Und? Ändert der Seitenhieb auf die Nehmermentalität Leipzigs was an meiner Kritik? Kann man bei einem Milliardenprojekt nicht erwarten, dass es sich vor allem im Alltag als Verbesserung erweist oder wenigstens nicht als Verschlechterung? Zumal es genug warnende, mahnende Stimmen im Vorfeld gab. Zu beheben sein dürften die Kritikpunkte in der Tat zudem allesamt kaum, es sei denn, man verabschiedet sich vom Tunnel und lässt einige Bahnen doch wieder oben enden. Wird man ja aber sicher nicht wollen... und hat eben auch nichts mit Anlaufschwierigkeiten in den ersten Betriebswochen zu tun (die ich zugestehen würde). Die Probleme sind hausgemacht und irreparabel. Und teuer.
Leipzig: S-Bahn Mitteldeutschland
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Ich bin durchaus ein Befürworter des Citytunnels und bin auch sehr begeistert von den neuen Stationen, die unglaublich groß, schön und eindrucksvoll wirken. Auf der anderen Seite muss ich mich aber auch schweren Herzens den oben genannten Kritikpunkten zumindest ein wenig anschließen, und zwar aus meiner Perspektive als Berufspendler heraus. Ich fahre an vier Tagen in der Woche zur Arbeit nach Halle, nehme dazu immer mein Fahrrad mit, um in Halle schnell zur Arbeiststelle zu kommen, da dort die Straßenbahnen oft ungeschickt getaktet sind. Bisher kam ich morgens um 8 zum Gleis 6, wo die S-Bahn einfuhr und 5 Minuten später abfuhr. Das war genug Zeit, um zu schauen, wo man am besten mit dem Fahrrad hinkann, um es in einem der Fahrradabteile so abstellen zu können, dass es möglichst niemanden stört. Immerhin fahren mit mir täglich zig andere Berufspendler ebenfalls mit dem Fahrrad in der S-Bahn nach Halle, das will dann schon alles einigermaßen verteilt sein.
Nun geht es also mt dem Fahrrad unterirdisch. Dass es auf der Rolltreppe länger dauert, macht mir nichts aus. Zwei Minuten früher da zu sein, stört mich nicht, um das zu kompensieren. Dann muss man unten allerdings versuchen, auf dem ziemlich vollen Bahnsteig mit dem Fahrrad irgendwie und irgendwo zum stehen zu kommen, wobei man sich schon ziemlich sperrig vorkommt. Und wenn die S-Bahn nach Halle einfährt, hat man nicht die Möglichkeit zu schauen, wo man am besten rein passt, sondern man muss, da es ja ein durchfahrender Zug ist, zusehen, dass man im Prinzip an der Stelle, wo man steht, rein kommt, egal ob das Fahrrad reinpasst oder eher nicht. Das Schieben des Fahrrades entlang der Bahn zu einer günstigeren Einstiegsstelle ist nahezu unmöglich. In der S-Bahn bin ich dann u.U. ein Störenfried mit dem Fahrrad, obwohl es ja eigentlich recht viele Fahrradbereiche gibt. In den Tagen seit Eröffnung des Tunnels habe ich schon einige Situationen mit blank liegenden Nerven und Agression erlebt, obwohl ich eigentlich immer gewillt bin, mich als Fahrradfahrer rücksichtsvoll zu verhalten. Das scheint im CT aber eher schwierig zu sein. Ich bin gespannt, wie sich das entwickelt... -
^ Aha, der letzte Absatz von dir offenbart, mit welcher Intention die Kritik geschrieben wurde. Chapeau bei so viel Polemik und Missgunst!
Naja, bisschen Polemik konntest du dir doch auch nicht verkneifen[...]Der sächsische Provinzfürst hingegen bezeichnete das neue S-Bahnnetz gestern als "Errungenschaft für Sachsen" und fügte hinzu, dass der City-Tunnel "neue Bahnen für die Verkehrsströme in ganz Sachsen" eröffne; ganz so, als beschränke sich das Liniennetz nur auf Sachsen und hinter Leipzig hört die Welt auf zu existieren. Von den beiden anderen Provinzfürsten (bzw. -fürstin) in Magdeburg und Erfurt hört man gleich gar nichts.
