Kulturforum

  • ^ Bei Braunfels muss ich mich an meine Besuche in der Pinakothek der Moderene erinnern und ich bin ja sowas von froh, dass diese Betonkälte dem Berliner Museum des 20. Jahrhunderts erspart bleibt.


    Und seine Vorstellung das Museum hinter den Bau von Mies van der Rohe zu verfrachten überzeugt mich auch nicht. Die Potsdamer bleibt eine Schneise. Und der Platz vor St. Matthäus wirkt wie eine verlorene große Fläche, nicht besser wie heute.


    HdeM gefällt mir auch städtebaulich besser, und als Mueseumsbau ohnedies um Längen im Vergleich zu der Braunfelschen Betonästhetik. Ich freue mich auf das "Bierzelt"!

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    "überzeugt mich nicht", "gefällt mir besser"... Schön wäre es hierzu Bergründungen mitzuliefern denn ansonsten sind die Äußerungen - zumindest für mich - nur schwer nachzuvollziehen.


    Die Betonästhetik mit viel Glas fände ich für ein Museum der Moderne nicht unpassend. Sie reduziert die Ausstellungsräume auf das Wesentliche und man kann sich ganz auf die präsentierte Kunst konzentrieren. Städtebaulich ergeben sich aber spannende Räume (Band des Bundes). Mit dem Paul-Löbe- und dem Marie-Elisabeth-Lüders-Haus hat Braunfels m.E. eine sehr gute Arbeit abgeliefert.


    Die Piazetta zu schließen ist an sich eine gute Idee. Allerdings wirkt Braunfels' vorgesehene Eingangshalle zwischen Kupferstichkabinett und Kunstgewerbemuseum wie reingequetscht und hat eine unruhige Bauflucht. Das Problem ist das Kupferstichkabinett dessen Baumasse ziemlich ungünstig auf dem Gelände verteilt wurde. Für eine bessere Raumaufteilung hätte es bündig bis an die Sigismundstraße und dem Matthäikirchplatz gebaut werden müssen. Daran anschließend könnte die Eingangshalle besser eingebunden werden und der Matthäikirchplatz sowie der Vorplatz hätten eine weniger fragmentierte Rahmung in Richtung Westen.


    Der HdM-Entwurf packt keines der bekannten städtebaulichen Probleme an. Er fügt nur ein weiteres hinzu, nämlich die hier schon angesprochene Störung der verbindenen Wirkung des Freiraums zwischen den einzelnen ihn umgebenen Solitären. NNG wird an den Rand gedrückt und marginalisiert, die Matthäuskirche zwischen Kupferstichkabinett und MdM eingequetscht. Die Potsdamer Str. bleibt unverändert und Kammermusiksaal + Philamonie stehen weiterhin etwas abseits. Was an dem HdM-Entwurf städtebaulich besser sein soll erschließt sich mir nicht.

  • Jetzt wird wieder alles durcheinandergeworfen. Es gab wie ich schonmal versuchte klarzustellen lediglich einen Wettbewerb für ein einzelnes neu zu errichtendes Museumsgebäude. Den Wettbewerb hierfür haben HDM gewonnen. Braunfels kommt jetzt mit einer Neugestaltung des gesamten Kulturforums. Hierfür gab es aber gar keinen Wettbewerb. Obwohl hierin die Krux der verfahrenen Situation überhaupt liegt. das ist zu begrüßen!
    Braunfels alter Entwurf den wir hier auch mehrmals diskutiert haben, der mit dem großen Kreisverkehr zwischen StaBi und Musikinstrumentenmuseum und der Einfassung und Einbindung durch Kollonaden entlang des Kunstgewerbemuseum und der Gemäldegalerie fand ich allerdings um längen besser. Er hatte ja auch seinen Museumsneubau an ungefähr der Stelle plaziert die jetzt im Wettbewerb dafür ausersehen wurde. Was er jetzt vorschlägt ist nichts ganzes und nicht halbes. Links ist alles zugeklatscht und rechts dennoch die öde Fläche durch die Potsdamer Strasse getrennt.
    Ich frage mich warum noch keiner auf die Idee gekommen ist das neue Museum genau auf die Potsdamer Strasse zu setzen mit ebenerdiger Durchquerung. Wenn doch wie so oft die Potsdamer Strasse durch ihren autobahnähnlichen Charakter das Urübel der gesamten Situation darstellt.

