Kulturforum

  • ... Die wichtigste Aufgabe, die das neue Gebäude erfüllen muss, neben seiner Beherbergung von Sammlungen, ist das Zusammenbinden aller im Kulturforum befindlichen Häuser. ...

    Gut definiert, habe ich so auch schon vor drei Jahren gefordert, ist aber garnicht die Aufgabenstellung des Wettbewerbs gewesen.

    Was du mit recht einforderst wäre die Aufgabenstellung für einen städtebaulichen Wettbewerb gewesen, stattgefunden hat aber ein rein architektonischer Wettbewerb, allein mit der Aufgabe ein Museum für die geerbte Sammlung zu errichten.

    Wenn man nun also feststellt, dass das angedachte Gebäude eher eine Bedrohung für die vorgefundene städtebauliche Situation darstellt, als es eine Bereicherung wäre, muss man die Schuld bei den Auslobern des Wettbewerbs suchen, nicht bei den Architekten, die nur ihren Job gemacht haben.

    Zuallererst hätte man eine Reihe von Fragen für diesen wichtigen städtischen Bereich definieren und klären müssen, was auch eine Hinterfragung der bisherigen und zukünftigen Bestückung und Aufteilung der berliner Museumslandschaft, beinhaltet.

    Hier hätte ich mir von Seiten der Stiftung, vom Bausenat und zu allererst von Seiten der Kulturstaatsministerin, eine intellektuelle Debatte und Führung im städtebaulichen

    Diskurs gewünscht.

    Nichtsdergleichen ist erfolgt. Mit Fug und Recht kann man an dieser Stelle von einem Totalausfall der von mir angesprochenen Beteiligten sprechen.

    Unter der gestellten Prämisse wird dies kein schlechter Bau werden, städtebaulich verhält es sich leider anders.

    Die missverständliche Einordnung "architektonisch/städtebaulich" spiegelt sich ja auch

    exemplarisch hier im DAF wider.

  • Gut definiert, habe ich so auch schon vor drei Jahren gefordert, ist aber garnicht die Aufgabenstellung des Wettbewerbs gewesen.

    Was du mit recht einforderst wäre die Aufgabenstellung für einen städtebaulichen Wettbewerb gewesen, stattgefunden hat aber ein rein architektonischer Wettbewerb, allein mit der Aufgabe ein Museum für die geerbte Sammlung zu errichten.


    Mag sein. Tatsache ist jedoch, dass nach aktuellem Stand H&dM wohl ein Konzept der unteriridschen "Durchwegung" geplant haben.


    Siehe und höre : Hat Berlin eine Museumskrise?


    Heißt, es gibt wohl Zugänge / Tunnel zu den anderen Häusern im Kulturforum. Wie umfangreich das sein wird und ob auch oberirdisch eine Harmonisierung des Gesamteindrucks aller Straßen, bsw durch ein Park/Baumkonzept angestrebt wird bleibt unklar. Doch man hat anscheinend erkannt, dass der Neubau mehr sein muss als eine Aufbewahrungshalle.


    Bleibt das Thema äußere Erscheinung. Für meinen Geschmack braucht es einen Bau, der eine sehr hohe urbane Anziehungskraft entwickelt, die auch zum Verbleiben animiert. All die Leute, die in die Philharmonie gehen oder die Nationalgalerie haben gegenwärtig keinen Ort um z.B. den Abend ausklingen zu lassen. Es gibt keine schönen Cafes, Restaurants, Läden wo man einkehren könnte. Selbst im Sommer will man momentan nur eines: weg. Weil man dort eine ein unwirtliche Betonwüste betritt.

    2 Mal editiert, zuletzt von Arty Deco ()

  • ^ Auf der Piazza vor der Gemäldegalerie gab es einen temporären Kaffeausschank. Der lief gut und lud dazu ein zu verweilen. Dann gab es noch das open Air Kino. Gut besucht.

    Der neu entstehende Platz vor der Matthäikirche wird sein übriges tun, um Leute zum Bleiben zu animieren. Ich bin zuversichtlich.

  • Bin übrigens skeptisch, was die Untertunnelung angeht. Es scheint, dass man das Konzept der Museumsinsel hierher übertragen will ohne auf die spezifischen Anforderungen / Probleme vor Ort einzugehen. Man sollte eher anstreben oberirdisch die Aufenthaltsqualität zu steigern.


