.. ^ Gratulation für soviel Fantasie und Idealismus! Nein im Ernst. So hab' ich auch oft gedacht hier im Forum. Doch manchmal machen einem 1-5 Widrigkeiten einen Strich durch die schöne Vorstellung. Seinerzeit hatte ich vorgeschlagen die sehr breite Potsdamer Strasse im Bereich des KF tieferzulegen in einer art Trog, sodass sie zumindest nicht ebenerdig stört. Man hätte sie dann mit allerlei Grün und loggienähnlichen Überdachungen einfach aus dem Blickfeld und es würde zumindest optisch eine Art Forum erlebbar. Wie mir dann leider sehr eindringlich erläutert wurde ginge das überhaupt nicht wegen dem schwierigen Untergrund und überhaupt sei das eine Bundesstraße, für Bundesstraßen ist der Bund zuständig nicht Berlin, und es gibt Gestaltungssatzungen. Und überhaupt der Fern- und Schwerlastverkehr wo soll der denn hin?. Tja.... Aber ich wollte jetzt nicht den Spielverderber geben.
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Wenn man so will aus dem ganzen Areal eine lichte Erweiterung des Tiergarten machen.
Eine lichte Erweiterung des Tiergartens hätte ein "Verfließen" ("Verfransen") zwischen Grünfläche und Bebauung zur Folge. Dabei handelt es sich um ein Konzept, das in Hochhaussiedlungen und aufgelockerten Großsiedlungen der Nachkriegszeit häufig realisiert worden ist. Das Ergebnis war die Entstehung von sozialen Brennpunkten mit niedriger sozialer Kontrolle und hoher Kriminalitätsrate. Würde man die Idee einer lichten Erweiterung des Tiergarten wirklich umsetzen, würde sich das Kulturforum zu einem Un-Ort entwickeln, den man nach Anbruch der Dunkelheit besser nicht besuchen sollte. Nach all den schlechten Erfahrungen, die man mit diesem "Verfließen" zwischen Grünfläche und Bebauung gemacht hat, kann man kaum glauben, dass manche Leute ernsthaft die Wiederbelebung dieses Konzeptes fordern. Ist es Gedankenlosigkeit oder Unwissen?
Die besser Alternative besteht darin, wenn der Stadtraum am südlichen Rand des Tiergartens durch eine klare Abgrenzung zwischen Parkfläche und Bebauung definiert wird. Hierzu ist es notwendig, dass die Bebauung südlich der Tiergartenstraße ein klare bauliche Kante ausbildet.
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Eine lichte Erweiterung des Tiergartens hätte ein "Verfließen" ("Verfransen") zwischen Grünfläche und Bebauung zur Folge. Dabei handelt es sich um ein Konzept, das in Hochhaussiedlungen und aufgelockerten Großsiedlungen der Nachkriegszeit häufig realisiert worden ist. Das Ergebnis war die Entstehung von sozialen Brennpunkten mit niedriger sozialer Kontrolle und hoher Kriminalitätsrate. Würde man die Idee einer lichten Erweiterung des Tiergarten wirklich umsetzen, würde sich das Kulturforum zu einem Un-Ort entwickeln, den man nach Anbruch der Dunkelheit besser nicht besuchen sollte. Nach all den schlechten Erfahrungen, die man mit diesem "Verfließen" zwischen Grünfläche und Bebauung gemacht hat, kann man kaum glauben, dass manche Leute ernsthaft die Wiederbelebung dieses Konzeptes fordern. Ist es Gedankenlosigkeit oder Unwissen?
(Mods: bitte Zitat stehenlassen, sonst kommt die Editier-Fee)
Versuchst du grade allen Ernstes, einen Kausalzusammenhang zwischen dem Anteil von Grünflächen zwischen Gebäuden und der Entstehung von sozialen Brennpunkten und Kriminalität zu konstruieren? Interessante Sichtweise, höre ich zum ersten Mal und finde sie ehrlich gesagt nicht mal ansatzweise überzeugend. Die Grünflächen zwischen Gebäuden in den von dir genannten Großwohnsiedlungen sind aufgrund der Masse und Höhe der Bebauung notwendig, um die Viertel lebenswert zu halten. Die Entstehung von sozialen Brennpunkten ergibt sich im Allgemeinen aus Einkommensarmut bzw. Arbeitslosigkeit, Ghettoisierung, Integrationsdefizite und Vernachlässigung. Weniger aus der Anzahl von Bäumen und Büschen.