  • ^^ Ich hatte schon früher mal geschrieben, dass mir gefällt, wie HdeM einen Stadtplatz vor der Kirche schaffen. der Raum vor dem Eingang der Gemäldegalerie ist nicht mehr so abseits und könnte neu gestaltet damit angebunden städtebaulich zu einer schönen Lösung werden. Wenn Du schreibst, HdeM lösen keine Probleme, so tun sie es für mich in dieser Hinsicht sehr wohl.


    Und die Betonarchitektur der Pinkothek der Moderne lenkt nicht von den Ausstellungstücke ab, das ist richtig, aber ist zugleich kalt und schafft wenig Qualität sich darin gerne aufzuhalten. Man (also ich) ist dort trotz der Architektur, der Bilder zu liebe, aber bei HdeM hoffe ich auf wärmere Ausstellungsräume, die einladender sind und zugleich sehe ich keine Gefahr, dass von der Kunst abgelenkt wird. Die Materialwahl und räumliche Konzeption des Siegerentwurfes von HdeM ist für mich sehr gelungen, so weit das jetzt zu beurteilen möglich ist.

  • ^^
    Braunfels legt nur wieder den Finger in die Wunde und macht darauf aufmerksam, dass diese mit einem einzelnen Museumsneubau an der Potsdamer Str. eben nicht geheilt wird.

    Es gab wie ich schonmal versuchte klarzustellen lediglich einen Wettbewerb für ein einzelnes neu zu errichtendes Museumsgebäude.


    Soso, hast du also versucht klarzustellen... :lach: Also ich denke mal das ist logischerweise jedem hier klar der das Thema mit verfolgt hat. Aber gerade durch die Wettbewerbsentscheidung kocht die Kritik an der Standortentscheidung nunmal wieder hoch. Was spricht dagegen das weiterhin, zumal mit neuen Ideen, zu thematisieren? Ist der Bau erstmal fertig treten die genannten Probleme vermutlich noch viel offensichtlicher zum Vorschein.

    Ich frage mich warum noch keiner auf die Idee gekommen ist das neue Museum genau auf die Potsdamer Strasse zu setzen mit ebenerdiger Durchquerung. Wenn doch wie so oft die Potsdamer Strasse durch ihren autobahnähnlichen Charakter das Urübel der gesamten Situation darstellt.


    Konstruktionsbedingt würde so ein Gebäude enorm hohe Kosten verursachen (märkischer Sand, Grundwasser und so). Fraglich ist auch ob die zu realisierende BGF eine dem Kulturforum zuträgliche Kubatur hervorbringt da ja merklich in die Höhe gebaut werden müsste.

  • Das zentrale Dilemma ist nunmal die Straßenführung der Potsdamer Straße, und damit ein fehlendes Gesamtkonzept für das Kulturforum. Das kann man gar nicht oft genug wiederholen. (Mit der Potsdamer-Platz-Gestaltung nach der Wende hat man leider den jetzigen Bundes-Straßenverlauf vorgegeben. Ein Verlauf entlang der ursprünglichen Alten Potsdamer Straße, gewissermaßen hinter der Stabi vorbeigeschlängelt, wäre besser gewesen.)


    Im Grunde gibt es mM drei Optinen:
    1) die Straße und Einöde lassen wie sie ist, punktuell bebauen
    2) Gesamtkonzept mit neuer, dominanter Straßenführung
    3) Gesamtkonzept mit Straßenführung "im Hintergrund"



    1) Die aktuelle MdM-Ausschreibung gehört hierzu, mit dem HDM-Entwurf. Dazu ist schon alles gesagt worden. Gipfelnd in der Perversion, dass eine Ecke des HdM-Entwurfs die Krümmung des aktuellen Straßenverlaufs übernimmt. Die unbefriedigende Straßenführung wird dauerhaft zementiert.


