Dran denken macht schwermütig.
Friedrichstraße
- Batō
- Geschlossen
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Ja, was teilweise alles noch in den 80ern abgerissen werden sollte und platt gemacht wurde. Daran darf man gar nicht denken...
Wir können nur froh sein, dass die DDR dann doch nicht soviel Geld zur Verfügung hatte, sonst würde es überall in Ostberlin aussehen wie am Alexanderplatz.
Beispielsweise hat die Ruine vom Tacheles nur durch sehr viel Glück überlebt. Das sollte auch alles in einer Nacht-und-Nebel-Aktion einer Verbindungsstraße weichen...
Obwohl das Gebäude während des Zweiten Weltkrieges nur mittelmäßig beschädigt wurde, sollte es auf Grund zweier Statikgutachten aus den Jahren 1969 und 1977 abgerissen werden, da es trotz intensiver Nutzung nie zu einer Sanierung gekommen war. Eine neue Straße sollte über das Gelände verlaufen und eine Abkürzung zwischen Oranienburger Straße und Friedrichstraße bilden.
Der Abbau begann 1980. Zwei Jahre später wurde das Kino geschlossen und der noch komplett erhaltene Kuppelbau gesprengt. Der noch heute stehende Teil sollte laut Plan im April 1990 abgebaut werden.
http://www.bushtrash.com/bilder/tacheles/342.jpg
http://www.bushtrash.com/bilder/tacheles/347.jpg
Quelle: Wikipedia und http://www.bushtrash.com/bilder/tacheles/tacheles.htm
Edit: 'Schuldigung!
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Unverantwortlich und Grauenhaft! Ich hoffe dass auf dem Gelände die nächsten Jahre vielleicht doch noch was gebaut wird. Der Plan war ja eigentlich nicht schlecht, nur fehlte mal wieder ein Investor.
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Naja, das Gelände daneben. Tacheles selbst steht ja noch (in Ruinen) und ist so gut wie nicht mehr abzureissen. Schon zu einer Institution geworden. Wenn auch nicht unbedingt schön.
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Tacheles WAR das schöne Vorkriegs Berlin
Tut mich so schwer die schöne so typisch Berlinerische Fassaden des Tacheles zu sehen im Vorkriegszustand. Mächtige eindrucksvolle Passage mit wuchtigen Kuppel. Da staunt man doch nur und fühlt die tiefe Bewundering für die einstige Architektur....... Diese verschwindet rasch und macht platz für glatte helle Fassaden, mit wenig details. Flaches Dach, viel Glas..... so wo es fast überall in der "billige auf Geld verdienen gerichtete Welt" ist.
Nein, die fast Wilhelmische Friedrichstrassepassage war eine herrliche Welt wo die DDR so einer fantastische Movie gedreht hat!!! Es sind wieder die "heile" zwanziger Jahren. Berlin war Grosstadt, intakt, zehntaussende Wohnpaläste, Flanier-boulevards, die Modernen waren schon da, aber nicht überherrschend.
Das alte Berlin war recht impossant. Die Gebäuden wie Burgen!! Türme und Kuppel überall. Mann füllte sich wirklich ein kleiner Mensch im gewaltige aber auch so harmonische Grosstädtische Bauwelt.
Am Abend die raffinierte Lichtreklamen.Dad alles hat Platz gemacht für "minderwertige"
"neue" Architektur.
Es handelt nur um das schnelles Geld, die Gewinne!!!!
Berlin wird immer weiter versaut. Stuckabschlag???
Es soll dsoch endlich wirklich "geheilt" werden???:)Stattdessen geht es nur weiter mit Abriss der Romantik und das Bauen an der glatte Welt des Funktionalismus... kein einziges Ornamentik mehr!!!
Trist. Wenn ich alle diese einstige Wunderstrassen vergleiche mit was heute da steht, die Münchener Strasse, die Elsass-strasse, die Kaiserstrasse, Die Saarlandstrasse...allen sind die heute nur unbeschreiblich hässlich.