    Die Deutschen denken hier zu monolitisch. Ziel müsste es sein Lebendigkeit auf dem Areal zu erzeugen. Durch hochwertige Läden beispielsweise, die tagsüber Besucher anziehen. Die Voraussetzung ist nicht schlecht, denn der Potsdamer Platz zieht bereits Publikumsverkehr an.

  • Das Konzept der Durchwegung ist doch nicht nachträglich hinzugefügt worden. Oder?


    Es gibt zwei Achsen: Ost - West von der Überquerung über die Potsdamer Straße gü. der StaBi bis zum Kirche, die ist ebenerdig und eine Nord - Süd - Verbindung die, wenn ich das richtig sehe, zur Sigmundstraße eine ebenerdige Anbindung schafft und unter der Sigmundstraße eine Verbindung mit zusätzlichen Austellungsflächen zur Neuen Nationalgalerie.


    Städtebaulich wird es schließlich ganz enstcheidend darauf ankommen, wie die Materialität, insbesondere des Daches und die großen Tore / Medienflächen im Osten und Süden wirken. Wirken die geöffnet wie geschlossen einladend, inspirierend oder wie auf diesem seltsamen Bild in der Berliner Zeitung abweisend, störend. Und das Dach, als größte sichtbare Fläche, kann eine Katastrophe werden oder ein Hingucker.


    Der Moneo-Bau am Werderschen Markt zeigt leider, dass das erst sichtbar wird, wenn es für Korrekturen zu spät ist. Ich hoffe, dass die Architekten diesmal ein glücklicheres Händchen haben, bei der Material- und Farbauswahl. Strengt euch an, Leute!

  • Es wird weder eine "Untertunnelung" noch eine "unteriridsche 'Durchwegung'" zur Gemäldegalerie, zum Kupferstichkabinett oder zum Kunstgewerbemuseum geben. Zwar liegen die Ausstellungräume sämtlich unter der Erde und werden - was hier offenbar gerne übersehen wird - mit den ebenfalls unterirdisch liegenden Sälen der "Neuen Nationalgalerie" verbunden, die "Durchwegung" meint aber die sich kreuzenden "Boulevards" auf der Erdgeschossebene.


    screenshot2019-11-08an6jl2.jpg

    © Herzog & de Meuron (Screenshot aus einer Präsentation des Entwurfs)


    Die Entwurfsansichten finden sich hier: https://www.nationalgalerie20.de/entwurfsansichten/

  • ^ Das ist doch eher eine Ungenauigkeit (es sind ja ein paar Fehler im Text). Durchwegung ist der Begriff, den die Architekten für die ebenerdigen Passagen verwendet haben, durch die man auch zu den anderen Häusern kommen kann, aber halt oberirdisch.


    Aber dennoch sind die Entwürfe, in dem ansonsten sehr informativen Video (Danke, HarrySeidler), nicht die aktuellsten. Aber die Erklärungen zu den Grundgedanken des Gebäudes sind sehr erhellend und lassen auf ein tolles Ergebnis hoffen.

  • Meines Erachtens handelt es sich um ein Missverständnis der Journalistin. Die Entwurfsansichten hier sind aus dem Herbst diesen Jahres. Nichts lässt auf Untertunnelungen schließen, allein die Neue Nationalgalerie wird freilich unterirdisch erschlossen. In der Pressemitteilung (siehe: Pressemappe) vom 17.9.2019 ("Spatenstich für das Museum des 20. Jahrhunderts der Nationalgalerie noch im Herbst") lautet es vielmehr:


  • Ja, der Braunfels. Ich persönlich halte seine Pinakothek der Moderne in München für eine abschreckendes Beispiel eines Museumsbaus für die Moderne. Die Aufenthaltsqualität dort ist gering, eine unheilvolle Liäson der beiden Begriffe "kalt" und "nüchtern" in Richtung von "trostlos". Den Räumen fehlt Wärme und damit meine ich nicht die Wärme in Grad Celsius.


    Auch ist bekannt, dass Herr Braunfels gerne die Öffentlichkeit sucht, wenn er in Wettbewerben unterlegen ist. Das war schön beim Humboldt Forum zu sehen.