    2) Hierzu zählen die zwei Braunfels-Entwürfe. Der Straßenverlauf wird einem neuen Gesamtkonzept entsprechend angepasst. Eine neue städtebauliche Idee ist durch Straßenführung und neuer Bebauung klar erkennbar. Beschämend, dass keine anderen Architekten diesbezügliche Entwürfe vorlegen. Das hier ist das zentrale städtebauliche Problem der westlichen Berliner Innenstadt, von der kulturellen-musealen Bedeutung ganz abgesehen. Und nur Braunfels liefert etwas. Aber für große Würfe ist man momentan anscheinend nicht bereit, schwingt da noch die Angst vor Fehlplanungen à la "Germania" oder der "autogerechten Stadt" mit? Dass aber das zögerliche Klein-klein viel schlimmer als ein ganzheitlicher Entwurf ist, wird verdrängt.


    3) Der Versuch, das Kulturforum im Wesentlichen autoverkehrsfrei zu gestallten. Dazu weitgehende Verdrängung der Potsdamer Straße aus dem öffentlichen Raum. Wie hier vorgeschlagen durch Überbauung mittels Gebäude, oder aber Vertunnelung, Absenkung. Dies ermöglicht dann das Kulturforum ganzheitlich als Parklandschaft zu gestallten.

  • Das M20 ist schon goldrichtig. Evolution, statt schon wieder eine zeitgeschmäcklerische Revolution nach einem Generalplan. Das M20 muss ja nicht die letzte markante Änderung am Kulturforum für die nächsten Jahre gewesen sein. Es war aufjedenfall die richtige Entscheidung, aus dem dysfunktionalen Großentwurf Scharouns zu lernen und sich erstmal nur einem einzelnen Gebäude zu widmen, statt neuen Masterplänen. Wenn zB der neue Kirchplatz angenommen wird kann man schauen, wie man die komische Piazzetta los wird und die Gemäldegalerie mit dem M20, über den Kirchplatz als Scharnier, verbindet. Von dort ausgehend kommt man dann vielleicht dazu, die Freiflächen zwischen Kirche, M20, Gemäldegalerie und Kammermusiksaal abzurunden, indem man zwischen M20 und Kammermusiksaal einen weiteren Kulturbau an den Rand der Bundesstraße setzt. Dann ist dieser von Kulturbauten umstellte Platz - also ein "Forum" - dann eben das neue Kulturforum, eines, was städtebaulich auch funktionieren könnte.


    Nur, weil das vor über 50 Jahren von Scharoun so erdacht wurde, muss es ja nicht ewig dabei bleiben, dass Stabi und die Kulturbauten auf der anderen Seite der Bundesstraße zusammen das Kulturforum bilden sollen. Schon weil die Prämissen, mit denen Scharoun das plante, gar nicht eingetroffen sind. So ist die Stabi deswegen dort gebaut worden - und in dieser Form gebaut worden - weil eigentlich auf der anderen Seite mal eine neue Autobahn verlaufen sollte. Die Stabi als ansteigender Querriegel ist quasi als eine Barriere zur Autobahn hin geplant worden, damit das Kulturforum nicht den Flair einer großen Autobahnraststätte bekäme. Keine städtebaulich optimale Lösung, sondern "Schadensbegrenzung". Diese Autobahntrasse hat man dann doch nicht realisiert. Aber bei der (unvollendeten) Grundidee Scharouns, inkl. seinem Stabi-Riegel, ist man trotzdem geblieben.


    Vielleicht sollte man das einfach (endlich) abhaken. Was seit über 50 Jahren nicht funktioniert hat sollte man nicht weitere 50 Jahre versuchen zu reparieren, nur weil man aus Respekt vor einem großen Architekten zerfließt. Wir revidieren ständig Architektur und Städteplanung der Nachkriegsjahrzehnte, das hier ist im Grunde nichts anderes.