Letztendlich steckt hinter deinem kreativen Konstrukt doch die Befürchtung, dass bei einem (leider ziemlich unrealistischen) parkähnlichen Ausbau der Freiflächen des Kulturforums "dunklen Ecken" entstehen könnten, wo dann eventuell auch mal böse Buben ihr Unwesen treiben könnten. Die Angst teile ich nicht, da die Fläche (1) recht überschaubar ist und mit dem neuen Museum relativ eng bebaut sein wird, man dem (2) gestalterisch entgegentreten könnte (Stichwort "lichte Erweiterung") und der Ort (3) von der Lage und den Institutionen wenig attraktiv für solches Klientel erscheint. Vielmehr würde ich "befürchten", dass dort weintrinkende Besucher von Konzerten, Freiluftkino und Museumsveranstaltungen "rumlungern".
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Versuchst du grade allen Ernstes, einen Kausalzusammenhang zwischen dem Anteil von Grünflächen zwischen Gebäuden und der Entstehung von sozialen Brennpunkten und Kriminalität zu konstruieren? Interessante Sichtweise, höre ich zum ersten Mal und finde sie ehrlich gesagt nicht mal ansatzweise überzeugend.
Du hörst das zum ersten Mal, weil du vermutlich - im Gegensatz zu mir - kein studierter Stadtplaner bist. Zudem kommt es nicht auf den Anteil von Grünflächen an, sondern auf die Art und Weise, wie diese Grünflächen im städtischen Raum gesetzt werden.
Und es ist nicht mein "kreatives Konstrukt" (wie du es bezeichnest), sondern ein Inhalt, der mir in meinem Studium der Stadtplanung von Hochschulprofessuren beigebracht worden ist. In Bezug auf dieses Thema durfte ich mich intensiv mit dem Rintheimer Feld in Karlsruhe befassen. Dabei handelt es sich um eine Großwohnsiedlung mit 22 vier- und fünf geschossigen Zeilenbauten aus den Jahren 1953-1956 sowie 10 neun- bis siebzehngeschossigen Hochhäusern aus den Jahren 1972-1974. Als Beispiele für das "Verfließen" zwischen Grünfläche und Bebauung könnte man auch genauso gut das Berliner Hansaviertel nennen, das sich ja nicht weit entfernt vom Kulturforum, am Nordrand des Tiergartens befindet.
Was die Vermeidung von sozialen Brennpunkten angeht, kommt es immer darauf an, mit Bündeln von Maßnahmen ganzheitliche Probleme zu lösen. Die von dir genannten Probleme (Einkommensarmut, Ghettoisierung, Integrationsdefizite) sind natürlich stichhaltig, aber eben keine abschließende Problemaufzählung. Neben diesen Themen kommt es eben auch ganz entscheidend auf die Gestaltung des Umfeldes an. Daher hat man im Karlsruher Beispiel mit Mitteln der Städtebauförderung viel Geld in die Aufwertung der umliegenden Frei- und Grünflächen gesteckt, um dunkle Ecken, "wo dann eventuell auch mal böse Buben ihr Unwesen treiben" zu beseitigen. Also, bitte erzähle mir nicht, dass es nur meine persönliche Auffassung ist.
und der Ort (3) von der Lage und den Institutionen wenig attraktiv für solches Klientel erscheint. Vielmehr würde ich "befürchten", dass dort weintrinkende Besucher von Konzerten, Freiluftkino und Museumsveranstaltungen "rumlungern".
