Kulturforum

  • Wie es der Zufall so will, läuft im Colmarer Musée Unterlinden, so heisst es wirklich ;), eine Ausstellung zu dem großen Expressionisten Otto Dix in dem neuen Erweiterungsbau von Herzog de Meuron:


    "Mit der Ausstellung feiert der Erweiterungsbau der Architekten Herzog & De Meuron seine Premiere, der, teils unterirdisch angesiedelt, das Museum völlig neu strukturiert."


    Genaueres dazu in einem taz-Artikel:


    http://www.taz.de/Otto-Dix-Ausstellung-in-Colmar/!5346883/


    Ich werde es mir nicht nehmen lassen, die Ausstellung zu besuchen. Denn erstens bin ich ein großere Bewunderer von Otto Dix und zweitens bin ich natürlich besonders neugierig darauf, was die Schweizer so können!

  • Ich weiss halt, dass seit vielen Jahren über das Kulturforum diskutiert wurde. [...] und jetzt muss die Diskussion halt mal ein Ende haben und gebaut werden. Wenn ich König von Berlin spielen dürfte [...]


    Pumpernickel locuta, causa finita? :D Die Diskussion hat doch gerade erst angefangen... !

  • Auch meine erste Reaktion war: enttäuschend.


    Mittlerweile kann ich dem Bau einige positiven Seiten abgewinnen. Ich fürchtete, dass die Wahl auf "Duckmäuschenarchitektur" entfallen wird, also Architektur die sich "zurückhalten" soll oder "harmonisch einfügen" (siehe Schinkelplatz, etc). Gerade am Kulturforum wo die zwei (ok, drei) Solitäre herumstehen vor denen Fachleute ständig in die Knie gehen.
    Dieser Bau kommt sehr selbstbewusst daher. Zum einen weil er etwas plump wirkt, aber auch weil er in seiner Einfachheit und durch dieses relativ lustige Satteldach-Feature tatsächlich Größe hat.


    Was mich dennoch stört: in dieser seltsamen Senke hinterm Potsdamer Platz, zwischen Tiergarten und den Gründerzeitvierteln wirkt es wie ein Baumarkt. Zum einen optisch, aber auch diese gefühlte Zugigkeit.
    Eine Lösung mit der ich gut hätte leben können, wenn das Haus in dieser Form, aber höher und schmaler wäre. Doppelt so hoch, dafür halb so lang. Also mehr im Stile eines angedeuteten Reihenhäuschens als ein Baumarkt. Was fast schon als parodisierendes Zitat durchgehen könnte.
    Aber ich vermute hier waren die Vorgaben des Stadtplanungswettbewerbes ausschlaggebend.

  • Baumärkte haben zu 99 % Flachdächer. Ebenso wie ich noch nie in diesem Forum miterlebt habe, wie sich so an einer Dachform abgearbeitet wurde. Nur weil es mal kein Flachdach ist scheint das jetzt das Thema überhaupt zu sein.


    Nein, daran wird gar nichts plump wirken. Weil das nämlich nicht nur eine Baumassestudie ist. Sondern ein Gebäude, mit einer sehr, sehr kleinteiligen Fassaden und Dachlandschaft, die aus einem kleinteiligen Mosaik aus Stein und Glas besteht. Dazu haben Fassade und Dachlandschaft diverse "Münder", zB für den großen Baum im Dach, die sehr breiten Eingangssituationen in die Passagen. D. h. selbst von der grottenhäßlichen und daher eigentlich irrelevanten mehrspurigen "Stadtautobahn" aus (wer hier Wert auf Ästhetik legt muss sicherlich nicht erst beim Kulturforum anfangen...) wird der Bau ein Eyecatcher werden und definitiv kein grauer, plumper, Baumarktkasten neben den scheinenden Ikonen der Architektur-Halbgötter Mies und Scharoun (ich erwarte eher, dass die daneben ziemlich grau und staubig wirken werden).


    HdM waren noch nie "Visu-Verführer". Auch die Visus zur Elbphilharmonie, bevor die Spendensammler sich der Sache angenommen haben und für hübschere Visus gesorgt haben, waren ziemlich "underwhelming" und haben all das, was dieses realexistierende Bauwerk in Hamburg nun definitiv zu einem Weltklassebauwerk macht, ich hatte zwischenzeitlich auch so meine Zweifel aber wurde bei einem kürzlichen Besuch vollends überzeugt, war auf den ersten HdM Visus nicht auszumachen.

