Die Mehrheit der Bevölkerung ist durchweg pro zeitgenössisch eingestellt, hätte jedoch gern den heimeligen Ort mit Fachwerkhäuschen für den Sonntagskaffee mit Oma.
Nur frage ich mich dann, warum diese Lebkuchentown (und bei diesem Niveau sind wir ja konstruktiv schon lange) ausgerechnet ins historische Herz der Stadt gesetzt werden muss?
Könnte man nicht einfach irgendwo auf die grüne Wiese ausweichen? Dort wäre das Bauland billiger und viel mehr Platz, man könnte also viel, viel mehr rekonstruieren. Ich würde das Kaiserlei bei Offenbach vorschlagen: Exzellente ÖPNV Anbindung + exzellente MIV Erschließung. So würden vermutlich sogar noch mehr Touristen die neuen alten Fassaden bewundern kommen.
Man kann ja eine innerstädtische Nutzungsmischung vorschreiben.
Alternativ böten sich noch das Europaviertel oder die GatewayGardens an.
Die seriösen Exponate und das Museum können dann an dem (allen Parteien so heiligen), aber immerhin historischen Ort bleiben und wir haben alle unsere Ruhe.
Das war übrigens Ironie.
Aber auch wenn Dvorak sehr ausschweifend sein mag, so gibt man doch ganz offen zu, dass es nur um Disneyland geht, wenn man seine ganze Argumentation einfach ignoriert und sich auf ein Kitschbedürfnis beruft. Dann ist eben auch wirklich nicht mehr verständlich, warum der historische Ort noch wichtig sein soll für die Reko. Wenn man sowieso schon Beton nimmt. Wenn man sowieso schon Funktionen tauscht und wenn im Endeffekt die Menschen die Fassade noch nicht mal verstehen können.
Zum Thema Mehrheit haben Architekten übrigens meist folgende Einstellung:
Die Mehrheit der Bevölkerung guckt sich auch lieber Madonna im Waldstadion an, als in die Philharmonie zu gehen...
Es ist schon überheblich, aber nicht ganz unbegründet.
Ich kann mit klassischer Musik aber auch nicht viel anfangen, was aber nicht heißt, dass ich, nur weil ich die Tiefe des Themas nicht ganz durchschaue mich demgegenüber respektlos verhalte.
Ich denke sogar, dass die Mehrheit der Bevölkerung dahingehend eine gewisse Toleranz aufbringt, dass eben die schnellste und flachste ästhetische Befriedigung in der Architektur nicht unbedingt immer das beste ist. Zu einer Stadt und Kultur gehört doch mehr als nur ein paar Altstadtgefühle mit dem Holzhammer.