Berliner Stadtverkehr (Straße, Bus, Bahn, Wasserwege, Gebäude)

  • Und wenn sie von vornherein so genannt wurde, dann ist das was anderes, als wenn man sie umbenennt.


    Die Stadt und insbesondere das Nahverkehrsnetz ist aber nichts Statisches, sondern ein dynamischer Prozess. Was vor 100 Jahren mal richtig war muss es heute nicht mehr sein. Neue "Wahrzeichen" entstehen (bspw. FU Berlin), andere verschwinden (z.Bsp. S Betriebsbahnhof Schöneweide -> S Adlershof-Johannisthal). Zur besseren Orientierung oder Würdigung von besonderen Orten sind daher Umbenennungen im meinen Augen angebracht.


    Ebenso werden ja auch Straßen umbenannt.


    Umbenennungen nach Sponsoren wie U Otisstraße lehne ich ab.


    Im konkreten Fall U Thielplatz ist die alte Benennung sogar irreführend, weil es a) keinen Thielplatz gibt oder je gegeben hat und b) die namensähnliche Thielallee auch nicht am Bahnhof verläuft. Schon mehrfach habe ich Leute vergeblich die Thielallee am Bahnhofsumfeld suchen gesehen.

  • Ich halte die Kosten für künstlich hochgerechnet, ...
    Hier und da mal die Schilder und Personenführung generell zu überarbeiten und schlicht zu erneuern ist meiner Anschauung nach eine übliche Instandhaltungsaufgabe


    Ich kann zwar keine genaue Zahl nennen, jedoch werden es mit Sicherheit auch nicht nur "ein paar Tausend Euros für neue Schilder" sein, so wie du es annimmst. An solchen Umbenennungen hängt ein ganzer Rattenschwanz. Angefangen von Netzplänen (die tausendfach in der Stadt verteilt hängen) bis hin zu Software-Updates in EDV-Systemen (dazu zähle ich nicht nur Verkaufsautomaten o.ä.).
    Bzgl. deinen "Sowieso-Kosten" etc.: Jeder Betriebswirt (v.a. solche, die sich mit dem Internen Rechnungswesen beschäftigen) würde die Augen verdrehen, wenn er deine Ausführungen lesen würde.


    Allwissender Pumpernickel, erst mal tief Luft holen, kurz nachdenken, dann schreiben ;)

  • iudex non calculat, trotzdem hatte ich freiwillig Rechnungswesen sowie Investitionsrechnung gehört und halte diese Erbsenzählerei daher auch wohlbegründet für wesentlich weltfremder als meine "ist schon alles nicht so schlimm"-Beschwichtigung. ;)
    Zumal ein stramm indoktrinierter Kapitalist und Kostenfixierter alias BWLer ohnehin die Augen angesichts des Milliardengrabs ÖPNV verdrehen dürfte, wie ökonomisch gestimmte Neoliberale immer wieder gegen ÖPNV ätzen. Hat ja so gar nichts mit Wettbewerb, Kostendeckung usw. zu tun, was da gewirtschaftet wird.


    Nein, ernsthaft. ÖPNV ist doch, insb. in Berlin, ein Teil des Alltags und genauso wenig wie sich ein neu angelegter Radweg nicht irgendwie "rechnen" kann oder auch soll, so halte ich - weil ich die Situation rund um die FU kenne, die für Ortsfremde die per BVG an die FU wollen wirklich nicht mehr zeitgemäß ist - diese Veränderung schlicht für geboten und notwendig. Genauso wie den Ausbau von Radwegen, usw., ohne, dass sich das "rechnen" muss. Und die BVG ist dazu da, bekommt dafür auch genug Steuergeld zugeschossen, dem Bürger eine bestmögliche Dienstleistung zu erbringen und da gehört eben das Lotsen und die Beschilderung auch dazu. Sorry, wenn da der "Beförderungsfall" mal wieder den "reibungslosen Betriebsablauf" zu stören droht... ;)

  • Was hindert denn BVG und FU daran bei bestehendem Stationsname vor Ort den Weg zur FU durch bessere Beschilderung zu erläutern? Stellt es für einen Ortsfremden eine intellektuelle Übeforderung dar, sich zu merken, dass man zur FU an der Haltestelle Thielplatz aussteigt? Wers hinbekommen hat, die richtige Linie zu finden, der sollte das nun wirklich auch noch auf die Reihe kriegen.