  • Mein erste Reaktion geht mit den bekannten Wörtern einher. Wobei "Bierzelt" wenigsten recht passend für Deutschland wäre. Was soll's.


    Nach eingehender Betrachtung der Visus bin ich etwas versöhnter und gespannt darauf, wie sich das Bild durch mehr und genauere Visus konkretisiert.


    Beruhigter Eindruck:


    Die kompakte Masse stellt sich letztlich nicht ganz so kantig lagerhallenmäßig dar. An der Ecke zur Potse hin Richtung Philharmonie verlaufen die Wände in eine spitzen Winkel aufeinander. Zudem scheint diese Ecke eine geringere Höhe zu haben als der Rest. Zusammen mit den Schwüngen der angrenzenden Wände hin zu den Eingängen wirkt es für mich momentan fast wie ein Zitation/ein Bezug zum Zeltdach der Philharmonie. Was mir sehr gefallen würde. Gerade vom Potsdamer Platz aus kommend, wird der kantige Eindruck dadurch reduziert. Analog passt dann auch der Bezug des Giebels zur NNG. Wo eine klare Kante durchaus Sinn macht, weil den gleichzeitig den Straßenraum definiert. Der Wandschwung entlang der Potse verbindet aus meiner Sicht sehr gut den Bau mit der Straße an sich. Es passt u. U. besser zusammen als jede ganz gerade Gebäudekante!

  • noch was:


    Begeistert bin ich von der Materialwahl. Es mag eine tolle Ausgewogenheit entstehen zwischen Masse und Leichtigkeit. Der Bezug zur Kirche und den anderen Gebäuden an der Piazzetta wird wiedergegeben und durch einen gelblichen Farbton entstehen optische Verbindungen zu den meisten Gebäuden im Umfeld.
    Vor allem erhält die Kirche einen räumlich verankerten Bezug zurück und steht nicht mehr so hilflos dar.

  • PS: zu meinem Post von gerade eben reiche ich noch den Beleg nach, unser Forum ist ja fast sowas wie ein kleines Architekturarchiv des 21. Jahrhunderts, hier eine erste Visu der Elbphilharmonie von HdM


    http://www.deutsches-architekt…t.php?p=83931&postcount=1


    wie gesagt, ziemlich underwhelming, wenn man sich daran erschöpfend abgearbeitet hätte, wäre es wohl nie dazu


    http://www.deutsches-architekt…hp?p=533018&postcount=226


    gekommen. Ähnliche Einschätzungen, damals "Lagerhaus", gab es hier im Forum auch trotzdem zur Elbphilharmonie, zB http://www.deutsches-architekt…t.php?p=83953&postcount=9


    HdM haben auch explizit gesagt, dass das noch work in progress im Detail ist und man zB auf die Kuratoren eingehen wird bei der Detailplanung. So ist halt deren Arbeitsprozess. Hier wird ein Sahnestück für Berlin entstehen und ihr werdet euch am Eröffnungstag auf die Zunge beißen und ich werde euch so begrüßen. ;)

  • Braunfels versucht schon seit über 10 Jahren sein radikales Gesamtkonzept zu bewerben, wurde aber zum Realisierungswettbewerb nicht einmal eingeladen. Ich wäre an seiner Stelle auch nicht besonders gut auf das Vorhaben zu sprechen. Wenn du dir sein Konzept anschaust siehst du auch, was er mit der städtebaulichen Situation meint. Aber das war halt einfach nicht Bestandteil des Wettbewerbs. Das wäre so, als hätte Stella statt einer Teilreko einen Entwurf für eine Vollreko des Stadtschlosses inklusive aller Innenräume abgegeben, weil er das persönlich ggf. besser fände oder so (auch beim Wettbewerb zum Humboldtforum hat Braunfels den Rahmen des Wettbewerbs verlassen und sogar nach der Vergabe an Stella noch nachgeschoben...).