    Auch die Nutzung einer allgemein zugänglichen Bibliothek, ein Stück öffentlicher Infrastraktur und Dienstleistung, ist doch eine ganz andere, als die hochgestochenen Museen gegenüber. Es ist ja nicht so, als ob es da große Synergien oder Überschneidungen geben könnte.
    Trennt die Stabi ab und lasst sie sich unabhängig entwickeln. Wieso nicht zu einer kombinierten LZB und Stabi ausbauen? Von der Last, sich in ein "Kulturforum" einfügen zu müssen, befreit könnte die Stabi sich vielleicht auch ganz anders entwickeln. Beispielsweise indem auf den breiten Streifen zwischen Bundesstraße und Stabi die neue LZB gebaut wird - und diese beiden Einrichtungen könnten verdammt viele Synerigen und Überschneidungen heben. Mit einer "Kulturgasse", die zwischen Stabi und LZB Neubau verliefe. Das ist natürlich nur skizzenhaft in den Raum geworfen, ich möchte damit zeigen, dass ich es nicht als Resignation, sondern als Befreiungsschlag, empfände, wenn wir Scharouns Masterplan dieses Kulturforums - dieses Kulturforums per se, egal wie im Detail weiter daran herumgewerkelt wird - einfach ad acta legen. Ein Befreiungsschlag übrigens auch für die Philharmonie, ich sehe weder die Logik noch den Nutzen, diese in ein "Kulturforum" einzuordnen - sowohl die Einrichtung "Philharmonie" wie auch der Baukörper können sehr gut für sich stehen und sollte ruhig als Solitär vereinzelt werden. Die Philharmonie könnte sehr gut für sich stehen und gesehen werden und trägt eher daran, Teil eines sog. Kulturforums sein zu sollen.


    Und dann könnte es für einen verkleinerten Stadtplatz zwischen M20, Kirche, Gemäldegalerie und Kammermusik (mit einem weiteren Baukörper zur Bundesstraße hin) vielleicht heißen: das Kulturforum ist tot, hoch lebe das Kulturforum. Weniger Vogelperspektive und Architekturmodell, mehr menschlicher Maßstab. Dann sieht man, dass eine Fläche baulich begrenzt und "gefasst" werden muss, damit daraus ein "Platz" oder ein "Forum" überhaupt erst entstehen kann.

    Einmal editiert, zuletzt von Pumpernickel ()

  • Im Prinzip spricht ja nichts dagegen, die Debatte um die Gesamtgestaltung des Kulturforums wieder anzustoßen, und Braunfels ist da ja nicht der einzige - Volkwin Marg (GMP) etwa ist da ja seit Jahren auch sehr rührig:


    http://www.tagesspiegel.de/kul…ts-entgegen/11871680.html


    Nur sehe ich nicht, dass der Braunfels-Entwurf irgendeines der bestehenden Probleme des Kulturforums löst, insbesondere die Führung der Potsdamer Straße und die daraus entstehenden Folgeprobeme.

  • Das M20 ist schon goldrichtig. Evolution, statt schon wieder eine zeitgeschmäcklerische Revolution nach einem Generalplan.


    Also, "Evolution" bedeutet, vereinfacht gesagt, Entwicklung nach vorne - und das ist so ungefähr das letzte, was mir in den Sinn kommt, wenn ich den Entwurf für Herzog/de Meurons überdimensionierten Satteldachschuppen mit Mies van der Rohes Neuer Nationalgalerie und Scharouns Philharmonie und Staatsbibliothek vergleiche ... .

  • Du sagst Satteldachschuppen zum M20, im APH Forum sagt man vielleicht Tankstellendach zur von dir verehrten NNG ;)



    Das ist eben wieder eine Frage des Geschmacks. Ich finde diese Bestandsbauten zB furchtbar altbacken und habe eher eine Assoziation mit der alten Bundesrepublik, mit den moosgrünen Bundespost-Telefonen, als mit der Gegenwart, geschweige mit Fortschritt.


