Potsdam: Wiederaufbau der Garnisonkirche (Bauthread)

  • Konstantin (um es nochmal zu wiederholen)
    Dass die allgemeine Mehrheit in der Politik nicht mit der Volks-Abstimmungsmehrheit zu einem konkreten Projekt übereinstimmen muss sieht man ja an den Ergebnissen bisheriger Abstimmungen über Bauprojekte.


    Wenn jemand nun der Meinung ist die Entscheidung der Politik entspreche nicht dem Mehrheitswillen der Einwohner kann er eben eine Volksabstimmung fordern. Das könnte man etwa mit Hinweis auf notwendigen Minderheitenschutz in der Demokratie kritisieren bzw. ablehnen was ich bei diesem Projekt aber als Argument nicht passend finde. Das in diesem Fall passendere und auch tatsächlich genutzte Argument ist wohl die Rechtssicherheit. Wobei in der Demokratie aber auch jede Entscheidung wieder geändert werden könnte bzw. dies ja gar nicht eingefordert wird sondern die Gegner auf die Wirkung der Feststellung einer nicht rechtsverbindlichen Mehrheit gegen das Projekt setzen.

  • Es geht [...] darum, bei einem möglichen städtebaulichen Solitär, dem höchsten Gebäude der Stadt mit zudem einer umstrittenen, leidbehafteten Historie, ein Wörtchen beim 'ob überhaupt', bzw. dem Aussehen mitzureden.


    Die Bürger haben mitgeredet: durch Wahlen.


    Du sagst doch, Du seist ausgebildeter Politologe, daher meine Frage: Was an dem Begriff "repräsentative Demokratie" (das ist unsere Regierungsform) hast Du nicht verstanden?


    In der BRepD werden fast alle Entscheidungen durch die gewählten Repräsentanten des Volkes getroffen (in der Stadt Potsdam ist das die Stadtverordnetenversammlung), und fast nichts im Rahmen der sog. Volksgesetzgebung (also durch Abstimmungen, die auf kommunaler Ebene Bürgerentscheide heißen), die zudem auch nur begrenzte Reichweite hat, wie die Garnisonkirchengegner gerade gelernt haben (Versuch macht kluch :D).


    Für systemkritische Aufwallungen besteht also kein Anlass, die Repräsentanten des Volkes haben gesprochen, die Kirche wird gebaut.


    Amen.


  • Und diese Repräsentanten können auch unmöglich ihre Sicht, ergo ihr Tun, ändern, bspw. aufgrund eindeutiger Willensbekundungen der Einwohner gegen einen Bau der GK-Kopie?
    In Ihrer Demokratie möchte lieber nicht leben: ich.


    By the way, beim Voting zum Bürgerhaushalt 15/16 liegt derzeit in Führung: "Kein Stadtgeld für Stadtkanal und Garnisonkirche".
    Ein weiteres Puzzleteil, welches den gewählten Vertetern aufzeigt, dass in Potsdam die GK mehrheitlich nicht gewollt ist, und ein weiterer Grund und Anstoß zum nach- und neu denken.


    http://buergerbeteiligung.pots…haushalt-201516/votierung

  • Konstantin hat recht: Es hat einfach keinen Sinn, sich auf diesen ewig gleichen Müll an Argumenten einzulassen.


    Lieber Platt N.Bau!
    Niemand hat die Absicht, eine Garnisonkirche zu bauen! ;)


    Und nun lass es einfach gut sein, und viel Spaß im 13. Semester Deines Politologie-Studiums.

  • ^^Das Geile ist: das Zitat "Niemand hat die Absicht die Garnisonkirche abzureißen" ist verbrieft!!! Vor dem Mauerbauzitat.... Man glaubt es kaum, ist aber so!

