Ist Köln hässlich ?

  • Ist Köln hässlich ?

    Zustimmung findet diese These mit Sicherheit durch den Vorsitzenden des Kulturausschusses...


    (...)
    Nach Ansicht des Kulturausschussvorsitzenden hat das Wort Baukultur in Köln „lediglich Phrasenwert“.
    Lothar Theodor Lemper, stellvertretender Vorsitzender der CDU-Fraktion im Rat, hat der Stadt ein verheerendes Zeugnis ausgestellt. „Köln bildet das absolute Schlusslicht in ästhetischer Hinsicht unter allen ambitionierten Großstädten, nicht nur Deutschlands“, befand Lemper in CDU-interner Runde. Die Stadt leide unter „dilettantischem Herumwuseln“, unter „Selbstgefälligkeit“ und „Ignoranz“. In Köln, urteilte Lemper, „lebt man seit Jahren von der Hand in den Mund mit vorrangig folkloristisch garniertem Ankündigungspathos“.


    Der frühere Landtagsabgeordnete des Erftkreises (heute Rhein-Erft-Kreis) ist im Herbst erstmals in den Rat gewählt worden. Als Vize der stärksten Fraktion und Vorsitzender des Kulturausschusses zählt er zu den wichtigsten Kommunalpolitikern. Im Arbeitskreis Kultur des Wirtschaftsrates der CDU äußerte er sich unlängst zu den Problemen der Stadtgestaltung. „Was Not tut, ist der im und fürs Detail geschulte Blick aufs Ganze“, sagte Lemper. „In Köln bleibt das Meiste, wenn überhaupt, in Ansätzen stecken. Zusammenhänge werden nicht deutlich und erlebbar.“


    Köln brauche einen Stadtbaumeister, der die für die Gestaltung wichtigen Felder zusammenführe; die Stadt- und Verkehrsplanung, die Bauaufsicht, die Grünflächenpflege und die Liegenschaftspolitik. Ein solcher Fachmann sei Fritz Schumacher vor 80 Jahren in Köln gewesen.


    München und Hamburg, die sich einen Stadtbaumeister leisten, würden nicht ohne Grund als die schönsten Städte Deutschlands gelten. Solange freilich „materiell partikulare Interessen das Geschehen in dieser Stadt dominieren, wird keine Besserung der Situation zu erwarten sein“, sagte Lemper. „Das Wort Baukultur, gar Stadtbaukultur, hat hier lediglich folgenlosen Phrasenwert, solange nicht der Wille deutlich wird, ihr einen entsprechend auch verantwortlichen, sichtbaren Stellenwert zu verleihen.“


    Der bestehende Gestaltungsbeirat sei notwendig, reiche aber offensichtlich nicht aus. Dieses die Politik beratende Gremium gewährleiste keine städtebauliche und architektonische Qualität, die dem Anspruch einer Metropole gerecht und auch überregional beachtet werde. „Eine Stadt, die sich womöglich noch einmal anschickt, sich um den Titel der Europäischen Kulturhauptstadt zu bewerben, und es in Sachen Stadtgestaltung, Stadtbaukultur bei weithin ungepflegten, ästhetisch unterentwickelten öffentlichen Räumen belässt, täuscht sich gewaltig über den eigenen Stellenwert im Vergleich zur Konkurrenz“, warnte Lemper. „Aber Selbstgefälligkeit, gepaart mit Phlegma war wohl schon immer ein Kölner Markenzeichen.“


    Das Unvermögen, zusammenhängende „auch metropolitan anspruchsvolle Erlebniszonen“ zu schaffen, habe ein Ausmaß erreicht, das der Wirtschaft schade. „Die für Köln schon sprichwörtlich anarchisch anmutende Szenerie entbehrt längst des Charmes“, findet Lemper. Seine Zustandsbeschreibung endet mit einer Forderung: „Das in Köln auf Schritt und Tritt Spuren hinterlassende dilettantische Herumwuseln muss ein Ende haben, soll diese Stadt nicht zum Schaden aller, bei temporärem Gewinn weniger, im provinziellen Sumpf versinken?" (...)