    Man muss sich halt an die Rahmenbedingungen des Bauherren halten und für solch einen großen Umgriff gab es weder eine politische Mehrheit, noch das notwendige Budget. Daher ist die Kritik letztlich für mich nicht berechtigt, denn Braunfels wirft HdM etwas vor, wofür der Entwurf nichts kann und was auch, vgl. Wettbewerbsbedingungen, gar nicht möglich gewesen wäre. Es ging nicht um die städtebauliche Situation. Ganz egal, wer den Wettbewerb gewonnen hätte.

  • ^
    Also bitte, jemand der so einen indifferenten Entwurf wie die Pinakothek der Moderne als Autistisches Architekten-Poutporie in München ablegt und die Umgebung hinweg-ignoriert sollte mal seine Klappe nicht soweit aufreißen.:nono:
    Und sein Alternativentwurf für diese Stelle, die er im Auftrag Stimmans angefertigt hatte, tja was soll man sagen, BRAUN-fels(-ig).:nono:

  • Baumärkte haben zu 99 % Flachdächer. Ebenso wie ich noch nie in diesem Forum miterlebt habe, wie sich so an einer Dachform abgearbeitet wurde. Nur weil es mal kein Flachdach ist scheint das jetzt das Thema überhaupt zu sein.


    Nein, daran wird gar nichts plump wirken. Weil das nämlich nicht nur eine Baumassestudie ist. Sondern ein Gebäude, mit einer sehr, sehr kleinteiligen Fassaden und Dachlandschaft


    Nein es wurde mE gerade nicht pauschal kritisiert, DASS es einen Giebel statt einem Flachdach gibt, sondern nur wie plump die Umsetzung auf so einer großen Fläche wirkt. Und ganz ehrlich: Wie kann man jetzt schon behaupten, dass der Bau NICHT plump wirken wird. Da wird es mE schon etwas mehr als ein paar Spielereien brauchen, gerade was die Fernwirkung betrifft.



    Dazu krame ich gerne mal den Ausgangspost hervor (meine Hervorhebungen):



    Ein griechischer Tempel:

    Copright: Berthold Werner, Creative-Commons-Lizenz


    Die Alte Nationalgalerie:

    Copyright: Manfred Brückels, Lizenz: gemeinfrei


    Zum Vergleich eine typische Lidl-Frontansicht:

    Copyright: Joho345, Lizenz: gemeinfrei


    Manchmal sagen Bilder mehr als tausend (Architekten-)Worte. Wenn das Assoziationen an einen griechischen Tempel wecken soll, dann an einen versunkenen/ tief eingesackten. Da sehen ja die Ruinen in Griechenland noch frischer bzw. proportional stimmiger und somit harmonischer aus...


    Mit einem Gesamturteil halte ich mich dennoch weiter zurück. Aber manchmal ist der Kaiser einfach nur nackt und nicht die Beobachter dumm sondern die Künstler etwas dreist. Wenn die lange genug "Tempel, Tempel" sagen, glauben es offenbar genug und unterdrücken lieber jeden Sinn für Proportion als ein leises "Aber" zu wagen...

  • Ich musste spontan an das Warehouse 13 aus der gleichnamigen Serie denken (http://vignette2.wikia.nocooki…0512230557&path-prefix=de). Na immerhin lagert darin auch Kunst.
    Ich bin eigentlich ein großer Bewunderer von Herzog & de Meuron. Doch der Entwurf ist für diesen Ort eine Katastrophe. Auf der Visualisierung mit der Neuen Potsdamer Straße sieht es aus wie eine (zugegeben sehr schicke) Lagerhalle an einer Autobahn.
    Meines Wissens ist ein Forum im städtebaulichen Kontext ein freier Platz. Die Platzfläche würde aber fast vollständig zugestellt mit einem Bau der absolut nicht urban wirkt. Am Kulturforum besteht ohne jede Frage Handlungsbedarf - doch das ist keinesfalls die Lösung.

  • In der FAZ versteigt man sich zu einer Kulturkritik und möchte darin, dass dort ein Satteldach geplant wird, "vormodernes" Bauen erkennen. Feuilleton halt. Und selbst dieser Autor erkennt an, dass hier ein Wandelort entsteht, den Berlin bisher nicht hatte (dritter Absatz). Was er allerdings mit dem langen Berliner Sommer meint führt der Autor nicht weiter aus. Trotz dem kritischen Grundton kann aber auch der Autor die kongenialen Punkte nicht verschweigen. Es entsteht ein öffentlicher, multifunktionaler Raum - ein echtes Forum der Kultur eben - das auch Passanten frei zur Verfügung stehen kann und en passant vier thematisch unabhängig bespielbare Ausstellungsgebäude, in dieser kleinen Stadt unter einem Dach.


