Staatsbibliothek Unter den Linden

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    Bis Ende September soll's mit dem Bürgersteig soweit sein ("Abendschau"-Video vom 16.08.2019): https://www.rbb24.de/kultur/be…iliothek-fast-fertig.html
    Demnach findet die Schlüsselübergabe im Nov. 2019 statt, ab dann können die in der Universitätsstraße provisorisch in Containern untergebrachten Mitarbeiter in der Stabi einziehen; im Mai 2020 soll deren Umzug abgeschlossen sein.
    Etwas früher sollen die Firmencontainer in der Charlottenstraße verschwinden.
    Nur in der Dorotheenstraße - also dort, wo bisher der provisorische Eingang ist - soll noch gebaut werden: Dort werde ein Bibliotheksmuseum entstehen, dessen Eröffnung für 2021 vorgesehen sei.

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    Abendschau-Video bei Minute 2:28:
    " ... der zentrale Lesesaal, der komplett neu entworfen wurde, weil das historische Vorbild nicht rekonstruiert werden konnte."


    Da stellt sich die folgende Frage:


    Weil man das historische Vorbild nicht rekonstruieren konnte?


    oder


    weil man das historische Vorbild nicht rekonstruieren wollte?

  • So ist es. Man wollte den alten Saal nicht rekonstruieren, was ich extrem schade finde, weil es solche Säle in Deutschland kaum bis gar nicht mehr gibt. Denn ansonsten ist im Inneren der Stabi ja relativ viel erhalten. Dass gerade das Herzstück fehlt, ist extrem bitter.


    Gerade vor dem Hintergrund, dass der "moderne" Saal jetzt schon wieder aus der Zeit gefallen aussieht und mehr an die 70-er Jahre erinnert als dass er einen Stylefaktor hat.


    Aber zumindest ist der Rest des Gebäudes nach einer gefühlten Ewigkeit nun endlich fertig.

  • Was mich an der Sache ärgert:
    Wenn man den Alten Lesesaal nicht errichten will, dann soll man das doch bitte offen und ehrlich zugeben!


    Die Formulierung im Abendschau-Beitrag soll wohl den Zuhörer glauben lassen, daß ein Wiederaufbau an fehlenden Möglichkeiten gescheitert ist. ... Wer soll das ernsthaft glauben?

  • Ich finde es auch ärgerlich, dass man die historischen Lesesäle (Kuppel- und Universitätslesesaal) nicht wiederaufgebaut hat. Noch ärgerlicher finde ich aber, dass beim Umgang mit dem Adlerwappen an der Wand der Treppenhalle und dem Majolikaring an der Decke des Vestibüls mit zweierlei Maß gemessen wurde:


    Das Adlerwappen, das jeder Bibliotheksbesucher auf den ersten Blick sieht und das darüber hinaus auch das Symbol unseres Staates ist, wurde in völlig kaputtem Zustand belassen; der Majolikaring, den fast keiner sieht und den Kaiser Wilhelm II. persönlich ausgewählt hat, wurde dagegen - ohne Kosten und Mühen zu scheuen - denkmalgerecht wiederhergestellt. Verstehe einer den Denkmalschutz!


    https://www.bbr.bund.de/BBR/DE…7_Stabi_Treppenhalle.html

  • ^ Das Hoheitszeichen unseres Landes ist der Bundesadler, der optisch dem Reichsadler der Weimarer Republik ab 1928 entspricht. Der hat aber mit Adlerwappen aus der Zeit des Kaiserreichs nicht mehr viel gemein.


    Zum Vergleich:
    Reichadler (Kaiserreich)


    Bundesadler


    Was sollte dann die Rekonstruktion eines Reichsadlerwappens als Hoheitssymbol eines untergegangenen Staates bringen?
    Reich kaputt > Adler kaputt! Passt doch ;)


    Die Rekonstruktion der Decke des Vestibüls ist dagegen wunderschön gelungen, soweit es anhand der kurzen Sequenz zu beurteilen ist, was ist daran auszusetzen? Die Verwendung von Majoliken "war zur Erbauungzeit ein bedeutendes Gestaltungselement für besondere Bauteile" (Q.:https://www.bbsr.bund.de/BBR/D…7_Stabi_Treppenhalle.html, verdient also die Rekonstruktion allemal.