Sachsen hat einen Löwenanteil des Projektes finanziert. Daher finde ich es nur recht und billig, dass man der örtlichen Bevölkerung ersteinmal die persönlichen Vorteile darlegt. Die anderen "Provinzfürsten" schweigen wohl auch deshalb, weil sie nichts bezahlt haben und dennoch profitieren. Sich mit fremden Federn zu schmücken, wäre beim Parteikollegen wohl nicht gut angekommen. Zurecht wie ich finde.
Ansonsten bin ich natürlich dennoch dafür, über den Tellerand hinauszuschauen. Insofern kann ich nur davor warnen, das Projekt als Nullsummenspiel oder gar als Verschlechterung abzukanzeln. Für die angeschlossenen Orte und Städte ist es das definitiv nicht. Wir befinden uns zudem wie schon gesagt in der Vorweihnachtszeit und das Ding ist noch keine Woche in Betrieb. Von einem Normalbetrieb kann keine Rede sein. In Erfurt fühlt man sich dieser Tage auch wie ein Hering in der Dose sobald die Türen der Straßenbahn schließen.
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vielen dank für diese amüsante diskussion.
in den letzten jahren lautete die kritik: keiner brauche und niemand wolle diesen tunnel.
jetzt sind die bahnsteige und züge voll - und nun wird sich halt darüber mokiert.man stelle sich nur mal vor, diesen tunnel hätte es längst gegeben und man hätte ihn seit letzter woche still gelegt. dann würde man sich jetzt nicht über kleine verspätungen und rolltreppen, sondern über längere fahrzeiten und umständliche umsteigebeziehungen aufregen. und das sogar zurecht.
so aber bleibt festzustellen, dass das neue s-bahn-system offenkundig von der bevölkerung angenommen wird. wenn erst einmal alle rentner den tunnel inspiziert und sich bahnpersonal wie pendler an die neuen gegebenheiten gewöhnt haben werden, wird sich auf den bahnsteigen und in den zügen jede aufgeregtheit legen. schon in wenigen wochen wird dieses projekt in der stadt, im umland - und auch hier im forum - so selbstverständlich sein, dass darüber kaum noch diskutiert werden wird.
deshalb jetzt noch ein paar worte zur gestaltung der stationen:
meines erachtens war es die richtige entscheidung, für jede der stationen einen eigenen wettbewerb zu veranstalten. die ergebnisse können sich durchweg sehen lassen, besonders vorteilhaft für ihre wirkung halte ich dabei den weitgehenden verzicht auf werbeflächen. denn erst dadurch wurde es möglich, dass die einzelnen stationsbauwerke ihre eigenen reize entfalten können. meines erachtens ist dies sehr gut geglückt. -
Vorplatzgestaltung
Laut LVZ soll im Juli 2014 der Vorplatz des Bayerischen Bahnhofs im neuen Gewand erstrahlen.
Meines Erachtens gab es aber bis jetzt keinen Wettbewerb für die Vorplatzgestaltung, oder? Ich kann mich nur erinnern, dass der Sieger für den Stadtteilpark den Vorplatz in seinem Entwurf berücksichtigt hatte, diesber aber nicht Gegenstand der Ausschreibung war.
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in den letzten jahren lautete die kritik: keiner brauche und niemand wolle diesen tunnel.
jetzt sind die bahnsteige und züge voll - und nun wird sich halt darüber mokiert.
