Historisches Museum - Sanierung und Neubau (realisiert)

  • Xalinai


    Da liegst Du mit Deiner Einschätzungfalsch! Das Areal wurde lange Zeit erst mal gar nicht bebaut. Der Bau des Technischen Rathauses war stark umstritten und wurde von der Bevölkerung nicht mit Jubelschreihen begrüßt. Im Gegenteil. Das ist in den über 30 Jahren seines Bestehens so geblieben, wobei die Abneigung noch stark gestiegen ist. Darüber hinaus war die Bebauung getrieben von der Idee der autogerechten Stadt, die in dieser Form wohl als überholt gelten darf.


    Du argumentierst jedoch, dass man einen erkannten Fehler nicht rückgängig machen darf. Ob man es als einen Fehler betrachtet, dass die Altstadt nicht wieder aufgebaut wurde oder nicht, bleibt jedem selbst überlassen. Man kann auch für eine zeitgenössische Bebauung plädieren. Dies ist aber nicht mehr oder weniger legitim als eine Rekonstruktion. Alle anderen angebrachten Argumente sind an den Haaren herbeigezogen. Wenn es einer Mehrheit der Menschen gefallen sollte, Fachwerkhäuser in der Altstadt zu bauen, dann ist eben das "moderne Architektur".

  • beschubene: Ja, der Samstagsberg ist für mich Frankfurts Klein-Disneyland. Und wenn Du dir die zweite Reihe dahinter ansiehst, dann hat diese bereits die befürchteten Nachteile einer Komplettbebauung mit den alten Gebäudeabständen. Die Wohnungen im ersten Stock sind (auf der Gassenseite) recht dunkel, der geringe Abstand zum gegenüberliegenden Haus führt zum Aufhängen dichter Gardinen um den direkten Einblick der Nachbarn zu reduzieren, etc. Derzeit ist das Ensemble noch unkritisch, was Rettungswege angeht, eine weitere Bebauung in dieser Dichte würde, insbesondere bei Veranstaltungen auf dem als Zufahrt dienenden Römerberg (Weihnachtsmarkt!), ein Risiko für die Bewohner bedeuten.


    Das Museumsufer ist ein anderes Thema. Erstens wurden hier wieder existierende Gebäude einer neuen Nutzung zugeführt - es wurden nicht, nach einem halben Jahrhundert, zuvor entfernte Gebäude neu erbaut, sondern Bestehendes einer neuen Nutzung zugeführt und nicht zuletzt dadurch erhalten. Zweitens zeigt sich gerade hier die Problematik der Nutzung zu kleiner Gebäude für Museumszwecke: Es müssen An- und Unterbauten durchgebührt werden, die, wenn sie nicht den Charakter des Gebäudes zerstören wollen, als kontrastierende Baukörper ausgeführt werden, was jedesmal sofort das Geschrei der Pseudohistoriker auslöst.


  • Bei der Alten Oper war die Situation schon schwieriger, da für einen Wiederaufbau auch eine entsprechende Nutzung zur Finanzierung erforderlich war - aber es wurden zum großen Teil Originalteile eingesetz und die heutige Nutzung ist dem Charakter des Gebäudes angemessen.


    Ich wünschte diese Argumentation hätte sich die Stadt auch beim Schauspielhaus und dem abgerissenen Schuman Theater zu Herzen genommen. Die Finanzierung für solche Vorhaben wäre gewiss vorhanden gewesen. Die Frankfurter Bürgerschaft gehört schließlich zu den potenteren hierzulande.


    Bezüglich der zuständigen Stadtregierungen und der angeblichen Billigung ihrer Bauvorhaben durch die Frankfurter kann ich nicht zustimmen. War es nicht die SPD Regierung der 60er Jahre die mit ihrem Vorhaben das Westend in ein Industriegebiet umzuwandeln bei den Bürgern massiv auf Granit gestossen ist? Rudi Arndt, auch als "Dynamit Rudi" bekannt, hätte nicht gnadenloser scheitern können. Nichtsdestotrotz wird dieser Weg weiter beschritten.


    Zur Architektur in der Altstadt. Wenn der Großteil der Gebäude in einer Altstadt modern geprägt sein soll, dann hat man bitte auch den Namen von Altstadt in Neustadt umwandeln, alles andere ist Etikettenschwindel. Moderne Gebäude sollten es schließlich nicht nötig haben sich mit fremden Federn zu schmücken.

  • Verstehe die Argumentation ueber das fuer und wieder von Rekonstruktionen nicht so ganz. Entscheident fuer mich ist es ob ein neues Gebaeude (ob rekonstruiert oder nicht) sich in die Umgebung einpasst. Brueche, Kontraste oder Dekonstruktionen empfinde ich als stoerend. Ich kann zwar nur fuer mich sprechen, wuerde aber behaupten dass bei einer oeffentlichen Abstimmung Rekonstruktionen regelmaessig bevorzugt werden wuerden.
    Jetzt koennte man zwar Argumentieren, das in der Altstadt vorwiegend Nachkriegsbauten stehen und Rekonstruktionen Fremdkoerper sind, aber im Falle des hstorischen Museums trifft das nicht zu, rings um sind ueberwiegend historische Gebaeude und ein historisches Museum kann meiner Meinung in einer rekonstruierten historisierenden Bebauung nicht verkehrt sein. Gemaelde koennte man in einem durchgehenden Untergeschoss unterbringen.
    Bin der Meinung, dass die Mehrheit der Buerger wieder mehr Altbauten in der Altstadt haben moechte, nur ist dieser Aspeckt eben nicht wichtig genug um eine Wahlentscheidung bei einer Buergermeisterwahl gross zu beeinflussen. Also, hat der Buerger leider kaum Einflussmoeglichkeiten auf den Baustil mit dem die Stadt ihre Museen baut.


