten i.H.v. 290 TEURO veranschlagt. Bausenator Geisel fordert deshalb der Senat solle sich mit dem Thema neu befassen.
    Nichts desto trotz halte Geisel am bisher vorgesehenen Zeitplan (Sanierung in den Jahren 2018/2019) vorerst fest und er gehe davon aus, dass bis dahin das ICC als Notunterkunft für Flüchtlinge wieder leer gezogen sein werde.

  • Findet ihr nicht seltsam, dass seit Jahren die Kostenschätzungen für eine ICC Sanierung massiv über jeder Baukosteninflation in die Höhe schießen? Vor nicht einmal einem Jahr hieß es noch 200 "MEuro" (wenige Jahre davor standen 130 Mio. im Raum), jetzt sind es auf einmal 290 Mio.?!


    Fast könnte man den Verdacht haben, dass die Politik das ICC einfach abreißen möchte, was in der Bevölkerung unpopulär ist, aber von der Politik seit Jahren ständig neu vorgeschlagen wird, bis man gegenüber Bürgerprotesten dann wieder einknickt. Vielleicht, so die Überlegung, muss man einfach die Kosten für einen Erhalt des ICC nur hoch genug "schätzen", dass die Stimmung gegen das ICC dreht. Ist natürlich pure Spekulation meinerseits, für die ich keinerlei Belege habe. Jedoch könnte das die astronomischen Steigerungen bei Kostenschätzungen erklären.


    Oder gibt es einen sachlichen Grund, über den nur bisher nicht öffentlich berichtet wurde?


    Wobei das selbst für diese Baumasse nicht viel ist. Eine auf der Grünen Wiese neu gebaute 0815 Mall kostet mit diesem Baukörpervolumen den Investor mehr Geld und ist nicht ansatzweise solch ein markantes, erhaltenswertes Gebäude (mit einem Abriß zerstört man ja auch das Volksvermögen, was damals in den Bau des ICC gefloßen ist - zweifelhafte Sparpolitik). Zumal es - und das ist nicht selbstverständlich! - als Gebäude in seiner eigentlichen Funktion ein durchschlagender Erfolg war. Das ICC war immer gut ausgebucht und somit ein wichtiger Standortfaktor für Berlin, eine Stadt, die nicht unbedingt vor attraktiven Standortfaktoren strotzt (für Industrie und Gewerbe! Nicht jeder kann von "Kreativwirtschaft" oder Tourismus leben!).


    Der Wert eines florierenden Kongresswesens kann für eine Stadt gar nicht hoch genug eingeschätzt werden, es bringt Massen von "Entscheidern", "Wirtschaftsbossen", "Experten" usw. nach Berlin und in Berlin zusammen, auch mit Berlinern, "links und rechts" vom ICC. An der Bar nach dem Vortrag wurde da in Berlin schon so manches Millionengeschäft geschlossen, was vielleicht ohne diese persönlichen Begegnungen nie geschlossen worden wäre. Die als "Kostentreiber" mißverstandenen, großzügigen Verkehrsflächen innerhalb des Gebäudes, in denen man zahlreiche Gelegenheiten für ein Zusammentreffen, für Gespräche hat, auch einmal ein paar Schritte abseits, sind quasi ein Brutschrank für Netzwerker, für Geschäftsanbahnungen, für Gedankenaustausch. Für Dinge, die "Wirtschaft" ausmachen. Solche "get together" versucht man andernorts mit höchstem Aufwand zu inszenieren, bei Industriemessen und Jobbörsen. Zum ICC kamen die Leute "freiwillig" und zahlen sogar noch für die Nutzung des Gebäudes (man hat das Geld aber leider nicht wieder in das ICC gesteckt sondern es auf Verschleiß gefahren!).