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deshalb jetzt noch ein paar worte zur gestaltung der stationen:...Nunja, dein Einwand läuft insofern ins Leere, als dass kein Pendler die Wahl hat, sich gegen den Tunnel zu entscheiden, logisch, dass der Bahnsteig voll ist so wie die (Plural!) Bahnsteige vorher auch voll waren. Bliebe die Entscheidung gegen die Regionalbahnen an sich - das kann man selbstverständlich nicht wollen. Den Tunnel wirklich gebraucht hat hingegen nur der restlos bequeme Bürger, dem die 200m vom Hauptbahnhof bis in die City zu weit waren. Na, und die zwei, die direkt aus Stötteritz nach Halle wollen. So es die gibt. Obwohl, auch für die ists ne Bequemlichkeitsfrage, Straba gabs doch auch in Stötteritz schon, oder? Für (na gut: fast) alle anderen Berufspendler sieht doch die typische Strecke so aus: Fahrt mit der S-Bahn/RB/RE nach Leipzig Hbf, mit der Straba zur Arbeitsstelle. Und damit die 2,3 Leute, die mglw. von Wahren nach Wurzen wollen oder damit die Bequemen, die Driveinshoppen wollen, direkt ins Geschäft gefahren werden, 1 Mrd €?
Und die längeren Fahrzeiten? Von Halle aus ändert sich planmäßig nichts (ja, ich weiß, eine Minute), praktisch schon, da nun viele Züge Verspätungen haben und somit länger als vorher fahren. Vielleicht sind 4,5 Minuten scheinbar nicht viel. Für die meisten Pendler sind früh aber selbst 4,5 Minuten oft schon die Entscheidung für oder gegen den Zug ne halbe Stunde später (man kann ja mal schauen, in welchem Tempo da aus dem Bhf zur Straba geeilt wird). Und ob man halb oder um 5 aufsteht, um pünktlich auf Arbeit zu sein, ist dann schon schwerwiegend.
Nicht zuletzt zieht auch der Umstiegsaspekt nur für die, die in der Tat von einer S-Bahn in die andere wollen. Aber grad zB die beiden Verbindungen nach Dresden und Chemnitz bekommen von dem CT ordentlich eine mit, weil man jetzt (meist mit Verspätung!) aus dem CT hoch muss, um den Zug zu erreichen bzw. runter, um mit der S-Bahn weiterzukommen (ja, da könnten sich die Verspätungen mal als Vorteil erweisen). Wird man also nicht wegdiskutieren können: rein praktisch ist der Tunnel von Beginn an gescheitert. Glänzt schön, ist hinter der Fassade aber Mist, wenn ich die Verschlechterungen für Viele mit den minimalen Verbesserungen für ganz Wenige vergleiche.Zur Ausgestaltung der Stationen hingegen schrieb ich ja auch ein differenziertes Bild: Wilhelm-Leuschner-Platz schick, erhaben, hell. Der Hbf hingegen nur ein Stück weit hoch und hell, der größere Teil ist (für ein neues U-Bahn-Bauwerk!) zu dunkel und auch längst nicht mehr erhaben, weil eben gedeckelt.
Und weiter in der amüsanten Diskussion...
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Das von Untermieter geschilderte Problem der Fahrradmitnahme wird übrigens auch von der BILD-Zeitung aufgegriffen, wenn auch nur in einem bemerkenswert inhaltsleeren Artikel:
Züge zu voll
Der City-Tunnel hat ein Fahrrad-Problem
http://www.bild.de/regional/le…roblem-33893922.bild.htmlIch habe es gestern mal auf meinem täglichen Arbeitsweg ausprobiert, wie die S-Bahn gegenüber der Straßenbahn abschneidet. Die quälend langsamen Rolltreppen sind mir auch extrem negativ aufgefallen, vor allem, weil sie zu schmal sind, um zu zweit aneinandervorbeizugehen, und weil die in allen Großstädten der Welt übliche Regelung "Links gehen, rechts stehen" in Leipzig nicht durchsetzbar zu seien scheint. Auch bei durchaus freundlich Bitten, vorbeigelassen zu werden, erntet man verständnislose Blicke und Kommentare wie: "Sie haben es wohl eilig?" Zumindest habe ich ein Ziel und nicht alle Zeit der Welt, wenn ich vormittags auf Arbeit will und abends nach Hause.
Insgesamt habe ich auch eher den Eindruck, da sei konzeptionell und baulich sehr viel auf die Bedürfnisse von Konsument_innen zugeschnitten worden, die für einen geruhsamen Einkaufsbummel in die Innenstadt gespült werden sollen. Der ÖPNV speziell in der Innenstadt ist aber auch für Berufstätige, Studierende und alle anderen da, die das Zentrum nicht nur zum Zweck des Einkaufs aufsuchen.
