Historisches Museum - Sanierung und Neubau (realisiert)

  • Die verlinkte klassische Säulenordnung war auch nur als Beispiel gedacht. Zweifelsohne sind auch andere Säulenformen möglich (s. altes Ägypten, Romanik, Gotik usw.), jede runde Stütze ohne Basis oder Kapitell als Säule zu bezeichnen, würden dem Begriff der Säule aber sicher nicht mehr gerecht. Aber gut, das ist ein anderes Thema. Deinen Ausführungen zum Entwurf selbst stimme ich voll und ganz zu. :)

  • Donnerwetter! Jetzt soll der Sarkophag auch noch eine Klinkerfassade erhalten! Und der südlich davon geplante Neubau eine Fassade aus Lochmauerwerk. Damit (ja genau: damit, nicht dennoch) möchten die Architekten den Eindruck erwecken, das Gebäude sei schon immer da gewesen.


    Ab heute ist der überarbeitete Entwurf im Historischen Museum ausgestellt (im zweiten Stock). Artikel dazu:


    FNP
    FAZ
    FR

  • Lese ich da etwa Sarkasmus in deinem Beitrag, Schmittchen? ;) Ne mal im Ernst, welcher öffentliche Bau in Frankfurt der letzten paar Jahrhunderte ist aus Klinker errichtet worden? Irgendwie setzt das Ganze der Vermutung die Krone auf, man will hier möglichst mit einem Fremdkörper den Römerberg verhunzen.


    Wäre übrigens super, wenn uns jemand mit Bildern des "überarbeiteten" Entwurfs versorgen könnte, wie es schon beim Wettbewerb der Fall war. Meine Kamera ist aktuell leider in Reparatur.

  • Um ganz ehrlich zu sein finde ich den Entwurf nicht so schlecht. Kann mich gut damit anfreunden.


    Von mir aus haette es noch groesser und monumentaler sein koennen.

  • @goschio: du musst mit dem Ergebnis ja auch nicht jeden Tag leben, da kanns dir ja relativ egal sein ob das Teil sich einfügt oder nicht. Aber für jemand der hier wohnt sieht die Sache schon anders aus (mir platzt ja schon jeden Tag die Hutschnur wenn ich am Südbahnhof vorbeikomme dessen Umfeld gerade durch 2 absolut unpassende Neubauten völlig entstellt wird) - da muss man sich dann tagtäglich mit diesem viel zu groß geratenen monolithischen Fremdkörper abfinden der exakt dem gleichen antihistorischen Geist entspringt wie die 70er-Jahre-Bausünde die dafür abgerissen wird.

  • Zum "Neubau Historisches Museum" (auch zum bisherigen Museums-Gebäude) auf dem Arial der historischen Altstadt stellen sich mir noch mal folgende Fragen (wie auch teilweise im Strang schon angeklungen):


    ● Warum muss das Museum mitten auf dem Areal der historischen Altstadt stehen? Wie übrigens auch schon die Schirn-Kunsthalle.


    ● Warum muss es unbedingt modern sein? Wie übrigens auch schon die Schirn-Kunsthalle.


    ● Warum muss es sich, als moderner kompakter Block "an der Struktur der Gassen der untergegangenen Altstadt orientieren, die nämlich von Ost nach West verliefen", wie sich übrigens auch die Schirn-Kunsthalle schon bedeutungsschwer an der Struktur der alten Gassen orientieren sollte. Wie schön, zu wessen Vergnügen eigentlich?


    ● Warum muss es ein monolithischer mächtiger Block sein (und nicht etwa, wenn schon modern, ein leichtes, beschwingtes, zurückgenommenes Gebilde?), ein "selbstbewusstes Museumshaus", eventuell sogar mit Fassaden aus rotbraunen Klinkersteinen ausgestattet, massiv, unverrückbar, wie für die Ewigkeit gebaut dastehend, alles erdrückend, wie ein Totschlagargument, mitten in der historischen Altstadt? Wie übrigens auch schon das Erscheinungsbild der Schirn-Kunsthalle.



    Spätestens jetzt - nachdem ich bei der Schirn-Kunsthalle schon weitergehende Beweggründe vermutete - zeigt sich, dass dies alles kein reiner Zufall war. Und wenn ich dann noch die merkwürdigen Argumente zum neuen Langbauprojekt höre, frage ich mich unwillkürlich, wer soll hier eigentlich "veräppelt" werden, wie wir Frankfurter sagen?


