Bauprojekte in der Innenstadt & Neustadt

  • Im Abendblatt bemaengeln heute mal wieder 'Experten' dass in Hamburg durch Neubauten angeblich die Sicht auf irgendwelche Wahrzeichen versperrt werden.


    Ich vermisse den Blick auf diese Solitaere nicht. Die Angeblich schuetzenswerten 'Sichtachsen' sind schliesslich nicht das Werk eines Baron Haussmann sondern haben einen anderen Architekten.


    Statt ueber das Zubauen der angeblich schuetzenswerten Blickbeziehungen zu jammern sollten die altgedienten 'Experten' auch mal zur Kenntnis nehmen, dass inzwischen eine Generation von Planern, Architeten und Buergen nachgewachsen ist denen eine halbwegs geschlossene Stadtlandschaft in Hamburg wichtiger ist das der Unverbaute Blick von einer innerstaedtischen Durchgangsstrasse auf die Uhr eines Kirchturms oder eine Parkplatz-Punkthochhaus-Kombination im Stile der 60er-Jahre...


    übergeordnete Blickbeziehungen im Städtebaulichen sind unendlich wichtig für die Orientierung und Gliederung der Stadt, Punkt.
    Das steht einer "geschlossenen Stadtlandschaft" aber nicht unbedingt entgegen.

  • Sichtbeziehungen sollten kritisch hinterfragt werden

    Ich vermisse den Blick auf diese Solitaere nicht. Die Angeblich schuetzenswerten 'Sichtachsen' sind schliesslich nicht das Werk eines Baron Haussmann sondern haben einen anderen Architekten.



    Ich finde es richtig, dass die oft geforderten "Sichtbeziehungen" kritisch hinterfragt werden. Midas hat völlig recht, dass sich die sogenannten Sichtbeziehungen erst durch die Kriegsschäden ergeben haben. Für den historisch gewachsenen Stadtgrundriss in Hamburg sind solche Sichtachsen völlig untypisch.
    In Paris hat Napoleon zur Repräsentationszwecken die Boulevards von Haussmann anlegen lassen. Im direkten Gegensatz dazu wurde Hamburg von Bürgern und Kaufleuten geprägt wurde, und hat sich unregelmäßig und organisch entwickelt.


    Schlimm genug, dass der 2 Weltkrieg uns die Willy-Brandt-Straße als Erbe hinterlassen hat -aber das muss man doch nicht auch noch durch künstliche Definition von Sichtbeziehungen als Grundlage für weitere Planungen nehmen. Darin liegt ja der Reiz einer "bürgerlichen" Stadt, im unregelmäßigen Grundriss, der keine Achsen kennt, sondern ständig wechselnde Ansichten.

  • Städtebau muss urbane Lebensräume schaffen, die gleichermaßen zweckdienlich wie gemütlich und erbaulich sind. Speziell die beiden letzten Aspekte hat die Stadtplanung - europaweit - die letzten Jahrzehnte sträflich vernachlässigt, wenn nicht gar verlernt. Und seht es mal so, was ist ein Symbol für Hamburg in der Welt und auch Identifikationspunkt für Hamburger? Doch sicher Rathaus, Jungfernstieg und Binnenalster? Und warum? Wegen den Sichtbeziehungen die erst ein "Gesamtbild" ermöglichen. Stadt ist mehr als komprimierter Siedlungsraum.

    Einmal editiert, zuletzt von bayer ()

  • Bayer, Du missverstehst mich glaube ich teilweise: Natuerlich ist die Bebauung in Hamburg alles andere als zufaellig. Auch eine Buergerstadt wie Hamburg hat ihre zentralen Plaetze meist auch nach aesthetischen und representativen Gesichtspunkten geplant - das steht doch gar nicht zur Debatte. Der Hamburger Rathausplatz zum Beispiel wurde nach dem Vorbild des Venezianer Markusplatzes angelegt. Nicht umsonst findet man Arkaden an der kleinen Alster und nicht umsonst aehnelt der Turm der Rathauses von den Proportionen her der Campanile. Auch andere Hamburger Stadtraeume waren geplant und sind keine Zufallsprodukte.