    Ich wehre mich entschieden dagegen, das ICC als finanzielle Last darzustellen. Es wäre einfach eine Dummheit, das ICC aufzugeben, damit nicht nur ein tolles Gebäude, was einmal sehr viel Geld kostete, sondern auch die damit verbundenen Kapazitäten im Kongresswesen. Es gibt einfach keinen echten Ersatz für das ICC in Berlin. Und wenn man einen echten Ersatz bauen würde, dann würde das auch eine hohe, dreistellige Mio.-Summe kosten und wäre auch nicht für ein Trinkgeld zu bekommen. Also warum das Zaudern, lieber Senat?

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  • Ich hab mich mal etwas an die Fleißarbeit gemacht und zum Thema ICC Sanierung einige weitere relevante Details gefunden.


    So stimmt zB nicht, dass das ICC "asbestversucht" sei, wie die Lokalpresse häufig in ihren Berichten betont. Da werden wohl Erinnerungen an den PdR wach, den man quasi bis auf das Gerippe zurückbauen musste, um das Asbest loszuwerden. Nein, im ICC wurde bereits zum Brandschutz das teurere "Cafco" im großen Stil eingesetzt. Asbest nur punktuell, für eine Asbestsanierung braucht man also auch nur punktuelle Eingriffe und gerade kein Unterfangen wie seinerzeit beim PdR. V. a. weiss man auch ganz genau, wo das Asbest verbaut wurde!


    Die Bausubstanz selbst soll in einem ausgezeichneten Zustand sein, für dieses Alter gerade erstaunlich gut. Man macht hierfür auch den idealen Wetterschutz durch die futuristische Fassade mit "verantwortlich". Diese Fassade selbst muss nur in Segmenten demontiert und gereinigt werden und kann dann wieder angehängt werden und wird wie neu aussehen. In der Grundsubstanz steht das Gebäude Innen und Außen bestens da.


    Die Haustechnik muss nicht komplett erneuert werden. Große Kostentreiber wie Stromversorgung und Rohre für sanitäre Anlagen sind noch vollkommen in Ordnung, so müssen eben nur die Einbauten erneuert werden (neue Toiletten, neue elektrische Endgeräte und Bedienfelder etc), auch hier muss nicht an die Substanz des Gebäudes gegangen werden. In den 70ern baute man bereits längst mit Leer-Rohren für die späteren Elektroinstallationen, d. h. für neueste Bedürfnisse wie zB einer IT Verkabelung können vorhandene Kabelkanäle mitgenutzt werden. Die "hoffnungslos veralteteten" Einbauten können ausgetauscht werden, ohne dabei groß an die Substanz des Gebäudes gehen zu müssen (wenn ich meine alte "hoffnungslos veraltete" Röhrenglotze durch einen UHD Flachbildfernseher austausche muss ich ja auch keine großen Bauarbeiten durchführen sondern höchstens ein Ethernet-Kabel nachziehen, um die Smart TV Funktionen anständig ohne WLAN nutzen zu können, so in der Art sieht das im ICC auch aus).


    Im Großen und Ganzen hat man den Eindruck, dass das Gebäude selbst größtenteils noch vollkommen in Ordnung ist und sich vorwiegend ein gigantischer, jahrzehntelanger und flächendeckender Renovierungsstau aufgebaut hat. Zudem werden auf die Sanierungskosten auch all die Kosten aufgeschlagen, die bei jedem anderen Kongressneubau entstehen würden, für neue Bestuhlung, für neueste audiovisuelle Technik, usw. Die veröffentlichten Kostenschätzungen beinhalten also alles, um aus dem Renovierungsstau-ICC ein rundumerneuertes ICC zu machen, das sofort wieder voll für Kongresse genutzt werden kann. Das sind aber alles keine spezifischen "ICC Sanierungskosten", sondern "Sowieso-Kosten". Denn Berlin braucht in jedem Falle ein leistungsfähiges Kongresswesen, alles andere ist indiskutabel. Eine Kostenschätzung, die wirklich nur die Kosten benennt, die quasi "zusätzlich" durch den Erhalt des ICC entstehen, im Vergleich zu einem zweckmäßigen und sparsamen Neubau für das Kongresswesen, solch eine Kostenschätzung konnte ich nirgendwo finden. Das nährt meinen Verdacht, dass der ICC Erhalt am Ende gar nicht so teuer ist, im Sinne von Zusatzkosten, sonst wäre man doch mit solch einer "Munition" gegen das ICC längst an die Öffentlichkeit gegangen.