    Wo sind eigentlich die schlüssigen Erläuterungen, Erklärungen und Argumente aus dem Römer für solche Bauten in der Altstadt, abgesehen von den bekannten knappen Statements?


    Wurde nicht schon das alte Historische Museum bewusst in dieser massigen Form an diese Stelle gebaut, damit ein Schlussstrich unter die historische Bebauung gesetzt wird? Mit Ausstellungsobjekten und Modellen der Altstadt versehen, damit jeder gleich sieht, die Historische Altstadt hat nur noch musealen Wert, die wird es auch nur noch im Museum geben.
    Dann kamen das Technische Rathaus und die Schirn-Kunsthalle dazu und damit war das Schicksal der Altstadt scheinbar endgültig besiegelt (begraben). Dann wieder die Hinwendung zur Rekonstruktion der Ostzeile des Römerbergs. Halbherzig, weil bei der Rückseitenbebauung total misslungen.
    Aber die Zeit und die Umstände beim TR brachten wieder eine kleine Kehrtwende bei der Planung für die Dom-Römer-Bebauung. Und jetzt wieder Kehrtwende zurück beim Historischen Museum. Das typische hin und her, ohne Gefühl für historisches Erbe und die planlose Konzeptlosigkeit im Frankfurter Stadtkern setzt sich fort.



    Welche Macht hat eigentlich der Juryvorsitzende Prof. Fingerhuth?


    Meine Rangfolge bei der Bewertung der Entwürfe:
    (Wenn denn schon unbedingt in der Altstadt dieses Museum gebaut werden muss)


    1. Rang Vorschlag des Altstadtforums von Jörg Ott
    2. Rang Atelier Professor Wolfgang Rang (Beiwerk müsste aber überarbeitet werden)
    (Das ein Modell aus formalen Gründen nicht berücksichtigt werden kann, ist in der heutigen Zeit wohl ein schlechter Scherz)
    mit weitem Abstand


    3. Rang. Christoph Mäckler (Außenfassade müsste aber noch kleinteiliger werden)

  • Miguel #213:
    "Wo muss ich unterschreiben, um beim Bürgerbegehren mitzumachen? Wer organisiert das? Wir?"


    Bin mir nicht sicher ob das ernst oder evtl. ironisch gemeint war. Jedenfalls habe ich mich auch schon gefragt was man noch tun kann. Würde auch sofort etwas unterschreiben um diesen Entwurf für das Historische Museum zu verhindern und für eine, zumindest äußerliche, Reko stimmen. Das wäre ja auch eine leichte Tat, ohne viel Aufwand für den einzelnen Unterzeichner.
    Mehr Mühe macht sicherlich die Organisation einer Aktion. Leider kenne ich mich mit so etwas überhaupt nicht aus und hätte sicherlich derzeit auch ein Zeitproblem. Offensichtlich gibt es aber schon Aktionsteams, wie etwa die in der Presse erwähnten "Freunde Frankfurts". Mehr ist mir auch nicht bekannt. Hier etwas im Forum zu organisieren würde wahrscheinlich auch themenmäßig nicht gehen.


    Ob in diesem Forum, oder von Mitgliedern dieses Forums, überhaupt etwas organisiert werden kann, halte ich schon auf Grund der hier scheinbar geringen Prozentzahl von Reko-Befürwortern für eher unwahrscheinlich, obwohl es auch den überwiegend sonstigen Architektur-Fans im Forum sehr gut anstehen würde, wenn sie sich für den relativ kleinen, aber historisch einmaligen Altstadtbereich von Frankfurt, im Interesse der Allgemeinheit engagieren würden. Die Befürworter der Altstadt-Reko würden es ihnen sicherlich gerne danken und sie dafür im Gegenzug bei den Hochhäusern unterstützen.:cheers:

  • Empfehlenswerter Artikel in der FAZ.NET zum Historischen Museum:
    Feuilleton, 08. Oktober 2008, "Frankfurts mühsamer Weg zurück zu sich selbst" von Dieter Bartetzko.


    Durch diesen Artikel von Bartetzko kann sich auch der nicht Ortskundige gut in die Situation der Altstadt und des Historischen Museums einfinden.
    Teilweise sehr gut beschrieben sind die Besonderheiten welche die zerbombte Altstadt ausgemacht haben.


    Und es wird, wie häufig anzutreffen, die Ängstlichkeit, wenn nicht gar Hoffnungslosigkeit gegenüber der Rekonstruktion deutlich, indem man sich nur mit dem Neubau-Entwurf auseinandersetzt um diesen zu verbessern. Wo doch die Essenz des gesamten Artikels eigentlich die Rekonstruktion ist.