  • Guten Morgen, anscheinend hast du die Stabi noch nie von innen gesehen. Gemeint ist der als Adler gestaltete Schlussstein am Torbogen in der Treppenhalle. Es gibt in der Stabi kein Reichswappen.

  • Das war ja auch die preußische und nicht die deutsche Staatsbibliothek. Unabhängig davon sind natürlich immer wieder Reichsadlerdarstellungen auch rekonstruiert worden. Gerade in der ehemaligen Zone, da ja hier viele derartige Darstellungen von den Kommunisten abgehackt wurden. Ein Beispiel ist die Hauptpost in Erfurt. Hier wurden die Adler schon 1920 abgeschlagen. Vor 12 Jahren sah man sich noch bemüßigt zu betonen, dass die Rekonstruktion ein rein denkmalpflegerischer Akt sei.

    2 Mal editiert, zuletzt von Saxonia ()

  • Was sollte dann die Rekonstruktion eines Reichsadlerwappens als Hoheitssymbol eines untergegangenen Staates bringen?
    Reich kaputt > Adler kaputt! Passt doch


    Wieso wurde dann überhaupt rekonstruiert und nicht einfach ein Neubau für den neuen Staat hingeklatscht?
    Deine Argumentation macht überhaupt keinen Sinn.
    Abgesehen davon können Denkmalschützer verlangen was sie wollen und auch komplett nach eigener Meinung, solange es für den Bauherren einigermaßen wirtschaftlich bleibt.
    Da es in diesem Falle der Bund finanziert, wird es sich wohl um eine politische Entscheidung gehandelt haben.

  • Das Adlerwappen, das jeder Bibliotheksbesucher auf den ersten Blick sieht und das darüber hinaus auch das Symbol unseres Staates ist, wurde in völlig kaputtem Zustand belassen;


    Gemeint ist der als Adler gestaltete Schlussstein am Torbogen in der Treppenhalle. Es gibt in der Stabi kein Reichswappen.


    Auch gut!
    Ich bezog mich auf ein Adlerwappen, von dem du zuerst spracht.
    Keine Ahnung warum man den Adler nicht rekonstruiert hat, vielleicht weil er zu häßlich geraten war?
    Auf diesem Foto jedenfalls sieht er nicht gut aus ;)


    Der wahre Grund dafür lässt sich bestimmt noch herausfinden, ich schätze aber mal, dass es irgendwie doch mit der Ähnlichkeit zum Reichsadler zusammenhängt.

    Ich stimme dir aber zu, dass es an dieser Stelle, so wie es jetzt ist, komisch und auch unnötig aussieht. Wenigstens der eigentliche Schlussstein hätte hier rekonstruiert werden können.

  • Ich bin mir gar nicht so sicher, ob es sich dabei um eine ordentliche Wappendarstellungen gehandelt hat. Ein solches gibt es in der Halle ja schon unten am Portal, in preußischer Ausführung. Vielleicht hat es sich um eine Allegorie gehandelt (bspw. sub umbra). Allerdings wurden die Darstellungen jeweils sehr gezielt abgeschlagen. Was bei so einem harmlosen Motiv eher seltsam erscheint.
    https://www.bbr.bund.de/BBR/DE…7_Stabi_Treppenhalle.html
    https://blog.sbb.berlin/wp-con…Haupttreppenhalle-003.jpg

  • Am 1.November wird die Staatsbibliothek für 6 Monate für Besucher komplett gesperrt, da ab dann der Umzug in das sanierte Gebäude stattfindet.


    Das dürfte also bedeuten, dass die Bauarbeiten bis dahin erledigt sein müssten.

  • Ein paar frische Bilder aus der Charlottenstraße und vom alten & zukünftigen Haupteingang Unter den Linden.


    In der Charlottenstraße stehen noch die Baucontainer ...





    ... gelesen wird aber immer:




    Der wieder freigegebene Fußweg Unter den Linden:




    Haupteingang und erster Hof:











    Der alte Wein, der die Bauarbeiten wundersamerweise überlebt hat, dürfte in einigen Jahren wieder wuchern wie die Ranke an der Pergola auf der anderen Seite der Linden:





    © HarrySeidler

  • ^ Nach der Freigabe des Fußweges vor dem Haupteingang der Staatsbibliothek vor etwa einem Monat folgt nun - nach dem heutigen Presserundgang - am Montag die "Schlüsselübergabe" durch die Präsidentin des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung, Petra Wesseler. Für Samstag den 16.11. ist ein "Tag der offenen Tür" samt Führungen durch die Sonderlesesäle angekündigt.