Mit Ausnahme des Museums der Moderne sind alle anderen Institutionen (wie z.B. Philharmonie, die Gemäldegalerie, Kuperstichkabinett usw.) seit vielen Jahren fertig gebaut. Nach deiner Argumentation müsste man annehmen, dass die "weintrinkende(n) Besucher von Konzerten, Freiluftkino und Museumsveranstaltungen" seit vielen Jahren in den warmen Sommermonaten das Kulturforum bevölkern. Die Realität ist, dass sich tagsüber ein paar Skater vor der Gemäldegalerie und an der Neuen Nationalgalerie verirren. Und das war's dann aber auch schon. Das Kulturforum ist abends - leider - ein toter Ort ohne Aufenthaltsqualität.
Damit hier keine falschen Schlüsse gezogen werden:
Ich hätte nichts dagegen, wenn das Kulturforum von den weintrinkenden Besuchern angenommen wird und sich dort ein stimmungsvolles Ambiente entwickelt. Eine solche Entwicklung wäre wünschenswert. Und als Weinliebhaber setze ich mich gerne dazu. Aber deine Beschreibung wird einer frommer Wunsch bleiben, der sich nicht erfüllen wird.
So sehr ich Herzog und de Meuron schätze, aber dieser Museumsneubau wird wie eine funktionale Messehalle aussehen. Und das Kulturforum sieht ja ohnehin schon aus wie eine funktionale Ansammlung von zweckgebundenen Messehallen. Interessanterweise haben einige Messehallen im Frankfurter Messeviertel mehr architektonische Qualität zu bieten als dieser Berliner Museumsneubau.
Was die Abgrenzung zwischen Tiergartenstraße und Kulturforum angeht: Südlich der Tiergartenstraße benötigt diese Stadt ein klare bauliche Kante (sprich: Blockrand). Das "Hineinziehen" des Tiergartens in das Kulturforum wäre die Weiterführung einer städtebaulichen Utopie, die seit Jahrzehnten gescheitert ist.
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Und es ist nicht mein "kreatives Konstrukt" (wie du es bezeichnest), sondern ein Inhalt, der mir in meinem Studium der Stadtplanung von Hochschulprofessuren beigebracht worden ist.
Dein "kreatives Konstrukt" ist, dass du behauptest, dass eine parkähnliche Gestaltung der Zwischenräume im Kulturforum ("lichte Erweiterung des Tiergartens") zwangsläufig zur Entstehung eines "Un-Ortes" führt, weil man in den Großwohnsiedlungen der Nachkriegszeit eine ähnliche Grünflächenstruktur vorfindet und sich diese Siedlungen oft zu sozialen Brennpunkten entwickelt haben. Nicht nur das. In deinem anfänglichen Kommentar stellst du Kriminalität und sozialen Brennpunkte in Großwohnsiedlungen sogar als Ergebnis der Grünflächenstruktur dar. Schon das ist ein eklatanter Fehlschluss, da reden wir noch gar nicht von der von dir behaupteten allgemeingültigen Übertragbarkeit auf andere Orte.
Wenn du behauptest, dass dir das so an einer Universität beigebracht wurde, dann glaube ich dir nicht.
Nach deiner Argumention müssten die "weintrinkende(n) Besucher von Konzerten, Freiluftkino und Museumsveranstaltungen" dort seit vielen Jahren in den warmen Sommermonaten das Kulturforum bevölkern.
Nee, wie denn auch, wenn dort eine Bundesstraße, Parkplätze und Steinwüste ist? Das von mir gezeichnete Szenario bezieht sich offensichtlich auf den Fall, über den wir die ganze Zeit reden: Die "lichte Erweiterung des Tiergartens" auf dem Areal des Kulturforums.
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In deinem anfänglichen Kommentar stellst du Kriminalität und sozialen Brennpunkte in Großwohnsiedlungen sogar als Ergebnis der Grünflächenstruktur dar.
Ja, das ist tatsächlich korrekt! Die Grünflächenstruktur ist ein wichtiger Faktor in Bezug auf Kriminalität und soziale Brennpunkte. Aber es ist natürlich nicht der einzige Faktor. Deswegen habe ich auch geschrieben, dass die Frei- und Grünflächengestaltung nicht der einzige, sondern einer von mehreren relevanten Punkten ist. Vielleicht sollte man nicht von Grünflächenstruktur, sondern eher von der Struktur der Außenflächen sprechen. Übrigens: ich habe auch geschrieben, dass die Behebung städtebaulicher Defizite nicht nur durch die Aufwertung von Außenflächen geschieht, sondern durch die Umsetzung ganzer Maßnahmebündel. Es geht um Ganzheitlichkeit.