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Es ist zum Heulen mit dem tRÄNENpALAST.
Die Entstuckung heisst heute Wärmedämmung und wird vom Bund gefördert. Nach dem Motto: Rettet das Ozonloch!
Aber es sind ja nicht nur schöne und alte Gebäude, die vom Kapitalismus platt gemacht werden. Zum Beispiel die ehemalige Grenzabfertigungshalle an der Friedrichstraße, im Volksmund Tränenpalast genannt, weil die Ostdeutschen sich nach dem Besuch dort meist unter Tränen wieder von ihrer Westverwandschaft verabschieden mussten. Der Tränenpalast ist weder besonders hübsch noch besonders alt, aber eben doch schon ein historisches Gebäude der jüngeren Geschichte.
Nach der Wende war dort 14 Jahre lang eine kleine aber feine Varieté- und Kabarettbühne drin. Dann hat der Senat das Grundstück samt Gebäude an einen Hamburger Investor mit der Auflage einer "kulturellen Nutzung" verkauft. Als erstes hat der Investor den Mieter wegen Planungsunsicherheit in die freiwillige Insolvenz getrieben. Dann hat er das teure Bühnenequipment meistbietend versteigert. Dann wollte er den Tränenpalast zur Hälfte abreißen, damit er sein Hochhaus leichter hochziehen kann und ihn anschliessend wieder "originalgetreu" aufbauen. Das hat der Denkmalschutz dann aber doch noch verhindert.
Die kulturelle Nutzung ist derzeit soweit ich weiss der Leerstand, geplant ist aber wohl eine berliner Depandance des Deutschen Historischen Museum Bonn. Da könnte man dann so kultur-historische Sachen sehen, wie die stinkenden Turnschuhe, mit denen Joscka Fischer als erster Grüner Landesminister zur Vereidigung geschritten ist. Ein kultureller Tiefpunkt wie man ihn sich schlimmer nicht mehr vorstellen kann. Wenn es so kommt, wäre damit dann endgültig das Ende der Friedrichstraße als Amüsiermeile besiegelt.
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Ich weis was euch drückt, ihr habt alle Angst in der heutigen Welt zu leben und euren Platz nicht zu finden, darum träumt ihr euch in die Zeit der Weltwirtschftskriese, Massenarbeitslosigkeit und Mietskasernen. Habt ihr euch jemals gefragt, warum die Bauhäusler sich so gegen den Stuck gewehrt haben? Er hatte doch keinen künstlerischen Anspruch, er wurde vom Bauherrn aus dem Katalog bestellt und vor die Fassaden geklatscht um zu vertuschen, was hinter der Fassade steckt, veleicht acht Hinterhöfe, Elend?Heute sieht die Sache natürlich anders aus. Heute wurden die alten Kästen saniert und die Hinterhöfe entkernt, damit die Juppies es auch schön haben. Die Bauhäusler haben mehr zu den Menschen gestanden als jeder andere vorher! Sie plädierten für Luft und Licht und bauten die ersten menschenwürdigen Arbeitersiedlungen. Wie Ihre Nachfolger es weiterführten, dafür konnten sie nichts! Ja die Moderne ist oft hässlich, in allen ihren Auswirkungen, aber sie ist auch ehrlich, und das passt euch nicht. Es ist ja auch so schön sich in heile Welten zu flüchten und auf die böse Jetztzeit zu schimpfen und die unfähigen Baumeister von Heute zu verunglimpfen. wie eure Vorfahren über Die Eisenbahn schimpften und deren Nachfolger über die Straßenbahn und deren Kinder über das Auto, so schimpft Ihr heute über die Globalisierung. Alles neue wird erstmal bekämpft, weil es fremd erscheint, verständlich. Ich könnte stundenlang schreiben, aber genau wie euer "unsere Städte sind so hässlich"- Gejammer bringt das nicht viel! Keiner hat Lösungsansätze, niemand geht die neue Architektur kritisch an, nein, es wird nur vernichtet. Berlin bemüht sich redlich wieder ein wenig mehr zu seiner alten Identität zu finden. Es hat sogar einen festen Plan zur Reurbanisierung und Nachverdichtung. Planwerke für mehrere Bereiche der Stadt. der Leipziger Platz wird wieder in seiner alten Form hergestellt, Lücken werden geschlossen (Upper Eastside als Beispiel für eine gelungene Neubebauung oder aber die drei Leipziger) und es entstehen neue Wohnqurtiere mit Vorbildcharakter. Die Moderne erkennt Ihre Schwächen doch und versucht und erfindet sich immer wieder neu, aber das scheint wohl nur den wenigsten auf zu fallen!
