Kulturforum

  • Hotelneubau ggü. der Botschaft Österreichs

    Laut einem Bericht der Berliner Morgenpost plant der Unternehmer Eugen Block (Steak-Restaurants "Blockhaus") in der Tiergartenstraße 10 einen Hotelneubau. Das Grundstück hat er als Tausch für ein Bauareal am Matthäikirchplatz (künftig: Museum der Moderne) von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz erhalten.


    Der geplante Neubau wird von den Architekten Hilmer Sattler entworfen und zeichnet sich (noch ;)) durch großen Rundbögen, die über zwei Geschosse reichen, aus. Allerdings hat sich bereits das Baukollegium mit den Plänen beschäftigt und - wen wunderts? - sieht Nachbesserungsbedarf. Angabe gemäß wünsche man sich u.a. eine "klarere Hierarchisierung der einzelnen Gebäudeteile". Das Gebäude könne ruhig "eigenständiger, ein Solitär," werden. Baustart soll Mitte 2019 sein.


    Bericht mit Visualisierung:
    https://www.morgenpost.de/bezi…erne-Hotel-in-Berlin.html


    Mein Tipp: Zu viel Fassadenschmuck, kein Flachdach, kein grauer Granit, zu wenig Glas & Beton, keine Schießschartenfenster. M.a.W. zu "rückwärtsgewandt" und menschlich. Das wird nichts in der Form. Wetten? ;)

  • Mir gefällt der Entwurf ausgezeichnet. Er ist in sich vielfältig, aber dennoch harmonisch und einheitlich. Er schafft einen sehr schönen, kleinen Vorplatz, wie das moderne Architektur sonst kaum hinkriegt. Der Bau ist gewiss konservativ, aber er entspricht hierin dem Zeitgeist, und er passt zum exklusiven Botschaftsviertel. Kurz: Ein gelungener, überzeugender Entwurf in meinen Augen.

    Gewiss, einige Details können überarbeitet werden (warum der Rundbogen vorne niedriger ist als die anderen erschließt sich nicht; dass im vordersten Teil unten keine Seitenfenster vorgesehen sind, wirkt etwa disharmonisch etc.) Aber es ist für mich irritierend, dass das Baukollegiums inkl. Frau Lüscher deutlich weiter gehende Nachbesserungsforderungen erhoben hat ("klarere Hierarchisierung der einzelnen Gebäudeteile", größere Eigenständigkeit"). Damit aber läuft es Gefahr, dass ein in sich stimmiger Entwurf vermurkst und verschlimmbessert wird. Ich gehöre nicht zu den Lüscher-Hatern und vielleicht ist die Wiedergabe der Mopo verzerrend, aber das sind schon Momente, wo auch ich an der Stadtbaudirektorin zu zweifeln beginne.

  • Ein grauenvoller Entwurf.
    Ich wüsste auch nicht warum der hierher passen sollte.
    Die Neubauten der Botschaften sind ziemlich gelungen und ein Spaziergang durch dieses Viertel ist allemal auch architektonisch äußerst reizvoll, gerade die Neubauten tragen dazu bei.
    Dieser Kitschkasten ist völlig deplatziert und hat mit Architektur wenig zu tun.
    Diese "Heile Welt" Entwürfe ohne Charakter ohne Anspruch nur darauf bedacht ein wohliges "früher war alles besser" zu suggerieren, mögen zwar vielen als gefällig erscheinen, sind mir jedoch ein Graus.

  • Grauenvoll trifft es fanz gut, für mich sieht das nun wirklich nicht nach heiler Welt aus, sondern nach Italien in den 1930ern gemischt mit Skopje 2K+. Wenn das der Zeitgeist ist, dann gute Nacht. Zur Abwechslung hoffe ich hier mal wirklich auf nicht nur oberflächliche Überarbeitung.

  • ^^ Ja, der Entwurf erscheint auch mir gefällig. In diesem Fall gefiel mir aber das Gefällige. Warum? Zwar ist die Gegend tatsächlich, wie Du schreibst, gerade auch aufgrund der vielen Neubauten, architektonisch reizvoll. Ich habe sie aber immer auch als zu heterogen empfunden, als zu sehr von Solitären bestimmt. Daher glaube ich, anders als das Baukollegium, nicht, dass wir hier noch weitere eigenständige Solitäre brauchen; vielmehr täte dem Viertel m.E. gut, wenn zwischen den Solitären mehr Beruhigung einträte. Ob eine solche allerdings durch betont konservative Bauten eintreten kann, wie ich zunächst dachte, ist, wie auch Deine Reaktion zeigt, nicht so klar. Vielleicht wäre der Kontrast zwischen modernen Solitären und den konservativen Bauten in der Tat zu groß. Daher war meine Kritik am Baukollegium und an Frau Lüscher vielleicht etwas voreilig.


    ^ Italien der 30er kann ich hier nicht erkennen. Und was bedeutet Skopje 2K+?

  • Die Posts ab #297 gehören IMHO nicht in diesen Thread, ein geplanter Hotelneubau ist nun mal keine Botschaft/Residenz.