    Ach ja, noch ein kleiner Einwurf. Welches sind die beliebtesten Plaetze der Stadt? Es ist der Roemerplatz und der Platz vor der alten Oper. Beides vor rekonstruierten Gebaeuden. Plaetze welche von modernen Gebaeuden umgeben sind fehlt einfach etwas (Schoenheit).

  • Xalanai, mich würde doch auch mal interessieren wie Du meine Argumente entkräften willst. Denn ich argumentiere nicht allein mit meinem persönlichen Geschmack und mache mir auch weniger Gedanken um die dunklen Wohnungen meiner Mitbürger, die sie sich schließlich freiwillig ausgesucht haben. Die Frage ist doch, wieso sollen Rekonstruktionen verboten sein, wenn die Mehrheit sie wünscht? Die argumentierst ja schließlich auch, dass der Abbruch der Altstadttrümmer damals Mehrheitsmeinung war.


    P.S: Dass in Deutschland der Brandschutz ausreichend berücksichtig würde, ist wohl anzunehmen.

  • an Xalinai:
    Was ist für Dich 'Disneyland'? Ich war mal im Disneyland Paris. Und das hat meiner Meinung nach nur eine Gemeinsamkeit mit dem Samstagsberg, und zwar, daß es einer sehr breiten Mehrheit gefällt. ("Och, wie is das schön"). Ich hab mal einem Freund ein paar alte Bilder gezeigt, die er wie folgt kommentiert hat: "Frankfurt war ja wirklich Disneyland." Was er damit genau gemeint hat, konnte er nicht erklären.


    "...neuen Nutzung zugeführt und nicht zuletzt dadurch erhalten." Aber was macht das 'besser'? Würde auf einer Tafel am Liebghaus stehen, daß es mal zerstört wurde und erst 20 jahre später wieder aufgebaut, wäre's dann plötzlich 'sc...'? Wohl kaum.


    "Es müssen An- und Unterbauten..."
    Unterbauten würden wohl reichen. Und diese berühren den Charakter eines Gebäudes nicht. Sehe da kein Problem.


    Bei einer Reko/Nachbildung sollte es wohl möglich sein die Räume der späteren Nutzung entsprechend zu gestalten. (Ganz besonders die Unterirdischen)

  • Wo ist das Problem?

    Dass Rekonstruktionen in Frankfurt funktionieren bedarf mit Sicherheit keiner Grundsatzdiskussion mehr. Die Anzahl der Häuser um die es hier geht, ist auch nicht gerade groß. Solange aber im Römer eine Mehrheit gegen die Rekonstruktion in diesem Bereich ist, werden alle Argumente und Aktionen der Befürworter ins Leere laufen. Die Befürworter werden einfach abgeblockt, lächerlich gemacht oder bei ihrem Vortrag gestört oder missachtet. Genauso wie auch im umgekehrten Fall die Gegner einer Rekonstruktion ins Leere laufen würden.

    Wir haben in Frankfurt eine Altstadt, in der noch ein einziges unzerstörtes Fachwerkhaus steht aber doch einige Gebäude wiederaufgebaut oder rekonstruiert wurden. Nachdem beschlossen ist, dass das Technische Rathaus abgerissen wird und der Bereich Dom/Römer endlich wieder mit weiteren Rekonstruktionen bebaut werden kann, wobei möglichst viele noch vorhandene Bauteile (Spolien) wieder verwendet und an ihren ursprünglichen Standorten verbaut werden sollen, wird der Altstadtbereich nicht unerheblich wieder von Vorkriegsgebäuden geprägt sein.
    Die bekanntesten davon sind Kaiserdom, Leinwandhaus, Römer mit altem und neuem Rathaus, Rathaustürme, Paulskirche, Steinernes Haus, Samstagsberg (Ostzeile), Schwarzer Stern, Nikolaikirche, Saalhof, Rententurm, Haus Wertheim. Dazu dann zukünftig, nach dem TR-Abriss, die zunächst zur Rekonstruktion anstehenden Altstadthäuser zwischen Dom und Römer. Daneben noch einige andere restaurierte Vorkriegsbauten, beispielsweise in der Braubachstraße und am Paulsplatz.

    Im Historischen Museum war am 13.11.2008 eine Art Vorab-Modell aufgestellt, in dem die Dom/Römer-Bebauung nach dem TR-Abriss schon annähernd detailliert zu sehen war. Das ergibt dann insgesamt schon eine relevante Masse an historischen Gebäuden.

    Dazwischen stehen heute noch die bekannten Nachkriegssünden die auch allgemein als solche bewertet werden, wie Technisches Rathaus, Historisches Museum, Schirn-Kunsthalle und Kunstverein. Leider kam jüngst noch das neue Haus am Dom dazu, welches aber noch relativ moderat ausgefallen ist, bevor dann die Rekonstruktions-Debatte in ernsthafte Bahnen geleitet werden konnte.
    Nachdem nun der Abriss von Technischem Rathaus und Historischem Museum beschlossene Sache ist, fällt der Blick auch immer wieder auf den Abriss der Schirn-Kunsthalle. Andeutungen und versteckte Äußerungen häufen sich. Scheinbar unbeabsichtigte Versprecher in diese Richtung fallen an vorderster Front.