In einer menschenleeren Straße in einem Altstadtkern mit dichter Bebauung haben viele Menschen ein höheres Sicherheitsempfinden als in einer menschenleeren Straße einer lichten Erweiterung eines Stadtparks in bebautes Gebiet. Auch das ist ein Inhalt, den ich in einer Veranstaltung zur Gestaltung von Straßenräumen während des Studiums mitbekommen habe. Eine Statistik dazu habe ich allerdings nicht zur Hand. Und ich werde mir jetzt auch nicht die Mühe machen, nach einer solchen Statistik zu recherchieren. Ich zwinge dich nicht, diese Auffassung zu teilen.
Will sagen: Das Kulturforum braucht keine lichte Erweiterung des Tiergartens. Grün-und Freiflächen gibt es bereits genug im benachbarten Tiergarten. Stattdessen braucht das Kulturforum Blockrand mit Weltklasse-Architektur. Herzog und de Meuron orientieren sich ja beim Museumsneubau am Blockrand. Ob es allerdings Weltklasse wird, wird sich zeigen.
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Selbst die Befürworter des Kulturforums müssen also zugeben, dass der Ort nicht funktioniert und lediglich für West-Berliner (hello Boomer!) nostalgischen Wert besitzt.
Da kann ich dich beruhigen. Ich bin weder Westberliner noch Silberschopf. Ich behaupte auch nicht, daß das Kulturforum nicht funktioniere. Deine Argumentation entbehrt also jeglicher Grundlage.
Wie kommst du eigentlich darauf, daß das Kulturforum nur für Westberliner einen nostalgischen Wert habe? Deine Phantasietätigkeit zeigt mir, daß dir eher nicht an einem neutralen, fairen Blick gelegen ist.
Das Kulturforum sieht einfach geil aus. Die Philharmonie ist wirklich gelungen und ein Unikum. Man muß das ganze Gebiet einfach abrunden, hier und da etwas verbessern, dann läuft die Sache schon. Eine vertane Chance ist meines Erachtens die Aufwertung der Staatsbibliothek durch eine Einbindung, Inklusion ins neue Stadtquartier Potsdamer Platz. Was wäre das für eine Wirkung, wenn die Alte Potsdamer Straße "ungehindert" auf die Staatsbibliothek zuliefe und man dort dann einen Platz hätte, der die Stabi respektiert und wertschätzt? Das hätte auch dem Potsdamer Platz gutgetan. Stichwort Integration.
Es liegt wohl weniger an der Architektur der Bauten als an dem Umfeld, daß das Kulturforum nicht ganz überzeugt. Würde das Kulturforum nicht funktionieren, wie du behauptest, wäre man wohl schon aktiv geworden. Bei aller berechtigten Kritik muß man einfach den historischen Wert des Ensembles anerkennen, ähnlich wie bei der Karl-Marx-Allee oder dem Rathausforum.
Ein Neustart ist auch völlig unrealistisch angesichts der Wertschätzung, die zumindest der Neuen Nationalgalerie und der Philharmonie entgegengebracht wird. Mal abgesehen von der finanziellen Dimension. Das Problem ist schlicht die "Autobahn". Deren Wirkung ist sozusagen "unerotisch".
... denn eine solche Fehlplanung im Herzen einer Millionenstadt ist ökonomisch (verschenktes Potenzial), städtebaulich (Niemandsland) und kulturell (schade um die Sammlungen!) nicht vertretbar.
Na ja. Bei solchen Aussagen frage ich mich, ob da nicht vielleicht ein Tunnelblick vorliegt. Schon mal von Simon Rattle gehört? Ich bin kein Experte, aber ich bilde mir ein, daß der Blick von außen auf dieses Kulturforum wesentlich freundlicher ist als der deinige. Und manchmal frage ich mich, ob der eine oder andere notorische Berlinkritiker hier eine zu einseitige und narzißtische Perspektive hat. Also ständig Vergleiche anstellt mit Städten wie London oder Paris und dabei verkennt, daß die Stadt ja ungebrochen attraktiv ist und daß die Leute sich vielleicht sogar darüber freuen, daß sie hier kein zweites London oder Paris vorfinden. Warum schwärmen bekannte und unbekannte Leute von Berlin?