    Seit einem Jahr wird konkret geprüft das ICC unter Denkmalschutz zu stellen, die Chancen seien sehr gut, da das ICC - ironischerweise dank des Renovierungsstaus - ein sehr gut erhaltenes Zeugnis seiner Entstehungszeit ist. Da der Denkmalschutz an einer Weiternutzung interessiert ist und das Parkhaus vom Denkmalschutz ausgenommen werden soll - da ist zB ein Einbau eines Hotels denkbar - sei das kein Stolperstein für eine Weiternutzung des ICC. Umgekehrt gibt es, wenn das ICC einmal als Baudenkmal klassifiziert ist, umfangreiche Zuschüsse des Denkmalschutzes sowie Steuerersparnisse für die Betriebsgesellschaft, was die Finanzierung schon wieder ganz anders aussehen lassen würde (Denkmalerhaltskosten sind "Sowieso-Kosten").


    Im Grunde ist daher sogar - wieder ironischerweise - gut für das ICC, das sich die Debatte um dessen Weiternutzung so zieht. Die Zeit spielt da sehr in die Hände des ICC (Stichwort Denkmalschutz). Sobald der Bescheid über die Aufnahme in die Denkmalschutzliste ergangen ist wird es keinen Abriß mehr geben können (gelegentlich werden Gebäude wieder von der Liste genommen, aber keine solchen prominenten Gebäude und keine, die gerade erst in die Liste aufgenommen wurden).


    Schließlich zu den Baukosten: diese lagen in den 70ern bei knapp 1 Mrd. DM, was mit Einrechnung der Inflation seitdem locker 1:1 in €uro umgerechnet werden kann. Dieses Geld steckt weiterhin im Gebäude und sollte nicht "weggeschmissen" werden, weil man sich die Renovierung nicht leisten möchte. Es ist ein seltsames Verständnis von Sparsamkeit der öffentlichen Hand, die Zukunft eines Gebäudes, was eine Milliarde gekostet hat, in Frage zu stellen, weil man sich nach jahrzehntelanger Nutzung eine Renovierung für ca. 1/4 der ursprünglichen Baukosten nicht leisten will (ein ganz normaler Betrag). Nochmal: funktional ist das Gebäude ein Juwel, die Nutzer zeigten sich bis zuletzt begeistert von seiner Funktionalität und den Raumzuschnitten (auch wenn es die Betreiber ärgert, wie großzügig die Verkehrsflächen ausgelegt sind, die man zusätzlich saugen und beleuchten und beheizen muss, die eigentlichen "Kongresskunden" liebten das ICC gerade dafür und ein bischen sollte sich auch die öffentliche Hand danach orientieren, was die Kundschaft möchte).


    Das wäre so, als würde ein EFH-Besitzer sein Haus abreißen und ein neues bauen, weil er nach über 40 Jahren mal eine Grundrenovierung und Modernisierung der Haustechnik durchführen muss, was sich auch schnell auf 1/4 der ursprünglichen Baukosten summiert. Macht natürlich kein Mensch und hält sich dabei auch noch für sparsam, das ist ökonomischer Wahnsinn.

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  • Vielleicht läuft da von manchen eine Art Revanchestrategie ab: Ihr habt im Osten den PdR abgerissen, also lasst uns dafür auch das ICC abreißen. :lach:


    Nein im Ernst, das ICC sollte in jedem Fall erhalten bleiben. Anders als der PdR steht es nicht an einer historisch sensiblen Stelle und erfüllte bis zuletzt seinen Daseinszweck sehr gut. Und es ist ein Paradebauwerk seiner Zeit, als noch alles möglich schien und die alte Bundesrepublik trotz Ölpreisschock florierte.