    Inmitten dieses vorgenannten historischen Ensemble, und zwar ausgerechnet da, wo die historischen Gebäude noch am dichtesten stehen, soll nun ein neues Historisches Museum gebaut werden, welches die Merkmale der oben beschriebenen Bausünden fortsetzt bzw. wiederholt.

    Das Grundübel bei dieser Neuplanung wurde am treffendsten von Chewbacca in diesem Strang, Seite 12, am 02.02.2008 #167, auf den Punkt gebracht,

    http://www.deutsches-architekt…hp?p=164853&postcount=167

    obwohl ein Museum hinter und unter den Rekonstruktionen technisch durchaus machbar ist.

    Wollte die Stadt denn ernsthaft eine Rekonstruktion in diesem Bereich in Erwägung ziehen, so würden sich alle derzeit vorgebrachten Hinderungsgründe ohne weiteres ausräumen lassen.

    (Wie zielgerichtet und pragmatisch die Stadt selbst bestehende Probleme behandeln kann, beweist sie gerade bei der Umsetzung "Abriss Technisches Rathaus" und Neubebauung Dom/Römerbereich, wo schon mal neue technische Probleme auftreten, die z. B. von Dezernent Edwin Schwarz beschrieben werden und auch relativ souverän und zielgerichtet angegangen werden sollen.)

    Ganz ernsthaft dürfte es für versierte Architekten wahrlich kein unlösbares Problem sein, den Bereich HM und Saalhof mit Altstadthäusern zur Nikolaikirche, zum Römer und zum Fahrtor hin zu bebauen und im Inneren und in die Tiefe hinein mit den notwendigen Ausstellungsflächen für das Museum zu gestalten. Alles andere wäre ja ein undenkbares Armutszeugnis. Auch LRO will ja mit seinem Entwurf in die Tiefe bauen. Für so eine Planung ist aber nun mal der ernsthafte Wille der Entscheidungsträger erforderlich. Ist der erst einmal vorhanden, finden sich für die Umsetzung mit Sicherheit dann auch die passenden Lösungen.

    3 Mal editiert, zuletzt von RobertKWF () aus folgendem Grund: Link

  • Ich habe die Befürchtung, es wird zu keiner Rekonstruktion kommen, solange nicht der (vermeintliche?) Bürgerwille mit Nachdruck kommuniziert wird. Nicht repräsentative Umfragen auf dem Römerberg oder in Tageszeitungen von zweifelhafter Reputation schaffen keinen Handlungsdruck bei den Verantwortlichen. Solange nicht wenigstens einmal der Römerberg mit Rekonstruktionsbefürwortern gefüllt wird, kann man kein Umdenken erwarten, weil solange diese Bestrebungen als Minderheitswunsch dargestellt werden. Es liegt an den diversen Interessengruppen, ihre bestehende Organisationsstruktur zu nutzen, um die Bevölkerung entsprechend zu mobilisieren. Vielleicht wäre es für den Anfang schon ausreichend, einfach mal Unterschriften sammeln zu gehen. Vor Ort kommen schließlich genug Leute vorbei...


    Der Bürger hat das Potenzial, die Stadtgestaltung nach seinen Wünschen zu beeinflussen. Es hat bei der Alten Oper geklappt, es hat im TR-Areal geklappt. Ich sehe keinen Grund, warum es nicht auch hier klappen sollte!

  • Hier wird noch viel mehr Gegenwind sein, als beim TR, weil es um eine Fassadenreko für einen Kulturbau geht.


    Es geht nämlich eben nicht um die bloße technische Machbarkeit (Im Baumarkt gibt es ja schon Betonteile in täuschend echter Holzoptik), sondern um das Verhältnis von Architektur zu Inhalt.


    Das bloße "historische Fassade" = "Historisches Museum" wird einflussreichen Kultur-Machern nur schwer zu vermitteln sein.
    Die Auffassung der Rekogegner wird eher so aussehen:
    "Besser als Reko wäre es, wenn man versuchte mit der Architektur neue Traditionen und neue "Bilder" zu schaffen, anstatt etwas längst verlorenes wieder aufzubauen und einem verklärten Musikantenstadel - heile Welt Image eine kulturelle Bedeutung durch eine seriöse Museumsnutzung überzustülpen!"
    Ich finde, die Befürworter der Rekonstruktion gehen da viel zu wenig argumentativ drauf ein. Dass eine rekonstruierte Fassade von den Politikern, Kulturlobbyisten, Museumsdirektoren und Architekten eher mit Fachwerkimitaten an Kiosken oder Kirmesbuden gleichgesetzt wird, anstatt darin einen historische Wert zu sehen ist dabei zwar eine Auffassung der aktuelle Mode. Das Bedürfnis nach einem traditionellen Image ist allerdings ebenso nur Kind unserer Zeit.