Heute habe ich die Mini-Metro schon wieder links liegen lassen und mich wie immer in die Straßenbahn gesetzt, um dann die restlichen 200 m vom Hauptbahnhof zu Fuß durch eine der wenigen nicht völlig verstopften Straßen zur Arbeit zu kommen. Ich werde es noch mal versuchen, wenn die Begeisterung der mit Fotoapparaten bewaffneten Graukappengeschwader im Januar hoffentlich abgeklungen ist.
PS: In München (und anderswo) gibt es ähnliche Erfahrungen:
Süddeutsche Zeitung, 19. Mai 2010
http://www.sueddeutsche.de/mue…en-ist-ueberholt-1.929716Psychologie der Rolltreppe
Links gehen ist überholt
Jeder kennt es: Die U-Bahn steht schon da, könnte sie noch erreichen - aber man verpasst sie, weil die Rolltreppe verstopft ist. Auch auf der linken Spur. Eine Rolltreppenkunde. -
^Ich denke man tut sich keinen Gefallen in dieser Diskussion die Ernsthaftigkeit durch erste Erfahrungen der ersten Woche der Inbetriebnahme zu verlieren. Sicher müssen die einen oder anderen Fehler noch behoben werden, aber Dinge wie die Behinderung auf der Rolltreppe werden wohl nicht lange anhalten.
Dennoch "Untermieter", deine Kommentare sind schon recht amüsant! Denn zu einer tauglichen Diskussion erwarte ich ein Verständnis des Zusammenhangs und Gedanken zum Kontext des Ganzen - beides bleibt in deinen Äußerungen abhanden.
Denn das Argument dass eine Stammstrecke durch! die Stadt Leipzig (dem Ballungsraum der Region Mitteldeutschland), welche alle Strecken des Netzes vereint, ein Nachteil sein soll ist genau so abwegig wie das Argument dass ein weiterer Nachteil im Erreichten des Tunnels durch Roll-Treppen besteht. Vielleicht kannst du uns allen einen ebenerdigen S-Bahnhof auf dem Stadtgebiet von Leipzig nennen, auf welchem die Erreichbarkeit für Rentner und Behinderte anders als durch Fahrstühle geregelt ist? Das Argument des einen Bahnsteigs im Tunnel lass ich einmal liegen. Weil es, mit Verlaub, wirklich absurd ist.
Alles in allem fehlt dir dann leider der Aspekt welches ein so großes Projekt sinnvoll und wichtig für die Stadt und sein unmittelbares Umfeld macht. Die gestiegene Attraktivität des Standorts mit einem funktionierenden und effizienten S-Bahn Netz. Der Quantensprung den viele mit diesem Tunnel verbinden ist für Leipzig zwar zweifelsohne gegeben, aber auch nur eine Angleichung an die infrastrukturellen Gegebenheiten westeuropäischer Großstädte seit den 1970er Jahren. Und mit denen steht Leipzig ja im Wettbewerb. Das vereinte Netz unterhalb der Stadt bindet nicht nur den Umkreis an die Stadt Leipzig sondern auch den Fernverkehr, weil dieser sich auch durch das weitere Umfeld speist. Und die bessere Erreichbarkeit der Stadt und seines Umfelds wird sich langfristig positiv auf die wirtschaftlichen Bedingungen auswirken. Denn das Argument für einen Standort steht und fällt auch mit seiner zentralen Stellung in einem gewissen Umkreis. Bei Unternehmen wie bei Menschen. Ja – so sind in der Geschichte Europas, Großstädte entstanden.
