Historisches Museum - Sanierung und Neubau (realisiert)

  • Schwert und Kreuz wurden uns im letzten Jahr ständig runtergerissen,manchmal schon nach zwei Tagen.Irgendwann haben wir es einfach nicht mehr ersetzt.Für die Interessierten: Das Schwert war aus lackiertem Holz und das Kreuz eine Replika aus Plastikguss.

    2 Mal editiert, zuletzt von DerFrankfurter () aus folgendem Grund: Nachtrag

  • Heute und morgen sind "Tage der offenen Tür" im Römer (jeweils 11:00 - 18:00 Uhr). Ausgestellt ist auch das Modell des Historischen Museums. Die Miniaturen vermitteln anschaulich einen Überblick vom gesamten Areal.


    Im aktuellen, frisch hergestellten Modell wirkt das in Beitrag #455 dargestellte und kritisierte Dach viel gefälliger. Es sind passende Dachneigungen erkennbar, kein "Wehrmacht-Stahlhelm". Doch auch im Modell zeigt die nun balkonlose Westseite des Langbaus ihre zu wenig gegliederte große Fläche. Insgesamt bleibt aber ein überwiegend positiver Eindruck zurück.


    Blick von Westen:



    Adlerperspektive:



    Blick vom Römer:



    Südansicht:



    Von Osten:



    Draufsicht:



    In den Maueraussparungen Richtung Süden sind im Modell seltsame rechteckige und ovale Felder erkennbar. Das werden in Wirklichkeit keine modernen Kunstwerke, sondern zum Glück Gruppierungen von Spolien. So ähnlich wird die Südseite des Neubaus aussehen:



    An der Nordseite wird es eine Ausstellung von Sandsteinfiguren geben:


  • Wenn man man das Modell mit der Visualisierung weiter oben vergleicht, erkennt man eindeutig, dass die Dächer unterschiedliche Neigungen haben. Was ist da denn jetzt der Planungsstand? Satteldach oder "Wehrmachtshelm"?


    Seltsam auch die "Löcher" auf der Ost- und Westseite des Langbaus, die ja aus einem mir unerfindlichen Grund nicht einmal symmetrisch sind. Auf der Westseite finden sich drei Lochreihen rechts neben dem Fensterband, während links davon keine zu finden sind. Auf der Ostseite haben wir eine Fünferreihe und eine Dreierreihe.


    Auf jeden Fall könnten beide Seiten mehr Gliederung vertragen, so erinnern sie eher an schlichte Brandwände.

  • Hmm, dass die "Loch"-Reihen nicht symmetrisch sind, dafür hätte ich ja noch Verständnis - wenn in den Räumen dahinter Fensteröffnungen nur stören würden, wären reine Ziervertiefungen im Mauerwerk nun mehr als fraglich.


    Weil es aber echte Nischen werden (und nicht plan mit Glasbausteinen abgeschlossene Lichtöffnungen) hab ich aber mal so ganz praktische Einwendungen. So dicht wie dieses Raster ist, erinnert es schwer an Kolumbarien. Und mir behagt da weder die Vorstellung, dass deren ursprüngliche Namensgeber die Fassade mit ihrem Taubendreck versiffen, noch dass da jede Nische mit Spikes verunstaltet wird!


    Warum lockert man die Fassade nicht lieber mit ein paar schmalen durchgehenden Fensterbändern auf, die man - damit's nicht zu modern aussieht - auch gern mit neuer Bleiverglasung oder sogar mit "Spoilen" alter Kirchenfenster versehen könnte. Da hätten die Tauben dann keine Sitzfläche.:D

  • Frankfurt Story


    Zwischen den beiden Neubauten, am Museumsplatz, wird es ein kreisförmiges, verglastes Fenster geben (s. auch Beitrag #464), durch das ein Blick nach unten auf eine riesige "Schneekugel" möglich sein wird. In diese Glaskugel werden von unten aus dem Kellerraum durch einen Roboterarm unterschiedliche Modelle aus verschiedenen Epochen der Stadtgeschichte eingesetzt. Welches Modell gerade gezeigt werden soll, können die Besucher selbst (per Knopfdruck) bestimmen. Die "Frankfurt Story" genannte Installation wird richtig spektakulär! Unter dem Museumsplatz, im Museumsfoyer, können sich die Besucher die Glaskugel aus der Nähe ansehen. Rund um die Kugel sind Projektionsflächen angeordnet, die zusätzliche Informationen zu den Epochen liefern.