    Insofern bleibt als übergeordnete Frage eben nur jene des Verhältnisses von Architektur und Inhalt bei einem Neubau. Auch als "ehrliche" Architektur bezeichnet.
    Und selbst ich denke, das diese Ehrlichkeit bei einem Museumsbau schon einen besonderen Wert hat. Insofern hätte man im Zweifelsfall wirklich einen anderen Standort wählen sollen, wenn die Bevölkerung so sehr auf die Reko geilt. Wobei ich diese Bevölkerungsmehrheit nicht wirklich sehe.
    Letzten Endes ist es doch auch wie beim Flughafenausbau - da gibt es auch nur aus einer Richtung engagierte Bürger. Trotzdem haben die da nicht die Mehrheit.

    Einmal editiert, zuletzt von mik ()

  • mik was ist besser "ehrlich" unansehnlich, oder "unehrlich" attraktiv?
    Fuer Frankfurt wuerde ein historisches Museum nahe dem Roemer in einer historischen Bebauung folgende Vorteile haben:
    1. Touristen wuerden sich dafuer mehr interessieren als ein historisches Museum in einem modernen Gebaeude am Rande der Stadt.
    2. Ein geschlossenes Altbaugebiet rund um den Roemer wuerde Frankfurt attraktiver machen fuer Investoren, Touristen und natuerlich auch fuer die Frankfurter.
    3. Eine schoene Architektur hat immer auch Einfluss auf die Psyche der Passanten. Vielleicht bin ich ja auch befangen, aber ich denke es ist unzweifelhaft das Staedte welche ueber eine geschlossen historische Bebauung verfuegen als schoen und attraktiv angesehen werden (Wiesbaden, Heidelberg, Baden Baden, Bad Homburg, Paris, Florenz, Siena, etc.). Gibt es eine Stadt mit moderner Bebauung welche als schoen gilt?

  • Tja, Schönheit ist ein weit gestreckter Begriff. Aber ich glaube sehr viele einflussreiche Leute würden ein gewisses Maß an "unansehnlich" vorziehen. Wobei ich selbst jetzt den Siegerentwurf zwar nicht grad toll, aber auch nicht wirklich richtig schlimm finde.
    Zu
    1. Es gibt unzählige innerstädtische Alternativen
    2. Altbaugebiet? Es währen ja wohl alles Neubauten. Vor allem das Museum müsste wohl komplett andere Räume erhalten, alles andere wäre ziemlicher Wahnsinn.
    Nicht zuletzt müssten selbst "echte" Fachwerkrekonstruktionen komplett neue Fassaden erhalten. Alleine die U-Werte von altem Fachwerk mit Lehmausfachung sind mit 2,0 das 10fache über dem heute zulässigen und sogar noch schlechter als klassische, dickere Mauerwerkswände. In jedem Fall ist eine Rekonstruktion also vor allem mehr ein städtebauliches als ein architektonisches Element. Mehr eine Möblierung der Straße, als ein Gebäude, welches sich klassischerweise über sein Inneres definiert!
    Insofern stimme ich immerhin dem Punkt der Attraktivität für Investoren, Touristen und Frankfurter zu. Aber es wäre kein "Altbaugebiet"
    3. Ja, Frankfurt :D. Nee, mal im Ernst, Städte wie Paris leben vom Lebensstil in der Fläche, so wie in Frankfurt Nordend und Westend als schön gelten. Die Altstadt wäre sowas wie ein einzelnes, typisches Wahrzeichen. (Leider als Reko nur ein kitschiges)

  • 1. Historische Ortsmuseen sind ja normalerweise nicht die Publikumsmagneten für Touristen. Ich denke, dass man Auswärtige tatsächlich eher in ein "historisch anmutendes" Gebäude am Römerberg locken kann, als in einen modernen Bau. Unabhängig vom Standort.


    2. Mein Gott, dann ist der U-Wert halt schlecht. Wir reden hier über max. eine handvoll Bauten. Du hast vollkommen Recht, dass eine Rekonstruktion vor allem ein städtebauliches Element ist. Allerdings sollte Architektur immer auch städtebauliches Element sein, also eine Möblierung der Straße. Es muss sich einfügen in den Kontext. Ich widerspreche Dir wehement, dass ein Gebäude sich klassischerweise (nur) über sein Inneres definiert! Es definiert sich sowohl durch seine äußere Erscheinung - für die große Mehrheit der Außenstehenden - als auch durch sein Inneres - für seine Bewohner.


    3. Wenn man nach den Reaktionen der Touristen geht, dann kann man wohl festhalten, dass der Römerberg nicht als kitschig betrachtet wird. Es mag denjenigen kitischig erscheinen, denen diese Architektursprache nicht gefällt. Aber auch nach weiteren Rekonstruktionen würden man nur in soweit von Kitsch reden können, als von jeder anderen von Fachwerk geprägten Altstadt auch, da man äußerlich ja keinen Unterschied zu einer seit Jahrhunderten bestehenden Bebauung feststellen kann.

    Einmal editiert, zuletzt von garcia () aus folgendem Grund: Rechtschreibung

  • In jedem Fall ist eine Rekonstruktion also vor allem mehr ein städtebauliches als ein architektonisches Element. Mehr eine Möblierung der Straße, als ein Gebäude, welches sich klassischerweise über sein Inneres definiert!


    Ich halte es für sehr bedenklich, Architektur und Städtebau derart zu trennen. Die Folgen davon sieht man ja in fast jeder Stadt...
    Ganz im Gegenteil, Architektur IST Städtebau, denn bei jedem Gebäude abseits von irgendwelchen Industriegebieten heutiger Prägung, wo das Aussehen tatsächlich egal ist, ist die Fassade mindestens genauso wichtig, wenn nicht sogar noch wichtiger als sein Inneres.


