Potsdam: Wiederaufbau der Garnisonkirche (Bauthread)

  • Letzte Woche habe ich eine Fahrradtour durch Potsdam gemacht. Es gab viel beeindruckende Architektur zu entdecken, ganz besonders erstaunt war ich jedoch über die Größe der in einer Vitrine aus Architekturgewebe ausgestellten Wetterfahne für die Garnisonskirche. Mit 8,5 Metern Höhe ist sie nicht viel niedriger als so manches Einfamilienhaus. Ich hoffe sehr, dass ich bei meinem nächsten Potsdam-Besuch eine Turmbaustelle oder gar ein fertiges Bauwerk vorfinde.


    Riesig:



    Zukünftiger Standort:


  • Großspende für Garnisonkirchturm

    Offenbar rückt der Wiederaufbau des Garnisonkirchturms immer näher: Bei Stiftung und Fördergesellschaft ist heute eine Großspende in Höhe von sage und schreibe 1,5 Millionen Euro eingegangen. Damit hat sich die bisherige Finanzierungslücke von 3 Millionen Euro halbiert. Letzte Woche freute man sich außerdem über eine weitere Spendenzusage in Höhe von 10.000 Euro.


    http://www.pnn.de/potsdam/1097793/
    http://garnisonkirche-potsdam.…euro-spende-fuer-bauteil/

  • Ich denke auch, dass der "Knoten" damit durchschlagen ist. Zumindest mich hat das motiviert gleich nochmal etwas für den Turm zu spenden.


    Apropos Turm. Eine Kirche - also die eigentliche Garnisonkirche - wird hier ja gar nicht rekonstruiert. Sondern ausschließlich der Turm. Ohne Turm geht es liturgisch, ohne Kirchenraum nicht, somit ist das eigentlich für mich nicht die Garnisonkirche sondern etwas anderes. Ich bin gespannt, ob sich hier im Volksmund nicht eine andere Bezeichnung durchsetzen wird (vgl. offziell "Humboldtforum", tatsächlich "Stadtschloss" in den Mündern der Menschen).


    Barockturm? Gerlachturm? Kapellenturm? Glockenturm? Man darf gespannt sein. :daumen:

  • Die Information ist falsch. Bis dato ist nur die Wiederherstellung des Turmes beschlossen. Über die Form der Wiederherstellung des Schiffes ist noch nicht entschieden. Es ist keineswegs das Ziel eines vollständigen Baus der Garnisonkirche - in welcher Architektur des Schiffes auch immer - aufgegeben.

  • Der Wiederaufbau der Garnisonkirche hat laut Tagesspiegel eine neue Befürworterin gefunden: Die Fernsehjournalistin und Publizistin Lea Rosh hat einen Ziegelstein mit ihrem Namenszug für das Projekt gespendet.


    Frau Rosh - bekannt für ihren Einsatz für die Errichtung des Holocaust Mahnmals in Berlin - ist aktuell Vizevorsitzende des Kuratoriums der Stiftung und Vorsitzende des Förderkreises für das Denkmal für die ermordeten Juden Europas.


    http://www.tagesspiegel.de/ber…-in-potsdam/13961578.html

  • Das Engagement von Frau Rosh sehe ich sehr ambivalent.
    Genauso wie ihre Idee zum Holocaustmahnmal, dass eine Erinnerungskultur beförderte, die vom Zentralrat der Juden in Deutschland geduldet, aber nicht weiter unterstützt wurde. Das Holocaustdenkmal ist zwar ein optisch gelungener und akzeptierter Versuch einen deutschen Beitrag zum Gedenken zu leisten, aber bleibt in seiner Symbolkraft rudimentär. Das ist leider auch der Persönlichkeit von Frau Rosh zu verdanken, die sich bei der Planung und Ausführung gerne über konstruktive und fundierte Einwände hinwegsetzte, was letztendlich zur intensiven Hinterfragung ihrer Position führte. Daher beäuge ich ihre Aktionen sehr kritisch, verbunden mit der Frage nach ihren wahren Beweggründen. Daher möchte ich sie auch nicht in der Position einer möglichen Ikone des Wiederaufbaus der Garnisonskirche in Potsdam.