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Die Moderne ist ehrlich, der Stuck will nur das Elend verbergen... Das klingt gut aus nem Architekturbuch auswendig gelernt. Das ist doch die unselbstnachgedachte Standardbegründung.
Lieber verlogen und schön, als ehrlich und häßlich. Was ist denn so schlimm daran, daß die Altbauten für Yuppies renoviert werden? Möchtest du etwa in nem 50iger-Jahre-Haus leben, in dem man es in den 70igern verpasst hat eine eigene Toilette einzubauen? Die Moderne hatte auch noch Toiletten außerhalb des Hauses. Warum ist es da gerade nicht verlogen, wenn man das umbaut?
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Ist doch egal ob irgendjemand Stuck vor die Häuser klatscht...
Mietskasernen gibt es in dieser Form sowieso nicht mehr. Ich verstehe das Problem nicht.Ich bin für unehrliches Bauen.
Wobei ich das mit der Ehrlichkeit nicht ganz verstehe. Was soll mir denn so eine Großsiedlung wie das Märkische Viertel sagen? Soll man dann direkt von der Fassade auf die Verhältnisse in den Wohnzimmern schließen können, oder wie? Na, vielen Dank für das Lob an die Bewohner. Ein Grund mehr dort nicht wohnen zu wollen... -
Ich weis was euch drückt, ihr habt alle Angst in der heutigen Welt zu leben und euren Platz nicht zu finden, darum träumt ihr euch in die Zeit der Weltwirtschftskriese, Massenarbeitslosigkeit und Mietskasernen.
Na, so ein Unsinn.
Die Schuhkarons der Moderne sind in 99 % der Fälle einfach nur häßlich und unpersönlich.
Eine mit Stuck oder anderem Dekor geschmückte Fassade, dazu ein Ziegeldach und gesprosste Fenster macht einfach einen gefälligeren Eindruck.
So einfach ist das.Existenzängste haben höchstens die Architekten, denen nichts anderes einfällt als der -tigste Aufguß von Mies und Konsorten.
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Sorry, das ich das Thema....
...so weit weggeführt habe von der Friedrichstraße. Ich will mich entschuldigen und dem Ganzen ein ende bereiten, ansonsten führt das wieder in eine endlose Diskussion.
Hat eigentlich jemand das Planwerk Innenstadt durchstöbert, was ist dort geplant für die Friedrichstraße??
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NewUrban
Du hast ganz recht mit deiner Schelte. Auch wenn ich persönlich nichts an der Bauhaus-Architektur finden und den Historismus bevorzuge, sollte man doch nicht vergessen, dass in Berlin gerade eine fantastische Mischung aus alt und neu entsteht. Ich denke es ist unfair das Baugeschehen in Berlin zu verurteilen, bloß weil die Stadt nicht rekonstruiert wird, was ja auch unmöglich wäre. Natürlich fände ich es zum Beispiel nicht schlecht, wenn es neben Neubauten an manchen Stellen auch ein paar Rekonstruktionen als Leitbauten gäbe. Aber insgesamt gibt Berlin doch ein wunderbares Bild ab und erinnert in manchen Ecken schon an seine vergangene Größe. Mein Lieblingsplätzchen ist zum Beispiel das Starbucks an der Ecke Linden/Pariser Platz. Von dort hat man ja einen wunderbaren Blick auf letzteren und aufs Brandenburger Tor. Und auch wenn der Pariser Platz ja von vielen verschrieen wurde finde ich ihn doch einen der gelungensten Plätze und DEN gelungensten Neubau-Platz Berlins.