    Die Altstadt wäre sowas wie ein einzelnes, typisches Wahrzeichen. (Leider als Reko nur ein kitschiges)


    Aber Eins mit einer weitaus kraftvolleren Wirkung als sie jedes neue Hochhaus-Wahrzeichen entfalten könnte (es sei denn man schafft es was völlig Wahnwitziges zu bauen, etwa ein schwebendes Hochhaus ;)).
    Welche Stadt definiert sich denn nicht vor allem auch über seine Wahrzeichen? Ohne die Skyline würde Frankfurt doch genauso unter "Ferner liefen" abgestempelt werden wie Hannover oder Stuttgart.
    Da es sich bei den Altstadthäusern aber nicht um Schlösser handelt, wird man mit Einzelgebäuden auch nicht viel erreichen, sondern diese Gebäude wirken erst richtig im Ensemble (gilt besonders für den Dom-Römer-Bereich weswegen ich auch für eine deutlich höhere Zahl von Rekonstruktionen als die bisher gesicherten 7 doch recht Verstreuten plädiere). Ein oder zwei Gassen mal komplett ohne Brüche wären auch nicht verkehrt.
    Gut, für das historische Museum würden mir das Haus Landeck und die beiden Saalhof-Gebäude schon reichen. Aber auch damit würden zumindest von der Achse Römerberg-Fahrtor her die angesprochenen Ensemble-Wirkungen ja auch erreicht werden.
    Und kitschig wär es wohl nur für irgendwelche Möchtegern-Intellektuellen.


    Xalinai: Da hast du mit der Schwertfegergasse und co, aber auch die Extrembeispiele rausgegraben. Fast alle anderen Gassen der Altstadt, zumindest aber alle die in den derzeit möglichen Bereichen wiedererrichtet werden könnten, waren erheblich breiter als Jene hinter dem Samstagberg.
    Ebenso liegst du mit deiner Einschätzung zum Goethehaus falsch. Auch da gab es vor allem aus Architektenkreisen viele Stimmen die gegen eine Rekonstruktion waren, die sehr kontroverse Diskussion um den Wiederaufbau des Goethehauses ist ja in ganz Deutschland vernommen worden. Glücklicherweise hat man sich hier für die Reko entschieden, glücklicherweise auch einige Jahrzehnte später am Samstagsberg und Opernplatz.


    Ansonsten schließe ich mich Wahnfried zu hundertprozent an: viel wichtiger als irgendwelche theoretischen Überlegungen zu Rekonstruktionen von wegen Ehrlichkeit etc, ist doch wie sich ein konkretes Gebäude in seine Umgebung einfügt, und gerade da hat der LRO-Entwurf ganz erhebliche Mängel.

  • Ich glaube auch es kommt darauf an, wie man ein Gebäude betrachtet. Geht es einem nur ums Aussehen und um die Wirkung im städtebaulichen Umfeld oder geht es darum, ob es sich um eine Rekonstruktion handelt oder einen "echten" Bau, wann er entstand, ob es sich um zeitgemässe Architektur handelt oder nicht (wobei der Begriff ja auch umstritten ist). Ich bin ganz klar für Rekonstruktionen. Mir geht es dabei nicht so sehr darum, dass Frankfurt unbedingt die historische Bebauung wiedererhalten muss. Die Vorteile von Rekonstruktionen sind, dass Ensembles entstehen, die, wie Rohne schon sagte, jedes einzelne "alte" Haus in einen städtebaulichen Zusammenhang bringen und ihre Wirkung und Attraktivität um ein vielfaches erhöhen. Zweiter Vorteil: man hat schon eine Vorstellung von der Gesamtwirkung in einer typischen Altstadt und weiss, wie in etwa aussehen und Wirkung sein werden.
    Ich hätte auch gar nichts gegen eine moderne Bebeuung, es gibt ja genug Beispiele für gelungene moderne Bauten, die sich gut in ihr Umfeld einfügen, auch in Altstädten. Aber zu oft kommt dabei eben auch etwas Unbefriedigendes heraus. Rekonstruktionen sind sicher keine Ideallösung, aber zumindest ist man damit auf der sicheren Seite und am Ende muss man eben für sich entscheiden, was einem wichtiger ist, ein "falscher" aber attraktiver Stadtraum oder ein "echter" aber unattraktiver.


    Im übrigen ist für mich "Kitsch" oder "Disneyland", wenn man irgendein historisch aussehendes Gebäude baut, dass es so nie gegeben hat, so wie man es in Freizeitparks tut oder z.B. im Mediterraneo in Bremerhaven. Nicht aber, wenn man historische Gebäude detailgetreu und am selben Ort wiederaufbaut. Die ideale Lösung wäre natürlich eine passende und attraktive moderne Bebauung. Aber kann man darauf hoffen?

  • Zu Thema Einheit von Innen und Außen:


    Ich habe zuhause ein tolles altes Heftchen aus der Aufbau-Sonderhefte-Reihe von 1948 in der sich Adolf Bernt mit Baudenkmalen und Wiederaufbau beschäftigt. Zwar ist das nicht ganz unser Thema, da Bernt sich nur mit dem Aufbau und dem Erhalt noch bestehender oder teil-zerstörter Gebäude widmet, von denen es 1948 ja noch genug gab, man kann das dort gesagt aber genauso auf dieses Thema übertragen.