  • Symbole kann man nicht planen, sie entstehen aus der Geschichte heraus von selbst. Vgl. das Brandenburger Tor - einst als Zoll und Siegestor errichtet, heute stärkstes Symbol von Teilung und Mauerfall.


    Was man dem Holocaustmahnmal ganz offensichtlich vorwerfen kann ist die Beschränkung auf das Gedenken an den Massenmord an Menschen jüdischen Glaubens. Es wurden nicht nur Menschen jüdischer Konfession planmäßig ermordet, sondern u. a. auch Sinti, Roma und homosexuelle Männer. In den Debatten lief es damals letztlich auf ein unwürdiges Zahlenspiel hinaus, nach dem Motto die Mehrzahl der Opfer war aber jüdischen Glaubens. Darum wurde es, so der offizielle Name, ein "Denkmal für die ermordeten Juden Europas" anstatt einem "Denkmal für die Mordopfer der nationalsozialistischen Massenmorde" o. ä.


    Ich sehe aber ehrlich gesagt weder, wo es hier solch eine Kontroverse bei der Garnisonkirche gibt, noch, dass die Dame zu einer Ikone erhoben wird. Es ist höchstens insofern erwähnenswert, als sich wiederholt eine Person des öffentlichen Lebens klar pro Wiederaufbau der Garnisonkirche positioniert hat, der man auch mit größten Mühen sicherlich keine Deutschtümelei oder gar NS Verherrlichung andichten kann. Genau das war aber zuvor immer so eine Art Totschlagargument der Gegner, die berühmte "Nazikeule" wurde gegen die Wiederaufbau-Befürworter sehr gerne und regelmäßig geschwungen (wegen des ach so wichtigen "Tag von Potsdam").


    Das ist schon zunehmend weniger geworden, nachdem sich die Queen of England im Gedanken der Versöhnung am Wiederaufbau der Garnisonkirche beteiligte, die ja einst auch von ihrer Royal Air Force bombardiert wurde. Spätestens dann wurde klar, dass es sich die Gegner zu einfach gemacht haben mit dem Versuch den Wiederaufbau als deutschen Geschichtsrevisionismus oder deutschem Chauvinismus zu diffamieren. Das konnte man der Queen nun wirklich nicht vorwerfen. Und Frau Rosh ebenso wenig. Und wenn man es so betrachtet ist es aufjedenfall ein bemerkenswertes Detail.

  • Geldsegen für Garnisonkirche

    Gute Nachrichten für den Wiederaufbau: Laut einer PNN-Meldung hat die Stiftung eine neue Spendenzusage von 250.000 Euro erhalten. Das Geld soll in die im vierten Obergeschoss des Turms geplante Bibliothek fließen. Neben Gesprächen über eine weitere Großspende findet derzeit auch eine riesige Werbeaktion statt, in deren Rahmen 4.500 Spendenkataloge an Mitglieder der Fördergesellschaft und Unternehmen in der Region versandt werden.


    PNN-Meldung: http://www.pnn.de/potsdam/1112190/
    Spendenkatalog: http://garnisonkirche-potsdam.…katalog__Stand_20.07..pdf


    Wenn es so erfolgreich weitergeht, ist die Finanzierung des Turms bis Weihnachten gesichert!

  • Ich denke, dass der politische Wille da ist, das Projekt bis Ende des Jahres durchzubringen, so dass man zum Jubiläum 500 Jahre Reformation den Grundstein legen kann. Erst gerstern oder vorgestern war ein Artikel online, dass es wohl auch mit den Bundesmitteln sehr gut aussieht.


    Und ich denke, wenn denn wirklich mit dem Bau begonnen wird, dann werden die fehlenden Mittel für den Bauschmuck relativ zügig eingetütet sein. Und wie das bei Rekoprojekten so häufig ist. Wenn der Turm erst mal steht wird man sich fragen, wie man überhaupt mal dagegen sein konnte. War bei der Frauenkirche und bei den Schlössern in Hannover und Potsdam so und wird auch in Berlin und bei der Garnisonkirche so sein. Nur leider ist scheinbar noch immer ein riesen Theater vorher nötig. Aber gut. Bisher sind alle großen Rekoprojekte letztlich doch immer zustande gekommen. Und ich habe noch von keinem Projekt gehört. wo man es im Nachhinein bereut hat.