Was für den südlichen Teil der Friedrichstraße geplant ist, weiß ich leider auch nicht, aber Handlungsbedarf besteht ja offensichtlich dringend. Das kann man ja keinem Touristen zumuten über den Checkpoint Charlie hinaus zu laufen. Wünschenswert wäre für mich eine Reko des Halleschen Tors und Neubebauung des Mehringplatzes a la Pariser Platz und dazwischen müsste was modernes repräsentatives stehen. Das würde das Image der nördlichen Friedrichstraße find ich ganz gut nach Süden fortsetzen und ihr mit dem Halleschen Tor einen würdigen Abschluss geben. Aber dazu müssten ja erstmal die Sharounschen Ekel weggerissen werden. Der Mehringplatz ist ja schon sehr übel, wenn man bedenkt, dass er vor dem Krieg mit Banken und Firmenrepräsentanzen einer der edelsten Plätze Berlins war.grüsse
semper
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^ Dem stimme ich weites gehend zu. Ensemble-Rekos wären in Berlin, anders in Frankfurt oder Braunschweig, wenig sinnvoll. Das Zentrum hat sein Gesicht im Laufe der Jahrhunderte bis zum Ausbruch des WK II ständig verändert, was will man da in der Friedrichsstraße groß rekonstruieren? Einzelrekos wie das Berliner Stadtschloss sowie denkmalgerechtere Sanierungen der vorhandenen Altbausubstanz machen da schon mehr Sinn. Auch deine Sicht bezüglich der Friedrichstraße teile ich. Sie scheint Sinnbild für die Entwicklung der einst geteilten Stadt zu sein. Verkürzt ausgedrückt: Der Osten boomt, der Westen verkommt.
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Ob man das so drastisch sagen kann weiß ich ja nicht...aber was anderes: An der Friedrichstraße sollte man unbedingt diese Brachengegend am Checkpoint bebauen. Die Gegend ist nicht gerade sehr hübsch
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Die Diskussion hier ist doch hanebüchern. Berlin hat sein Gesicht in den letzten Jahrhunderten stets und ständig verändert. Zudem finde ich den Vorschlag für die sich wieder entstehende Metropole Berlin genau richtig.
Es können ja nicht nur Museumsmeilen und - bezirke wie UdL und Gendarmenmarkt entstehen.
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Friedrichstraße
Die Kultur der Leitbauten finde ich sehr wichtig, aber bitte auch nur, wenn es besondere Bauwerke, auch schon zur Zeit ihrer Entsteheung waren. Der Mehringplatz ist wirklich ein trauriger Ort und als Abschluss der Friedrichstraße sehr ungeeignet. Vor allem die Bebauung des Mehringplatzes ist mehr als unzeitgemäß. Die Zeit der "Stadtlandschaft" ist, Gott sei dank, vorbei! Vor allem wenn man sich die Funktion eines Platzes als Freifläche und Verkehrsraum im dicht bebauten Stadtgebiet vor Augen führt, so scheint der Mehringplatz umgekehrt zu funktionieren! Hier tut Nachverdichtung Not und die Reaktivierung des Platzes, nicht als Verkehrsraum, sondern als Schmuckplatz!
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... Alles neue wird erstmal bekämpft, weil es fremd erscheint, verständlich. Ich könnte stundenlang schreiben, aber genau wie euer "unsere Städte sind so hässlich"- Gejammer bringt das nicht viel! Keiner hat Lösungsansätze, niemand geht die neue Architektur kritisch an, nein, es wird nur vernichtet. ...
So neu ist die Moderne nun auch wieder nicht, als das sie heute noch wegen ihrer Fremdartigkeit abgelehnt werden würde. Vielmehr dominieren Neubauten das Stadtbild und das Leben aller Menschen in allen Städte. Außerdem wird hier eben nicht nur gejammert, sondern auch handfeste Lösungen angeboten. Ich verweise nochmals auf #150.