    Zum Thema der Vollkommenheit, also der Einheit von Rissen und Fassade schreibt Bernt:


    "Allgemein wird die Mietkaserne der letzten Jahrhundertwende als Zeugnis einer materialistischen Zeit angesehen, die mit prunkhafter Aufmachung wenig Gehalt verband."Fassadenarchitektur" hat man derartiges Bauen genannt. Äußerlichkeiten wurden mehr bewertet als eine wohlüberlegte Raumgliederung. Diese Neigung, mehr dem Auge zu dienen, als den Forderungen des Lebens in praktischen Grundrissen nachzugehen, ist nicht neu. Sie entstand um die Wende zum 16. Jahrhundert mit der Renaissance. Zur Zeit dieser Wiedergeburt antiken Denkens versah man die Bauten recht unantik rein äußerlich mit Formen, die vorwiegend aus Italien stammten. Dabei wohnte man im Inneren in altüberkommener Weise, in Norddeutschland zum Beispiel in der Diele, die nicht antik ist. Diese Aufspaltung in Augenarchitektur - Schauseite - und Wohngewohnheit - Grundriss - lässt die Einheit vermissen, die von einem Hause wie von jedem Kuntwerke zu fordern ist. Geht man aber ins Mittelalter zurück, so wird man bei einem gotischen Hause feststellen, dass diese Einheit ncht nur möglich, sondern selbstverständlich war. Die Raumeinteilung durchgliederte mit ihren Fensern die Mauern und zeigte das innere Gefüge. Auch im 18. Jahrhunder tist diese Ehrlichkeit noch wach, wie nebenstehende Abbildung eines Kaufmannshauses zeigt. Links neben der Haustür liegt ein Wohnraum mit viel Lichteinfall durch die Erker, darüber ein saalartiges Zimmer; rechts von der Tür hinter der "Auslucht", das Kontor und darüber ein weiters Wohnzimmer; unter der Dachtraufe ein Reihe Fenster zur Belichtung des niedrigen Lagerraumes im zweiten Obergeschosse. Zahl und Größe der Fenster sind der Raumart und -tiefe angepasst. Diese Durchsichtigkeit der Fassade ist ein Meisterstück des Erbauers. - Wenig ausdrucksvoll degegen ist die Ansicht eines Wohnhauses, das aus der gleichen Zeit stammt. Es zeigt schon den neuen Stil: ein Fenster gleicht dem anderen; waagerechte und schräge Fugen im Putz stellen einen Steinverband dar, der gar nicht besteht.Die Schauseiten und später auch die Grundrisse werden uniformiert. Die Unterschiede der Geschosshöhen fallen fort.
    Dieser Weg der zunehmenden Verflachung muss dem bewusst sein, der wertvolle Gebäude, also Häuser von vorbildlichem Aufbau, zur Erhaltung für die Nachwelt bestimmen will. Wesentliches, V o l l k o m m e n e s, ist Äußerlichem vorzuziehen, wenn die Auswahl für die Erhaltung es zulässt."


    Geht man weiter in der Zeit zurück also z.B. zu Goldmann und Sturm wird man wieder die forderung nach Vollkommenheit finden, hier verpackt in der Vollständigen Anweisung zu der Civil-Bau-Kunst, in der die beiden ein entwurfs-Procedere fordern.


    An erster Stelle steht eine Vorbildung (Idee), dass ist die Abbildung eines Baues oder eines Stückes desselben, sie mag nun umgezogen seyn oder unvertheilet, oder mit innerlicher Ausarbeitung. Es folgt an zweiter Stelle der Hauptriss ... eine unvertheilte oder innerlich unaußgearbeitete Vorbildung eines Gebäudes oder dessen Stücks in welcher schlechts mit einfachen Strichen der Umfang eines Werkes gebildet wird ... .Dann folgt des uns geläufige System der maßstäblich augetragenen und miteinander korrespondierenden Risse, an dritter Stelle der Grundriss, an vierter der Aufriss, an fünfter der Durchschnidt. Dies alles wird in einem Bild zusammengefasst und das Aussehen genannt: Das Außsehen ist eine außgearbeitete Vorbildung des Gebäudes oder dessen Stücks wie dasselbe von forne und von den Seiten ins Gesicht fället wenn man auf dem platze davor stehet ... .



    Wenn man Langeweile hat kann man die Forderung nach Einheit von Innen und Außen auch bis Vitruv zurückverfolgen, der sich herrausragende Gebäude ansehen, die zeigen diese Einheit von Innen und Außen.
    Meine zwar nicht übermäßig reiche, aber vorhandene Entwurfserfahrung aus dem Studium sagt mir, dass es fast unmöglich ist, sich erst eine Fassade zu überlegen, und dazu Innenräume zu machen. Entweder man beweist absolutes Genie wenn man es hinbekommt, oder es wird Kacke. Immer zwischen Innen und Außen hin und her springen, seine Ergebnisse immer in beiden Betrachtungsweisen überprüfen und verändern, das geht, aber nicht das eine gegenüber dem anderen vernachlässigen.
    Mein Stiefvater hat das so gemacht. Von außen ganz nettes Fachwerkhaus, aber mein Wohnzimmer ist stock-duster, dafür mein Badezimmer zur Strasse hin fast komplett verglast. Aufenthaltsqualität=0


    PS: Vielleicht sind die Texte etwas schwer verständlich ohne die Bilder, da Ich die wohl nicht einfach scannen und online-stellen darf bitte ich höflichst um Entschuldigung.