    Damit wird, das ist die große Fehldeutung des Autors, gerade nicht das Ländliche in die Stadt geholt, sondern die Stadt des 21. Jahrhunderts betont. Diese funktioniert nun einmal so, wie man auch den "überdachten Fußgängerzonen" mit Brünnchen und Ruhebänken sieht, genannt "Mall", die heute für das Gros der Menschen ein wichtiger Anlauf- und Treffpunkt sind, egal was man davon als urbaner Nostalgiker halten mag. Sie funktioniert nicht mehr mit der erwähnten offenen Stadtlandschaft Scharouns (20. Jahrhundert) oder der Idee der alten europäischen Stadt mit kleinen, offenen Plätzen (19. Jh. und davor). Wir sind im 21. Jh. und das darf man einfach auch sehen und entsprechend bauen.


    Darum sagte ich ja, das ist der erste Großbau Berlins, der wirklich der Postmoderne des 21. Jahrhunderts angehört. Ich lehne mich soweit aus dem Fenster zu fragen, wird er deswegen vielleicht einfach noch nicht so richtig "verstanden"? Die hilflosen Versuche der Einordnung in hergebrachte Kategorien deuten darauf hin (Scheune, Tempel oder doch Aldi? HdM haben das ja selbst in der eigenen Stellungnahme persifliert, soviel Selbstironie muss man erstmal haben). Ich denke, der Bau wird einmal als ähnlich wegweisend betrachtet werden, wie jetzt in der Retrospektive die NNG von Mies.

  • ^ Hab ich was verpasst? Ein für alle begehbares überdachtes Forum im Stile einer Mall ist jetzt auf einmal etwas so neues und wegweisendes, dass es von Kritikern nicht verstanden wird?


    Konzeptionell ist das doch ein ganz alter Hut. Von wegen Stadt des 21. Jahrhunderts ... Ähnliche Konzepte finden sich in allen Epochen. Auch die Mall als Konzept Stadt in der Stadt hats schon in der Antike gegeben, Trajansmärkte inkl. Forum, die heute auch nicht mehr als Einkaufszentrum, sondern multifunktionell gedeutet werden, lassen grüßen; halt ohne Autos und nicht in diesen heutigen Riesendimensionen.


    Hinter dem Bau wird, gerade dank des wenigen Platz zur Kirche, ein Kirchplatz entstehen, der fast die Ruhe eines Dorfangers hat, der Bau wird den Straßenlärm stark dämpfen, Menschen werden dort bei Sonnenschein auf Bänken ausruhen können, während aus der Kirche eine Kantate zu hören ist ...


    Das nur zum Thema:

    egal was man davon als urbaner Nostalgiker halten mag

  • @Pumpernickel: Wieso MUSS ein Forum jetzt unbedingt in eine Halle verfrachtet werden (so wie ein "Tempel" offenbar erst ein paar Stockwerke absacken muss), um zeitgemäß zu sein? Inzwischen wird mir immer mehr bewusst, was ich mir eigentlich für diesen Standort gewünscht hätte. Die Innengestaltung als Konzept der Vernetzung von HdM sagt mir ja wie gesagt zu, die klobige Gesamtanmutung der Außenhüllen dafür leider spontan umso weniger. Sicher kann das durch gute Materialwirkung und einzelne auflockernde Elemente noch etwas relativiert werden. Aber der Gesamteindruck bleibt für mich vorerst leider recht schwer und klobig.