    Das Argument, die Nationalgalerie würde mit dem M20 von HdeM würde verdeckt, bzw. der Ausblick heraus. Es ist doch kaum ernst zu nehmen?! Jedes Gebäude dort würde das tun. Und dann bleibt nur immer wieder Ziegelwand und Scheune als Argumentation ohne ein Wort der Reflektion über die die Öffnung der Fassade zur NN, die liebevolle Verbindung von Betonverbundelement mit eingelegten Klinkern, die dem Bezug zu St. Matthäus geschuldet ist.

    Wäre ein Braunfelscher nackter Beton wie in München ansehnlicher? Ich denke sicher nicht. Die Detailliebe, mit der die Ziegel bearbeitet und gebrochen werden, das Spiel von Ziegeln mit Glas und Beton, Herr Barunfels könnte gegenüber den Gewinnern auch Respekt zollen. Tut er meines Wissens aber nur gegenüber fertiggestellten Gebäuden. Solange er noch Chancen sieht, seinen Senf zu verwirklichen ... . Ich gebe nicht viel auf Braunfelsche Rufe nach Wettbewerbsentscheiden.

  • Braunfels Vorschläge das Kulturforum betreffend fand ich alle besser als die Scheune, schon allein, weil er sich Mühe gibt, einen neuen städtischen Rahmen zu schaffen, der diese verödete Ecke tatsächlich etwas beleben könnte. Der Platz wirkt auch besser, wenn die einzelnen Ikonen atmen können. Die Planung von de Meuren nimmt sich zuviel Raum und wirkt auf mich auch formsprachlich absout bider und konservativ, eigtl. eher zu München oder Stuttgart passend, als zu Berlin. Warum diese optische schwere? Warum nicht etwas leichteres, moderneres?


    Masterplan-Berliner-Kulturforum.jpg

    copyright@StephanBraunfels


    Änderung von 2017

    06-170220-perspektive-4-kulturforum-2017-e2f21348-0faa-46d9-bb05-552ba9963109.jpg

    copyright@StephanBraunfels

  • Diese mit nichts und niemandem abgestimmten städtebaulichen Vorentwürfe, die zudem die gerade noch in Bau befindliche Freiraumgestaltung negieren, mit einer detailierten Bauplanung zu vergleichen, der kurz vor dem Baubeginn steht, führt zu nichts, außer, dass die Zeitungen was zu schreiben haben.


    Die Sichtachse zwischen Nationalgalerie und Philharmonie ist doch nie Thema gewesen, oder steht die auf irgendeiner Liste der berühmtesten Aussichten. Meinetwegen, dann fällt die weg, dafür ergeben sich neue. Mies van der Rohe hat einen Solitär errichtet, der diese Sichtachse selbst nicht beachtet und braucht. Die Sichtachse ist ein Zufallsprodukt, das der Unvollständigkeit des Kulturforums geschuldet ist.


    Das ist also m.E. ein reichlich konstruiertes Problem.

  • Du magst es aus dem fernen Gummersbach nicht mitbekommen haben, aber die Braunfels-Entwürfe dürften älter sein als die aktuell im Bau befindliche "Freiraumgestaltung".


    Und seit wann ist es einem Architekten verboten, seine gestalterischen Visionen für einen solchen Unort der Allgemeinheit kundzutun?


    Du hast doch auch zu allem hier eine Meinung und teilst sie hier jedem (gefühlt) im Minutentakt mit ;)


    Ich bin alles andere als ein Fan von Braunfels Sichtbetonburgen. Insbesondere das Paul-Löbe-Haus empfinde ich am Platz der Republik als gruselig. Seine Ideen, das Kulturforum architektonisch neu zu fassen, sehe ich aber als durchaus gelungen an.

  • ^ Jetzt frag ich mich aber schon, wo denn die Lebendigkeit angesichts der 2017er Visualisierung herkommen soll? Dieser Enrwurf zementiert. M nach den Status Qou.

  • Finde ich auch. Der erste Entwurf gefällt mir städtebaulich mit dem Kreisel und den zusätzlichen, Struktur schaffenden Bauten sehr gut (nur was ist das treppenartige Gebäude anstelle des jetzt geplanten Museums? Da gewinnt Herzog de Meuron ganz klar).


    Im Vergleich zum zweiten Bild bin ich dann doch froh, dass es so nicht kommen wird - alleine schon weil die Matthäikirche für alle Ewigkeit verloren rumstehen würde.


