Projekte am/um den Marktplatz

  • ^^

    Joo, das muss vor den 80ern passiert sein, denn in den 80ern gab es eine Initiative alle wertvollen Gebäude in Stuttgart zu Kulturdenkmälern zu erheben. Dieser Bau wäre sicher ein Denkmal geworden. In den Nachkriegsjahren gab es leider in Deutschland einen Zeitgeist, Fassaden zu verputzen und Sprossenfenster mit langweiligen Fenstern zu ersetzen. Die schlimmsten Auswüchse waren Fassaden zu fliesen oder zu kacheln. So haben die Vorbesitzer dieses ehemalige stimmige Haus zu einem unstimmigen umgestaltet, indem sie Alibi mäßig den Erker erhalten haben, so wie im neuen Entwurf, der mir auf den ersten Blick nicht stimmig rüberkommt. Ich hoffe, die Fassade wird mit stimmigen Materialien komponiert, was dann vielleicht diesen komischen Balkon über den Erker vergessen lässt.


    Ein Beispiel wo nur der Erker unter Denkmalschutz steht, das zwar auch nicht perfekt ist, imho jedoch weniger als Fremdkörper wirkt, gibt es in der näheren Umgebung

    Denkmal geschützer Erker Nadlerstr. 10


    Wer Interesse hat hier der Link zu allen Kulturdenkmälern aus Stuttgart.

    Liste aller Kulturdenkmäler in Stuttgart incl. Bild

  • Erinnert mich schon sehr an Schlumpfhausen.

    Nicht Schlumpfhausen, sondern Dorotheenquartier.


    Ich finde, das neue Schrägdach lehnt sich deutlich an die Dachlandschaft im benachbarten Dorotheenquartier an. Und das ist sicherlich nicht das Schlechteste.

  • ja, zu Vorkriegszeit war das Haus wohl mit das höchste der Zeile. Der Entwurf scheint mir etwas zu zeitgeistig, vermutlich fragt man sich dann in zwanzig Jahren wie es denn dazu kommen konnte. Schade, hier hätte man auch gut rekonstruieren können.

  • Das Ersetzen der Flachdächer durch Schrägdächer führt dazu, dass der architektonische "Krisen-Modus" am Marktplatz endlich beendet wird.

    Macht mir eher Angst, denn unsere 50er gefallen mir gerade deswegen, weil sie ein Flachdach haben. Dieses Gebäude hat mir persönlich noch nie gefallen, war schon immer das Sorgenkind der Zeile und wird durch die Aufstockung mehr auffallen bzw. nicht mehr ignoriert werden können. Panoramabild unserer 50er

    So kann es sein, dass nach Fertigstellung auch das stimmige 50er-Ensemble in Mitleidenschaft gerät. Noch ist die fotografierte Plane vom Bau dazu zu wenig aussagefähig.

    Ich hoffe das eine Firma wie VIW die von sich behauptet, Jahrzehnte lange Erfahrung im Sanieren von denkmalgeschützten/historischen Gebäuden hat, hier ein Meisterstück abliefert und einfach keinen Wert auf die Visualisierung legt.

  • Die 50er mit Schrägdächer kann ich mir wirklich auch schwerlich vorstellen. Denn eins muss man dem Ensemble lassen, egal ob es einem gefällt oder nicht, es ist in sich sehr stimmig.

  • M.E. hätte dem Gebäude ein auskragendes Flachdach wie bei den Nachbarn zur Linken optisch besser gestanden - und ich ziehe sonst nahezu immer Satteldächer ihren horizontalen Vertretern vor.

    Auch die Überhöhung der Traufe um zwei Etagen finde ich deshalb problematisch. Durch die Dachneigung weg vom Nachbarn wird die "Solitärwirkung" verstärkt, obwohl es doch ein Haus im Block, im Ensemble ist und auch sein soll. Denn für einen richtigen, optisch gewinnbringenden Solitär fehlt es ihm grundsätzlich an Grundfläche und Masse (ggü. dem rechten Nachbarn).

    Die horizontale Fenstergliederung in den Dachgeschossen mag helle Innenräume erzeugen, passt aber nicht zum überwiegend vertikal betonten Rest der Fassade. Zusammen mit dem leichten Überhang des Dachaufbaus entsteht in der Folge eine drückende Wirkung auf die unteren Geschosse. Von der Filigranität, wie sie viele 50er Jahre Bauten besitzen, ist nichts zu erkennen.

    Insgesamt wirkt es bislang auf mich wie ein 70er Jahre Aufbau, unbedacht und nachlässig mit den Nachbarn.


    Sollte die Kritik jetzt arg streng ausgefallen sein, liegt das an der wenig aussagekräftigen Visualisierung. Also: Ich setze auf den Überraschungseffekt ;)

  • Defacto gibt es hier kein stimmiges Ensemble. Direkt nebenan ist der Beton-Bau des Breuninger, dahinter das Dorotheen-Quartier. Die Aufstockung schafft einen besseren Überhang zum deutlich höheren Breuninger-Gebäude.

  • Defacto gibt es hier kein stimmiges Ensemble.

    Das Gebäude ist Bestandteil der kleinteiligen Häuserzeile, die sich zur Linken fortsetzt. Mit Verlaub, mit dem DQ wechselwirkt das Gebäude in weitaus geringerer Intensität. Zum Breuninger trennt das Gebäude eine Straße. Der vermeintlich positive Effekt einer Höhenangleichung an das Kaufhaus wird dadurch erkauft, dass es mit dem im selben Block stehenden Gebäude künftig deutlicher disharmoniert.

    Aber das wäre wie gesagt zu verschmerzen, ja sogar je nach Können ein Gewinn, wenn es sich um einen filigranen, turmartigen Aufbau handeln würde, in etwa wie das beim grünen Gebäude der Fall ist. So aber wird ein Bruch in Volumen und Stil vorgenommen. Hoffen wir, dass das halbwegs gut geht.

  • Den Bruch hat das Gebäude ja schon mit dem erhalten gebliebenen Ercker. Insgesamt habe ich das Gebäude eigentlich nie wirklich als Bestandteil der tatsächlich stimmigen 50er Jahre Zeile wahrgenommen. Ist es ja auch nicht, es ist das einzig erhalten gebliebene Gebäude der vorkriegsbebauung am Marktplatz überhaupt. Das man hier wieder auf die ursprüngliche Höhe aufstockt und dabei keine Rücksicht auf die nachkriegsbebauung nimmt empfinde ich als konsequent.

  • Das alte Gebäude des ehemaligen Schuhhauses Bletzinger sieht man ganz gut auf der Bildreihe Stuttgart 1942.


    Das Gebäude (Bild 7 und 8 ) war damals schon höher als die Nachbargebäuden. Teilseitenansicht siehe Bild 10.