    Übrigens hätte ich auch den PdR erhalten wollen, hätte er nicht dem Stadtschloss im Weg gestanden. Vor die Wahl gestellt dann doch lieber das Stadtschloss, wenn auch der PdR der beste Flachbau der DDR gewesen sein dürfte.

  • ^so abwegig ist das nicht. Ich habe schon damals sinngemäß nur "what the fuck" antworten können, als bei der PdR Abriß Debatte Leute auf einmal das ICC eingebracht haben, im Sinne von "wie du mir so ich dir", als ob mir das ICC irgendwie identitätsstifend wäre aber der PdR fremd, weil ich nicht aus Ostberlin bin. Der PdR war obsolet, es gab keine DDR Volkskammer mehr. Und bessere und neuere Veranstaltungsräume hatte das wiedervereinigte Berlin auch, als die Asbestsanierung abgeschossen war. Das Gebäude war in seiner Funktion obsolet und es dann nur aus Nostalgie auch noch zu rekonstruieren (es war ja nichts mehr übrig außer dem Rohbau), ja, das habe ich abgelehnt und damit war ich nicht alleine.


    Wäre es mit dem ICC genauso, dann würde ich mich da auch nicht so "reinsteigern". Aber ich weiss aus eigener Anschauung und aus zig Gesprächen, wie ungemein populär das ICC bis zuletzt immer war, es galt als eine Art Mekka des deutschen Kongresswesens. Wer einen Kongress veranstalten wollte, bei dem viele Teilnehmer kommen können, ohne dass Presswurst-Atmosphäre entsteht und sich die Teilnehmer in den Unterbrechungen separieren können, weil es sich auf den großzügigen Flächen gut "verläuft", der musste nach Berlin und ins ICC mit seinem Kongress. Es war stets gut gebucht und es war eher die Schwierigkeit alle Buchungwünsche unterzubringen.


    Diese Mischung aus riesigen Kapazitäten und dabei dennoch vielen Möglichkeiten zu persönlichen Begegnungen, diese funktionale Kombination ist in Deutschland einzigartig und würde ohne das ICC schlicht fehlen. Es ist funktional ein alles andere als obsoletes Gebäude, es hat seine Funktionalität mehr als unter Beweis gestellt. Und jedes Gebäude, was ein echter Ersatz ist, müsste ähnliche Dimensionen haben und wäre dann mit Sicherheit nicht billiger, als das ICC gleich zu erhalten. Somit wird entweder Geld verschwendet oder Berlin verliert ein Alleinstellungsmerkmal als Wirtschaftsstandort, von denen Berlin ja ansonsten nicht besonders reich gesegnet ist, jenseits von Tourismus und "Kreativ" (spöttisch könnte man sagen jenseits von Branchen die kaum was einbringen). Es brachte zigtausende Leute nach Berlin, die zwar gern mal privat, in der Freizeit, nach Berlin kamen, aber in ihrer beruflichen Funktion ansonsten oft nie nach Berlin gekommen wären. Und wenn man schonmal zum Kongress in der Stadt ist, dann macht man Termine links und rechts davon, macht spontane Bekanntschaften, wird mit neuen Kontakten bekannt gemacht.. so funktioniert "Wirtschaft". Es ist kaum bezifferbar, was das für ein Standortfaktor für den Wirtschafsstandort Berlin war!


    Und darum setz ich mich für das ICC ein. Es ist wichtig für Berlin. Und alles andere als obsolet. Wäre das beim PdR auch so gewesen, dann hätte ich mich dafür auch eingesetzt. Ob DDR Ursprung oder nicht. Das selbe erwarte ich von meinen Mitbürgern im Ostteil der Stadt. Das ist unser gemeinsames Kongresszentrum und wichtig für unsere gemeinsame Stadt.