    Die Pressemitteilung des Bundesamtes hier.


    Danach schlägt die Stunde der Bibliothekare während einer sechsmonatigen Schließzeit, in der die Provisorien des Nordeingangs zurückgebaut werden und die Bestände in die neuen sowie wiederhergestellten Räume und Säle (zurück)ziehen.


    Anlässlich der Schlüsselübergabe wurden folgende Pressebilder veröffentlicht:


    Außenfassade:

    BBR / Jens Andreae


    Haupttreppe und Vestibül:

    BBR / Jens Andreae


    Entrée:

    BBR / Jens Andreae


    Vestibülkuppel:

    BBR / Jens Andreae


    Majoliken (Detail):

    BBR / Jens Andreae


    Musiklesesaal:

    BBR / Jens Andreae


    Brunnenhof:

    BBR / Jens Andreae

  • Auch die offizielle Berlin.de Website berichtet über den Presse-Event bezüglich Stabi UdL, weiteres hierzu:

    Link zu Berlin.de


    Dort zu sehen ist eine imposante Gesamtaufnahme des Treppenhauses. Copyright des Fotos ist bei der dpa, deshalb nur als link:

    Eingangsbereich


    Was lange währt wird endlich gut! Ich freue mich mit allen Beteiligten über die gelungene Sanierung. Insbesondere auch die Meisterleistung, den wilden Wein im Patio bei solch einer umfangreichen Sanierung behutsam zu konservieren verlangt Anerkennung.

  • Was für ein Juwel dieses Gebäude ist. Das wird mir erst so langsam bewusst. Die ganze Ecke wird nach Abschluss aller Arbeiten (U5, Schloss, DHM-Modernisierung) wieder das, was es zu besten Zeiten, also vor 1945, mal war. Ein prächtiger preußischer Innenstadtbereich.

  • Wo kommen diese fruchtigen Majoliken denn "her"? War die Kuppel mal mit mediterranen Motiven bemalt?

    Aus der "Königlichen Terrakotta & Majolika-Werkstatt" Wilhelm II. in Kadyny/Cadinen. Diese hatte er 1904 in der Nähe seines Sommersitzes mit Hilfe der "Königlich Preußischen Porzellanmanufaktur" gegründet. Neben Ziegeln und Gebrauchskeramik wurde dort auch Baukeramik gebrannt, die Wilhelm II. etwa für die Ausgestaltung der Staatsbibliothek in Auftrag gab. Im Kuppellesesaal gab es offenbar auch einen Majolika-Adler mit vier Metern Flügelbreite (vgl. hier, S.83). Allerdings waren die Ziegelsteine wohl letztlich erfolgreicher als die Keramik. In Berlin finden sich neben dem Majolikaring der Staatsbibliothek auch Beispiele etwa in U-Bahn-Höfen wie der Haltestelle "Klosterstraße".


    Zur Restaurierung des Majolikaringes hier entlang (S.14ff.) sowie in aller Kürze hier.

  • Anbei ein paar Eindrücke vom gestrigen Tag der offenen Tür. Als ich gegen 17:30 Uhr ankam, hatten angeblich bereits über 4000 Besucher die Gelegenheit zur Besichtigung genutzt:













    © HarrySeidler

  • Man kann ja sagen was man will aber die Ausstrahlung dieser Gründerzeitpaläste ist einfach der Hammer. Es ist soooo schade, dass so etwas in Deutschland heute zur Seltenheit geworden ist. Selbst wenn die Bauten den Krieg und den Abrisswahn der Nachkriegszeit überstanden haben, so ist das Innere so gut wie nie erhalten.


    Die Würde, die Kraft und selbst die Ästhetik im Verfall sind gerade bei diesen Bauten einmalig. Auch wenn einige hier das anders sehen, aber die Gründerzeit und der Historismus waren eine Glanzstunde der Architektur. Ja, manche Bauten schossen etwas über das Ziel hinaus. Aber die Stabi ist ein Beispiel für eine extrem ästhetische Architektur ohne Kitsch. Es ist im besten Sinne gute Architektur.


    Hat hier eigentlich jemand Fotos wie die oben von Harry gezeigten Räume nach dem Krieg und dann zu DDR Zeiten ausgesehen haben?