    -----------------
    Moderationshinweis: Den Artikel gibt es auch online.

  • Ich finde in besagtem Artikel wird zu oft "Größe" und "Kleinteiligkeit" verwechselt. Besonders deutlich wird das an der Kritik an der Saalgasse. Die 50er gelten ja mittlerweile in der feuilleton-Szene als historische (durchaus schutzbedürftige) Objekte als per se gelungen. Da scheint es ganz egal, ob es sich um ewig langgezogene Zeilen handelt, die von ihrem strukturellen Anspruch absolut nicht zur Altstadt passen. Sie sind einfach einen Tick niedriger und werden deswegen besser bewertet als die Bauten der 80er. Genauso die Kritik an Rotunde und Tisch bei der Schirn. Diese beiden Elemente mögen vielleicht Rekonstruktionsvorhaben im Wege stehen, in ihrer Maßstäblichkeit und Funktion sind sie jedoch das mit Abstand Beste an der Kunsthalle. Der Rest ist nämlich ein ungünstig langgezogener Bunker, was die Erdgeschossattraktivität betrifft.


    Ich behaupte, ein 8 geschossiges Gebäude könnte sich sowohl in eine "moderne" als auch rekonstruierte Altstadt einfügen, solange die Grundfläche nicht größer als 200qm ist und die Straßenseite nicht länger als 10m.


    Der Siegerentwurf zum historischen Museum macht aber genau den gleichen fehler, wie die 50er Bauten am Ufer und die Schirn: Es bildet eine homogene (und dadurch maßstäblich betrachtet inakzeptabel langweilige) Wand nach Süden.


    Rekonstruktion hin oder her, das Problem des Altstadtfeelings ist weder die absolute Größe der BGF noch unbedingt der Baustil. Es ist zu großen Teilen eine Frage der Proportion und der Kleinteiligkeit.

  • ^Stimmt! Und ich verstehe nicht, warum die Architekten das mit den adäquaten Proportionen nicht begreifen (wollen). robert: nein, das war nicht ironisch gemeint, ich würde auf jeden Fall aktiv werden wollen, um diese neue Bausünde zu verhindern. Leider habe ich ein ähnliches Zeitproblem, also bliebe mir nur, mich irgendwo anzuschließen... oder zumindest ein Bürgerbegehren zu unterschreiben. Weiß jemand mehr?

  • mik@ #231:
    Ja, sehe ich auch so, die "Größe" oder auch Höhe, muss die "Kleinteiligkeit" nicht ausschließen. 8 Geschosse (abgesehen von schlanken Türmen) und 200qm Grundfläche sehe ich auch in etwa als akzeptable Begrenzung für eine neue Altstadtbebauung im Allgemeinen. Das wäre jedoch hier in der Frankfurter Altstadt nicht relevant, da nämlich mit einer originalen Rekonstruktion, der ungeplant und katastrophal zerstörten, einmaligen historischen Altstadt, auf jeden Fall die richtige Kleinteiligkeit gewahrt bleiben würde.


    Die bunten Häuser in der neuen Saalgasse sind für mich zwar noch die besten modernen Gebäude in der Altstadt, aber in ihren Proportionen und ihrem Stil dort einfach fehl am Platz. Sie stehen auch noch in einer wirklich öden Umgebung. An einem anderen Standort könnten sie ein Lichtblick sein.


    Absolute Zustimmung, zu Rotunde und Tisch: "in ihrer Maßstäblichkeit und Funktion sind sie jedoch das mit Abstand Beste an der Kunsthalle". Zumindest der Tisch aber ist nicht nur ein Abrisskandidat, weil er den Rekonstruktionsvorhaben im Wege steht, sondern weil seine (auch optische) Sinnhaftigkeit heute einfach nicht mehr zu vermitteln ist, was auf die Rotunde mehr oder minder auch zutrifft. Wie dann noch der "Rest" der Schirn-Kunsthalle zu bewerten ist, ergibt sich aus der Logik.


    Und nun soll der Entwurf des neuen Historischen Museums "ein Gebäude schaffen, das Zuneigung auslöst" und soll auch noch "zudem mit der (dieser) Schirn Kunsthalle" korrespondieren"!:gaah:

  • Die FR gibt heute erfreulicherweise hier den Architekten des Neubaus die Gelegenheit ihre Sicht der Dinge darzustellen. Selbstverständlich verteidigen die Herren ihren Entwurf und erläutern insbesondere die Verteilung der Baumassen und in Ansätzen ihr Konzept, das zum Raumprogramm geführt hat.