Kurzum: Berlin hat seine ganz eigene Geschichte. Und manchmal liegt das Problem eben nicht in vermeintlich mangelhaften Stadtquartieren, sondern in einem reduktionistischen Blick, der die spezifische DNA Berlins zu wenig würdigt. Zum Beispiel die Symbolik des Wiederaufbaus, um nur einen Aspekt zu nennen.
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Etwas sei Lehrmeinung ist kein Argument an sich. Eigentlich ist es fast schon ein Eigentor eine stadtplanerische Position einfach damit zu begründen, dass Y als Lösung für X jetzt aktueller Mehrheitskonsens unter studierten Stadtplanern sei, nachdem eine vorherige Generation studierter Stadtplaner mit ihrem Mehrheitskonsens X verursacht hat. Und in 30 Jahren gilt dann Mehrheitskonsens Z mit dem selben Ton der Überzeugung als Lösung für Y, und immer so weiter. Wunderbarer Holzschnitt.
Vielleicht ist die eigentliche Sentenz daraus, dass man Genie nicht studieren kann und wir weniger auf Stadtplaner hören sollten.
Und nein, das ist keine Polemik. Die Bevölkerung wird viel zu selten gefragt was sie will und wenn man sie fragt wird es gerne ignoriert. Insbesondere wenn sogenannte Workshops konträr zur Lehrmeinung der salbungsvollen Preisgerichte sind verschwinden die Stapel mit Edding beschrieber bunter Papierkarten schnell wieder in der Versenkung. Schön, dass wir mal darüber gesprochen haben.
In Wahrheit planen viele berufsmäßige Planer eine große Modelleisenbahn nach ihrem Geschmack, wo sie sich aus der Vogelperspektive austoben können. Für die Bevölkerung an sich wird kaum geplant. Und wenn, dann nicht selten aus einer Perspektive des Argwohns. Sei es dem Plebs nicht zuzutrauen den genius loci zu erspähen, sei es alles gegen Vandalen sichern zu müssen. Statt diese gelegentlichen Vorkommnisse in einer Metropole als unvermeidlich hinzunehmen und von vorneherein mit maintenance einzuplanen, inkl. budgets und Einplanung von Reparierbarkeit etc. Und ohne die 99,9% der Menschen mit angemessenem Verhalten darunter leiden zu lassen.
Kein Stadtraum erzeugt Kriminalität etc. Stadträume, die vor gesellschaftlichen Problemen kapitulieren, sind ganz sicher auch keine Lösung. Ich sehe Stadtplanung im Kern so: Hässlichkeit macht hässlich. Graue, kalte Tristesse macht graue, kalte, triste Menschen. Stadtplanung wollte Menschen einst beschwingen und wir zehren bis heute davon, wenn wir durch prächtige Stadtgestaltung früherer Epochen wandeln, kaum ein Mensch bleibt davon unbeeindruckt und auch ein Sprayer geht eher an eine triste Sichtbetonwand, als an bunten Rokoko. Wenn Stadtplaner so ausgebildet werden, wie hier im Bericht zu lesen ist, dann wundert mich nicht, dass unsere Städte vielerorts aussehen wie sie nun einmal aussehen.
Was ist denn eigentlich der Gegenvorschlag der Stadtplaner? Eigentumswohnungen mit weißer Dämmputzfassade, verzinkten Balkongeländern und schwarzen Fensterrahmen? Scheint ja DAS Patentrezept deutscher Stadtplaner für jeden Ort zu sein.
PS: auch die Anrainer, Nutzer des Areals werden nicht gefragt, die behelfen sich über das Vehikel einer Kunstinstallation um sich irgendwie Gehör zu verschaffen. Sie wollen mehr Grün und weniger Grau.
https://www.berliner-woche.de/…schule-eingezogen_a387020
Beiträge zusammengefasst.