    Nur: Dieser unbetrittene buergerliche (im Gegensatz zu absolutistischem) Gestaltungswille endete eben 1943 ziemlich abrupt und es ist (leider) vielerorts in Hamburg praktisch nichts mehr von ihm uebrig. Was nach dem Krieg folgte waren Jahre der Armut, in denen es erstmal darum ging notduerftig die Funktionsfaeigkeit der Stadt wiederherzustellen. Danach, etwas speater also, folgte in der Tat ein Wiederaufbau der einem bestimmten Gestaltungswillen entsprach. Das Problem damit ist jedoch...


    ...dass in dieser Zeit zwar gute Architektur existierte, in zentralen Hamburger Stadtteilen jedoch meist mehr schlecht als schlicht gebaut wurde. Beispiele hochwertiger Architektur der 60er und 70er Jahre kann man in Hamburg an einer Hand abzaehlen.


    ...dass oft billig gebaut wurde und die Bausubstanz heute weder stilitisch noch qualitativ noch nach Kriterien wie Effizienz, Umweltfreundlichkeit, etc heutigen Standards entspricht. Und vor allem...


    ...dass sowohl Archtiektur als auch Stadtebau einem Leitbild folgten, welches sich heute ueberholt hat. Sprich: Bewusstes Zerstoeren von Raumgefuegen unter dem Gebot der 'Auflockerung'. Bewusstes raeumliches Trennen von urbaben Funktionen (C. v. Athen, etc.). Ausrichtung der Stadtstruktur am (gottseidank nie realisierten) Ideal der komplett individual-motorisierten Gesellschaft.


    Stadtraeume wie dieser beispielsweise bieten natuergemeass eine Aussicht von mehr oder weniger ueberall nach mehr oder weniger ueberall. Um erhaltenswerte Sichtachsen - welchen Ursprungs auch immer - handelt es sich dabei jedoch nicht!


    Etwas zynisch koennte man sagen, dass Hamburg's staedtebauliches Grundproblem seine Wurzel nicht im Bombenkrieg hatte, der fast alles zerstoerte, sondern darin, dass der Wiederaufbau in eine Zeit eines (historisch gesehen) sehr kurzlebigen, nicht nachhaltigen, Ideals von Stadt fiel, welches sich schon ueberlebt hatte bevor es auch nur zur Haelfte verwirklicht war. Nun muessen wir nach dem Jahr 2000 nicht nur den 'zweiten' Wiederaufbau nach einem menschlicheren und oekologischeren Stadtbild schaffen, sondern uns zu allem ueberfluss auch noch an jeder Ecke mit gutgemeinten Buergerinitiativen herumschlagen, die finden, dass grade ihre Lieblingsbombenluecke mit Sandkasten und Kioskbude erhalten bleiben muss... :(


    PS: Edit: Ich bezog mich auf einige Absaetze, die mittlerweile - aus Bayers Posting verschwunden sind. Daher fehlt nun etwas der Zusammenhang.

  • Ich versuche mich etwas disziplinierter genau an das jeweilige Thema zu halten darum habe ich wieder etwas rausgekürzt.


    Ja, damit hast du natürlich recht. Als ich das erste mal in Hamburg gewesen bin, das war mit dem Zug, bin ich aus dem Hbf rausgetreten und hab mich wie in einem fremden Land gefühlt. Ich wars gewohnt dass ein Hbf inmitten dichter Blockrandbebauung mit viel Gewusel auf engen Gehwegen situiert ist. Dort war die Bebauung dermaßen locker dass ich mich wie in einem Gewerbegebiet oder am Stadtrand oder so gefühlt habe. Schwer zu beschreiben. Dieser erste Eindruck von Hamburg hat sich mir eingeprägt, daran musste ich bei diesem Thema denken.


    Zum Glück gibt es ja aber auch den Jungfernstieg etc in Hamburg. Das reißt es dann wieder raus. ;) Wobei ich mich auch da weniger behaglich gefühlt habe als in anderen Innenstädten.

  • Der Oberbaudirektor Jörn Walter sagt im Abendblatt:


    - Vergabe von Grundstücken erfolgt in Zukunft nicht mehr nach Höchstpreisverfahren, sondern nach einem "Bestgebotsverfahren", bei dem der Preis nur noch eine Gewichtung von 30% haben soll.