  • Den Namen Thielplatz, den es ja nicht gibt und noch nie gab (Aus Wiki: "Der benachbarte Thielpark wurde bis etwa 1945 als ‚Thielplatz‘ bezeichnet.") im Ggs. zu Freie Universität als irreführend zu bezeichnen ist auch etwas unüberlegt. Der Artikel erwähnt es ja schon: die FU erstreckt entlang dreier U-Bahnhöfe. Dieser ist zwar der Mittlere, aber wenn man dort aussteigt steht man erst mal im - Thielpark, ehem. Thielplatz und nicht vor dem Hauptgebäude (gibts überhaupt eins???). Bis zu etwas, das mit der FU zu tun hat, muss man noch etwas laufen. Mit ihren ganzen Institut-Villachen könnte man auch gleich ganz Dahlem umbenennen.


    Und was unterscheidet den Sponsor Otis vom Sponsor FU? Außer, dass Otis für den neuen Namen vermutlich selber aufgekommen ist?


    Nein, das System ist in der Tat nicht statisch, es soll wachsen. Aber das erfordert keine Umbenennungen des Bestandes. Im Falle des Betriebsbahnhofs macht es Sinn, weil er nicht mehr da ist. Ist kein Muss, wie man an den ganzen Toren sieht, aber nachvollziehbar. Und es klingt auch nicht wirklich gut.


    Von der Umbenennung von Straßen halte ich auch nicht viel, weil sie nicht nach Bedeutung der Personen, sondern nach Quoten und geheuchelter polit. Korrektheit erfolgt.


    Saxonia
    Ganz genau.

  • Ich finde diese Umbennung auch etwas unpassend, nicht weil ich etwa grundsätzlich gegen Umbenennungen von Stationsnamen wäre, sondern weil sich die FU, wie schon erwähnt, über mehrere U-bhf erstreckt. Als ich damals dort studiert habe bin ich fast ausschließlich in Dahlem-Dorf ausgestiegen und niemals am Thielplatz. Außerdem müsste man dann fairerweise auch die Station Ernst-Reuter-Platz in "Technische Universität" und den Bhf Friedrichstraße in "Humboldt-Universität" umbenennen, was irgendwie absurd wäre. Wenn schon Umbenennungen, dann sollte man die Station in "Thielpark"umbenennen, da es den Thielplatz eben nicht mehr gibt. Also Aktualiserungen der Stationsnamen. So würde ich auch an anderen Stellen in der Stadt Umbenennungen durchaus befürworten: insbesondere die ganzen "Bahnhöfe" die nicht mehr existieren, finde ich irreführend, wie Görlitzer Bahnhof, Anhalter Bahnhof und insbesondere Nordbahnhof. Hier würde ich stattdessen für die Stationsbezeichnungen "Görlitzer Park" oder "Skarlitzer Straße", "Askanischer Platz" und "Invalidenstraße" plädieren. Auch beim Bahnhof Gesundbrunnen könnte ich mit einer Umbenennung in "Nordkreuz" leben, da der Bahnhof im Berliner S-Bahnsystem nunmal die Funktion des Nordkreuzes übernimmt.

  • ... werden demnächst... Marzahn-Hellersdorf (wenngleich das nicht gerade in einladender Name ist) in Kienberg/Gärten der Welt umbenannt.


    KS-Modus an: Es gibt keinen und gab nie einen Bahnhof Marzahn-Hellersdorf. Du meinst "Neue Grottkauer Straße", wobei der Name auch schon eine Umbenennung war. Zur Eröffnung hieß die Station "Heinz-Hoffmann-Straße".
    KS-Modus aus. ;)


    Ich bin nicht prinzipiell gegen Umbenennungen, nur sollten diese sparsam und nur bei guten Gründen durchgeführt werden. Sponsorennamen (Otisstraße) z. B. gehen für mich gar nicht, und diese Masche mit Museen oder Universitäten ist schlichtweg überflüssig.