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Du hast eine Meinung, das ist schön, aber in allen messbaren Kategorien ist das Kulturforum ein Fail.
Berlin kann besuchertechnisch nicht mal mit Prag mithalten (nur halb so viele Touristen), der Vergleich mit Weltstädten wie Paris oder London wäre vermessen.
Und das sage ich als gebürtiger West-Berliner (und Nachwende-Deutscher).
Die Vorstellung, wie sich kulturaffine Touristen über das windgepeitschte Forum bei Eiseskälte quälen müssen, ist einfach nur peinlich.
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^ Peinlich ist nur das Narrativ der windgepeitschten Eiseskälte über dem Forum. Alle anderen Touristen und heimischen Besucher laufen oder sitzen z.B. bei einem Film auf den Treppen und Stühlen. Im Sommer und länger als hier provokativ angemerkt.
Und:
Berlin hat sich 2022 unter den Top-3-Destinationen gemeinsam mit Paris und London behauptet. 26,5 Millionen Übernachtungen von 10,4 Millionen Gästen. (Visit Berlin)
Im Jahr 2022 besuchten rund 6 Millionen Touristen Prag und übernachteten in Hotels, Pensionen oder auf Campingplätzen. (Tschechien News)
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Woher hast du diese Zahlen? Laut Visit Berlin (https://about.visitberlin.de/en/current-figures) ist Berlin weiterhin eine der beliebtesten Städte in Europa. 2022 kamen 10 Mio nach Berlin. Zwischen 2015 und 2019 lag Berlin was die Übernachtungen angeht auf Platz 3 nach London und Paris. Dann kam Corona mit den bekannten Auswirkungen auf die Tourismusbranche.
Ich finde diese Vergleiche mit anderen Städten ermüdend und auch nicht weiterführend. Prag ist Prag, Paris ist Paris und Berlin ist eben Berlin. Für einige ist es unvorstellbar aber die städtebauliche Einzigartigkeit Berlins ist für viele Menschen ein Anziehungspunkt. Wer schöne Altstädte sehen will, geht nach Prag, Budapest und Co aber wer eine Stadt erkunden will, an der man die bewegte europäische Geschichte des 20 Jahrhunderts ablesen will, der fährt nach Berlin. Berlin ist bestimmt nicht gefällig wie so manche andere Stadt in Europa aber das ist eben auch der Reiz der Stadt. Viele Menschen inspiriert und fasziniert Berlin mit seinen Brüchen, Perlen, und Unstimmigkeiten.
Ich glaube auch, dass es nicht wenige Touristen gibt, die gerne etwas Wind in Kauf nehmen, um die Kunstschätze in den Museen des Kulturforums zu bestaunen. Und es gibt viele Menschen (Berliner, wie auch Touristen), die die Architekturikonen von Mies van der Rohe, und Scharoun feiern. Ich bin dankbar für die Fülle an architektonischen Stilen, die Berlin zu bieten hat und kann an dem Kulturforum keine Peinlichkeit entdecken.
Ob z. B. das Museum der Moderne eine architektonische Bereicherung für das Forum bietet, muss sich noch zeigen...
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Vergleiche ermüden - wie jedes Argument - wenn sie wiederholt werden. Ansonsten ist eine Diskussion ohne Vergleiche aber sinnlos bzw. gar nicht möglich. Natürlich wird Berlin mit anderen Städten verglichen.
Ich bin Westberliner. Als ich im Kindesalter erstmals Philharmonie und Neue Nationalgalerie besuchte - woran ich mich lebhaft erinnere - waren es für mich Heiligtümer. Der Zauber hat sich durchaus abgeschwächt bis heute erhalten. Die Gemäldegalerie schätze ich sehr für ihr Inneres. Die Kirche mit Turm besuche ich sehr gerne.
Die Schwächen des Forums sind dennoch erheblich und liegen zum Großteil an überholten und niemals wirklich überzeugenden städtebaulichen Grundsätzen (Stadtlandschaft, offener Städtebau, autogerechte Stadt). Leider ist die riesige Investition ins Museum der Moderne architektonisch und städtebaulich schlecht angelegt. Im Inneren mag es schöne Ausstellungssäle bieten. Äußerlich hat es den Charme einer Messehalle und passt ins autokonforme Stadtbild, wegen der Breite und Reizlosigkeit.