    Richtig, daher wurden die Beiträge nun in den Kulturforum-Thread verschoben.


    Zwei andere Hotel-BV in der Nähe bekamen eigene Threads:
    http://www.deutsches-architekt…um/showthread.php?t=11063
    http://www.deutsches-architekt…wthread.php?t=4529&page=3
    Letzteres ist wohl kein "Solitär"..:D
    Fraglich ist für mich, ob es in der Ecke und prinzipiell in Berlin überhaupt noch eines weiteren Hotels bedarf; wer dem "Stue" Kunden abjagen will, bekommt es vielleicht sogar mit russischen Oligarchen zu tun (siehe: http://www.deutsches-architekt…hp?p=603080&postcount=132)..


    Ansonsten sollte der "Kleinere Projekte Tiergarten"-Thread passen: http://www.deutsches-architekt…hread.php?t=11116&page=10

  • Ich war bei der Baukollegiums-Sitzung vor Ort. Bin zwar nur Laie, ich finde aber, dass der Morgenpost-Artikel die Haltung des Gremiums als zu kritisch gegenüber dem Entwurf und damit unzureichend darstellt.


    Einige Punkte: Die Rundbögen fanden sie toll, der Eingang solle aber noch deutlicher betont werden. Das das Gebäude mit der Platzgestaltung die zulaufenden Wege aus dem Tiergarten aufgreift und einen öffentlichen Raum mit Gastronomie schafft, ebenfalls. Der Kontrast zum Nachbargebäude (ist im Bild der Morgenpost zu sehen) solle aber stärker betont werden, durch Material, Farbgebung etc.
    Man solle sich damit stärker an den Solitären der Tiergartenstr als an den homogeneren Bauten der Stauffenbergstr. orientieren.



    Insgesamt stehen sie dem Enturf in seiner jetzigen Form aber nach meinem Eindruck von der Sitzung positiv gegenüber.

  • Positiv finde ich die kleine Platzsituation die ensteht. Auch, dass sich das Gebäude an der Diagonalausrichtung der Botschaftsgebäude zur Tiergartenstrasse hin orientiert und diese aufgreift finde ich gut. Schwierig sind die Nachbarn. Die Gemäldegalerie rechts, das Kunstgewerbemuseum im Nacken und davor die österreichische Botschaft. Hier mit Architektur zu vermitteln ist eine Herausforderung die der gezeigte Entwurf nur bedingt erfüllt. Ich finde ihn viel zu bider. Auch mit Rundbögen kann man abwechslungsreich und spannend gestalten. Chipperfield macht es vor.

  • Mir gefällt der klassische Entwurf von Hilmer Sattler sehr gut, vor allem aufgrund der eleganten Fassade mit Rundbogen und Walmdach, aber auch des kleinen Vorplatzes am Tiergarten. Es wäre schön, wenn das Baukollegium nicht immer nur moderne Architektur genehmigt, sondern auch mal traditioneller Baukunst eine Chance gibt.

  • Womit wir beim Kern des Problems Regula Lüscher wären. Einer Absolventin der ETH Zürich sind Rundbogenfenster schlichtweg kaum vermittelbar.


    Immerhin hat das Baukollegium nur beratende Funktion.

  • Naja, so dolle ist der Entwurf in der Visu nicht. "Obenrum" scheint es das übliche weiß (oder hellgrau/beige) verputzte Styropor zu sein und ähnelt dort den gediegen-langweiligen Luxus-Stadtvillen in der Clara-Wieck-Str. (Diplomatenpark), bei denen sich inzwischen schon die ersten Siffspuren zeigen. Die Rundbögen und die Versätze in der Kubatur lassen den Entwurf etwas monumental und durchaus interessant wirken, aber irgendwie auch behäbig.
    Mal sehen, ob es so kommt.


    Zur Halloles Frage, ob hier ein weiteres Hotel sinnvoll ist bzw. dafür Bedarf besteht: Es entstehen doch überall ständig neue Hotels. Es scheint also immer noch Bedarf zu geben. Warum dann nicht hier? Die genannten Stue und Trium sind satte 1,2 km entfernt. (Das Adlon ist ungefähr genauso weit entfernt).
    Andere Hotels liegen wesentlich näher, wie die am Potsdamer Platz und vor allem das Maritim. Warum soll es dann hier direkt neben den Museen des Kulturforums und unmittelbar am Tiergarten nicht funktionieren?

  • Einer Absolventin der ETH Zürich sind Rundbogenfenster schlichtweg kaum vermittelbar.


    Deine Aussage steht allerdings im Widerspruch zum Beitrag von Stad1982. Stad1982 schreibt in Beitrag Nr. 303, daß das Baukollegium die Rundbögenfenster toll findet.


    Italien der 30er kann ich hier nicht erkennen.


