Würzburg: Bahnhof-Arcaden (mfi)
Hier einige Infos zu dem (ende letzten Jahres leider vorerst gekippten) Projekt:
Kontra: http://www.neuer-weg.com/ringpark/ringpark.htm (Bürgerinitiative gegen das Projekt). Vorrangig natürlich Einzelhandel aus der Innenstadt.
Wo: Altes Postgelände (westlich) neben dem H-BHF auf dem Platze des jetzigen Bus-BHFs, welcher an die Stelle des alten Parkhauses (bzw. dahinter) östlich des BHFs verlagert werden soll.
Wer: mfi Essen, betreibt bereits mehrere solcher Arcaden (München-Riem, Köln etc.)
Bild der WÜ-Arcaden
Die Bürgerinitiative (BI) fordert die Wiederbegrünung des vorhandenen Busbahnhofes und Anschluss an den Ringpark. Desweiteren befürchten die Einzelhändler der Innenstadt massives Geschäftesterben, weil die Arcaden eine "Saugwirkung" in Richtung Bahnhof zur Folge hätten = Kaufkraftabzug aus dem Kerngebiet. Da gibts natürlich jede Menge Tamtam & Bürgerentscheide gegen das Projekt.
Nun ist es jedoch so, dass bereits in den peripheren WÜ-Randlagen größere EInkaufscenter (WAL-MART, OBI, Praktiker, demnächst Hornbach, MediaMarkt + NORMA etc., entstanden sind und die einstmals Edel-Einkaufsmeile Kaiserstraße (vom BHF südlich in Richtung Altstadt/Juliuspromenade) in den letzten Jahren dramatisch zu einer Ramsch-Meile verkommen ist (Brameier (oder wie er heisst), Orsay, Handykram-Shops etc.) und nichtmehr wirklich als WÜ-eigen hervorsticht. Insgesamt siedeln sich auch in den Innenstadt sehr viele Ketten an (H&M, Orsay etc.), was den unverwechselbaren Charme einer jeden (Einkaufs)Stadt natürlich "ungemein hebt".
Sprich: Wenn Einzelhändler sich den derzeitigen Marktgegebenheiten nicht/kaum anpassen, so ist es doch eigentlich derern Problem am Markt nicht bestehen zu können. Warum sollte ich überhaupt noch in die Innenstadt für teilw. überteuerte Ware oder Billig-Produkte, wenn ich alles ohne Parkplatzprobleme und -kosten (u.U. Strafzettel usw.) "auf der grünen Wiese" erledigen kann? Jetzt kontert wohl jeder mit dem "doofes Geiz-ist-Geil"-Pathos, aber warum z.B. für einen Rasierer 300€ hinlegen, wenn ich einen fast ebensoguten für 150 oder 180 im Großmarkt kriegen kann? Geld ist heutzutage nunmal nichtmehr im Überflüss wie noch vor 20/30 Jahren (DM) da. Klar schaut da jeder auf den letzten Cent. Wenn dann hier diverse (alteingesessene) Händler Bammel vor großer Konkurrenz vor Ort fürchten, tia: Pech gehabt. Vielleicht mal das Angebot oder das Image/Auftreten überdenken. Viele alte (und auch wirklich qualitativ gute) Herren- und Textilausstatter verschlafen einfach Trends oder sind zu unflexibel um sich in einem größeren Maße an die heutigen Gegebenheiten anzupassen. Deshalb verteufelt man jedwede große (und professionelle) Konkurrenz, logisch.
Nur: Was, wenn immer mehr Familien/Jugendliche/potentielle Käufer der Stadt fernbleiben, weil das dortige ANgebot woanders ebenso und vielleicht sogar günstiger zu bekommen ist? Jopp, dort wird dann eingekauf und WÜ-Innenstadt wird u.U. reines Fresstourismus-Zentrum (Cafe's, Restaurants, Biergarten etc.).
Viele Händler haben oft das Bild der älteren Generation vor Augen, die keine oder kaum Ahnung hat von Internet-Recherche und -Preisvergleichen, von Shopping-Supercentern & mehrstöckigen Parkhäusern extra für Arcaden-Projekte. Und die verbringen ob ihrer vorhandenen Zeit natürlich mehrere Stunden am Tag in der Stadt für minmalste EInkäufe, die dann per ÖPNV in die rel. nahegelegene Wohnung geschafft werden können. Aber wie soll das bei einer gestressten Mutter mit 2-3 Kindern und Großraumlimousine klappen? Die will möglichst stressfrei und zeitoptimal parken, Kinder versorgen/mitnehmen und einkaufen.
Anders wenn Familien ohne Zeitdruck z.B. am Wochenende bummeln gehen oder nen Ausflug (eben nach WÜ) machen um sich die neuen Arcaden oder die Innenstadt (Mainpromenade) anzuschauen. Da hier kein Zeitdruck vorhanden ist wird auch beides kombiniert: Arcaden (shopping) + Innenstadt (Eisessen, Cafe ,Biergarten) oder eben umgekehrt. Ich sehe hier vielmehr einen Synergieeffekt der Beiden "Kontrahenten". Die Innenstädte sterben sowieso aus, ob das jetzt durch leerstehende Verkaufsflächen geschieht oder durch "Homogenisierung" (in jeder Stadt fast alles gleich) der Geschäfte. Was schadet es also, einen Besuchermagnet (im positiven Sinne für die Gesamtstadt, nicht nur für das BHFs-Areal) zu haben, der die Stadt als solches gegen die stärker werdenen umliegenden Gemeinden (niedrigere Grund- & Gewerbesteuer bei gleichzeitigen Vorteilen der Stadtnähe sowie viel Platz für Gewerbe) als Zentrum stärkt?
Ebenso beim Projekt "CCW plus" (Erweiterung des bestehenden Kongress-Zentrums an der Friedensbrücke) um Veranstsaltungshalle/Saal mit Hotel. Kein Informationsfluss seitens Stadt und auch hier schon wieder von allen Seiten nur Bedenken anstelle optimismus und Vorfreude auf die Entwicklung der Stadt. Stillstand bedeutet heute immer mehr ins Hintertreffen zu geraten ggü. größeren und vor allem kleineren Städten. WÜ als Kongress- und Tourismuszentrum ausbauen/stärken (Imagekampagne) wäre wünschenswert, denn Großindustrie (bis auf König & Bauer AG) gibts ja nicht, da wäre eher Schweinfurt das Ziel. Einzig Dienstleistungs und Kleingewerbe ist hier im großen Stil vertreten.
So, habe fertig.
Wie denkt ihr darüber?