Wenn wie Andi anregt, die Wirkung eines Bauwerks auf den Betrachter entscheidend mit der Verweildauer des Auges an bestimmten Aufhängepunkten zusammenhängt, dann ergibt sich daraus von selbst eine Handlungsanweisung wie Gebäude zu gestalten sind, damit sie eben nicht langweilig und hässlich wirken. Dazu muss man einfach die Strukturiertheit und Ausgeschmücktheit der Fassade erhöhen, damit Auge und Gehirn mehr zu analysieren haben. Dafür braucht man weder Stuck noch Historismus, das geht auch modern in Glas und Stahl. Man muss lediglich unterschiedliche Fassadenmuster miteinander kombinieren. Vielfach reicht es schon, wenn nicht auf jeder Etage dieselben Fenster verbaut werden oder irgend ein Fassadenelement mal kein Rechteck ist.
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Spree-Athen
Aber insgesamt gibt Berlin doch ein wunderbares Bild ab und erinnert in manchen Ecken schon an seine vergangene Größe. Mein Lieblingsplätzchen ist zum Beispiel das Starbucks an der Ecke Linden/Pariser Platz. Von dort hat man ja einen wunderbaren Blick auf letzteren und aufs Brandenburger Tor. Und auch wenn der Pariser Platz ja von vielen verschrieen wurde finde ich ihn doch einen der gelungensten Plätze und DEN gelungensten Neubau-Platz Berlins.
Ausgerechnet den Platz, der am Stärksten durch Rekonstruktion und Historismus geprägt ist, wählst du zur Verteidigung der Moderne? Von Fenstergröße bis Fassadenfarbe hat, der deswegen unter Architekten als Diktator verschriehene, Senatsbaudirektor Hans Stimmann alles vorgegeben, was man heute am Pariser Platz sehen kann. Die Einzigen, die komplett gegen die Vorgaben verstoßen haben, waren die Neunmalklugen von der Akademie der Künste. Die haben stur auf ihre künstlerische Freiheit gepocht und dem Sandsteinhistorismus einen gesichtslosen Glaskasten entgegen gesetzt.
Letztlich sind alle Gebäude auf diesem Bild Neubauten. Aber wirklich schön geworden, ist nur das komplett historisierende Adlon. Auch der Springbrunnen, das gußeiserne Geländer, selbst die Wall-Souvenir-Häuschen unter den Linden, die wie Gußeisen aussehen aber aus Plastik gefertigt sind, alles mehr historisierend als rekonstruktiv und alles brandneu. Und natürlich die hübschen auf alt gemachten Straßenlaternen. Wenn man an dieser Stelle die echten DDR Laternen hätte stehen lassen, würden sich viele Besucher an Mauer und Stacheldrat erinnert fühlen. Ehrlicher wäre es gewesen die Wunden der Teilung sichtbar zu halten, aber man hat eine verlogenere aber dafür schönere Heile-Welt-Architektur vorgezogen.
Am Pariser Platz kann man eben NICHT die vergangene Größe des alten Berlin bestaunen. Nicht einmal die jüngere Geschichte dieses Ortes ist dort noch zu sehen. Ein niegelnagelneues Messingband erinnert den unkundigen Besucher an den ehemaligen Verlauf der Mauer. Historisches gibts am Pariser Platz überhaupt nicht mehr zu sehen, sondern nur die Pracht und Gemütlichkeit, die knallharter Historismus mit sich bringt. Modernisten nennen so etwas Disneyland-Architektur. Aber so hat Berlin schon immer gebaut. Ja, Berlin hat sich auch früher schon, immer neu erfunden, aber eben als neues Rom und neues Athen und nicht als neue Retortenstadt.