    HdM lösen sich von den Konventionen des letzten Jahrhunderts, daran ändern alle Spottbegriffe nichts. Letztlich ist die Kritik an HdM nicht so anders wie jene, die man Scharoun damals mit Sicherheit entgegen hielt, als er die damals geltenden Konventionen brach. Die Nachkriegsmoderne ist heute schließlich genauso ein historischer Baustil wie Stülers Kirche aus dem 19. Jahrhundert.


    Wieso sollte nun für die Nachkriegsmoderne ein anderer Standard gelten, als deren Erbauer seinerzeit früheren Baustilen zubilligen wollten?


    Es fordert ja niemand diese Nachkriegsmoderne abzureißen. Aber das Areal muss sich im 21. Jahrhundert ebenso anders entwickeln dürfen. Und da wird der Galerie von Mies jetzt halt ebenso etwas an die Seite gestellt, wie Stülers Kirche in den 1960ern von Mies etwas an die Seite gestellt bekam. Etwas, das sich nicht "verneigt" und vor Demut ganz klein und grau macht, sondern sichtbar sein will.


    Das muss möglich sein. Gerade wenn die Freunde der Architektur der Moderne des 20. Jahrhunderts das ernst nehmen, was sie den Freunden früherer Baustile immer selbst entgegneten. Eine Stadt darf kein Museum sein, muss sich weiter entwickeln können, usw.
    Jetzt sind die Fans der "Moderne" plötzlich in der Position der Bewahrer. Ironie im Wortsinne.

  • "überzeugt mich nicht", "gefällt mir besser"... Schön wäre es hierzu Bergründungen mitzuliefern ...


    Mich überzeugt der Entwurf ebensowenig und die Begründung ist einfach - darüber schrieb ich, dass man am besten die dichte urbane Bebauung des Potsdamer Platzes Richtung Kulturforum erweitern sollte. Braunfels liefert das genaue Gegenteil des Ansatzes mit riesigen unwirtlichen Freiflächen.


    Das ist doch der Herr mit dem dreiflügeligen Schloss? Persönlich vermute ich, dass er weniger den Finger in die Wunde legen als in die Medien kommen möchte - dadurch wird man irgendwann zum Stararchitekten, welcher mit jedem Schrott Aufträge bekommt. Das ist hier allerdings weniger wichtig. Dass man gleich die ganze Umgebung mitplanen sollte ist ein Ansatz, der im Thread bereits angesprochen wurde (sogar ergiebig), nur das konkrete Konzept ist dafür falsch - schade, dass kein urbaneres in die Medien kommt.

  • im APH Forum sagt man vielleicht Tankstellendach zur von dir verehrten NNG ;)


    Überrascht nicht wirklich bei einem Forum das sich im Wesentlichen den vergangenen Architekturepochen zuwendet und die Moderne verpönt ist. Das DAF ist dagegen sehr durchmischt.

    Das ist eben wieder eine Frage des Geschmacks.


    Nicht unbedingt wenn man sachlich darlegen kann was mit dem geplanten Gebäude genau an diesem Ort nicht stimmt.

    HdM lösen sich von den Konventionen des letzten Jahrhunderts, daran ändern alle Spottbegriffe nichts.


    Durch eine überdimensionierte Scheune? Na wenn du das schreibst... Man kann sich das ja gerne herbeiphilosophieren und toll finden, aber nüchtern betrachtet bleibt da nicht viel übrig. Lustig finde ich ja wie die Architekten durch Vorgriff ebenjener Spottbegriffe zur Beschreibung ihres Entwurfs versuchen sich ggü. Kritik imun zu machen.

    Wieso sollte nun für die Nachkriegsmoderne ein anderer Standard gelten, als deren Erbauer seinerzeit früheren Baustilen zubilligen wollten?