    Quelle ist der heutige Kölner Stadt Anzeiger Online:


    http://www.ksta.de/html/artikel/1106589186260.shtml



    Meine persönliche Meinung ist da schon etwas deferenzierter. Klischees sind meistens eindeutig wiederlegbar so auch in diesem Falle. Ferner sollte man nicht vergessen, das das was man heute in Köln sieht im wesentlichen nicht älter als 40 bis 50 Jahre ist. leider wurde die Stadt ja bekanntlich im zweiten Weltkrieg komplett zerstört und dem Erdboden gleich gemacht.
    Andererseits stimme ich dem Kanon des Artikels zu, dass viel verpfuscht wurde in den letzten Jahrzehnten.
    Fataler Weise wie ich finde ausgerechnet im Bereich Innenstadt.Die größten Schandflecken sind imo folgende:


    - Nord-Süd-Fahrt (bei dem Verkehrsfluss kann nie eine zusammenhängende Innenstadt bis an die Ringe entstehen)


    - Gegend hinter dem Kaufhof (Tel-Aviv-Quartier)


    - Umfeld Bahnhof (aber das wird ja langsam Gott sei Dank)


    - Bankenviertel (Verlängerung der Trankgasse Richtung Nord-Süd-Fahrt)


    Gelingt es diese hoch defizitären Gebiete aufzuwerten, wird auch Köln in neuem Licht erstrahlen.

  • Der macht es sich verdammt einfach. Sicherlich ist in den Jahrzehnten nach dem Krieg einiges falsch gelaufen, allerdings geht es in den letzten Jahren in die richtige Richtung.
    Jetzt wird ja auch ernsthaft überlegt die komplette Domplatte zu verändern, so z.B. neue Platten-Denkmal-Veränderung Roncalliplatz.
    Für schnelle durchgreifende Veränderungen (Nord-Süd Fahrt) fehlt leider das Geld.
    Es gibt viel zu tun, zum Glück wird wenigstens etwas angepackt. Durch die öffentliche Diskussion wird dieser Vorgang evtl. noch beschleunigt.

  • köln ist definitiv hässlich,aber es hat diesen einzigartigen flair den es nicht in jeder stadt gibt!man muss einfach mal da gewesen sein,um es zu mögen...!

  • Ich denke, Köln hat einfach Pech gehabt. Auch andere Städte wurden im Krieg zerstört, aber in Köln wurde danach wohl ganz extrem zur falschen Zeit am falschen Ort auf falsche Weise gebaut. Damit meine ich nicht nur den Wiederaufbau direkt nach dem Krieg, sondern auch das, was in den Jahrzehnten danach kam. Man nehme nur mal SÄMTLICHE Hochhäuser, die sich als grau-braune Klötze quer über die ganze Stadt und am Rhein entlang verteilen. Da hat anscheinend tatsächlich niemand darauf geachtet, wie das eines Tages mal im Gesamtbild wirken könnte. Und es wird ja bis heute noch genau so weitergebaut...
    Ich finde den Ansatz in dem Artikel nachvollziehbar, in Köln hat man oft den Eindruck, dass die Stadt ohne Weitsicht und Feingefühl "verplant" wurde.
    Versteht mich nicht falsch, Köln ist großartig was Einkaufen, Ausgehen, Kultur/Veranstaltungen angeht, aber wirklich schön finde ich es leider nicht...

    allerdings geht es in den letzten Jahren in die richtige Richtung.


    Sehe ich nicht so, da sind andere Städte Köln deutlich voraus.

  • Wenn einer sagt, dass Köln hässlich ist, dann hat er sich anscheinend noch nie Braunschweig oder Kassel angesehen. Da sind nämlich auch genug Bauten, die man sich erst einmal schönsaufen oder -kiffen muss.

  • Köln hat schöne und häßliche Ecken. Leider wurde der Wert vieler verbliebender historischer Gebäude nicht erkannt und diese abgerissen (Hauptpost, Kölner Hof, Oper) hier wären Rekonstruktionen vielleicht gar nicht mal so schlecht. Der Rest sollte sich im Altstadtgebiet anpassen. Für moderne Experimente sollten Gebiete wie der Mediapark da sein. Und bitte, bitte baut nicht zu hoch, eine einheitliche Bauhöhe in der Altstadt die nur von den Kirchtürmen überragt werden darf täte dem ganzen schon viel gutes.

