Weltstadthaus
DEG Neubau (fertiggestellt)
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- Köln
- Maik66
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Die Bebauung ist natürlich ein anderes Thema, aber ich finde an Cäcilium und DEG Neubau kann man nicht wirklich viel aussetzen, beide Projekte entstehen auf ehemaligen Brachflächen
Irgendwann stand dort etwas - man hofft ja sogar, in einem der Fälle Überreste römischer Bauwerke zu finden.
In den Architekturzeitschriften feiert man immer wieder Entwürfe, die historische und neue Bausubstanz verbinden. Wenn die historische nicht vorhanden ist, spricht doch grundsätzlich nichts dagegen, die historischen Gebäudeteile gleich mit zu errichten. Hauptsache, man befolgt die bauhistorische Logik - in dieser Gegend wäre von der römischen Zeit über Mittelalter bis zur Neuzeit alles möglich.
Klar, völlig rekonstruierte Giebelhäuser würden nicht die geplante Fläche aufnehmen und wären auch zu teuer. Stellen wir uns aber z.B. vor, man gestaltet das Foyer wie ausgegrabene Teile einer römischen Therme - mit Glas kombiniert, wenn's sein muss. 1-2m hohe "Mauerreste" aus Stein oder alt wirkenden Backsteinen; Säulen, die unten "alte" und darüber "neue" Teile verbinden. Die Empfangsdame am Tisch in einer Apsis. Verrückt? Eher originell.
Das Problem ist, dass beide Gebäude rein gar nichts mit dem Ort verbindet - die könnten genausogut z.B. im Duisburger Innenhafen stehen (dort gibt es recht ähnliche). Das macht die Projekte seelenlos.
Oder noch ein Beispiel: Hat man am KölnTurm nicht Bilder historischer Häuser draufgeklebt? Immerhin ein Bezug zur Stadt - auf dem Gebiet der Altstadt wäre irgend etwas dieser Art noch mehr angebracht. Sogar wenn man wie entworfen bauen würde und im EG-Bereich mit Plastiken oder anderen großen Bildern zeigen würde, wie die Gegend mal aussah - schon das wäre etwas interessantes.
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Ich stimme ja absolut mit Dir überein wenn es darum geht, auch mal originelle Ansätze zu wagen statt überall 0815 Büroklone hochzuziehen, aber in diesem Fall (wie auch in einigen anderen) dreht es sich lediglich um Fundamentreste, die man erhält, aber leider kaum in die Gebäudestruktur integrieren kann. Was man in Köln Gott sei dank immer wieder macht und wodurch es schon das ein oder andere geheime Juwel zu bestaunen gibt, ist, die Reste zu erhalten und in tieferen Ebenen erlebbar zu machen. Ich gebe Dir mal den Tipp, fahr mal (mit dem Auto oder nur mit dem Aufzug) in die Tiefgarage des GerlingCarres am Friesenplatz, hier hat man auch alte Funde belassen und eine Art Schaufenster in die Vergangenheit mitten in der Tiefgarage erstellt.
Es ist eben schwierig, Reste von römischen oder mittelalterlichen Gebäuden bzw. Fundamenten (Problem: wenig aussagekräftig) in neue Gebäude zu integrieren, da sie einige Meter unter der heutigen Oberfläche liegen. Aber an einigen Orten (wie eben am Friesenplatz) gelingt es doch ganz gut.
Und mal ehrlich: wie oft scharen sich am Römerturm die Menschenmasen, um den fast vollständig erhaltenen Wachturm zu bestaunen? Eben, das Interesse an verstreuten Artefakten ist nicht so gross dass es die Stadtverwaltung legitimieren würde, jedem Bauherrn vorzuschreiben alte Funde integrieren zu müssen.
Aber wie gesagt: Ich sehe als Architekturfreund genauso wie Du dass es manchem Bauherrn an Fantasie (und Geld) mangelt, sich mal etwas originelles einfallen zu lassen. Aber dieses Problem gilt ja nicht nur für Köln (es gibt ja auch Positivbeispiele), sondern für jede Stadt.
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Es ist eben schwierig, Reste von römischen oder mittelalterlichen Gebäuden bzw. Fundamenten in neue Gebäude zu integrieren, da sie einige Meter unter der heutigen Oberfläche liegen.
Frei nach Jeff Goldblum im Jurassic Park II zitierend: Drücke ich mich unverständlich aus? Wenn man die benötigte zu integrierende alte Bausubstanz nicht hat, sehe ich keine Grundsatzprobleme damit, sie mit der neuen Bausubstanz neu zu erschaffen - Hauptsache, bauhistorisch möglichst plausibel. Diese Teile könnten ein paar Meter höher, nach links oder nach rechts von den Standorten liegen, wo es mal welche gab. Daher sähe ich z.B. nix schlimmes, würde man an den gegenwärtigen Baufluchten mittelalterliche Fassaden entstehen lassen (die gab es früher vielleich ein paar Meter weiter östlich an der schmaleren Gasse), mit dem Rest-Gebäude nach dem herkömmlichen billigen Glas-Beton-Prinzip kombinierend.