    Ja mei, die Situation ist nunmal wie sie ist. Das ehem. Geheimratsviertel ist bedauerlicherweise einer neuen Stadtlandschaft gewichen. Dennoch, nur weil damals Tabula Rasa gemacht wurde muss man mit dem jetzigen Kulturforum ja nicht genauso gewissenlos umgehen.

    muss muss muss


    Nichts muss, alles kann - außer beim Bund und dem Land Berlin. Nun wollen die Kunstspender unbedingt ein Gebäude an der Potsdamer Straße also muss dort natürlich auch gebaut werden (obwohl das Grundstück hinter der NNG besser geeignet wäre). Erinnert mich ein wenig an das Disaster Staatsoper.

  • Persönlich vermute ich, dass er weniger den Finger in die Wunde legen als in die Medien kommen möchte - dadurch wird man irgendwann zum Stararchitekten, welcher mit jedem Schrott Aufträge bekommt. Das ist hier allerdings weniger wichtig. Dass man gleich die ganze Umgebung mitplanen sollte ist ein Ansatz, der im Thread bereits angesprochen wurde (sogar ergiebig), nur das konkrete Konzept ist dafür falsch - schade, dass kein urbaneres in die Medien kommt.


    Immerhin kommt mal überhaupt was seitens der Architektenschaft. Haben andere Architekten etwa Angst, dass sie nicht mehr an öfentliche Aufträge kommen wenn sie das Wettbewerbsergebnis öffentlich kritisieren?

  • ^ oder loben! ;)


    Kritik habe ich in verschienenen Online Zeitungen schon gelesen. Also da ist schon was gekommen, nicht wenig, finde ich.


    Und dennoch. Es wird bei HdeM auch die Potsdamer Straße gefasst, entsteht ein Stadtplatz vor St. Matthäus, die Piazetta verschwindet aus der zweiten Reihe und wird mit dem Platz vor St. Matthäus angebunden, man müsste aber gestalterisch nachlegen denke ich. und dann ist die Fassadensprache von HdeM mit dem gebrochenen Backstein und der Durchlässigkeit, dem Erhalt der Pappel (als Wettbewerbsvorgabe), sowohl zur Potsdamer wie zum Stadplatz bei St. Matthäus hin freundlich. Ich sehe mich da schon einen Kaffee trinkend sitzen.
    Der Entwurf ist gut, ich bleibe dabei und finde daher die Implikation, es sei gegeben das Wettbewerbsergebnis sozusagen selbstredend zu kritisieren, nur eine Frage von Mut, für sehr sehr subjektiv. Man kann ihn auch als Architekt gut finden, den Siegerentwurf.

  • ^ oder loben!


    Damit wäre wohl kaum zu rechnen.

    Es wird bei HdeM auch die Potsdamer Straße gefasst


    Das Hinstellen eines langgestreckten Baukörpers innerhalb einer aufgelockerten Stadtlandschaft bedeutet noch lange nicht, dass hier eine Straße gefasst wird. Da fließt der Verkehr im Vergleich zu den anderen Bauten eben einfach näher vorbei. Für ein geschlossenes Stadtbild wie man es bspw. aus historischen Vierteln kennt reicht das jedoch nicht aus.

    entsteht ein Stadtplatz vor St. Matthäus


    Ein Punkt für das Grundstück.

    die Piazetta verschwindet aus der zweiten Reihe und wird mit dem Platz vor St. Matthäus angebunden


    Das kann ich nicht erkennen. Es rückt nur ein neues Gebäude näher an sie heran. Ansonsten bleibt sie unverändert und für den Matthäikirchplatz fehlt weiterhin eine westliche Rahmung.

    und dann ist die Fassadensprache von HdeM mit dem gebrochenen Backstein und der Durchlässigkeit


    Die ist nicht schlecht kann aber bei der Masse des Bauvolumens und aus ein bisschen Entfernung schnell monoton wirken. Außerdem halte ich es für problematisch, wenn man konstruktionsbedingt jegliche Steuerung von Tageslicht verunmöglicht. Ob die Fassade letztlich wirklich so durchlässig ist wie es die Visu suggeriert wird sich noch zeigen.

    dem Erhalt der Pappel (als Wettbewerbsvorgabe)


    Ja eben, eine Wettbewerbsvorgabe die von den anderen mal besser und mal schlechter umgesetzt wurde.