    Als zweite Installation wird es ein 3D-Kino geben, in dem die einzelnen Zeitepochen hautnah miterlebt werden können. Den Besuchern steht anscheinend ein ziemlich beeindruckender Museumsaufenthalt bevor. Ich freue mich schon!


    Zwei weitere Visualisierungen sind auf der Seite des Architekten zu finden.



    Schnitt durch das Hofgeschoss mit dem "Frankfurt Modell" in der großen "Schneekugel": Acht Modelle der Stadt können hier ausgewählt werden.
    Entwurf: Kossmann DeJong, Amsterdam
    Quelle: Infoheft "Das neue Museum"

    4 Mal editiert, zuletzt von Beggi ()

  • Ich denke das Zauberwort heißt "Architektur".


    Symmetrie hat immer was mit Repräsentation zu tun, nicht mit Funktion und nicht mit Gestaltung. Architektur will nicht aufgelockert werden. Und der Entwurf wollte ursprünglich schon mal modern sein.
    Tauben in die Architektur einzubeziehen hat sicherlich Sinn, aber keine Tradition. Bleiverglasung ist in der aktuellen Architektur nicht sonderlich verbreitet.


    Demokratie und Kompromisse sind der Tod der Architektur (wenn man sie als Kunstgattung betrachtet).



    Ich weiss nicht, warum der Entwurf seit dem Wettbewerb so abgeflacht wird, aber spätestens mit dem Wegfall des Balkones auf der Westseite hätten die Architekten den Auftrag zurück geben (oder wenn sie es selber verursacht haben: geköpft werden) müssen.


    Achtung: meine Meinung, bitte keine Schimpftiraden, einfach so stehen lassen

  • Beginn Rohbauarbeiten nicht vor November 2012

    Das zieht sich mit dem Neubau: Erst heute wurde eine Vorinformation für den Bauauftrag der Hauptgewerke veröffentlicht, unter anderem Errichtung des Rohbaus sowie Dach- und Naturwerksteinarbeiten. Wert: 30,7 Millionen Euro netto. Beginn der Bauarbeiten soll am 5. November 2012 sein, Abschluss am 31. Oktober 2013.

  • Ich habe ich mich an einer aktuellen Mainfront-Ansicht versucht, jetzt, wo nach dem letzten Totalbild die Uhren und die geteilten Fenster hinzukamen. Klicken für große Version (4,7 MB):



    Bild: epizentrum

  • Die historischen Bauten sind bekanntermaßen seit gestern zugänglich, und zwar dieses Wochenende bei freiem Eintritt. Ich bin trotz Andrangs kurz hineingeschlüpft. Der Besuch lohnt sich, obwohl nur ein kleinerer Teil der Räumlichkeiten zugänglich ist und man das Gefühl hat, sich auf einer Baustelle zu befinden. Die historischen Gebäude sind verständlicherweise eng. So eng, dass häufig nur zwei Personen nebeneinander laufen können. Auf der Wendeltreppe im Rententurm ist gar nur Platz für eine Person. Und die sollte nicht sehr dick sein. Durchgänge sind wegen der Baustellensituation oftmals nicht möglich, sodass sich dann Staus bilden. Andere Museumsleiter hätten ihr Haus in diesem Zustand noch nicht geöffnet. Hier spürt der Besucher definitiv den Willen, der Berufung der Museumsleitung zu folgen, nämlich ihre Ausstellung und ihr Haus zu zeigen. Dafür bin ich dem "Team" und den helfenden Freunden des Museums wirklich dankbar.


    Mangels lichtstärkerem Weitwinkel gibt es hier ein paar Schnappschüsse aus dem Inneren und mangels Zeit auch nur knapp kommentiert. Viel Spaß! Treppenhaus:



    Sonnemann-Saal (oder so):



    Zugang zum Rententurm:



    Im Rententurm:




    Ein originales Ziffernblatt:



    Das (laufende!) Uhrwerk:



    Hof:




    Seltener Blick auf den Römer(berg) mit Paulskirchenturm im Hintergrund:



    Bilder: epizentrum

  • Modell

    ... und separat zum leichteren Verweisen noch ein paar Fotos des ausgestellten Modells. Man beachte die Details (Dächer, Hof, Innenfassaden, Löcher, fehlender Balkon etc.):