  • Alles ich finde Naturkundemuseum wesentlich vernünftiger als Zinnowitzer Strasse, die kein Mensch kennt, der nicht gerade im Umkreis von 50 Meter wohnt.
    Das gleiche gilt für die Freie Universität.


    Solche Umbenennungen kommen alle paar Jahre mal vor und die sind meines Erachtens äusserst sinnvoll.


    Stadtmarketing gehört nun mal dazu und kann nicht schaden und es hilft jeden. Die Kosten sind für mich dafür gerechtfertigt.

  • @ Ben.
    Stimmt, da habe ich dann Unrecht, wenn der Thielpark früher auch als Thielplatz bezeichnet wurde. Wobei auch der explizite "Thielpark"-Artikel bei Wikipedia die Thielplatz-Bezeichnung nicht erwähnt. Die Bezeichnung Platz ist da aber auch ziemlich fehl am Platz^^, da die Grünanlage Thielpark nichts wirklich platzmäßiges besitzt. Bedeutendere Plätze sind stets auch Adressen wie Leipziger Platz, Alexanderplatz, ... Nach Thielplatz würde man vergeblich suchen.


    Generell sind solche Bahnhofs-Umbenennungen auch Prestigefragen, einen "eigenen" U-Bahnhof für die jeweilige Institution zu haben. Das wird der Hauptbeweggrund sein. Bei bedeutenden Institutionen sehe ich da auch kein Problem, warum das Licht unter den Scheffel stellen?



    Stadtmarketing gehört nun mal dazu und kann nicht schaden und es hilft jeden. Die Kosten sind für mich dafür gerechtfertigt.


    Meine volle Zustimmung.


    Wobei sich die Kosten durchaus im Rahmen halten. Die Städtpläne an den Haltestellen etc. werden sowieso stetig erneuert, da Änderungen bei Straßennamen, Buslinien etc. vorkommen. Auch die Fahrpläne werden häufig angepasst und entsprechend die Aushänge geändert.


    Anpassungen in der Software sollten ohne größeren Aufwand zu realisieren seien.


    Lediglich die Netzpläne müssen überall getauscht werden. Wenn nun mehrere Bahnhöfe gleichzeitig umbenannt werden, kostet eine zusätzliche Änderung also nichts extra.


    Übrig bleiben dann die Haltestellenschilder direkt am Bahnhof, welche zusätzliche Kosten verursachen.


  • Stadtmarketing gehört nun mal dazu und kann nicht schaden und es hilft jeden. Die Kosten sind für mich dafür gerechtfertigt.


    Also ich glaube kaum, dass die FU derartiges Marketing nötig hat. Die FU ist auch kein Museum, dass um Besucher buhlen muss, sondern eine Hochschule wo in der Regel Menschen hingehen, die dort arbeiten und oder studieren.


    Asonsten bin ich ganz und gar dagegen, in Stationsnamen ein Marketinginstrument zu sehen. Wenn ich an der Haltestelle Freie Universität aussteige und noch wer weiß wie weit laufen muss, dann verfehlt die Bezeichnung ihren Zweck.

  • Am Ende kann man fast jeden Bahnhof umbenennen, um auf eine naheliegenden Sehenswürdigkeit, Institution oder einen sonstigen POI aufmerksam zu machen. Ich halte es in den allermeisten Fällen für unnötig. Es überfordert nun wirklich niemanden, sich zu merken, dass man zum Besuch des Naturkundemuseums am U-Bf. Zinnowitzer Str. aussteigen muss. Es ist reines Marketing, mehr nicht.


    Ein paar Vorschläge:


    Theodor-Heuss-Platz -> Wühlmäuse (wäre sogar kürzer)
    Kurfürstenstraße -> Schwules Museum
    Südkreuz-> IKEA
    Hallesches Tor -> AGB
    Heerstraße -> Georg-Kolbe-Museum
    Mohrenstraße -> Mall of Berlin (oder wahlweise Führerbunker, für unseren britischen und US-Gäste)
    Ostbahnhof -> Berghain
    Amrumer Straße -> Beuth-Hochschule
    Hohenschönhausen -> Dildoking
    usw.