Ich kenne übrigens eine Stelle in der Londoner City, wo man in den 1950er Jahren Teile eines römischen Tempels entdeckte - die hat man einige Meter höher und auch einige Meter horizontal verfrachtet. Da man die Steine neu zusammensetzte, fände ich nix schlimmes daran, hätte man sie auch gleich hergestellt. Diese Tempel-Reste sind das Einzige, was die Reiseführer von der ansonsten eher öden Straße erwähnen. (Hier ist das, wenn ich mich nicht irre: Google Satellie Map, im dreieckigen Hof zwischen der Straße und den beiden Bürohäusern, links vom kleinen Parkplatz.)
Ich habe mir gestern auf der Durchreise 1,5 Stunden Kölle angetan - die besagte Gegend (gegenüber stehen ein Telekom-Hochhaus und eine Feuerwache) wirkt wirklich unendlich öde. Ein paar Schritte weiter Richtung St. Maria/Kapitol steht ein Bürohaus aus den 1920er/1930er Jahren (welche die Architekten aus Nostalgiegründen immer wieder nachzubauen versuchen): Roh, Fassade aus Backsteinen, abgerundete Ecke. Über dem Eingang befindet sich jedoch ein steinerner Kopf - und schon hat das Gebäude ein wenig Seele. Wenn man bei dem neu gebauten Gebäude sich an der Umgebung orientieren möchte (viel Glas wegen der Fassade von P&C - das ist aber die einzige Gemeinsamkeit), könnte man z.B. über dem Haupteingang ein Kunstwerk anbringen (natürlich nicht zwingend ein Kopf und nicht zwingend aus Stein). Das ginge sogar noch jetzt, wo die mit dem Rohbau praktisch fertig sind, was z.B. die Variante alte Fassaden vor dem Gebäude unmöglich macht.
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In den Architekturzeitschriften feiert man immer wieder Entwürfe, die historische und neue Bausubstanz verbinden. Wenn die historische nicht vorhanden ist, spricht doch grundsätzlich nichts dagegen, die historischen Gebäudeteile gleich mit zu errichten.
Historische Originalbausubstanz in einen zeitgemäßen Neubau zu integrieren ist eine Sache - Eine Kopie zu erschaffen, die weder eine echte Rekonstruktion noch Ausdruck freien baulichen Zeitgeistes darstellt, ist eine andere. So sehr ich auch dem alten Köln hinterher trauere: Die Vorstellung von Mittelalter-Fake-Fassaden entlang der Nord-Süd-Fahrt, hinter denen sich dann Standard-Bürokästen verstecken, hat für mich eher etwas Gespenstisches. Also ich lande da gedanklich schnell bei Themenbereichen in diversen Freizeitparks (Im Phantasialand gibt’s eine echt hübsche Chinatown).
Was den Neubau angeht: Viel mehr ist an diesem Kreuzungspunkt zweier Quasi-Stadtautobahnen wohl nicht drin. Der Verkehr rutscht durch, aber städtebaulich wurde hier nach dem Krieg so ziemlich alles verkorkst. Das gilt leider für den Großteil der südlichen Altstadt. Meine Hoffnungen richten sich daher nach wie vor auf den anstehenden Masterplan für Kölns Innenstadt, weil man mit diesem Instrument vielleicht endlich mal über den großen Tellerrand schaut anstatt weiterhin ziellos irgendwo Gebäude auszutauschen. -
Eine Kopie zu erschaffen, die weder eine echte Rekonstruktion noch Ausdruck freien baulichen Zeitgeistes darstellt, ist eine andere.
Der vorliegende Entwurf ist doch eine Kopie von Tausenden ganz ähnlichen 08/15 Gebäuden. Davor lese ich recht wenig Begeisterung, also dem Zeitgeist kann er kaum entsprechen.
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Zeitgeist ist aber eben nicht unbedingt das, was gefällt, sondern das, was vorherrscht. Und wenn da gerade bei Bürogebäuden oftmals diese kühl-gläserne Nüchternheit herauskommt, dann scheint dies eben der Zeitgeist zu sein. Offenbar zählt bei den meisten Investoren die günstige Funktionalität mehr als das Individuelle, was ich im Übrigen keinesfalls gut heißen will. Finde halt nur, dass schlichtes Kopieren von Vergangenem nicht die Lösung sein kann.