Ich schließe mich der Analyse an, dass Verdichtung und eine scharfe Stadtkante zum Tiergarten die Lösung für die Gegend wären. In sofern wäre das neue Museum zwar ein Fortschritt, es ist aber leider ein architektonischer Flop - erst recht nach der energetischen Umplanung unter Ägide von Claudia Roth. Mir wär halb soviel Fläche in einem reizvollen Gebäude ohne riesige unterirdische Bereiche lieber. Den Rest des Grundstücks hätte eine Universität bespielen können mit einem oder mehreren eigenen Gebäuden.
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Am Ende des Tages habe ich noch keine schlüssige Begründung gelesen warum eigentlich soviele berufsmäßige Planer so feindselig gegenüber Pflanzen eingestellt sind und alles immer nur mit Beton und Stein gestalten wollen.
Das zieht sich einfach auffällig durch Städtebau der letzten Jahrzehnte und ist etwas das nun wirklich jeder Berliner den ich privat kenne mal in irgend einer Form auch am Kulturforum bemängelt hat. Man muss dazu auch keinen Strohmann einer angeblich von arktischen Winden gepeitschten endlosen Ebene bemühen, das hat so ja auch keiner behauptet. Ist trotzdem einfach nur grau, grau, grau.
Ich würde ja zumindest gerne verstehen woher diese Ablehnung von Begrünung kommt. Weil sich die Natur nicht so leicht kontrollieren und nach Plan gestalten lässt wie lebloses Material? Wegen DIN Normen? Wer einmal gesehen hat wie fabelhaft sich im Freien "Gartenzimmer" jeglicher Größe gestalten lassen würde verstehen warum nicht nur ich hier einfach auch Platzverschwendung an zentraler Stelle beklagen.
Es könnte ein Treffpunkt im Alltag der Menschen sein, ob sie angrenzende Institutionen besuchen oder nicht, so dass die Schwellen absinken. Die Anrainer scheinen das offensichtlich auch zu wollen. Pflanzen bieten im Sommer Schatten und lokale Abkühlung, im Winter bremsen sie den Wind, bieten der Insektenwelt einen stepping stone in der urbanen Wüste. Statt Niederschlagswasser wie Abwasser abzuleiten könnte es über sanfte Gefälle der Bepflanzung zugeführt werden. Ich bin ziemlich ungeduldig, dass man 2023 immer noch über sowas diskutieren muss. Die Nachrichten über Klimaprobleme, Hitzewellen in Städten etc. haben alle etwas mit Handlungen vor Ort zu tun. Jeder noch so kleine Beitrag zählt.
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Jedenfalls ist das Thema Kulturforum längst ein Evergreen im DAF. Ich glaube, es gab inzwischen längst jedes Argument vielfach und dazu manche interessante Vision. Jetzt wird aber erstmal großflächig ein neuer Status quo zementiert, der gefühlt irgendwo auch wieder der alte bleibt.
Wie beim Humboldtforum wird danach wohl erstmal die Baustelle gründlich aufgeräumt - und dann wird auch hier dem einen oder anderen schon auffallen, dass etwas mehr Grün nicht schaden kann. Aber auch hier werden die Verkehrsachsen den Gestaltungsspielraum begrenzen, sodass wir am Ende mit einem Kompromiss werden leben müssen, der aber immerhin doch eine Aufwertung darstellt. Eine kuriose Parallele zwischen alten und neuen Kulturtempeln. Wobei ich mir nach wie vor gewünscht hätte, dass der (riesige) neue Kunsttempel auch etwas mehr an die alten von der Museumsinsel angelehnt wäre statt an eine überdimensionierte Lidl-Filiale...
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Würde das Kulturforum nicht funktionieren, wie du behauptest, wäre man wohl schon aktiv geworden.