  • Sagen wir's mal so, die Stadt ist sicherlich nicht wegen ihrer schönen Architektur bekannt. :D Aber die Altstadt geht auch noch, wenigstens wurden einige Gebäude so aufgebaut, dass man erahnen kann wie es vorher ausgesehen haben muss. Leider wird Köln ja nicht in absehbarer Zeit Kulturhaupstadt werden, wenn es diesen Titel gegeben hätte, wären sicherlich einige Projekte geplant. Seitdem ich in Brüssel war, regen mich die Einkaufsstraßen (Hohe Straße, Schildergasse) aber auch nicht mehr so auf, denn die Rue Neuve (?) sieht dort fast genauso aus (langweilige Nachkriegsarchitektur). Wenn man ein bisschen durch die Stadt fährt sieht man auch noch ein paar Straßenzüge mit Gründerzeitbauten.

  • Zitat von CityHai

    Ist Köln hässlich ?


    leider ja.


    die ursachen sind vielseitig und vielschichtig, das resultat eindeutig.

  • Schönheit kommt von innen... ;)
    Köln gefällt mir als recht quirlige Großstadt sehr gut, aber die dominierende (Nachkriegs-) Architektur wirkt planlos. Man hat sich offensichtlich nie so richtig entscheiden können, was man wollte (Köln steht bei dieser Frage natürlich nicht ganz allein), Großstadt mit Qualitätsanspruch oder austauschbares Herumgewurschtel.
    Ich denke mir oft den Dom weg und frage mich, was dann von nennenswerter anspruchsvoller Architektur bzw. Stadtplanung übrig bliebe.
    Vielleicht müssen uns die Kölner im Forum mehr mit Bildern versorgen, um dem entgegen zu treten ;)

  • Wie die Bauten, so die Menschen. :)


    Das es nach dem Krieg so puzzelartig aufgebaut wurde liegt wohl an der Mentalität...
    In der Zeit wo andere Städte Boulevards und große Prachtbauten bauten, war man in Köln mit der Organisation des Karnevals und mit der Fertigstellung des Doms beschäftigt!

  • Architektonisch gesehen ist Köln hässlig.
    Was die Menschen und das Ambiente angeht, einer der interessantesten Städte Deutschlands.

  • Köln hat ein schlimmes Image in architektonischer Hinsicht, weil die Bausünden nach dem Krieg wirklich ganze Stadtviertel verwüstet haben. Das heißt aber nicht, dass es nicht wunderschöne Ecken auch abseits der wenigen bekannten Highlights (Dom, Rathaus, Altstadt, romanische Kirchen) gibt:


    -die südlichen Ringe hinter dem Salierring: tolle Grünflächen und speziell um den Chlodwigplatz ist mit einigen wenigen Rekonstruktionsmaßnahmen gründerzeitliches Flair zu erreichen. Hinter der Bottmühle sogar noch ein fast völlig erhaltenes historisches Ensemble.


    -der Eigelstein rund ums Tor - wunderbare Fassaden, südländisches Flair. Hier und da ein paar Umgestaltungen und man hat einen gradiosen Platz mit representativen Seitenstraßen


    -das komplette Agnesviertel. Punkt. :)
    Ernsthaft: wunderschönes altes Viertel, muß man gesehen haben.


    -Nippes: bis auf einen ca. 350m langen Abschnitt auf der östlichen Seite der Neusser Str. Höhe Florastr. (Nippes-Tower) ein uriger, wunderschöner Stadtteil mit tonnenweise Altbauten.


    -Rheinufer südlich des Heumarkts um St.Maria Lyskirchen. Unterschätztes kleines Viertel mit historischen Überbleibseln und gemütlichen Ecken


    -die Ehrenstr.: mit ganz wenigen Sanierungen, der Schließung von 2 Baulücken und der Brache kurz vor den Ringen (ist geplant) eine der schönsten Straßen Kölns.


    U.s.w.u.s.f. Nord-Süd-Fahrt, Ebertplatz und Co. haben viel kaputt gemacht, aber die Stadt hat viel mehr zu bieten. Mal ganz abgesehen von der bekanntermaßen besonderen Atmosphäre.