  • FR-Beitrag von Prof. Lederer

    Der Beitrag von Herr. Prof. Lederer in der FR könnte schon fast polemisch genannt werden, wie der Hinweis auf die mangelnde Qualifikation der Kritiker. Ich weiss nicht, ob die Jury soviel fachkundiger besetzt war. Sein Hauptargument, dass das Design der Funktion folgen sollte, könnte man grundsätzlich gelten lassen. Die mangelnde Orientierung an der neuen Frankfurter Schule, wie Sie von Herrn Speer und Prof Mäckler vertreten wird, aber nicht. Zudem finde ich die Angriffe auf Frankfuter Gegner seines Entwurfs irritierend. Die wenigsten Frankfurter Architekturinteressierten wünschen sich eine Anspielung auf die Schirngalerie. Es drängt sich der Eindruck auf, dass Herr Prof. Lederer lediglich einen weiteren Meilenstein erzielen möchte. Die Entwicklung des sensiblen städtischen Raums scheint ihm gleichgültig. Daher müsste meiner Meinung nach die Stadt Frankfurt, die Idee eines Baudirektors aufgreifen und umsetzen. Zukünftig könnte man sich dann so manchen Wettbewerb sparen.

  • Ein Architekt muss Kritik aushalten können - sonst hat er seinen Beruf verfehlt. Wenn er schon um sich schlägt wenn ein paar Bürger ihre kritische Meinung äußern dann zeugt das nicht gerade von Souveränität. Als Architekt kann man nicht erwarten das man sich nur im Scheinwerferlicht von Architekturauszeichnungen umgibt. Der vorgelegte Bau wirkt massig und unharmonisch. Dass er mit einem solchen Entwurf in einem sensiblen Altstadtbereich nicht nur Lob erntet sollte nicht verwundern.

  • Hier die Einladung des Sonderausschusses im Wortlaut, eine CAD-Animation wird auch gezeigt:



    Weitere Informationen ergeben sich aus dem Magistratsvortrag M 197 vom 24.10.2008. Diesem beigefügt sind eine Reihe von Anlagen:



    Anlage 1_Lageplan (ca. 5,9 MB)
    Anlage 2_Grundriss_oberes_EG (ca. 1,1 MB)
    Anlage 3_Grundriss_unteres_EG (ca. 191 KB)
    Anlage 4_Grundrisse_1_und_2_OG (ca. 242 KB)
    Anlage 5_Grundrisse_UG_und_DG-Schnitte (ca. 492 KB)
    Anlage 6_Ansichten_und_Schnitte (ca. 483 KB)
    Anlage 7_Schnittperspektive (ca. 93 KB)
    Anlage 8_Blick_auf_die_Saalhofkapelle (ca. 994 KB)
    Anlage 8_Blick_aus_der_Saalgasse (ca. 949 KB)
    Anlage 8_Blick_in_den_Innenraum (ca. 917 KB)
    Anlage 8_Blick_in_den_Museumhof_nachts (ca. 568 KB)
    Anlage 8_Blick_vom_Main (ca. 998 KB)
    Anlage 8_Blick_vom_Roemer_nachts (ca. 573 KB)
    Anlage 8_Blick_vom_Roemerberg (ca. 771 KB)

  • Gegen Maskeraden und falsche Wahrheiten

    LRO schreiben in der FR vom14.10.2008, "Gegen Maskeraden und falsche Wahrheiten"

    http://www.fr-online.de/frankf…rankfurt/?em_cnt=1613420&

    Da die Bürger von den Argumenten des Magistrat nicht überzeugt werden konnten, bemühte sich LRO, den Wettbewerb und seinen eigenen Entwurf, mit einer Fülle von mühsam zusammengesuchten Argumenten und Vergleichen, zu verteidigen bzw. zu rechtfertigen. Der Artikel ist gespickt mit versteckten Widersprüchen, unehrlichen Zusammenhängen und Ungereimtheiten.

    Bauen ist also "....gleichsam eine Res Publica. .." und " ...dann gelungen, wenn die Ansprüche des Einzelnen mit denen der Allgemeinheit in Übereinstimmung gebracht werden".
    Und widerspricht sich damit gleich selbst, indem er den Wettbewerb mittels eines "urteilsfähigen Fach-Gremiums" als "einzig wahre Möglichkeit für eine gelungene Bauaufgabe" bezeichnet.