  • Danke für den historischen Einblick, Dvorak. Die Ausführungen haben mich auf einen Gedankengang gebracht, den ich hier einmal zur Diskussion in den Raum stellen möchte, auch wenn er nur peripher mit dem Museum zu tun hat:


    Ich erkenne hier ein Dilemma der modernen Architektur. Sie will "ehrlich" sein, aber ehrliches Bauen streng nach Funktionalität führt bei den heutigen Baumaterialien unweigerlich zu (plakativ ausgedrückt) anonymen Glas-Beton-Würfeln, die den ihnen angedachten Zweck natürlich brutalstmöglich effizient erfüllen. Ein nach den gleichen funktionalen Prinzipien gebautes Fachwerkhaus oder gar eine gotische Kathedrale sind bedingt durch die Baumaterialien und -techniken ihrer Zeit automatisch komplizierter, aufwendiger, und folglich auch interessanter in ihrer Betrachtung.


    Die Erfahrungen der letzten Jahrzehnte haben recht deutlich gezeigt, und da werden mir auch praktisch alle Architekten zustimmen, dass sich der brutalstmöglich effiziente Betonwürfel einfach nicht als ultima ratio durchsetzen lässt - er wird von der Bevölkerung nicht als stadtbildprägendes Element akzeptiert. Und in genau diesem Moment passiert etwas, was sich die Architektenschaft noch nicht selbst eingestanden hat: Die Moderne verrät ihre Prinzipien - Gebäude haben nur noch den Anschein von form follows function. Man bedient sich wieder der Ornamentik, seien es nun farbige Glasfelder wie beim KfW-Neubau oder gliedernde Stahlträger wie am Berliner Hauptbahnhof. Und in genau diesem Moment führt sich die Moderne Architektur selbst ad absurdum. Sie gibt etwas vor zu sein, was sie nicht erfüllen kann, sie wird zur Kulisse für ein Selbstverständnis, was nur noch eine ausgehölte Schale ist. Es hat im Prinzip den gleichen Kerngedanken, wenn ich zur Dekoration Stuck oder Stahlträger an die Wand hänge. Das eine simuliert fürstlichen Prunk der am Fensterbrett endet, das andere eine strukturelle Sachlichkeit, die nicht vorhanden ist. Beides dient letztenendes dazu, dem vermeintlichen Geschmack des hypothetischen Betrachters zu gefallen.


    Und genau hier gilt es nun zu fragen, welche Rechtfertigung es gibt, das Museum in ein mit seiner eigenen Doktrin unehrliches Gebäude zu setzen. Ich meine hiermit den Selbstanspruch, "modern" zu sein, nicht den Anspruch, sich der Umgebung anzupassen - dieser ist Teil meines postulierten Verrats an sich selbst, denn die Moderne verkörpert nach eigenen Angaben die Löslösung von der Vergangenheit wie kein anderer Baustil und kann dementsprechend auch keine traditionellen Elemente aufgreifen. Wenn ein Architekt es mit seinem Gewissen vereinbaren kann, quasi-ornamental zu bauen, um sein Gebäude attraktiver wirken zu lassen, warum ist es dann immernoch ein undenkbares Unterfangen, sich unmittelbar mit der Vergangenheit zu beschäftigen und als Form des ortstypischen Baustils ein Museum in Fachwerkbauweise zu errichten, das den gleichen Zweck erfüllen würde (nämlich "gut aussehen") und im Kern möglicherweise funktionaler gestaltet wäre als jeder "moderne" Bau? Es wäre lediglich die ultimative Konsequenz aus einer Bewegung, die längst begonnen hat...


    Ich weiß, schwerer Tobak zu später Stunde... ;)

  • Die Proklamierung vermeintlicher Probleme des Äußeren, mit der Art der inneren Nutzung, bei einer Verwirklichung des Historischen Museums mit rekonstruierten Altstadthäusern, wie hier teilweise als entscheidender Hinderungsgrund vorgebracht, kann zwar vom Wortlaut verstanden werden, ist aber nicht wirklich gegeben und so auch nicht nachvollziehbar.
    Es sei denn, es würden streng definierte Regeln aufgestellt, wie ein Historisches Museum innen zu gestaltet ist, wie es unterteil und wie es in bestimmten Bauteilen genutzt werden müsste.
    Weiterhin wäre ein mögliches Problem gegeben, wenn die strenge und absolute Vorgabe bestünde, dass die Ausstellungsflächen nur in den neuen Rekonstruktionen entstehen dürften.

    Im vorliegenden Fall würde mit Sicherheit beides nicht zutreffen.