Entschuldigung, hast du die Diskussion um die erschreckend niedrigen Besuchszahlen der Museen am Kulturforum mitbekommen? Insbesondere die Gemäldegalerie und das Kunstgewerbemuseum wären da zu nennen. Dein Vertrauen in politische Prozesse rührt mich allerdings. Vielen Dank dafür.
Im Übrigen ist man ja immerzu dort aktiv, nur kommt halt nichts Befriedigendes dabei heraus. Da kann man schonmal grundsätzliche Zweifel äußern, finde ich.
Auch die Kommentare zu den allgemeinen Besucherzahlen Berlins helfen Null weiter, wenn es darum geht, ob das Kulturforum ein messbares Problem hat.
Dass im Übrigen eine signifikante Zahl von Touristen Berlin bereist, um "Brüche und Unstimmigkeiten" zu beschauen, scheint mir eine gewagte These. Die meisten dürften doch eher wegen der "Perlen" kommen, ganz gleich, was sie darunter verstehen. Meistens wohl Konzerte, Sportevents, Ausstellungen etc.
Dass man mit dem neuen Museumsbau alte Probleme mit alten Lösungen zu bekämpfen versucht, hat schon eine Ironie, die eigentlich niemandem entgehen kann. Wenn es wenigstens mit der gestalterischen Qualität der Ikonen auf diesem Forum mithalten könnte, okay. Aber dass so viel Geld für so einen misslungenen und stetig verschlechterten Entwurf ausgegeben wird, tut schon sehr weh.
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Das Kulturforum sieht einfach geil aus. ... Man muß das ganze Gebiet einfach abrunden, hier und da etwas verbessern, dann läuft die Sache schon.
Die niedrigen Besucherzahlen der Museen im Kulturforum sind doch der Beleg dafür, dass die Sache eben nicht läuft.
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Das Museum haben sie doch nur gebaut weil sie die private Sammlung nicht verlieren wollten. Und hier war halt ein Grundstück vorhanden. Das entspringt keiner proaktiven, bejahenden Planung für diesen Ort.
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Vielleicht wird es ja von innen ein schickes anspruchsvolle Museum aber nach wie vor sieht es auf den Bildern für mich von außen einfach nur wie eine von den neueren Filialen der diversen Supermarktketten aus, nur etwas größer geraten.
Mir fehlen da doch wenigstens ein paar echte Schmuckelemente wie Säulen, Bögen, Farben oder andere Verziehrungen um es für mich als ein Museum für Kunst durchzugehen und wie einige schon geschrieben haben wenn bei den Pflanzen rings rum ab Herbst das Laub ab ist sieht man da dann wohl doch ehr nur ein grauen Kasten. -
Also im aktuellen, offiziellen Ranking nach Besuchszahlen der Top 20 Berliner Museen und Gedenkstätten stehen die Neue Nationalgalerie und die Gemäldegalerie nicht so schlecht da:
Top 20 Museen und Gedenkstätten
In 2019 "vor Corona" Zeit hatte die Gemäldegalerie fast so soviele Besucher wie die alte Nationalgalerie.
Die Philharmonie spielt meist vor ausverkauften Haus...
Da frage ich mich, welche Massen soll denn das Forum darüber hinaus anziehen??
Wobei es in jedem Fall wünschenswert wäre wenn alle staatlichen Museen an einem Besuchstag in der Woche bis 21:00h geöffnet hätten, in der Hinsicht könnte man sich schon an London z.B. orientieren.
Vielleicht würde es dann auch mehr Berliner selbst in die Museen ziehen, mal nach Feierabend.
Die Umplanung des Museums ist ein Graus. Die Attraktion des Baus war m.M.n. diese etwas archaisch wirkende Ziegelfassade als auch das Ziegeldach. Auch in Dachziegeln kann man heute Solarernergie integrieren.
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Die Stadtlandschaft rund um die Münchner Pinakotheken ist beispielsweise ein belebter Treffpunkt für Menschen, die sich einfach nur treffen, und kein Museum besuchen, keine Eintrittskarten haben. Der Ort an sich ist das Ziel. Das Kulturforum in Berlin ist im Grunde JWD. Da geht man gezielt hin um eines der Gebäude dort zu betreten, die Fläche dazwischen ist der Weg dorthin, sonst nichts.