allerdings muss es doch etwas zwischen den beiden 'Extremen', also 4-Spurige-Schnellstraße die mit Plattenbauten gesäumt zum AKW im Herzen der Stadt führt (ich habe da so ein paar alte Bilder aus den 60ern im Kopf) und eben der Verweigerung an die Moderne, besser gesagt, an das Jetzt und dem für mich fantasielosen Rückgriff auf die Geschichte.
Was ist denn daran phantasielos? Und warum verweigert man sich der Moderne?
Phantasielos wäre es, wenn man identitätsstiftende und historische, aber zerstörte Bauwerke nicht wiederaufbaut.
Man verweigert sich der Moderne, weil unsere heutige Zeit ganz andere Ansprüche hat als die 20er oder die 60er.
Kann mir solche Antworten leider nicht verkneifen. Ich möchte auf die Dimension der Wertung und Subjektivität hinweisen. Und auch der Relativität. Wir sind nun mal ein Land mit vielfältig zerstörter Historie. Man kann hier nicht abstrakt von irgendwelchen Ansprüchen der Modernität sprechen, da dieser Modernität die Voraussetzungen fehlen.
Warum wollte man denn vor 100 Jahren modern bauen? Weil man in den 20ern mit traditioneller Architektur überversorgt war und mal was Fesches und Cooles hinpflanzen wollte. Hätte ich auch so gewollt.
Kreativität kann man sprießen lassen, wenn genug historische Substanz vorhanden ist oder wenn das zerstörte Bauwerk nicht allzu wichtig war. Ich fände es ja gar nicht so schlecht, eine minimalistische, kubistische Garnisonkirche zu bauen. Aber mit exakt denselben Maßen. Das wäre ein cooles Kriegsfanal. Dahinter stehen aber triste Ostplattenbauten. Da macht sich solch eine moderne Ästhetik eben nicht so bzw. sieht fast bescheuert aus.
Man braucht - das zeigt sich immer wieder - ausreichend Historie als Kontrast für das moderne Bauen. Und da sind wir wieder bei den 20ern und den heilen historischen Städten.
Wer modern will, der soll sich erst mal über die Historie der Moderne informieren.