    Zum einen könnten erhebliche Ausstellungsflächen in einem inneren überdachten "Hofbereich" entstehen sowie in weiträumigen unterirdischen Bereichen, wie sie ja auch im Siegerentwurf vorgesehen sind.
    Zum anderen kämen Bereiche in den bereits vorhandenen und noch einzugliedernden historischen Gebäuden weiter südlich hinzu.
    Über innere und evtl. auch äußere Treppen und Aufzüge könnte man ohne weiteres dann die Räume der, durchaus auch innen originalgetreue unterteilten, neuen Altstadthäuser, für das Museum erschließen.
    (Die inneren Fachwerk-Strukturen von Rekonstruktionen, hat LRO auch schon am 13.11.2008 vor den Ausschüssen, ungefragt und mit Beispiel-Graphiken illustriert, als Grund gegen Rekonstruktionen vorgebracht und die staunenden Politiker offensichtlich damit beeindruckt.)

    Wo ist da aber das Problem? Es muss doch wirklich nur ein Wille vorhanden sein!

    In den neu rekonstruierten Altstadthäusern könnte man z. B. hervorragend die kleinteiligen Exponate (auch kleinere Gemälde, wenn vorhanden und die Räume zu klein sein sollten) ausstellen, oder man richtet hier Räume für Verwaltung, Service und Personal ein. Durchaus auch Wohnungen für diese.
    Wie wunderbar so etwas innen wirkt, kann man heute schon sehr gut im Goethehaus und im "Museum Giersch" Schaumainkai (Gemäldeausstellungen) erleben.

    4 Mal editiert, zuletzt von RobertKWF ()

  • Fachwerkhaus:


    Zum einen nennen wir unsere aktuelle Zeit ja nicht Moderne sondern Postmoderne. Der Begriff Moderne hat sich halt eingebürgert, auch wenn unsere heutige Zeit wenig mit der eigentlichen Moderne zu tun hat.


    form follows function ist denke ich auch nicht als Postulat der Moderne zu vertehen, sondern vielmehr beschreibend für die gesamte Architektur gemeint. Was ist das, das, das, das oder das? Richtig. Kriche, Rathaus, Theater, Fabrik und Denkmal. Auch ohne die Beispiele zu kennen, wird wohl niemand anzweifeln, dass das so ist. Funktionalismus im Sinne, dass ein Gebäude nichts anderes soll, als eine Funktion erfüllen meint das nicht.


    Man muss Dinge wie form follows function oder Ornament ist Verbrechen auch immer im Zusammenhang sehen, also in Zusammenhang mit der Vorgängerepoche.
    Jahrhundertelang war Ornament mehr als nur das Dekor einer Fassade. Ornament hat Funktionen die über das schmücken von Fassaden hinausreichen, zeigt es z.B. deutlich die Funktion eines Gebäudes, bildet sein Inneres nach außen ab und kann auch gleichzeitig Konstruktion sein. An einem griechischen tempel kann man fast jedes Teil, bzw. seine Entstehung konstruktiv begründen. Wie ja in meinem oberen Beitrag schon gesagt, war es eine lange Entwicklung die das Gebäude und das Ornament getrennt hat, die dann im 19.Jhdt. dazu führte, dass man einfach alles was man wollte auf die schlimmsten Kisten werfen durfte. Ornament war dann nur noch Dekor. Dagegen hat sich die Moderne gerichtet.


    Ich fände es wunderbar, würde man in den alten deutschen Fachwerkstädten auch die Fachwerktradition wahren. Nicht, indem man das alte einfach nur oberflächlich abbildet, sondern indem man konstruktiv mit Holz baut. Es fällt wesentlich einfacher mit Farbe, Material, Licht und dann wie selbstverständlich auch mit Ornament zu spielen, wenn man sich darauf einlässt. Viele Materialien verleiten dazu eine Form im PC zu erdenken, ohne sich groß Gedanken über das Material und die Wertigkeit dessen machen zu müssen, bei Holz geht das nicht, weil man nicht "gegen das Holz" arbeiten kann. So etwas hätte mehr "Tradition" und "Geschichte" in unseren Städten, als Fassadenduplikate vor Beton-Paneelen.


    robert:


    Du willst ein Museum bauen, dessen beste Räumlichkeiten der Verwaltung gewidmet werden (die im Übrigen diese nicht würde füllen können hoffe Ich) und die Ausstellung in den Keller verbannen? Im jetzigen Entwurf werden Ausstellungsbereiche im Keller geschaffen, nicht die (alle) Ausstellungsräume im Keller geschaffen. Gerade die Gemälde sollen in den großen Riegel. Es gibt ein paar Grundregeln, wie man eine Gemäldegalerie baut. Entweder man belichtet einen Raum von Norden, damit das Licht nicht die Farben verfälscht, es immer schon diffus ist, über den ganzen Tag gleich hell, oder man macht ein Oberlicht, das eben die gleichen Effekte erzielt, oder man strahlt z.B. die (in dem Fall sehr hohe) Decke an, damit die das Licht zurückwirft. Die Räume dürfen dann auch nicht zu niedrig sein, oder ungleichmäßig belichtet. Weder im Hof, noch in den Fachwerkhäusern, noch im Keller wirst Du ohne enormen Aufwand schöne Räume schaffen. Für andere Exponate wie Plastik oder vielleicht historisches "Gerät" (was auch immer das jetzt ist) mag das anders sein, Gemälde kann man in deinem "Gebäude-Kladeradatsch" nicht aufhängen.



    EDIT:


    Mag mal bitte jemand den Altersdurchschnitt der Zuschauer in den verlinkten Videos schätzen. Das deckt sich so wie es in dem Video ausschaut auch mit meiner persönlichen Erfahrung, das vornehmich Leute im Rentenalter Rekos durchboxen.

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