lch will mal auf die Beiträge von Konstantin zur Abrissgeschichte zurückkommen.
Es ist tatsächlich so, dass alle mir bekannten Quellen darauf hindeuten, dass der Beschluss zum Abriss nicht auf Walter Ulbricht zurückgeht.
Am 5.8.1966 hat sich das Sekretariat der Bezirksleitung Potsdam der SED mit der Garnisonkirche beschäftigt und den Abriss der Kirche beschlossen. In den Sitzungsakten gibt es keinerlei Hinweise auf einen Einfluss Walter Ulbrichts. Vielmehr geht aus ihnen hervor, dass es bis dato keine Beschlüsse zur Garnisonkirche gegeben hätte. (Quelle: Brandenburgisches Landeshauptarchiv BLHA Rep. 530 Nr. 2576)
Dann gibt es Ende 1966 / Anfang 1967 einen Briefwechsel zwischen dem Rat des Bezirkes Potsdam und dem Minister für Kultur, Klaus Gysi, in dem beratschlagt wird, wie man die Staats- und Parteiführung der DDR am besten über den Abriss der Garnisonkirche informieren sollte. Auch aus diesem Briefwechsel geht hervor, dass die Staats- und Parteiführung (also auch Walter Ulbricht) zu diesem Zeitpunkt nicht über die Abrisspläne informiert war. (BLHA Rep. 401 Nr. 11896)
Weiterhin kenne ich keinen Politbürobeschluss, in dem offen oder verklausuliert der Abriss der Garnisonkirche beschlossen wurde. Zum Aufbau der Stadtzentren wurden Politbürobeschlüsse am 12.5.1959, am 30.10.1963 und dann erst wieder am 16.4.1968 gefasst. In keinem dieser Beschlüsse wird die Garnisonkirche erwähnt. Eher deuten die Beschlüsse, vor allem der vom 30.10.1963 darauf hin, dass das Stadtzentrum von Potsdam für die Staats- und Parteiführung von untergeordneter Bedeutung war.
Wenn Konstantin über weitere Informationen verfügt, dann bin ich sehr daran interessiert, aber nach der derzeitigen Quellenlage war Walter Ulbricht nicht der Urheber des Abrissbeschlusses.