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Zeitgeist ist aber eben nicht unbedingt das, was gefällt, sondern das, was vorherrscht.
Wenn etwas dem Geist der Zeitgenossen nicht entspricht, welcher könnte noch überhaupt relevant sein?
Offenbar zählt bei den meisten Investoren die günstige Funktionalität mehr als das Individuelle
Die gleichen Grundrisse hinter interessanteren Fassaden wären doch ganz genauso funktionell. Wenn Individualität unwichtig sein sollte, wieso werden Namen wie Cäcilium usw. vergeben - statt einfach z.B. Bauobjekt 1733/2008?
Nachtrag: Hier wirbt ein Investor mit den Vorzügen der lebendigen Gegend und zeigt... alte Häuser. Es wird doch genau das gezeigt, was die Zielgruppe der Büromieter anspricht - und es sind nicht Bauten im Stil wie bei diesem Haus oder beim Nachbarbau (im Bau), sondern historische Häuser mit reichen Fassaden.
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Bewacher, Du vertrittst hier lediglich Deine Meinung, welche wiederum nur eine von vielen ist. Deine Signatur "Ornamentlosigkeit ist Verbrechen" legt diese Meinung ja ganz gut offen.
Dass Du behauptest, "die Zielgruppe der Büromieter" wünscht sich alte Häuser ist schlichtweg Unsinn, DEN Büromieter gibt es genausowenig, wie es DAS Bürohaus gibt.
Bisschen mehr Toleranz bitte für diejenigen die sich nicht nur auf Reko und Retro besinnen wollen, denn wenn Architektur nur aus Vergangenem bestehen oder eben jenes widerspiegeln soll, wäre doch alles etwas eintönig, oder?
Ich für meinen Teil mag Architektur, in erster Linie gute, dies beschränkt sich aber nicht nur auf eine Epoche (oder sei es auch nur das bauliche Zitieren dieser) sondern auf das ganze Spektrum. Schlechte Architektur gab es auch damals, und die wird es leider immer geben.
Dass Du gewisse Vorlieben hast sei ja unbestritten, ich gebe Dir hierzu aber mal ein Beispiel: In Köln hat man in den 30-50er Jahren (ausgenommen der Kriegszerstörung) eine ganze Anzahl alter und wertvoll ornamentierter Gebäude abgerissen oder verstümmelt, weil man sie damals als nicht schön empfunden hat. Würden wir heute mit dem kulturellen Erbe der Nachkriegszeit (Oper) genauso verfahren, dann ärgern sich unsere Kinder oder Enkel vielleicht genau wie wir heute, dass man die alte Oper nicht wieder aufgebaut bzw saniert hat. Hinzu kommt dass nicht jeder die finanziellen Mittel aufwenden will, ein bauliches Kunstwerk zu erschaffen, was bei allem Ärger über so manchen Mist aber auch irgendwo verständlich ist.
Zum Thema DEG oder auch Cäcilium: sicher sind die Gebäude keine Highlights, aber sie so zu verfluchen wie Du es tust ist auch nicht richtig, denn es hätte schlimmer kommen können und ich persönlich kann mich mit den beiden Gebäuden, auch im Bezug auf die Lage, gut anfreunden.
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denn wenn Architektur nur aus Vergangenem bestehen oder eben jenes widerspiegeln soll, wäre doch alles etwas eintönig, oder?
Wir reden hier über den Bereich der Altstadt (die etwas größer als einige Blöcke südlich von Dom ist), von der man instinktiv erwartet, dass sie alt ist bzw. wirkt. Wer sagt, dass genauso überall gebaut werden sollte?
Es gibt einige Untersuchungen wie zuletzt eine Anfang Januar in der Immobilien Zeitung veröffentlichte, die besagen, dass Städte mit historischen Altstädten als Standorte erfolgreicher als jene ohne sind. Es ist nicht meine Meinung, es sind Untersuchungen, die die vorherrschenden Zustände wiederspiegeln. Als Ingenieur löse ich eher pragmatisch Probleme nach dem verfügbaren Wissensstand statt das Wissen nicht zu mögen.
Vielleicht gibt es DEN Büromieter nicht, jede Werbung wird allerdings so gestaltet, dass sie die Zielgruppe möglichst optimal anspricht. Wenn die Lage/Umgebung der Bürobauten gezeigt wird, werden nie Klötze wie in Köln-Chorweiler oder eben... die jetzt an der Cäcilienstraße entstehenden dargestellt. Warum wohl?
Eine Lösung wäre übrigens auch, würden neue Stile entstehen, wie es jahrhundertelang so war - die durch individuelleres Wirken der Bauten ansprechender wirken würden. Auf Renaissance folgte Barock usw.; fast keine Epoche dauerte so lange wie diese stets wiederaufgewärmte Stillosigkeit.