  • ^ So ein Quatsch. Es geht nicht um Marketing oder darum sich besser zu merken welche POI wo liegen und es geht auch nicht um die Touristen!
    Es geht einzig und allein um die stadthistorische und philosophische Frage wie wir leben wollen. Wenn sich eine Bedeutung eines Ortes auf vielen verschiedenen Ebenen ändert, dann wird eben auch die dortige Station umbenannt. Wie kann man Haltestellennamen ändern, so dass sie auf vielen Ebenen besser sind als die alten Namen?
    -Was klingt gut?
    -Welchen POI möchten wir in unser Bewusstsein rücken? IKEA wohl kaum.
    -Was möchten wir als Orientierungspunkt ausweisen?
    -Welchem Ort möchten wir die Ehre zuteilwerden lassen, eine eigene Station zu haben?
    -Was wird wohl noch lange Bestand haben?
    -Was ist für die Stadt sowohl historisch als auch in Zukunft für Bedeutung?
    Ein großer Aspekt ist auch die Schönheit des Namens.


    Die Änderung eines Haltstellennamens ist tatsächlich eine interessante moralische Angelegenheit. Die Initiatoren werden sich schon zu rechtfertigen wissen.

  • ^in der Tat ist die Sache einfacher, als sie hier polemisch aufgebauscht wird. Orte öffentlicher Bedeutung können und sollen durch politische Einzelbeschlüsse benannt werden um sie aus der Stadtstruktur hervorzuheben - das ist ja nicht dem Gutdünken des Stadtmarketings ausgeliefert, sondern wird ähnlich wie zB die Umbenennung von Straßen politisch am Einzelfall entschieden. Sollte beispielsweise die AGB zur Landeszentralbibliothek ausgebaut werden, dann wäre ich auch eindeutig für eine Umbenennung von Hallesches Tor in Landesbibliothek (und eine verbesserte Wegeführung von der U-Bahn zur Bibliothek).
    Ebenso wie ich "Freie Universität" statt "Thielplatz" gut und richtig finde.


    Öffentliche, wichtige Einrichtungen sind Orientierungspunkte im Stadtgefüge und das Netz wird nicht benannt, damit es die Betreiber möglichst unkomplitziert haben, dann wären die Stationen einfach gleich nach einem alphanummerischen Schema zu benennen, sondern die "sprechenden Bezeichnungen" haben die Stationen schon immer einzig und allein für normale Bürger und Fahrgäste und Besucher, zur Orientierung. Und wenn man in andere Städte schaut wird da auch nicht so ein Aufhebens gemacht, daher auch meine - wie ich denke nachvollziehbare - Vermutung, dass die Kosten hier künstlich hoch gerechnet werden, weil man das -wie ja auch hier der Forentenor ist - als eher lästig betrachtet und keine "Nachahmer" möchte. Nach dem guten, alten berliner Motto "...da könnte ja jeder kommen" bloß keine Flexibilität in Abläufen und Organisation.

  • ^Stationsnamen, die nach Straßen, Institutionen und Plätzen benannt sind, machen eben aber auch nur dann Sinn, wenn diese Orte tatsächlich auch (noch) existieren. Ansonsten sind sie irreführend. Eine Stadt ist nun mal kein statischer Zustand, sondern verändert sich im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte. Deshalb sind Umbenennungen im Sinne von Aktualisierungen durchaus sinnvoll. Die Tatsache, dass man die Station Thielplatz umbenennt, wenn dieser Thielplatz eben nicht mehr existiert, ist doch nur logisch. Ich würde zwar für eine Umbenennung in Thielpark plädieren, aber es ist verständlich, dass die FU den Wunsch nach ihrer "eigenen" Station einbringt, auch wenn ich das etwas unpassend finde. Und weder der Nordbahnhof, der Görlitzer Bahnhof noch der Anhalter Bahnhof existieren noch, weshalb dort Umbenennungen sinnvoll wären. Wieso wird da nichts getan? Umbenennungen aus Marketinggründen finde ich hingegen sinnlos.


    insbesondere die ganzen "Bahnhöfe" die nicht mehr existieren, finde ich irreführend, wie Görlitzer Bahnhof, Anhalter Bahnhof und insbesondere Nordbahnhof. Hier würde ich stattdessen für die Stationsbezeichnungen "Görlitzer Park" oder "Skarlitzer Straße", "Askanischer Platz" und "Invalidenstraße" plädieren.