    Bilder: epizentrum

  • Stauferhafen gefunden

    Im Blog des Historischen Museums berichtet dessen Direktor heute von archäologischen Funden auf dem Neubau-Baufeld. Dr. Gerchow bezeichnet diese als archäologische Sensation. Bauarbeiter hätten beim Erdaushub erwartungsgemäß die staufische Umfassungsmauer des Saalhofs entdeckt. In tieferen Erdschichten sei dann aber eine gepflasterte Wegsituation mit einem Holzbalken als Abschluss gefunden worden. Mit großer Wahrscheinlichkeit handle es sich dabei um eine staufische Hafen- oder Molenbefestigung. Einer der beiden Balken aus Eiche sei dendrochronologisch untersucht und auf das Jahr 1303 datiert worden. Weitere Funde wie Keramikscherben, Teile von Schuhen, Ledereimer seien eindeutig dem 13. Jahrhundert zuzuordnen.


    Zwei Fotos:





    Bildrechte: historisches museum frankfurt, Fotos: U. Dettmar

  • ^ Wow, der freigelegte Ausschnitt sieht aus, als hätten letzte Woche noch Boote angelegt und als wären Karren über die Steine gepoltert. Unglaublich, wie gut bspw. der Balken noch erhalten ist. Ich nehme an und hoffe, dass in Stuttgart jetzt die Köpfe qualmen, wie man dieses Fundstück erhalten und komplett zugänglich machen kann.


    Wenn ich den Grundrissplan "Unteres EG" richtig lese, plante man 2008 noch an genau dieser Stelle aber bereits eine Mauerfreilegung, wenn auch nicht in diesem Ausmaß. Ausschnitt aus derm 2008er-Plan (aus M197):



    Im überarbeiteten Plan von 2010 (M246) fehlt die explizit eingezeichnete Grabung/Staufenmauer, der südliche Innenhof ist jedoch überdacht. Die Säulen wären im Weg:



    Grafiken: Stadt Frankfurt am Main / Lederer Ragnarsdóttir Oei. Markierung: epizentrum


    Interpretiere ich die Pläne richtig?

  • Sind das nicht unterschiedliche Geschosse, die auf den Planausschnitten dargestellt werden? Zumindest schliesse ich das aus den Fensteröffnungen im Altbau.
    Aber es ist tatsächlich bemerkenswert wie gut der Anleger nach 700 Jahren noch erhalten ist. Wäre schon toll, wenn so ein Fund zugänglich bliebe.

  • ^ Natürlich hast Du recht. Der 2010er-Plan oben trägt den Titel "Erdgeschoss". Der Plan namens "Hofgeschoss" (auch aus M246 von 2010) dürfte die richtige Ebene zeigen. Seine Umsetzung wäre allerdings eine schlechte Nachricht für die Funde:



    Grafik: Stadt Frankfurt am Main / Lederer Ragnarsdóttir Oei. Markierung: epizentrum

  • Man denkt nun darüber nach, wie mit dem Fund umzugehen ist. Deswegen wurde der im kommenden Herbst geplante Start der Rohbauarbeiten auf Frühjahr 2013 verschoben. Entsprechend verzögert sich die geplante Fertigstellung der Neubauten von April 2015 auf Herbst 2015, wie sich aus einem aktuellen Journal-Artikel ergibt.


    Inzwischen gibt es auch eine Pressemitteilung der Stadt:


    Kulturdezernent Felix Semmelroth und der Bürgermeister und Planungsdezernent Olaf Cunitz haben am Donnerstag der Öffentlichkeit eine mittelalterliche Uferbefestigung vorgestellt. Sehr wahrscheinlich handelt es sich dabei um das verschüttete Entrée zum staufischen Frankfurt des 13. Jahrhunderts, über das auch die Erzbischöfe zur Königswahl über den Main anreisten.


    Die Überreste des alten, circa 2,30 Meter breiten Mainkais waren vor wenigen Tagen im Zuge des Aushubs für die Baugrube des Neubaus des Historischen Museums ans Licht befördert worden. Sie liegen unmittelbar vor der Südmauer des Saalhofs, dem alten Königshof, dessen Fundamente ebenfalls bis in die Stauferzeit zurückreichen. Saalhofmauer, Pflaster und Ufermauer bildeten eine Einheit, wie heute noch zu erkennen ist.