Hier und da gibt es Versuche, z.B. Skulpturen auf den Dächern der geplanten Königshäuser in Düsseldorf - leider selten. Schier unverständlich wenn man bedenkt, wieviel die manchmal stattdessen verwendete extravagante Form zusätzlich kostet; für einen Bruchteil davon könnte man viel Fassadenkunst haben. Als Ingenieur (Bauwesen+Informatik) verstehe ich diese Verweigerung des pragmatischen Denkens nicht. -
KönighäuserKönigskinder (das ist das Thema der Figuren)Liegt die Herausforderung nicht gerade darin, etwas modernes zu bauen, das mit dem alten (zumal in der direkten Umgebung) korrespondiert?
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Liegt die Herausforderung nicht gerade darin etwas modernes zu bauen, das mit dem alten (zumal in der direkten Umgebung) korrespondiert?
Modern kann nicht ewig, noch nach 100 Jahren, völlig kahle Aussenwände bedeuten. Bereits die stark eingeschränkte Anzahl der Varianten verurteilt die Sache zum Scheitern.
BTW: Sogar mein Bürochaus in einem Gewerbegebiet wirkt aufwändiger: Die Fassaden mit breiten Fugen gegliedert, unter den Fenstern gibt es dunkelgrüne Platten, die mit Sprossen zusätzlich gegliedert werden - sogar dieser Billigbau würde klassischer und einer Altstadt angepasster wirken als vorliegender Entwurf.
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Bin gestern einmal um die Baustelle gelaufen...es bleibt von allen Seiten 0815!
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Noch ein Beispiel eines Bürogebäudes, welches mE viel besser zu einer Altstadt passt: "Haus ohne Augenbraunen" in Wien: Welch nobler Belag von zwei unteren Etagen, Wappen als Ornamente! Relativ kleine Fenster, geneigter Dach... (Ich bin gespannt, ob jemand dahinter kommt, wieso ich gerade ein Haus von A. Loos vorstelle
).
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Die Fassade wächst......
Fotos: RainerCGN
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Der Neubau gefällt mir sehr gut. Das ist meiner Meinung nach die richtige Architektur an einem solchen Ort. Großstädisch und elegant.
zu Bewacher: Historistische Ansätze finde ich am richtigen Ort auch denkbar. Aber bestimmt nicht dort. Für ein wenig mehr Romantik bietet sich z.B. eher der innere Altstadtbereich zwischen der existenten "Pseudo-Altstadt" und dem Geschäftsviertel an. -
Warum bestimmt nicht dort wenn es ebenfalls die Altstadt ist? (Die Stadtmauer gab es einst vieeel weiter südlich.) Siehe Neubau Gereonstraße 43-65 kaum mehr als 1000m in der Luftlinie entfernt - man schafft es, wenn man es nur will (und die Stimmen im Forum sind recht begeistert). An dieser Stelle hier bräuchte man vielleicht 1-2 Etagen mehr und man müsste sich nicht so sehr um die Kleinteiligkeit bemühen.
Auch wesentlich besser gelungen: Dominium Bankenviertel - selbst ohne des geretteten Fassadenteils um Klassen besser (und ja, großstädtischer wirkend - wie Bürobauten in London und nicht wie ein x-beliebiger Gewerbegebiet-Kasten) als dieses plumpe Ding da.
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Der Bauplatz an der stark befahrenen Nord-Süd-Fahrt, am östlichen Ende des Griechenviertels, liegt zwar mitten in der Altstadt (die in Köln ja sehr groß ist), dennoch ist die Umgegend durch die Nachkriegsplanungen so stark ihrer Persönlichkeit beraubt worden, dass sowohl das DEG-Gebäude, als auch das Caecilium Coeln, m. E. heute durchaus dort hinpassen können.
Das DEG-Gebäude, einst als "größtes Cabrio Kölns" angekündigt, ist für mich bis jetzt eine einzige Enttäuschung, sollte sich bis zur Fertigstellung die Bunker-Anmutung nicht ändern.
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Es gibt zwei mögliche Einstellungen im Leben: Man kann aufgeben oder auch nicht. Man kann theoretisch sagen da es eh wie ein Gewerbegebiet aussieht, spielt es bereits keine Rolle mehr - oder auch versuchen, ein Aussehen zu finden, welches genauso großstädtisch wirkt wie auch in eine Altstadt zumindest halbwegs passt (wie das Projekt im Bankenviertel).
Worte wie eine einzige Enttäuschung deuten darauf hin, dass man eigentlich lieber nicht aufgeben würde.
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@ Bewacher
Du und Deine Altstadt!
Selbst die Altstadt ist nicht alt, sondern auf alt getrimmt.
Aber das weißt Du bestimmt!