Alles in allem nagt deine Kritik, der finanziellen Aufopferung für Leipzig, an einem Punkt welcher in Deutschland etwas abhanden gekommen ist. Man muss erst investieren um am Ende zu verdienen. Bzgl. deines Seitenhiebs der "Nehmermentalität Leipzigs" wäre ich an nur einem Projekt solchen Ausmaßes interessiert, welches von einer Kommune selbst finanziert wu(ü)rde. Und wenn der Punkt so oberflächlich gemeint ist wie es scheint, dann stellt sich die Frage welche Kommune die höchsten finanziellen Anteil des Freistaats bekommt wohl eher nicht. Denn das sollte klar sein.
Zum Streckennetz:
Ich denke dass man den Fernverkehr durch den Tunnel, bei gestiegenem Interesse, mittelfristig nicht mehr bewältigen wird. Mit der Erweiterung des Netzes ab 2014/15 werden die freien Zeiten auf der Stammstrecke schon knapper ausfallen. Bei einem weiterem Erfolg der S-Bahn im Großraum Leipzig-Halle werden sicher Justierungen vorgenommen. Ob nun die S4 langfristig nach Hoyerswerda fahren wird, kann ich mir bei nötigen engeren Taktfolgen in Zukunft nicht so richtig vorstellen. Da reicht eigentlich auch ein RE. Notwendig sind definitiv die Eingliederung von Markranstädt-Bad Dürrenberg-Weißenfels-Naumburg, Zwenkau-Zeitz (inkl. Investitionen), und natürlich Merseburg. Ferner evtl. sogar Jena, wenn man schon nach Hof fahren will. -
Psychologie der Rolltreppe
Links gehen ist überholt
Jeder kennt es: Die U-Bahn steht schon da, könnte sie noch erreichen - aber man verpasst sie, weil die Rolltreppe verstopft ist. Auch auf der linken Spur. Eine Rolltreppenkunde.Das muss man knallhart sein. In London und Paris, werden einem beim Blockieren der Rolltreppe Blicke zugeworfen welche das Tor zur Hölle einen kleinen Spalt aufstossen. Oder die S-Bahn Mitteldeutschland lässt sich etwas zum Thema Beschilderung einfallen.
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^Ich denke man tut sich keinen Gefallen in dieser Diskussion die Ernsthaftigkeit durch erste Erfahrungen der ersten Woche der Inbetriebnahme zu verlieren. Sicher müssen die einen oder anderen Fehler noch behoben werden, aber Dinge wie die Behinderung auf der Rolltreppe werden wohl nicht lange anhalten.
Prinzipiell richtig. Allerdings dürften die meisten Probleme im Gegensatz zu den ImWegStehern auf der Rolltreppe eben nicht behebbar, weil systemimmanent sein.
Dennoch "Untermieter", deine Kommentare sind schon recht amüsant! Denn zu einer tauglichen Diskussion erwarte ich ein Verständnis des Zusammenhangs und Gedanken zum Kontext des Ganzen - beides bleibt in deinen Äußerungen abhanden.Denn das Argument dass eine Stammstrecke durch! die Stadt Leipzig (dem Ballungsraum der Region Mitteldeutschland), welche alle Strecken des Netzes vereint, ein Nachteil sein soll ist genau so abwegig wie das Argument dass ein weiterer Nachteil im Erreichten des Tunnels durch Roll-Treppen besteht. Vielleicht kannst du uns allen einen ebenerdigen S-Bahnhof auf dem Stadtgebiet von Leipzig nennen, auf welchem die Erreichbarkeit für Rentner und Behinderte anders als durch Fahrstühle geregelt ist? Das Argument des einen Bahnsteigs im Tunnel lass ich einmal liegen. Weil es, mit Verlaub, wirklich absurd ist.