    - Das Katharinenquartier soll hoffentlich mit sechs Geschossen bebaut werden, weniger als ursprünglich geplant, aber es gab Anwohnerproteste bzgl. Sichtbarkeit des Kirchturms. Weniger als sechs Geschosse seien nicht sinnvoll, da dies der Bebauung rund rum entspräche. Außerdem soll der Bau kleinteiliger werden.


    - In einem Stadtdialog soll den Bürgern die Möglichkeit gegeben werden, ihre Meinung einzubringen.


    - Es wird in Frage gestellt, ob es einen Mehrwert schafft, bestimmten Gruppen (sehr) gute Lagen zur Verfügung zu stellen, die keine Marktpreise zahlen können/wollen. Oder ob solche Angebote an eher weniger bekannten und beliebten Orten erfolgen sollten.


    - Ein Masterplan Innenstadt soll kommen. Im Frühjahr soll dieser wohl der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

  • bayer: Gerade um den Hauptbahnhof ist doch noch eine vollständige und dichte Blockrandbebaung vorhanden. Die "Weite" ensteht hier wohl eher durch die breite Straße zur Innenstadt hin und die beiden Gleislöcher nördlich und südlich des HBFs . Der verkorkste Wiederaufbau konzentriert sich im Wesentlichen auf die westliche Altstadt und die Neustadt. Für die räumliche Situation am HBF kann mann die Nachkriegsarchitektur/stadtplanung nicht verantwortlich machen, die war vor dem Krieg nicht deutlich anders.

  • Betrifft Beitrag #426


    J.Walter ist ein klassischer deutscher Opportunist, und wird in die Geschichte als Hamburgs unfähigster Oberbaudirektor, der für den größten je für die Stadt eingerichteten Image-Schaden verantwortlich war (die Hafencity natürlich eingeschlossen), eingehen. Nicht mal ein Haus - die Elbphilharmonie - können die anständig bauen, von dem übrigen modernen Bauschrott dort ganz zu schweigen.
    :Nieder:


    Mod: Bitte keine ganzen Beiträge zitieren! Daher Zitat entfernt. Gruß, Dykie!

  • ^^


    Ich habe Oberbaudirektor Walter als in noch in HH war recht oft getroffen und hatte die Gelegenheit zahlreiche damals aktuelle Projekte (z.B. die Messeerweiterung) mit ihm diskutieren zu koennen. Er machte keinen 'unfaehigen' Eindruck.


    Im Gegensatz zu einigen seiner Vorgaenger hat er immerhin verstanden, dass man Staedtebau heutzutage auch 'verkaufen' muss.

  • Betrifft Beitrag #428


    Ich weiss ja nicht, worin der Image-Schaden bestehen soll, aber wenn du die Elbphilharmonie meinst, liegst du total falsch. Das wird der größte Image-Schub den Hamburg seit langem erlebt hat. Für uns Steuerzahler ist das vielleicht traurig, aber wen interessiert in ein paar Jahren noch ob teurer war als geplant oder später fertig. Interessiert sich irgendjemand ob die Oper in Sydney im Kostenrahmen geblieben ist? Natürlich nicht, und das übrigens zu Recht.


    Mod: Wie oben Zitat aus gleichem Grund entfernt. D.

  • die Hafencity geht nicht auf Jörn Walter zurück, sondern a) auf die Bauforen der 80er unter OD Kossak und b) ist die Stadterweiterung ein hafenstätdtisches Charakteristikum unserer Zeit, bedingt durch den Strukturwandel der Häfen und Bedürfnis nach innenstadtnahe Expansionsgebieten - und kommt so oder so.


    Den Einfluß des OD im Vergleich zu Wirtschaftsinteressen und der Politik ist nicht sonderlich groß, denke ich.
    Vielleicht läßt es sich so erklären, daß die Hafencity ein völlig unzusammenhängender Stadtteil ist. Der Anspruch durch die Bauherren ist individualistisch -das Besondere um jeden Preis- , und der hat sich auf ganzer Länge durchgesetzt. In der heutigen Architektur ist kein Raum für Gestaltungsordnung. In einigen Jahrzehnten wird man das wieder anders sehen - als Reaktion auf heutige Planungen.

  • ^^
    Sehr lustig finde ich, dass die Hafencity sich Kritik aus allen Richtungen aussetzen muss. Ich hoere auf der einen Seite den Vorwurf...