  • Das Hinstellen eines langgestreckten Baukörpers innerhalb einer aufgelockerten Stadtlandschaft bedeutet noch lange nicht, dass hier eine Straße gefasst wird. Da fließt der Verkehr im Vergleich zu den anderen Bauten eben einfach näher vorbei. Für ein geschlossenes Stadtbild wie man es bspw. aus historischen Vierteln kennt reicht das jedoch nicht aus.


    Wer spricht denn von einem geschlossenen Stadtbild? Ich nicht. Und doch fasst der langgestreckte Baukörper die Straße, meiner Meinung nach. In Verlängerung mit dem Bau der Nationalgalerie, die ja auch zusammen als ein Museum gedacht werden sollen und der Sigismundstraße dazwischen. Es wird eine offenere Stadlandschaft hier gefasst, so wie vor der Kirche ein Platz gefasst wird. Ein historisches Viertel schreibst Du, ich meine darum ging es doch nie! Es geht um das Fassen einer offenen Stadtlandschaft, oder nicht? Ich finde es gelingt gut durch die Frechheit nahe an die Potsdamer heranzurücken und das ganze Grundstück auszunutzen.
    Und dann die Achsen in der Innenarchitektur des HdeM Entwurfes, die auch mal abfällig als Mall bezeichnet werden, schaffen es vielleicht ein interessantes Wechselspiel von Innen und Außen zu gestalten. Sie bietet interessante Wege und gefällt mir deutlich besser als ein sich selber abgrenzendes Museumsgebäude, an dieser Stelle. Es könnte ein lebendiges Wechselspiel von innen und außen werden und wenn man das Mall nennt? Es wäre die Strärke einer Mall im Gegensatz zu den Malls, die die Besucher verschlingen und nach innen absorbieren. Diese Gefahr sehe ich hier eher bei der Kunst als der Architektur, da sie ja als Kreuzung mit gleichen Achsen angedacht ist.

    Das kann ich nicht erkennen. Es rückt nur ein neues Gebäude näher an sie heran. Ansonsten bleibt sie unverändert und für den Matthäikirchplatz fehlt weiterhin eine westliche Rahmung.


    Die Piazetta war ja nicht Teil des Wettbewerbs. Aber die Vorraussetzungen hier für eine schöne Lösung, und damit meine ich auch die Anbindung an die Umgebung, fällt jetzt leichter, die Piazetta betreffend. Dafür dass der Wettbewerb nicht um Stadtplanung ging, ist HdeMs Entwurf so angelegt, die stadtplanerischen Herausforderung im Bezug zur Piazetta nun leichter lösbar zu machen. Und dann wird der Eingangsbereich der Gemäldegalerie Teil der Stadt und bleibt nicht ein Eingang im Hinterhof. Es wäre der nächste Schritt, mit einem neuen Wettbewerb.

  • ^sehe ich auch so. Ansonsten der Hinweis, dass "mall" auf Englisch auch einfach nur "Promenade" und "Fußgängerzone" heißt. Die Einkaufszentren, die man Mall nennt, sind ja letztlich auch nur eine Nachempfindung einer dichten Stadt, mit ihren "Ladenstraßen". Da dieser Bereich wüst, tot und steril ist, ist es jedenfalls einen Versuch wert, zumindest zu versuchen mit einer Überbauung Aufenthaltsqualität zu erzeugen. Da es sich um keinen lediglich überdachten, zugigen Bereich wie das Sony Center handeln wird (Dach und die Seiten sind auf allen Visus geschlossen), kann das durchaus funktionieren.


    Ich persönlich bin relativ regelmäßig in der Stabi und könnte mir gut vorstellen, mich bei einer Arbeitspause dann mal rüber ins M20 zu setzen, auf eine der großen Stufen im Zentrum, die Leute beobachten, ein Buch lesen, was auch immer. Und da in Berlin die eine Hälfte des Jahres aus trockener Hitze und die andere Hälfte aus russischem Winter besteht, ist das an vielen Tagen durchaus auch dem Aufenthalt unter freiem Himmel vorzuziehen.