  • ^ Deinem ersten Satz kann ich überhaupt nicht zustimmen. Gerade die U-Bahnhöfe, die an ehemalige Kopfbahnhöfe erinnern, finde ich aus genau dem Grund sehr gut. Ebenso wie die U-Bahnhöfe, die nach nicht mehr vorhandenen Stadttoren benannt sind. (Hallesches, Kottbusser, Oranienburger, Schlesisches Tor usw.)
    Diese Namen sind zum einen historisch entstanden und zum anderen helfen sie heute, an diese verschwundenen Bauwerke zu erinnern. Und falls jemand sich fragt, warum die Station so heißt, kann er dies recherchieren und lernt dazu.


    Der U-Bahnhof Gleisdreieck liegt längst nicht mehr an einem Gleisdreieck, soll man ihn nun in Gleiskreuz umbenennen?

    Einmal editiert, zuletzt von Backstein ()

  • Ich plädiere schon seit Jahren den unsinnigen Begriff 'Rosenthaler Platz' wieder zurück in 'Rosenthaler Tor' zu bennen, denn dort gibt es absolut keinen Platz, außer der Kreuzung, aber es gab dort mal das Stadttor, welches diesen Namen trug und in Anlehnung der anderen "Tor"-Bezeichnungen wäre das auch sinnvoll. Gerade diese "Tor"-Bezeichnungen sind ein wichtige historische Reminiszens wie sie es auch z. B. in München gibt.

  • ^der Vergleich hinkt. Diese Tore waren in Berlin keine mittelalterlichen Festungsanlagen sondern lediglich Zollstationen im 19. Jahrhundert. Jenseits davon endete entsprechend auch Berlin, sie markierten die Grenze der bürgerlichen Stadt. Über diese Grenzen ist Berlin längst wieder hinausgewachsen, Festungsanlagen waren es auch nie und ob man Zollstationen jetzt unbedingt in Form von ÖPNV Halten "gedenken" muss, ich weiss nicht.


    Aber es geht hier ja nicht um eine Grundsatzdiskussion wieder irgend ein sklavisches Prinzip aus dem Hut zu zaubern, nach dem dann zack-zack zu verfahren ist. Sondern einfach darum einzelne Umbenennungen hier und da nicht prinzipiell zu verteufeln. Der erste Austauschstudent aus dem Ausland an der FU, für den die Orientierung in der BVG am Anfang schon schwer genug ist, der nach der Umbenennung mit Erleichterung gleich seine neue Lernstätte findet, wird es den Machern dieser Änderung danken und die Anderen sollen nörgeln soviel sie wollen, meine ich.

  • Klar, Städte verändern sich. Darum sollten sich Haltestellennamen anpassen. Aber das ist nur eine Ebene. Stationen wie Schlesisches Tor, die nach nicht mehr existierenden Toren benannt sind, werden trotzdem nicht geändert und das finde ich auch gut so. Auch wenn sie auf der Ebene der Vergänglichkeit in einer sich wandelnden Stadt dringend ausgetauscht werden müssten, sind sie auf den Ebenen der Wiedererkennbarkeit, Authentizität und Schönheit ganz weit oben. Schlesisches Tor, Hallesches Tor etc. sind in ihrem Ort so stark verwurzelt, dass sie schon deshalb nicht ersetzbar sind.