    Ich finde, vom Stil her ist Berliner Nachkriegszeit zu erkennen. Bei den Rundbögen und den roten Markisen muss ich spontan an dieses Gebäude in der Lietzenburger Straße denken:


    Bild: Architektur-Fan

  • [..] Es entstehen doch überall ständig neue Hotels. Es scheint also immer noch Bedarf zu geben. Warum dann nicht hier? ..
    Andere Hotels liegen wesentlich näher, wie die am Potsdamer Platz und vor allem das Maritim. Warum soll es dann hier direkt neben den Museen des Kulturforums und unmittelbar am Tiergarten nicht funktionieren?


    Aktuelle Meldungen:
    - Swissotel (Ecke Ku'damm) schließt und wird in Bürogebäude umgewandelt
    - geplante Hotels am Alex ("VOLT Berlin") und auf Tacheles-Areal werden ebenfalls umgemünzt in Büros bzw. Wohnungen


    Die von dir genannte Nähe zum Potsdamer Platz spräche genausogut für Büros bzw. die Lage unmittelbar am Tiergarten für Wohnungen (siehe benachbarter "Diplomatenpark"), insofern scheint der Bauherr einen persönlichen Traum ("im eigenen Hotel übernachten") zu verwirklichen - und die Rendite auszublenden..

  • Unterdessen müssten die anfangs veranschlagten, auf Basis einer Machbarkeitsstudie von 2012/2013 festgelegten Baukosten von 200 Millionen Euro aus dem Bundeshaushalt "angepasst werden"


    Leider ist nicht klar, was mit "Anpassung" gemeint ist. Für eine "Anpassung" könnte es zwei verschiedene Möglichkeiten geben.


    1) Budget bleibt gleich. Aufgrund gestiegener Kosten sinkt die Qualität. → Anpassung durch Qualitätseinbußen → gut für den Steuerzahler, aber schlecht für die Architektur


    2) Qualität bleibt gleich. Aufgrund gestiegener Kosten muss auch das Budget steigen. → Anpassung durch Budgeterhöhung → schlecht für den Steuerzahler, aber gut für die Architektur

  • ^ Von Erhöhung ist im Text kein Rede. Die Rede ist von "Kostenanpassung". Und Kostenanpassung kann auch einfach bedeuten, daß es mehr Kostendruck gibt.


    Natürlich wird es dann wohl an irgendeiner Stelle höhere Kosten geben. Aber es ist eben nicht klar, daß die Kostenerhöhung ausgeglichen wird, indem mehr Geld des Steuerzahlers zur Verfügung gestellt wird. Wenn es dumm läuft, wird eine Kostenerhöhung durch eine Kostensenkungsmaßnahme an andere Stelle ausgeglichen. Und dann wird eben irgendetwas weggestrichen.

  • Wenn von Kosten anpassen die Rede ist, dann kann man davon ausgehen, dass die zu erwarten höheren Kosten (meist aktuelle, also höhere Baukosten etc) im Budget berücksichtigt werden, das Budget also um diesen Betrag erhöht wird.
    Ich denke nicht, dass das eine Interpretation ist, sondern einfach die geläufige Sprachregelung.

  • Im Falle dieses Museumsneubaus habe ich nichts dagegen, wenn es so sein sollte, wie ihr sagt. Schließlich hoffe ich darauf, daß hier hochklassige Architektur entsteht.


    Ich wundere mich eben nur, wenn das die geläufige Sprachregelung ist. Solange es Bauprojekte der öffentlichen Hand sind, ist es schön einfach. Dann kann man die gestiegenen Kosten einfach mal weiter reichen in Form einer Budgeterhöhung. Das zahlt ja schließlich der Steuerzahler, der sich nicht wehren kann. Aber bei privaten Projekten ist das Weitergeben höherer Kosten nicht ganz so einfach, weil sich irgendwann der private Bauherr über die Mehrkosten beschweren wird. Diesen Automatismus, daß Kostenanpassung eine Budgeterhöhung ist (und keine Qualitätssenkung), muss ja schließlich irgend jemand bezahlen.

  • ^ "Wir haben eine Kostenanpassung vorgenommen" heißt "Es wird teurer als geplant", das ist tatsächlich ein gängiger Euphemismus im PR-Sprech. Vergleiche auch: "Herausforderung" für "Problem" oder "Freisetzung" für "Entlassung".


    Diesen Automatismus, daß Kostenanpassung eine Budgeterhöhung ist (und keine Qualitätssenkung), muss ja schließlich irgend jemand bezahlen.


    Einen Automatismus gibt es da nicht, sondern eine politische Entscheidung angesichts steigender Baukosten. Und die ist völlig undramatisch: Die Mehrkosten werden weder durch höhere Steuern finanziert, noch durch zusätzliche Schulden. Das Budget der Senatsverwaltung wird umgeschichtet, nicht aufgestockt. Und das macht ein Häuslebauer auf privater Ebene doch genauso - es sei denn, sein Budget ist komplett ausgeschöpft, dann muss er Abstriche machen (wie es anscheinend der Rosa-Luxemburg-Stiftung passiert ist, die wegen gestiegener Kosten auf ein Stockwerk ihrer neuen Zentrale verzichten muss).