  • Danke für den Hinweis auf den Antrag "Kein Geld für Stadtkanal und Garnisionkirche" beim Bürgerhaushalt. An der Vermischung mit den Stadtkanal, der nun ein ausgemacht unpolitisches Projekt ist, sieht man, dass es den Garnisionkirchengegnern nicht auf die Sache ankommt sondern eben einfach "den Mächtigen in Suppe zu spucken" (Website Lutz Boede).


    Oder ist der Stadtkanal jetzt auch ein Nazigewässer? Wann hat Adolf Hitler durch eine Triumphfahrt im Nachen des Führers unternommen, begleitet von leichtbekleideten BDM-Nymphen? Ach, egal - Ulbricht hat den Kanal zuschütten lassen - also muss er "politisch kontaminiert" gewesen sein.

  • By the way, beim Voting zum Bürgerhaushalt 15/16 liegt derzeit in Führung: "Kein Stadtgeld für Stadtkanal und Garnisonkirche".


    Ein weiteres Puzzleteil, welches den gewählten Vertretern aufzeigt, dass in Potsdam die GK mehrheitlich nicht gewollt ist, und ein weiterer Grund und Anstoß zum nach- und neu denken.


    Nun ja, es gab offenbar 3.720 Zuschriften dafür die GK und den Kanal nicht mit Geldern der Stadt Potsdam zu fördern. Das Ganze läuft passender Weise unter der Rubrik "Haushaltssicherung". Das heißt also explizit nur, dass eine Gruppe von 3.720 Bürgern den Potsdamer Haushalt nicht gerne mit den beiden Projekten belasten will - wobei nicht mal zwischen beidem getrennt wird und der Stadtkanal noch vor der GK aufgeführt ist. Ob jetzt alle Beteiligten gegen das Projekt GK an sich sind, ist also keineswegs erwiesen (ich hätte jedenfalls prinzipiell auch nichts dagegen, nette Dinge geschenkt zu bekommen, die zu teuer für mein eigenes Budget sind). Und selbst wenn man diese mE unzulässige Gleichsetzung vornimmt, ist es noch mal etwas anderes, daraus dann auch noch eine Mehrheit zu konstruieren. Oder leben in Potsdam weniger als 7.400 mündige Bürger? Bitte nicht noch einen User mit solch unseriösen Deutungen und Hochrechnungen!


    Man könnte übrigens anders herum auch fragen: Wo sind hier die vermeintlich klar entschiedenen 14.000 Gegner der GK geblieben (und in Wahrheit sollen es ja noch viel, viel, viel mehr gewesen sein, die dann aber einfach nicht mehr für das Quorum gebraucht wurden)? Hier hätten sie doch eine wunderbare Chance, noch mal klipp und klar gegen Gelder für das Projekt einzutreten. Ist über 70% von ihnen die Ablehnung im Endeffekt vielleicht doch nicht so wichtig? Haben gut zwei Drittel gar inzwischen ihre Meinung geändert oder fühlen sich rückblickend von den Aktivisten gegen eine vermeintliche "Nazi-Kirche" manipuliert und getäuscht? Dies alles könnte man prima fragen, würde ich aber nicht ernsthaft. Denn solche Spekulationen oder gar Deutungen wären völlig unseriös, arbeiten sie doch nach dem gleichen Muster wie Deine obigen...


    Konstantin und Jockel: Viel, viel schlimmer. Dort soll ein bräunlicher Knurrhahn mit Schnurrbart sein Unwesen getrieben und rechte Parolen geblubbert haben. Wenn man den Kanal wieder herstellt, ist rechtskonservativer militaristischer Propaganda Tür und Tor geöffnet. Offiziell gibt es aber zum Glück nur (noch) rote Knurrhähne. Die blubbern auch viel, sind aber aus der Entfernung harmlos.
    http://upload.wikimedia.org/wi…_-_NOAA_Photo_Library.jpg
    http://www.wassernatur.de/imgs/porec15.jpg

    2 Mal editiert, zuletzt von jan85 ()

  • Danke für den Hinweis auf den Antrag "Kein Geld für Stadtkanal und Garnisionkirche" beim Bürgerhaushalt. An der Vermischung mit den Stadtkanal, der nun ein ausgemacht unpolitisches Projekt ist, sieht man, dass es den Garnisionkirchengegnern nicht auf die Sache ankommt sondern eben einfach "den Mächtigen in Suppe zu spucken" (Website Lutz Boede).