    Marco

  • "BER der Museumslandschaft"


    In der heutigen Online-Ausgabe der FAZ hat Niklas Maak einen Angriff auf die Pläne für das Museum der Moderne gestartet. Zwar hat das Ganze kampagnenartige Züge (der Artikel ist z.Z. sehr prominent an erster Stelle gesetzt, schon gestern hatte sein Kollege Nikolaus Bernau den Bau als "Skandal" bezeichnen können); zwar ist noch unvergessen, wie die gleiche FAZ eine (erfolgreiche) Kampagne gegen die Überführung der Gemäldesammlung in einen Neubau auf der Museumsinsel betrieben hat, was mit dazu beitrug, dass diese reizvolle Idee fallen gelassen wurde.


    Dessen ungeachtet ist der Artikel von Maak gegen ein "BER der Museumslandschaft" sehr kraftvoll, weil er nicht nur rhetorisch glänzend geschrieben, sondern auch sehr gut argumentiert ist. Maak kritisiert dabei wohlgemerkt nicht die Architektur der "Scheune", schon gar nicht die Architekten, sondern den Standort, der zum teuren und aufwändigen Bauen in die Tiefe zwinge, den eigentlichen städtebaulichen Sündenfall, die "Zersäbelung" des Kulturforums durch die breite Autoschneise, aber unangetastet lasse und die Möglichkeit einer "freien Piazza" zerstöre. Stattdessen plädiert er für einen günstigeren und stadtreparierenden Bau an der Sigismundstraße hinter Mies van der Rohes Nationalgalerie.


    Ob dieses etwas unscheinbar gelegene und relativ kleine Grundstück geeignet ist, scheint mir zwar fraglich; auch hat Maak keine Argumente gegen den "angeblich" drohenden Verlust von milliardenschweren Kunstsammlungen, falls das Museum jetzt nicht gebaut würde. Aber zurecht weist er auf den geringen Ausstellungsetat, den sich über ein Dutzend Berliner Museen schon jetzt teilen müssten, sowie die sehr geringen Gehälter überqualifizierter MitarbeiterInnen und kommt zum Schluss, dass das Geld für einen solch finanzaufwändigen Bau (mit Gefahr der Kostenexplosion) gar nicht da sei.

  • ^ Dass - wie du schreibst - Maak keine Argumente gegen den "angeblich" drohenden Verlust von milliardenschweren Kunstsammlungen, falls das Museum jetzt nicht gebaut würde, hat, kann man so nicht stehen lassen; in einem (von mir unter #993 bereits verlinkten) FAZ-Artikel vom 22.09.2019 hat Maak genau diese bereits angeführt.


    Andererseits ließ der "Tagesspiegel" in einer Reihe von Gastbeiträgen (vom 04.11.2019, vom 08.11.2019 und vom 12.11.2019) Fürsprecher zu Wort kommen.


    So führt nun eben jeder seine Argumente an...

  • Das Geld ist da weil der Bund es bereitstellt. "Angeblich", jaja. Die Stifter haben es angekündigt. Eine Tatsache. Da gibt's nichts zu angeblichen. Weil das aber jede Gegenrede in diesem Stadium sinnlos macht muss man wohl von angeblich "angeblich" schreiben. Das ist schon unfreiwillig komisch.


    Letztlich greift der Autor zu jedem Strohhalm und mir vergeht die Lust auch die restlichen Punkte zu zerpflücken. Dass dem Autor bei all dem nichts handfesteres als Polemik eingefallen ist spricht eigentlich für das Projekt.

  • ^ Das "angeblich" stammt wohlgemerkt von Maak, nicht von mir. Und es bezieht sich auf die Frage, was geschieht, wenn das Museum jetzt nicht gebaut wird, ob dann die Sammlung immer noch zur Verfügung steht.


    ^^ Mit meiner Aussage, dass er keine Argumente gegen den drohenden Verlust der Sammlung habe, bezog ich mich (wie in meinem ganzen Beitrag) selbstredend auf den Artikel, den ich verlinkt habe, nicht auf das, was Maak sonst irgendwo geschrieben haben könnte. Daher kann man, eine minimale hermeneutische Wohlgesonnenheit vorausgesetzt, meine Aussage sehr wohl so "stehen lassen" (weil sie für den Artikel stimmt) und zugleich ergänzen. Und dann kann auch ich mich darüber freuen, dass Du auf einen Artikel verweist, wo Maak ein solches Argument vorlegt.