    Also: auf den Wiederaufbau der Garnisonkirche zum 500. Jahrestag der Reformation!:daumen:

  • Scheinbar ist nach dem gescheiterten Bürgerbegehren eine allgemeine Potsdam Erschöpfung hier im Forum eingetreten.


    Und so haben sich scheinbar unbemerkt signifikante Neuigkeiten ergeben.


    So hat der Spendenfluss in den letzten Wochen massiv zugelegt. Für die abgespeckte Turmvariante fehlt nur noch rund eine Millionen Euro, die Stiftung ist zuversichtlich, diese in den nächsten Wochen einzunehmen.


    So ist neben einer weiteren Großspende über 250.000 Euro für die Bibliothek im wiederaufgebauten Turm auch die Zahl der Kleinspenden rasant gestiegen. Dazu beigetragen hat ein ausgegebener Spendenkatalog, wobei sich insbesondere die Turmstufen als Erfolg erweisen. Allein darüber konnten weitere 140.000 Euro in den letzten Wochen generiert werden. Auch die Zahl der Kleinspenden für Ziegel ist gewachsen, so dass man damit rechnet, die Deckungslücke zügig schließen zu können.


    Auch um die Zusagen des Bundes sieht es wohl sehr gut aus, was zur Folge hat, dass man mit dem einrichten der Baustelle und damit dem Baubeginn für Mitte bis Ende nächsten Jahres rechnet.


    Ferner ist man nun sehr optimistisch, dass es zu gar keiner abgespeckten Turmversion kommt, da die Erfahrung bei anderen Projekten zeigt, dass der Großteil der Spenden erst kommt, wenn mit dem Bau tatsächlich begonnen wurde. So geht man davon aus, dass der Turm sogar komplett entstehen kann, ohne rudimentäre Zwischenstufe.


    Das sind in der Summe doch super Neuigkeiten, denn es steht fest, dass der Turm kommt!


    http://www.pnn.de/potsdam/1118292/


    http://www.maz-online.de/Lokal…in-fuer-Garnisonkirchturm

  • Das sind wahrhaft herrliche neue Nachrichten....und steht erstmal der Turm, dann wird auch das Kirchenschiff realisiert werden.... :daumen:

  • Na, vorher muss erstmal für den vollständigen Bauschmuck des Turmes gesammelt werden. Da kommt ja noch Einiges zusammen. Man sieht ja am Stadtschloß, wie das fehlt: Engeltreppe, Attikafiguren, Sphingen an der Gartenseite, Trophäen am Fortunaportal - und da sind die Kutschdurchfahrt und die Ringerkolonnade mit ihrem mindestens notwendigen Anschluß an das Schloß und der Restaurierung der Ringer-, Fechter- und der der Schleudererfigur noch gar nicht dabei. Da das Schloß nach 1918 in kommunalen Besitz überging (war ja neben der Museumsnutzung vor allem Sitz der SVV im Schloßtheater und der Stadtverwaltung) und sich der neue Eigentümer, ein holländischer Konzern, vor Ablauf der Mietkauflösung im Jahr 2044 (4 Mio. Euro/Jahr) keinen Kopf darum macht, bleibt vieles am bürgerschaftlichen Engagement hängen.


    Vor diesem Hintergrund tritt das Kichenschiff der Garnisonkirche erstmal in den Hintergrund. Hier wird erstmal die beschlossene Neugestaltung der Plantage und der Wohnungsbau am Langen Stall abgewartet. Dann gibt es noch einen neuen Landesbischof und es wird noch ein paarmal die Synode neu gewählt. Wie sich die Lage dann in 5-10 Jahren darstellt wird sich erweisen.

  • Ich erlaube mir auf eine aktuelle Initiative der Bundestagsfraktion Die Linke hinzuweisen: "Keine Beteiligung des Bundes am Wiederaufbau der Garnisonkirche Potsdam"


    Auch wenn vorraussichtlich dem Antrag kein Erfolg beschieden sein wird, frage ich mich, ob dieser Antrag allein durch den Geschäftsgang im Bundestag Einfluß auf die Freigabe der 12 Bundesmillionen haben wird?