    Oder ist der Stadtkanal jetzt auch ein Nazigewässer? Wann hat Adolf Hitler durch eine Triumphfahrt im Nachen des Führers unternommen, begleitet von leichtbekleideten BDM-Nymphen? Ach, egal - Ulbricht hat den Kanal zuschütten lassen - also muss er "politisch kontaminiert" gewesen sein.


    Die Zusammenlegung von Stadtkanal und GK-Kopie kam von der Stadtverwaltung, die beim Bürgerhaushalt gern ähnliche Projekte unter einem Punkt subsumiert.

  • ^^Das ändert doch nichts an der Opposition der Fraktion der "Anderen" gegen beide Projekte und damit an der Frage, welche schlimmen Dinge am oder im Stadtkanal passiert sein sollen.

  • In Ihrer Demokratie möchte lieber nicht leben: ich.


    Dass wir nicht dasselbe Demokratieverständnis haben, ist mir auch schon aufgefallen.


    Ich habe nämlich kein Problem damit, demokratische Mehrheitsentscheidungen der gewählten Volksvertretungen zu akzeptieren, auch wenn ich oft inhaltlich anderer Meinung bin als die jeweilige Mehrheit.


    Du dagegen bekommst Dich gar nicht mehr ein, dass die Mehrheit der Potsdamer Stadtverordneten die Garnisonkirche nun einmal wiederaufbauen möchte und die Potsdamer Bürger diese Pro-Wiederaufbau-Parteien auch noch mit einer satten Mehheit ausgestattet haben, obwohl die Garnisonkirchengegner das Thema pünktlich zur Wahl im Mai ganz groß aufgezogen hatten.

  • ^^Das ändert doch nichts an der Opposition der Fraktion der "Anderen" gegen beide Projekte und damit an der Frage, welche schlimmen Dinge am oder im Stadtkanal passiert sein sollen.


    DIE aNDERE hat mW nie so abwegig gegen den Stadtkanal argumentiert. Der Kanal ist sogar das Wiederaufbauprojekt, mit dem ich mich am ehesten anfreunden könnte. Allerdings sind ja die Kosten so hoch und die Auswirkungen auf die Führung der Tram und der Breiten Straße/Dortustraße so gravierend, dass das völlig indiskutabel ist.


    Die Stadtkanal-Diskussion bitte hier weiterführen. Danke.
    Bato

  • Im Streit über den geplanten Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonkirche hat der anglikanische Theologe Paul Oestreicher einen Runden Tisch zur Vermittlung vorgeschlagen. Die Kirche könne nicht ohne das Verständnis und die Zustimmung derer gebaut werden, die dem Vorhaben derzeit kritisch gegenüberstehen, schreibt der frühere Leiter des Versöhnungszentrums von Coventry in der Berliner Wochenzeitung "Die Kirche" (Ausgabe vom 26. Oktober). Auch der Dialog mit den Bürgern Potsdams sei unabdingbar.


    und weiter...


    Das ganze hochzustilisieren, als sei das ein Unternehmen von nationaler Bedeutung, wäre dem Gedanken eines Friedenszentrums abträglich, Bescheidenheit wäre mehr im Sinne eines Nagelkreuzzentrums



    http://www.epd.de/zentralredak…h-f%C3%BCr-garnisonkirche

  • Ich finde die Initiative von Paul Oestreicher auf jeden Fall konstruktiv. Letztendlich ist es nur durch einen Dialog möglich, aus der verfahrenen Situation herauszukommen. Daher bin ich doch optimistisch, dass es zu einem konstruktiven Dialog kommt.