    Das zwei Meter breite Pflaster wird durch Balken aus Eichenholz begrenzt. Diese liegen ihrerseits auf einem Mauerzug auf. Die Balken dienten – ähnlich wie heute Autoreifen – der Absicherung der Schiffe vor einer Kollision mit der Kaimauer. Sie mussten in regelmäßigen Abständen ausgetauscht werden. „Wir gehen nun davon aus, dass es an dieser Stelle früher auch noch ein kleines befestigtes Hafenbecken gegeben haben muss, das später zugeschüttet wurde, um die Stadt erweitern zu können“, sagte Semmelroth. Ende des 14. Jahrhunderts wurde weiter unterhalb vom Saalhof eine neue Stadtmauer gebaut.


    Experten vom Denkmalamt zufolge erklärt nur die Lage direkt an der Südmauer des Königshofes die aufwendige Bauweise des alten Mainkais. Grundsätzlich hätte auch ein in den Mainschlick gerammter Holzpfahl oder eine einfache Spundwand am Ufer den Zweck einer Anlegestelle erfüllt. Dies aber sei ein hochwertiger Zugang zu Stadt und Burg, an der Schiffe direkt festmachen konnten. Andrea Hampel, Leiterin des Denkmalamts, spricht von „einer repräsentativen Konstruktion, die ohne Frage dem Saalhof als Königshof geschuldet ist“. In der Stauferzeit war der Königshof vom Domhügel ans Ufer verlegt worden, um den wichtigen Wasserweg besser kontrollieren und Zölle erheben zu können. In Hessen seien keine vergleichbaren Funde bekannt, so Hampel.


    „Möglicherweise war es diese ‚Hafenburg‘, die seit dem Ende des 12. Jahrhunderts die königlichen Pfalzgebäude auf dem Domhügel ersetzte“, vermutet Semmelroth. Und Cunitz, selbst gelernter Historiker, stellte in Aussicht, das einmalige Ensemble auch im Neubau des Historischen Museums sichtbar zu machen.


    Wer sich den Fund schon jetzt anschauen will, kann dies vom Sonnemann-Saal im Historischen Museum aus tun.


    Ein weiteres Foto:



    Bild: Stadt Frankfurt am Main – Presse- und Informationsamt

    Edit
    : Das Museum hat den Fundort im Stauferzeitmodell mit roter Farbe markiert, hier ein Modellfoto

  • Die FAZ berichtet heute in ihrer Druckausgabe recht ausführlich vom Fund. Ein Extrakt:

    • Die erhaltene Mauer ist beachtliche 25 Meter lang (und einen Meter hoch) und liegt etwa 100 Meter nördlich des jetzigen Kaimauer
    • Die Balken sind aus Eiche und können anhand ihrer Jahresringe belegbar auf 1303 - 1314 datiert werden. Frage: wie kommt man von Jahresringen auf ein absolutes Jahr?
    • Der Hafen selbst dürfte sogar aus dem 12. Jahrhundert stammen
    • Die Kaimauer selbst muss zu ihrer damaligen Zeit bereits etwas besonderes gewesen sein, nicht zuletzt, da sie von "höchst kundigen Ingenieuren" errichtet wurde
    • Der Fund sei einmalig in Deutschland und werde laut den "entzückten" Herren Semmelroth und Cunitz definitiv erhalten und an Ort und Stelle präsentiert werden
    • Wie ich vermutete, muss man in Stuttgart den gesamten Hof neu planen. Die Toiletten sind bspw. im Weg. Dezernent Cunitz geht (verständlicherweise) von Mehrkosten aus, die er in einer Magistratsvorlage beziffern möchte, sobald ihm selbst Informationen vorliegen


    Nachtrag: Die FNP hat einen entsprechenden Artikel online.

    Einmal editiert, zuletzt von epizentrum () aus folgendem Grund: FNP

  • ^

    Frage: wie kommt man von Jahresringen auf ein absolutes Jahr?


    Ich glaube das funktioniert in dem man das Muster der Jahresringe mit Klimadaten vergleicht. Vermutlich muss man dann halt wissen in welcher Gegend der Baum stand, aber bestimmte Wetterphasen und das Klima allgemein sowie andere Umwelteinflüsse wirken sich meines Wissens auf die Wuchsgeschwindigkeit und damit auch auf die "Dicke" der Jahresringe aus. So oder so ähnlich... fundiertes Halbwissen. :D