    Auch wenn der Vergleich durch die unterschiedlichen Nutzungskonzepte sehr gewagt erscheinen mag, muss ich nun zunehmend an einen Gebäudekomplex denken, den ich praktisch tagtäglich erlebe und den ich schon hun und wieder spaßeshalber "unser kleines (i.e. unser lokales Kiez-) Kulturforum" genannt habe. Zur besseren Vorstellung ein paar Bilderlinks:
    Projektübersicht vom Umbau 2004-2007 (gute Gesamtübersicht) sowie PDF mit ergänzenden Erläuterungen
    Außen 1 - Außen 2 - Außen 3 - Übersichtsplan - Vogelperspektive - Hofansicht 1 - Hofansicht 2


    Wie man auf den Bildern sicher erkennen kann, handelt es sich hierbei um einen vorwiegend kulturell genutzten Gebäudecampus in nüchterner moderner Ausführung sowie mit Backsteinverkleidung (und etwas Glas). So weit also ein paar Parallelen. Anders als bei HdM werden hier natürlich diverse recht unterschiedliche Funktionsbereiche aufgenomme: neben Kunstausstellungen u.a. Konzerte, Theaterstücke, (Lichtbild-)Vorträge und Kino, Bibliothek, Werkstätten, Sportkurse, VHS...). Aber zufällig gibt es auch hier 4 Hauptkomplexe, die jedoch nicht in einem kolossalen Gesamtbau sondern in je zwei Hauptgebäuden untergebracht sind, die wiederum an beiden Enden eng aneinander grenzen und durch kleine bauliche Brücken optisch direkt ineinander übergehen. Dazwischen liegt ein offener Bereich der zugleich Hof und Passage bildet - auch hier mit Baum und zudem mit einigen Bänken. Übrigens von Frühjahr bis Herbst eine sehr nette Sache und mir tausend mal lieber als ein kleines Gewächshaus für einen eingebauten Baum, der weder das ungefilterte Sonnenlicht noch frische Luft oder mal ein paar Vögel und Insekten erleben wird. Natürlich geht durch diesen großen Hof wie auch durch die vielen Fensterfronten einiges an Nutzfläche verloren. Zugleich wirkt die gesamte Gestaltung sehr großzügig und sozial belebend - eben wie ein echtes FORUM. Und automatisch wirkt so städtebaulich keiner der Baukörper erdrückend. Alles ist wie gesagt nüchtern-modern aber in aller Sachlichkeit doch zugleich ein wenig verspielt und sehr abwechslungsreich, sodass auch die großen Längsfronten optisch nicht erschlagen. Eigentlich recht ähnlich wie bei der Philharmonie - im Großen - auch die gewaltigen Gesamtdimensionen sehr gut kaschiert werden. Etwas Ähnliches - wiederum in ein paar Nummern größer und gewiss auch hochwertigerer Ausführung - hätte ich mir also auch großartig für die Brache im Kulturforum vorstellen können. Die verlorene Nutzfläche hätte sich womöglich durch etwas mehr Höhe ausgleichen lassen. Wobei das meiste Volumen hier ja ohnehin unterirdisch liegt. Im Hof hätte man zugleich einige Glasflächen einplanen können durch die eine optische Verbindung von Untergeschoss und Außenwelt entstünde und zugleich dosiert natürliches Licht nach unten geleitet werden könnte. Die Verbindung zwischen den Ausstellungsflächen könnte leicht unterirdisch aber evtl. zugleich auch über zwei schmale Brücken an den Enden der Gebäude ermöglicht werden. Ebenso könnte es an einigen Stellen tief im Inneren des Komplexes vielleicht kleine bepflanzte Innenhöfe geben (für die von dem Architekten selbst geforderte Kontemplation sehr förderlich). Alles sicher auch eine Kostenfrage aber ich kann mir das zumindest richtig gut vorstellen. So würden die Passanten (und Besucher) das Museum umspülen und nicht nur einmal vorne eingesaugt und am Ende hinten wieder ausgespuckt werden.

  • für ein Stadtteilzentrum ist das schon OK. Für dieses Projekt wäre mir das deutlich zu banal. Man darf bei allen Plädoyers für lockerere Baumasse nicht vergessen, dass eine sechsspurige Straßenschneise daran vorbei führt, was ja ein Hauptgrund ist, warum das bisher so eine urbane Wüste ist. Am fehlenden unbebauten Platz liegt es gewiss nicht. Der Riegel verbindet da einfach das Nützliche mit dem Angenehmen und verlegt das Kulturforum kurzerhand unter ein großes Dach. Bis dahin, dass das Schrägdach ordentlich Schall weg reflektieren wird und der Kirchplatz wirklich der Ruhepol werden könnte der hier wichtig wäre.


    export, da geht es um die bebaute Fläche und das viele gerne offenere Strukturen gehabt hätten als das große, alles überspannende Dach. Der Kirchplatz ist wieder eine ganz andere story.