Nun, einer "tauglichen Diskussion" wäre zB gedient, wenn du versuchen würdest, meine Kritikpunkte zu widerlegen, statt sie mit einem lapidaren "abwegig" vom Tisch zu wischen. Wäre da sehr gespannt und bleibe, vorsichtig gesagt, skeptisch, weil diesen Systemfehlern, diesem Größenwahn, zig auch bislang gut ausgelastete Linien statt auf mehrere Bahnsteige im engen Takt hintereinander auf einen (schlechter erreichbaren als die bisherigen) Bahnsteig zu pressen, kaum Abhilfe geschaffen werden kann. Aber gut, solche Argumente wären dann ja auch eher deine Sache. Also los, im Sinne einer "tauglichen Diskussion". Schließlich ist es ja die Nutzbarkeit des Projektes, die über Erfolg/Misserfolg im "Kontext des Ganzen", in den "Zusammenhängen" überhaupt entscheiden wird. Mag sein, dass die Vision, noch mehr Konsumenten aus dem Umland in die Innenstadt zu verbringen, eine gute ist, wenn der Konsument mit seinen Shoppingprodukten dann aber schlecht auf den Bahnsteig, dort ebenso an seinen Zug und mit diesem verspätet nach Hause kommt, dann wird ihm das "Ganze", der "Zusammenhang", vielleicht schnell egal und er kommt beim nächsten Mal wieder mit dem Auto. Für die Berufspendler ists, wie oben dargelegt (falls du das gelesen hast), von Nachteil. Aber gut, die müssen ja, von daher: toller Tunnel.
...Die gestiegene Attraktivität des Standorts mit einem funktionierenden und effizienten S-Bahn Netz. Der Quantensprung den viele mit diesem Tunnel verbinden ist für Leipzig zwar zweifelsohne gegeben, aber auch nur eine Angleichung an die infrastrukturellen Gegebenheiten westeuropäischer Großstädte seit den 1970er Jahren....
Nunja, eben darum gehts ja. Effizient funktionieren soll es. Aber gut, die anderslautenden Schilderungen (oder: Argumente) waren ja "abwegig", es geht ja ums "Ganze", vermutlich um ein schönes Projekt auf dem Papier. Btw., infrastrukturell, vielleicht krankts ja daran, ist man heute durchaus auf dem Stand, hochfrequentierte Linien möglichst zu trennen, um Störungen im Betriebsablauf zu vermeiden. Also ungefähr das Gegenteil vom CT.
...Das vereinte Netz unterhalb der Stadt bindet nicht nur den Umkreis an die Stadt Leipzig sondern auch den Fernverkehr, weil dieser sich auch durch das weitere Umfeld speist. Und die bessere Erreichbarkeit der Stadt und seines Umfelds wird sich langfristig positiv auf die wirtschaftlichen Bedingungen auswirken.
Soso. Was konkret ist durch den CT geworden, was nicht auch vorher schon war? Konnte man vorher nicht aus all den Orten im Umland zum Hbf fahren und dort in die Fernverkehrszüge umsteigen? Ohne enge Treppen/Rolltreppen/Fahrstühle übrigens.
... Man muss erst investieren um am Ende zu verdienen.
Und vorher überlegen, in welches Projekt man investiert. Kosten und Nutzen abwägen. Wollen wir kurz noch das Fass aufmachen, was man mit der Mrd. im Bahnnetz (meinethalben: Sachsens) hätte anstellen können? Ne, lassmer lieber, hier gehts ja um Architektur.
Bzgl. deines Seitenhiebs der "Nehmermentalität Leipzigs" wäre ich an nur einem Projekt solchen Ausmaßes interessiert, welches von einer Kommune selbst finanziert wu(ü)rde. Und wenn der Punkt so oberflächlich gemeint ist wie es scheint, dann stellt sich die Frage welche Kommune die höchsten finanziellen Anteil des Freistaats bekommt wohl eher nicht. Denn das sollte klar sein.
Jo, das dürfte sehr klar Leipzig sein. Spätestens seit dem CT. Außerhalb Sachsens wäre die Elbphilharmonie als Beispiel anzuführen, wo die Stadt nicht nur 0,012% zu einem Projekt zuschießt, von welchem hauptsächlich sie selbst profitiert.
Im Prinzip ist es aber müßig, zu diskutieren. Das Ding steht, die Gelder sind verbrannt, Leipzig kann sich mit seiner Mini-Metro rühmen. (So, nochmal unsachlich zum Schluss, weil die Gelder natrl. zweckgebunden fließen, dennoch: Schon für die Hälfte des CT-Geldes hätte man alle Leipziger Schulen auf einen sicherheitsrelevant aktuellen Stand bringen können. Ein Schnäppchen sozusagen.)
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Das hochkomplexe und seit längerem etablierte S-Bahn-Netz München ist auch auf eine Stammstrecke in einem Tunnel konzentriert - ebenso wie das Streckennetz der S-Bahn-Rhein-Main.
Offensichtlich gibt es Argumente, die FÜR eine derartige Bündelung sprechen genauso wie Lösungen, die solch ein System effizent machen.
Hier sollten wir vielleicht in der Diskussion ansetzen.
Das Argument, für das schöne Geld hätte man dies und das locker finanzieren können, paßt übrigens zu ALLEN Investitionen und ist insofern albern, zu allgemein und wenig hilfreich.
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Und vorher überlegen, in welches Projekt man investiert. Kosten und Nutzen abwägen. Wollen wir kurz noch das Fass aufmachen, was man mit der Mrd. im Bahnnetz (meinethalben: Sachsens) hätte anstellen können? Ne, lassmer lieber, hier gehts ja um Architektur.
Dann kannst Du Dich doch mit der Grünen-Politikerin Eva Jähnigen zusammentun. Die sieht das ähnlich, wie die SÄCHSISCHE ZEITUNG berichtet.
Es gibt auch schon ein neues Milliadenprojekt, gegen das Ihr vorgehen könntet. Wie z.B. der MDR berichtet. Am Eisenbahnknoten Dresden sollen bis 2016 mehr als eine Milliarde Euro in die Infrastruktur investiert werden. Auf einer Strecke von 13 km sollen Gleise, Signaltechnik etc. modernisiert werden. Ziel der Arbeiten ist, den S-Bahnverkehr vom Fernverkehr zu trennen.
Wie gesagt, bisher geht die Planung von Kosten in Höhe von einer Milliarde Euro aus - was man dafür alles bauen könnte. Unser Ort braucht auch noch einen neuen Fahradweg.
Mal ein Blick zurück ins Jahr 2006:
Ja und nein, wir hatten das Thema schonmal hier: im Forum.
Die ICEs / ICs nach München fahren über die Neubaustrecke im Westen via Erfurt, Leipzig-Gröbers ist ja schon fertiggestellt. Die Züge nach Dresden fahren auch über die alte Stammstrecke erst nach Norden aus dem Bahnhof raus. Bleibt: Chemnitz, Plauen etc...also für (zukünfige) Verbindungen Chemnitz - Berlin beispielsweise, die dadurch wirklich viel Zeit sparen könnten, aber mehr als ein Zug pro Stunde wird's wohl nie werden, wenn überhaupt.
Der Citytunnel ist in erster Linie ein Nahverkehrsprojekt, wie z.B. der Frankfurter S-Bahn Tunnel unter der Innenstadt, wo ja auch keine ICEs/ICs fahren. Ob der Tunnel sich rechnet ist also in erster Linie eine Nahverkehrskalkulation...
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Bei aller Euphorie und auch Polemik sollten gewisse Kritikpunkte allerdings wirklich ernst genommen werden.
Dass die Rolltreppen extrem schmal sind, obwohl eigentlich genügend Platz vorhanden ist, ist schon ein sehr dilettantischer Fehler. Wer plant so etwas?Auch das Problem der Fahrradmitnahme ist nicht von der Hand zuweisen. Man will, dass die Menschen nicht mehr mit dem Auto sondern mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit gelangen. Nur endet eben die Reise der Pendler leider nicht am Bahnhof Wurzen oder Borna. Von dort aus geht es dann noch weiter mit dem Fahrrad zum eigentlichen Arbeitsplatz. Eine problemlose Fahrradmitnahme im Berufsverkehr sollte also absolut gewährleistet sein.
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Und doch sollten die Kritikpunkte im größeren Zusammenhang betrachtet werden.
Die Rolltreppen im Leipziger Zara sind zu schmal, die im City-Tunnel hingegen sind so breit wie fast überall in U- und S-Bahnen. Das ist Weltniveau. Da hilft nur links gehen, rechts stehen. Hier (und beim Aussteigenlassen) sollten die Nutzer mit Aufklebern oder Durchsagen "geschult" werden.