    Sehr gut finde ich auch die Forderung nach Bescheidenheit. Ich bin auch der Meinung, dass eine gewisse Großspurigkeit, wie er vor allem mit dem Wiederaufbau des Turms verbunden wäre, dem Versöhnungsgedanken hinderlich wäre. Angesichts der historischen Belastung dieses Ortes erscheint mir ein Stück Demut als Voraussetzung für jede Versöhnung. Ein mit militärischen Symbolen geschmückter Turm würde meiner Überzeugung nach nicht als ein Stück gebaute Demut, sondern als ein Siegeszeichen verstanden werden und daher ein Versöhnung erschweren.

  • Ich finde die Initiative von Paul Oestreicher auf jeden Fall konstruktiv. Letztendlich ist es nur durch einen Dialog möglich, aus der verfahrenen Situation herauszukommen.


    Die Situation ist nicht "verfahren". Es gibt Baurecht für den Wiederaufbau der gesamten Kirche (Turm und Kirchenraum), und der Wiederaufbau wird von der überwältigenden Mehrheit der gewählten Volksvertreter gewünscht. Ganz einfach.


    Sehr gut finde ich auch die Forderung nach Bescheidenheit. Ich bin auch der Meinung, dass eine gewisse Großspurigkeit, wie er vor allem mit dem Wiederaufbau des Turms verbunden wäre, dem Versöhnungsgedanken hinderlich wäre.



    Die Nutzung des Baurechts ist nicht "großspurig", sondern völlig normal. "Großspurig" ist dagegen die Anmaßung der Minderheit der Wiederaufbaugegner, von der Stiftung als Bauherrin zu verlangen, sie solle von ihrem Baurecht keinen Gebrauch machen.


    Ich denke, die Wiederaufbaugegner sollten sich nun endlich konstruktiv an dem Dialog beteiligen, zu dem sie die Stiftung ja ausdrücklich eingeladen hat.


    Dabei kann es natürlich nicht um das "Ob" des Wiederaufbaus gehen (diese Frage ist entschieden), sondern nur noch um das "Wie" - also z. B. die Innenraumgestaltung.


    Das wäre ein Beitrag zur Versöhnung, und solange die unterlegene Minderheit der Wiederaufbaugegner die ausgestreckte Hand der Stiftung ausschlägt, darf sie sich über einen angeblichen Mangel an Miteinander nicht beschweren.

  • Als Beitrag zur Versachlichung der Debatte hier ein Bild, das den architektonischen Rang der Turms der Garnisonkirche/Heiligkreuzkirche und seine städtebauliche Bedeutung illustriert. Im Bildhintergrund das (bereits wiederaufgebaute) Schloss.


    Gut zu erkennen ist, wie sehr Potsdam durch den geplanten Rückbau der Breiten Straße, die Wiederherstellung des Kanals und der alten Brücke und natürlich den Wiederaufbau der Garnisonkirche/Heiligkreuzkirche gewinnen wird.



    Potsdam, Garnisonkirche von der Breiten Brücke, 1928-44



    Quelle: Bundesarchiv (gemeinfrei)/Wikimedia Commons

  • @ Klarenbach: Barockbauten mit militärischen Symbolen sind nichts Ungewöhnliches und wurden auch schon zu DDR-Zeiten rekonstruiert. Ein gutes Beispiel dafür ist das Berliner Zeughaus, das von 1948 bis 1967 - also während der Amtszeit von SED-Chef Walter Ulbricht - äußerlich originalgetreu wiederaufgebaut wurde. Die Fassade des heutigen Deutschen Historischen Museums Unter den Linden zieren übrigens weitaus mehr Kriegswaffen und Siegestrophäen als sie der Turm der Garnisonkirche in Potsdam jemals gehabt hatte und bald wieder haben wird. Somit besteht kein Grund zur Sorge.


    http://www.dhm.de/de/ueber-uns/die-gebaeude/zeughaus.html
    http://www.dhm.de/archiv/magaz…us/Skulpturenschmuck.html