  • @Pumpernickel: Ich sehe ehrlich gesagt nicht, wo das banaler als die nun gewählte Lösung sein soll. Und die Straße kann man auch so abschirmen. Die Form des Hofes und die Positionen der Öffnungen sind ja flexibel einsetzbar. Optisch wie funktional kann so etwas auch in größerem Maßstab überzeugend umgesetzt werden.

  • was wäre denn (d)ein konstruktiver Gegenvorschlag zu HdM?


    Darf man nur dann etwas kritisieren, wenn man Gegenvorschläge liefert? Kriege ich dafür ein Honorar? So wie ich in meinem Job mal kreative Lösungen entwickeln muss, sollte man auch von den Architekten erwarten, dass diese sich was einfallen lassen, ohne Hilfe.


    Geradezu lustig, dass die Netto-Filiale von Herzog & de Meuron ist - die haben auch die Londoner Tate-Modern-Erweiterung entworfen, die ich hier unter #206-#208 gezeigt habe - eine Ansicht gibt es auch unter #212, hier Ausblicke aus der Aussichtsgalerie (der Bau ist 64,5 Meter hoch). Die Nutzung großer Klinkersteine ist (glaube ich) auch in Berlin vorgesehen.


    Statt in die Tiefe mit viel Erdaushub hätte man in die Höhe gehen sollen - mit einer interessanten Form und Aussichtsgalerie an der Straßenecke gegenüber der flachen Neuen Nationalgalerie. Unweit des Potsdamer Platzes mit Hochhäusern wäre es nicht verkehrt. An diesen Blickfang könnten flache Bauten westlich (neben der Kirche) und nördlich anschließen, mit Gärten und einer Terrasse auf dem Dach. Dieser Bau könnte bei Gelegenheit den Kirchenvorplatz vom Osten einfassen.

  • . Wenn die lange genug "Tempel, Tempel" sagen, glauben es offenbar genug und unterdrücken lieber jeden Sinn für Proportion als ein leises "Aber" zu wagen...[/QUOTE]


    Der Archetyp für diesen Baukörper ist nicht der Tempel, sondern - tut mir leid - die Baracke - da mag das Material noch so edel und Raumaufteilung noch so rafiniert sein. Und ob hier wirklich Öffentlichkeit entsteht in dieser Ecke von Berlin, die tagsüber toter ist als tot (hat schon mal jemand so viele Fußgänger hier gesehen wie auf dem Rendering? ) , das wage ich zu bezweifeln. Um die Berlinbesucher zum Kulturforum zu locken, wäre ein architektonisches Landmark nötig gewesen, aber wer steigt hier aus dem Bus aus, um ein Foto zu machen? Keener.

  • Nochmal zu dem von Pumpernickel oben zitierten FAZ-Artikel. Dort schreibt der fachkundige Redakteur:


    "Die beiden durch ein transluzentes Backsteinelement- und Glas-Dach belichteten Passagen können offen bleiben, auch wenn die Ausstellungshäuser geschlossen sind, und so eine Abkürzung und ein Flanierraum nicht nur für Museumsbesucher, sondern für die ganze Stadt werden."


    Eine Passage? Eine Abkürzung?


    Hmmm, welcher Passant könnte den die Ost-West "Passage" als Abkürzung nutzen können? Welche Wegebeziehung hab ich da übersehen? Da ist ja nicht mal ein Fußgängerüberweg oder ne Haltestelle. Wenn ich natürlich aus der Bibliothek komme und in die Kirche will, könnte ich natürlich über die Rabatten steigen, mich dann über die Straße kämpfen, um dann die "Passage" nutzen zu können ... sorry, dieses Argument ist iwie schräg. Für die allermeisten Wegebeziehungen wäre diese "Passage" ein Umweg.


    Und die Nord-West "Passage"? Wieso sollte ich da durchgehen? Das wäre dann auch keine Abkürzung, sondern ebenso ein Umweg. Außerdem würde diese "Passage" nur funktionieren, wenn auch die NNG ständig geöffnet wäre, da es im Erdgeschoss eben keinen durchgängigen "Boulevard" gibt und der südliche Zugang im Untergeschoss über die NNG und durch einen Ausstellungsraum erschlossen wird :nono: