Festzuhalten ist erstmal dass Luftaufnahmen, Fotos aus der Distanz/Panoramasicht oder gar Computervisualisierungen immer viel besser als die triste alltägliche Realität ausschauen. Und wenn dann noch die Witterung nach drei Wintern auf Sichtbeton, Fassadenfertigteilen etc. entsprechende Spuren hinterlassen hat wirken ach so leicht wirkende große Komplexe nicht mehr leicht sondern dunkel und trist. Manches aus den 70ern was wir heute ablehnen sah auf Zeichnungen - und auch durchaus bei der Eröffnung - noch gut aus. Architektur des 20. Jahrhunderts scheint die Fähigkeit verloren haben, in Würde zu altern und das zu entwickeln was wir oft "Patina" nennen, sie wirkt eher einfach heruntergekommen nach längerer Abnutzung. Das ist und bleibt ein Problem, zudem können wir uns, meine ich, diese Art von Wegwerfarchitektur auch nicht mehr leisten, alles immer schnell mit Fertigteilen hochziehen, nach 30 Jahren wieder abreißen.. eine ökologische und ökonomische Katastrophe, enorme Ressourcen- und Energieverschwendung. Ich meine durchaus dass die Lösung teilweise in der Vergangenheit liegt, München hatte einst eine dezidiert eigene Architektur, z.B. wurde der Jugendstil maßgeblich in München geprägt, die heute am Immobilienmarkt im modernisierten Zustand (damit ist freilich nur der technische Zustand gemeint!) die mit Abstand höchsten Preise erzielen. Die Leute stimmen halt mit den Füßen ab.
Und kennt noch wer Architekten die gerne Betonwürfel lobhudeln, aber privat im sanierten Altbau mit Stuck wohnen?