    Wie dem auch sei, die Diskussion über ein Wiederaufbauprojekt von "nationaler Bedeutung" ist endlich in der Bundesliga der Politik angekommen.


    MAZ, 25.10.2016, "Aus für die Garnisonkirche?"

    2 Mal editiert, zuletzt von Potsdamer ()

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    Einfach großartig. Das könnte Bundesweit endlich neue Anhänger der GK generieren und diese motivieren, sich für die Kirche finanziell zu engagieren.
    Einen besseren Motivator, als die Nachfolgepartei der Zerstörer, die im Bund versucht den Wiederaufbau zu verhindern, kann ich mir kaum vorstellen.


    Vielen Dank an die Linke, für die kostenlose Werbung.

  • Stimmt. Beste Werbung. Es fehlen ja eh' bloss noch wenig für den Turm aber mit solch' einem Traktat kann man wirklich jeden zu Spenden überreden.

  • Zwei weitere Großspenden

    Der Tagesspiegel berichtet, dass zwei weitere Mäzene (ein Privatmann und eine Stiftung) insgesamt 210 TEUR für den Wiederaufbau zugesagt haben. Es ist bereits die dritte Großspende binnen weniger Monate. Die Deckungslücke beträgt nunmehr nur noch etwas mehr als eine halbe Million Euro.


    Sobald die Deckungslücke geschlossen ist, will die Stiftung den Förderantrag für die zwölf Millionen Euro stellen, die der Bund als Anschubfinanzierung für den Wiederaufbau des Turms in Aussicht gestellt hat.


    Bei der Prüfung des Antrages wird es Angabe gemäß darauf ankommen, ob der Bund das Projekt auch in seiner reduzierten Variante als förderfähig anerkennt. Hierzu gibt es aus Berlin bereits positive Signale, weil der Turm grundsätzlich nutzbar wäre.


    http://www.tagesspiegel.de/ber…nisonkirche/14755294.html

  • Der Tagesspiegel hat einen Text seiner recht peinlichen Potsdamer Tochter "PNN" übernommen: der Förderantrag ist natürlich schon seit Beginn des Jahres gestellt und wird schon seit Monaten geprüft. Da sich jetzt die Sozialisten mit bester DDR-Kulturbund-Rhetorik dagegeben wenden ist das Projekt auf bestem Weg - die Große Koalition rückt enger zusammen. Gute Nachrichten!

  • Auch wenn Klarenbach jetzt ganz stark sein muss: Baustart für den Wiederaufbau der Garnisonkirche steht jetzt fest - Oktober 2017.


    Damit geht eine jahrelange Diskussion endlich zu Ende. Seit die Kirche sich zu einer Beteiligung bekannt hat, konnten auch privat in kürzester Zeit 4 Millionen an Spenden eingeworben werden. Es fehlen nur noch 750.000 Euro.


    Auch teilte die Stiftung mit, dass keine "Bauruine" entstehen werde, es werde bis zum letzten historischen Element durchgebaut.


    Ein weiterer wichtiger . Die Stiftung wird auf das Kirchenschiff (egal in welcher Form es mal kommen wird) nicht verzichten. Damit scheidet eine Sanierung des Rechenzentrums aus. Nach jetzigem Plan sollen die Künstler die Garde-Husaren-Kaserne an der Schiffbauergasse ab 2020 nutzen, wenn die Immobilie frei wird und der Bund die Objekte verkaufen will. Sollte dies nicht gellingen, muss ein anderer Platz gesucht werden.


    Ich würde sagen, nach Jahren der Unklarheiten ist jetzt das wesentliche entschieden. Dass es trotz all dem Gegenwind gelungen ist, das Projekt zum Abschluss zu bringen, ist ein toller Erfolg. Und wie überall bei Rekoprojekten. Wenn der Baustart klar ist, kommen auch die Spenden. War in Dresden so, war in Berlin so und wird jetzt auch in Potsdam so sein.


    http://www.pnn.de/potsdam/1137175/