    Solch einen öffentlichen Indoor-Outdoor Treffpunkt gibt es zumindest in Berlin bisher noch nicht. Es wird halt darauf ankommen, dass man organisatorisch eine Lösung findet, zumindest Teile der "Malls" zu den Öffnungszeiten frei zugänglich zu halten, ohne Zugangskontrollen oder Eintrittsgeld. Vielleicht ringt man sich ja sogar dazu durch, einen Teil der Ausstellung ganz frei zugänglich zu machen, wie es ja auch für das neue Humboldtforum diskutiert wird. Wenn die Leute dann von der Kunst "angefixt" sind besuchen sie vielleicht das restliche Haus sowie die umgebenden Museen umso lieber, sodass sich das sogar wirtschaftlich rechnet - wobei das bei kulturellen Einrichtungen nationalen Ranges auch nicht immer so kleinkrämerisch im Zentrum stehen sollte.


    Es wäre jedenfalls ein schlechter Scherz und dem Steuerzahler hier kaum zu vermitteln, wenn er 200 Mio. + X für ein Gebäude ausgibt, aber dann nochmal Geld hinlegen müsste, um auch nur einen Fuß reinzusetzen. Das passt nicht mehr in die Zeit. Daher gehe ich schon fest davon aus, dass die Mall ein öffentlich zugänglicher Durchgang und Treffpunkt werden wird. Ähnlich, wie ja auch zB die "Spree-Uffizien" im neuen Humboldtforum.

  • ^^
    Die NNG fasst die Straße doch gar nicht da sie zurückgesetzt steht. Und das M20 allein kann das Forum alleine gar nicht fassen. Was soll daran frech sein nah an der Potsdamer zu stehen?


    Was den Mallcharkakter angeht glaube ich nicht, dass der sich hier so wirkungsvoll entfalten kann. Die meisten Besucher werden wohl nicht zwischen M20 und den anderen Gebäuden hin und her switchen sondern sich auf den Kulturkonsum des jeweiligen Veranstaltungsortes konzentrieren. Im Inneren ist dieses verbindene Element dann eh nicht mehr wahrnehmbar da man sich in einem geschlossenen Raum befindet und von außen betrachtet steht da ein überdimensionierter Trum. Ist dann ein Kreuz wirklich notwendig?


    Und das Wechselspiel zwischen Innen und Außen hat OMA ja nun wirklich am besten hinbekommen. In die Scheune gehste halt rein und bist drin. Wenn du wieder raus gehst war's das dann halt mit dem M20-Besuch. ;)

  • Wie die Bayern sagen: schaumer mal, dann sehmer scho.


    Seh es mal so Bato, hast du bisher einen Entwurf gesehen, der die eierlegende Wollmilchsau war? Für irgendwas musste man sich halt entscheiden. Dieses Areal ist architektonisch und städtebaulich so verfahren, da kann das M20 nur ein Baustein sein, es muss natürlich danach zwingend weiter gehen. Beispielsweise mit der "Piazzetta", mit dem Raum zwischen M20 und Kammermusik und auch die Ödnis zwischen Bundesstraße und Stabi-Fassade kann durch einen Hochbau, der eine Gasse zwischen Stabi und Hochbau schafft, eigentlich nur gewinnen. Am Ende hätte die Bundesstraße dann zu beiden Seiten Raumkanten, mit rückwärtigen Räumen, die vom Verkehr und der Straßenschneise abgeschwirmt sind und sich "nach innen" entwickeln können.


    Dann könnte das M20 auch ein Bestandteil eines öffentlichen Raumes sein, der sich vom Kirchplatz, durch das M20, aus dem M20 raus gen Kammermusik und von dort gen Gemäldegalerie, von dort zurück zum Kirchplatz, dreht. Irgendwann wird man schon einsehen, dass die Idee des "Kulturforums" über die mehrspurige Bundesstraße hinweg immer schon ein Rohrkrepierer war und aufgegeben werden muss.