    ... zu eintoenig, zu monoton, zu steril, zu gleichfoermig.


    und von der andern Seite schallt es:


    ...zu bunt, zu individualistisch, zu viele Einzelstuecke ohne Rahmen und Fassung.


    Zumindest koennen wir also sicher sein, dass das Spektrum der Meinungen was diesen Punkt angeht recht breit ist.


    Architekten haben dabei die Tendenz mehr auf das Gesicht der Gebaude zu schauen. Ungeachtet der Archtektur, die letztlich immer auch Geschmackssache ist, kann man jedenfalls festhalten, dass das Grundmuster von Massstab und Nutzung her zu funktionieren scheint - soweit man das anhand des bisher Gebauten beurteilen kann.

  • Die Kritik an der HafenCity kann ich nicht nachvollziehen. Ich war erst gestern wieder da, da ist bereits etwas lebhaftes gewachsen und wenn man in Zukunft keine allzu großen Fehler macht, dann kann es nur noch besser werden.

  • Das Property Magazine meldet, dass die Hamburgische Immobilienhandlung im Gebäude "An der Stadthausbrücke 1" große Flächen an eine Behörde vermietet hat. Danach soll Einzug im April 2010 nach "umfassender Modernisierung" erfolgen. Quelle: Property Magazine


    Wenn ich mich nicht ganz täusche, müsste es sich um dieses Gerbäude hier handeln: Leusmann Planungsgesellschaft. Dann wäre die "umfassende Modernisierung" schlicht ein Neubau. Dafür spricht auch die Homepage der Hamburgischen Immobilien Handlung selbst (zweites Projekt von oben): Link.


    Dann müsste der Bau ziemlich weit fortgeschritten sein - wer weiß mehr?

  • ^^ vielleicht eine Zwischennutzung fuer die Baubehoerde, damit das Gebaeude an gegenueber (teilweise) schon fuer die kommende Sanierung / Umbau leer gemacht werden kann? Denn bis die Behoerde nach Wilhemsburg umgezogen ist: Das dauert ja noch.


    Allerdings ist das nur eine Vermutung...

  • Alte Post Umbau hat begonnen

    Man hat mit dem Umbau der alten Post in der Poststraße hinter dem Alsterhaus begonnen.


    Die Quantum Immobilen AG als Bauhaur investiert dazu 75 Mio Euro in das Palazzo-artige Bauwerk.


    Das Gebäude wird in enger Abstimmung mit dem Denkmalschutzamt in seinen ürsprünglichen historischen Zustand versetzt werden. :D


    Bis 2011 sind u.a geplant:


    - 8 Läden mit zur großzügigem Zugang zur Poststraße


    - Im Inneren werden das historische Gewölbe und die alten Geschosshöhen
    wieder hergestellt


    Die Kulturbehörde spricht von einem "schönem Beispiel verantwortungsbewussten Umgangs mit einem Baudenkmal"

    http://archiv.mopo.de/archiv/2…y_kur_fuer_alte_post.html

  • Ist das nicht seit etwa... na ja, fast zwei Jahren bekannt und laufen die Bauarbeiten bzw. die Vorbereitungen nicht auch schon seit etwa der gleichen Zeit?

  • @ Frl.Wegner


    Verstehe deine Frage in Bezug auf den Artikel nicht ganz. Das steht es wurde gerade begonnen und die Fertigstellung ist für 2011 geplant.


    Es gibt viele Pläne, die nicht immer umgesetzt werden, weshalb es umso erfreulicher ist, das dies jetzt in trockenen Tüchern ist.


    Was neu ist, das es annähernd den alten historischen Zustand bekommt. :cool:

  • Danke für den Link An-Di, das ist etwa das, was meinte ich.


    Wenn man in den letzten zwei Jahren mal dort vorbei lief, konnte man auch relativ eindeutig sehen, dass dort gebaut wird bzw. man sich anschickt, zu bauen. Die Mopo ist wohl tatsächlich nicht auf der Höhe der Zeit...


    Was die Aktualität von Nachrichten angeht, fällt mir spontan das hier ein:
    https://www.titanic-magazin.de…0207HitlerAntisemitPK.jpg
    Quelle: Titanic


    Mod: Bild in Link umgewandelt. Gruß, Dykie!