  • ^ Deinem ersten Satz kann ich überhaupt nicht zustimmen. Gerade die U-Bahnhöfe, die an ehemalige Kopfbahnhöfe erinnern, finde ich aus genau dem Grund sehr gut. Ebenso wie die U-Bahnhöfe, die nach nicht mehr vorhandenen Stadttoren benannt sind. (Hallesches, Kottbusser, Oranienburger, Schlesisches Tor usw.)
    Diese Namen sind zum einen historisch entstanden und zum anderen helfen sie heute, an diese verschwundenen Bauwerke zu erinnern. Und falls jemand sich fragt, warum die Station so heißt, kann er dies recherchieren und lernt dazu.


    Der U-Bahnhof Gleisdreieck liegt längst nicht mehr an einem Gleisdreieck, soll man ihn nun in Gleiskreuz umbenennen?


    Die Tore sind, meinem Empfinden nach, nur bedingt mit den Bahnhöfen vergleichbar. Unter Kottbusser Tor z.B.versteht man heute eher eine Ortsbezeichnung, hier wird das Wort Tor eher als Synonym zu den Wörtern "Platz" oder "Straße" verwendet. Ähnlich ist das auch bei den anderen Toren. Es gibt ja auch Orte, wie Frankfurter Tor oder Marienfelder Tor, die nicht an den Stellen der historischen Stadttorgebäude liegen, aber dennoch eine Art Eingangsfunktion darstellen. Sowie es eben auch Straßen gibt, die nicht zwangsläufig auf das Wort "Straße" enden müssen, Wie Kurfürstendamm, oder Unter den Linden, dennoch handelt es sich dabei um Straßen. Ein Tor kann, muss aber nicht zwangsläufig ein Gebäude sein (wie z.B. auch bei Wortwendungen wie "Das Tor zur Welt" o.ä.) , sondern ist ein Eingang, hier ein Eingang zur historischen Stadt Berlin (im Grunde kann man auch einfach eine Lücke in einem Zaun als Tor bezeichnen, also eben gerade kein Gebäude, sondern ein Durchgang zwischen Gebäuden). Also macht es auch weiterhin Sinn, Plätze oder Orte (insbesondere wenn sie eine Art Eingangsfunktion erfüllen) mit dem Wort "Tor" zu bezeichnen. Bahnhöfe sind aber viel eindeutiger Gebäuden zugeordnet und weniger Ortsbezeichnungen, und nach den Bahnhöfen sucht man an den besagten Orten vergeblich - außer natürlich die jeweiligen U- bzw. S-Bahnhöfe, aber man spricht ja vom "U-Bahnhof Görlitzer Bahnhof" und nicht vom "Görlitzer U-Bahnhof" bzw. "S-Bahnhof Nordbahnhof" und nicht vom "Nord-S-Bahnhof", wodurch deutlich wird, dass sich das Wort "Bahnhof" hier eben nicht auf den jeweiligen U- bzw. S-Bhf bezieht. Hier geht's nicht um die Bahnhöfe an sich, sondern um nicht mehr existierende Institutionen im allgemeninen - sollte es evtl. irgendwann die Deutsche Oper, den Zoologischen Garten oder das Olympiastadion (aus welchen Gründen auch immer) nicht mehr geben, wäre auch dort eine Umbenennung der jeweiligen Stationen sinnvoll, meiner Meinung nach.

    6 Mal editiert, zuletzt von mescha ()

  • Gerade was die Bezeichnung der Stationen mit ehemaligen Bahnhöfen betrifft (aber allgemein sowieso) spiegeln diese einen bedeutsamen Teil unserer Geschichte wieder.
    Im Zuge der Industrialisierung waren dies die mit bedeutensten Orte unserer Städte.
    Es ist schon schlimm genug mit welcher Intension man diese imposanten Gebäude aus dem berliner Stadtbild hinweggesprengt hat.
    Ich finde es kulturhistorisch wichtig nun nicht auch noch diese Orte aus dem Bewußtsein durch Umbenennungen zu tilgen.


    Wenn man mit den Benennungen ein rein praktisches Ziel verfolgen wollte könnte man gleich dem amerikanischen Vorbild folgen und alles sauber durchnummerieren.



    Gruß, Jockel