Die Fahrradmitnahme ist wirklich ein Problem im Vergleich zur Situation vorher am Hauptbahnhof. Die war aber auch eine Spezielle. Auf einigen Bahnhöfen ist das eben leicht zu machen, auf anderen umständlich. Daran müssen sich die Radfahrer (auch ich) und Fußgänger-Mitfahrer wohl gewöhnen (Aufzüge nutzen, Bahnsteigende anpeilen, bestimmte Stationen meiden, Abteile freihalten). DENN: es ist nunmal ein aus technischen Gründen tief-liegender Tunnel, da werden die Wege weit. Das ist in Moskau oder München aber auch nicht anders.
Und hier kommen wir zum Nutzen (im doppeten Sinn): Sicher mag der Tunnel für Radfahrer teilweise ungünstiger sein, aber Straßenbahn und Bus sind auch nicht so prickelnd für Radfahrer. Da muss jeder einzelne für sich Aufwand und Nutzen abwägen und sich eben für oder gegen das neue Netz entscheiden. Das wird jeder Fahrgast für sich tun. Ich hatte während des Baus befürchtet, die Leipziger würden (wegen Gewohnheit und LVB) den Tunnel später kaum nutzen. Dass die Bahnen nun voll sind, zeigt aber, dass dieses Projekt eben nicht für einen Stötteritzer oder zwei Shopping-Touristen gebaut wurde.
Summa summarum: Selbst wenn Radfahrer auf's Auto ausweichen sollten, bietet das neue Netz extrem vielen Menschen eine schnellere Pendel-Alternative zum Auto und teilweise zur LVB. Wer den Berufs- und Besuchsverkehr auf dem Inneren Ring und auf den Ausfallstraßen kennt, versteht meine Hoffnung. Und dieses sinnvollere S-Bahn-Netz war m.M.n. NUR mit Bau des Tunnels machbar. -
Sorry, kein sehr produktiver Beitrag, aber das mit dem Rolltreppen klingt ja fast so, als wären es die ersten in der Stadt..."Rechts stehen, links gehen" ist doch eigentlich ein gängiges Prinzip? Dass man das den Leuten erst mal beibringen muss, ist irgendwie schon etwas armselig...
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Na komm. Der Vorschlag von Ansagen und Markierungen ist doch produktiv.
Ob man das erwarten kann... Hmmm. Das frag ich mich auch immer, wenn ich hinter jemandem hängenbleibe und freundlich um Durchlass bitte.
In vielen neuen Metro-Stationen in Asien gibt es Markierungen am Boden für den Umstieg der Menschen und Schilder an Rolltreppen. Selbst in München und Nürnberg habe ich schon Ansagen gehört, man solle doch die Leute erst rauslassen. Von nichts kommt ja auch nichts.
Immer noch nicht produktiv genug -
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Bevor auf den nächsten Seiten nur Rolltreppen-Geschichten stehen, mal ein paar Neuigkeiten zwischendurch:
- Um dem Ansturm auf der Hauptlinie zwischen Halle und Leipzig gerecht zu werden, verkehren nächstes Wochenende Züge in doppelter Länge.
- Die Pünktlichkeit soll verbessert werden. Bahnsprecher Böhnisch gibt sich otpimistisch: Am Mittwoch seien schon mehr als 90 Prozent aller Bahnen (600 sind's insgesamt am Tag) pünktlich gewesen.
- Damit Ein- und Ausstieg in den Tunnelstationen künftig reibungsloser vonstatten geht, soll der Bahnkunde am Bahnsteig besser informiert werden, in welchem Teil der Station die S-Bahn hält.
- Servicemitarbeiter der Bahn berichteten heute von bereits 6 besprühten Zügen (Böhnisch spricht von 2 besprühten Zügen). Ein in Wurzen abgestellter Waggon sei sogar mit Teer überkippt worden. Alle S-Bahnen seien mit einer Spezialfolie gegen Graffiti geschützt.
Quelle: LVZ -
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