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also um erstmal einiges klar zu stellen. Meine Absicht war niemals, die moderne zu verteidigen! Wie käm ich denn auch dazu? Ich finde den Pariser Platz einfach gelungen, denn nachdem er ja wohl unbestritten der wichtigste Platz Berlins war, Empfangssalon etc., gab es meiner Meinung nach auch nur diesen einen Weg der Bebauung. Alles andere, und speziell wenn ich an die schrecklichen, ja teilweise lächerlichen Entwürfe denke, wäre dem Platz nicht gerecht geworden. Die komplette historische Rekonstruktion des Platzes natürlich ausgenommen.
Aber rücken wir mal von der Architektur und Schönheit etwas mehr zur Geschichte. Mauer, Stacheldraht, Todesstreifen, Mauerschützen; das alles war der Pariser Platz vierzig Jahre lang. Du verlangst, dass man an dem markantesten Ort, dem Eingang zur Berliner Innenstadt, die Spuren der Mauer deutlich sichtbar macht. Aber Hand aufs Herz, sind wir nicht ein geeintes Land? Ist Berlin nicht eine geeinte Stadt? Und hat diese Stadt durch Krieg und Teilung nicht genug gelitten, nicht nur architektonisch sondern auch aus menschlicher Sicht? Ich denke nicht, dass an so etwas schreckliches wie die Teilung Deutschlands und Berlins in großem Stile erinnert werden muss. Um sich zu erinnern sind Museen und Gedenkstätten da, aber nicht Städte. Berlin hat finde ich das Recht zu gesunden. Zum anderen, was interessieren den die Deutschen irgendwelche schaulustigen Touris, womöglich noch Briten, die bis heute ins Third Reich reißen, geil auf das diabolische, das dunkle. Diese Menschen, die vom Leid der Stadtbevölkerung und vom Leid der Deutschen keine Ahnung haben, für diese Leute sollen wir dann die Spuren der Teilung sichtbar lassen, damit die sich dran aufgeilen können? Und das alles zum Preis einer hässlichen Innenstadt? Du sprichts von Identitätsberaubung des Platzes, vergisst aber, dass es eine aufgezwungene Identität war! Denn die eigentliche Identität, hat er durch die Neubebauung mehr oder weniger gut zurück bekommen, der Empfangssalon Berlins zu sein! Ich denke ein schlichtes Messingband in die Straße eingelassen, das Mauerstück, dass am Potse steht und die Kreuze für die Maueropfer in Reichstagsnähe sind mehr als ausreichend um an eines der schlimmsten Kapitel deutscher Geschichte zu erinnern!
Verlogen kann ich das ganze wirklich nicht nennen, eher ehrlich, ehrlich zu dem Deutschland von heute.
Ich könnte hier noch ewig weiter schreiben und mich über diese oft anzutreffende deutsche Selbstzerfleischung aufregen, aber wozu. Ich liebe mein Land und möchte es mit so wenig Narben wie möglich sehen. Traurig, dass du das anscheinend anders siehst. -
Verstehe deine Ansichten nun wirklich nicht. Zum Einen pocht man schwer darauf, ältere, nicht minder grausame Geschichte in den Innenstädten wieder architektonisch sichtbar zu machen (Vgl. Stadtschlösser Berlin & Potsdam, Garnisonskirche, Frauenkirche, ...), zum Anderen verweigert man sich eine Reminiszenz an einschneide Erlebnisse, die Deutschland (hier: Berlin) nicht weniger geschadet haben?
Das hat meiner Meinung nach eine unglaubliche Janusköpfigkeit. Man sollte sich nicht immer nur an subjektiv gesehen schöne Architektur aus grausamen Zeiten halten, sondern auch die furchtbaren Verbrechen an Mensch und Stadt architektonisch erhalten, um sie als stetige Mahnung "vorrätig" zu haben.
Deswegen bin ich auch gegen eine völlige Umgestaltung des ganzen Berliner Ostens in eine Schickimicki - Ecke nach der anderen. Wenn alles einmal wie aus dem Ei gepellt aussieht, ist es nicht nur langweilig und ohne Charme, sondern einfach eine vorgegaukelte Lüge. Architektur soll dem Laien gefallen, ihn aber auch erinnern.