    Damit ist vorgegeben dass natürlich nur zeitgenössisch geprägte Architektenentwürfe eingereicht werden. Dass dann der Sieger seinen Entwurf und deren Verwirklichung mit allen Mitteln verteidigt, ist ja zu 100 Prozent vorhersehbar. Allein die Auswahl der Jury gibt schon die Richtung vor. Wenn die Stadt eine Rekonstruktion der Altstadthäuser, alternativ als Hülle für das Historische Museum, nur ansatzweise hätte in den Wettbewerb mit einbeziehen wollen, so hätte sie dies auch ausdrücklich im Wettbewerb definieren müssen. So war die Zielrichtung der Entwürfe vorgegeben und abzusehen. Wenn die Stadt bei der Suche nach Vorschlägen für die Bebauung ihres Altstadtbereiches noch nicht einmal den Mut und die Sensibilität hat auf ihre eigenen, hier beheimateten Bürger und Berater zuzugehen und stattdessen auswärtige und ausländische "Fachlaute" beauftragen muss, dann kann nur so etwas herauskommen. Müssen wir uns das Armutszeugnis ausstellen, hier in Frankfurt für die Bebauung der Altstadt, eine internationale oder auch nur auswärtige Jury einzusetzen?

    Niemals würde ich doch, für die Gestaltung meines Wohnzimmers in meinem alten Bauernhaus, einen italienischen oder schweizerischen, international ausgerichteten Innenarchitekten beauftragen, wenn ich eine, zum Stil des Hauses passende Einrichtung will.

    Bemerkenswerte Sätze im Artikel:

    "Offensichtlich war das Bemühen der Stadt erkennbar, Fachpreisrichter unterschiedlicher Architekturrichtungen an einen Tisch zu bringen."
    Aber war dieses Bemühen auch erfolgreich und war es nicht auch schon viel zu einseitig gegen eine Rekonstruktion gerichtet?

    "....eine kleine Gruppe.... versucht den Wettbewerb und dessen Ergebnis zu diffamieren"
    Kritik an ihrem Entwurf ist also an sich schon eine Diffamierung?!

    "Alle in der Baugeschichte gelungenen Gebäude bilden eine unzertrennliche Einheit des inneren konstruktiven und funktionellen Gerüstes mit der äußeren Hülle".
    Völlig falsche, irreführende Aussage. Prominentestes Beispiel in Frankfurt die Alte Oper. Und viele andere Gebäude mit historischer Fassade, teilweise völlig entkernt und mit neuer Nutzung?! Anerkannt, gelobt und Erfolgreich. Wird alles von LRO ignoriert.

    Und dann noch die Steigerung:
    "Maskeraden sind auf den ersten Blick verfänglich, weil sie eine Wahrheit vorgeben, die sie ihrem Wesen nach nicht haben. Sie nutzen sich schnell ab und sind ausschließlich auf äußere Wirkung gebaut."
    Warum diese unwahre Herabsetzung? Wobei gerade auch der LRO-Entwurf äußerliche Elemente einer so genannten "Maskerade", einsetzen will?! Und, hat der LRO-Entwurf also keine äußere Wirkung, die sich dann auch nicht abnutzen kann?! Merkwürdige Argumentation!

    Viele Vororte und Kleinstädte machen doch vor, wie es geht, indem sie gerade ihre Heimatmuseen (was anderes ist das Historische Museum letztlich auch nicht) in historischen alten Gebäuden etablieren, die sie innen völlig umgestaltet haben. Für ein Historisches Museum gibt es nichts Besseres und Schöneres als eine historische Fassade, zumal direkt in der Altstadt?!

    "..haben wir durch einen räumlichen Trick die Baumasse entscheidend reduzieren können,..... der die vor dem Krieg dort vorhandenen beiden Gassen wieder erstehen lässt".
    Was für ein Unsinn. Da können wir uns freuen, dass die Baumasse nicht noch größer ausfallen sollte. Und wieder, wie schon bei der Schirn-Kunsthalle wurde dieser scheinbar verfängliche Gassen-Bezug bemüht. Kein Mensch, der nicht sehr mit der früheren Altstadt vertraut ist und gerade keine Karte des "Alten Frankfurt" dabei hat, kann damit etwas anfangen, oder erahnt das auch nur, zumal dieser Gassen-Bezug für die Optik eines Gebäudes absolut keinen Gewinn bedeutet, sondern im Gegenteil die Gebäude-Gestaltung ja eher einschränkt.?!
    Ebenso ...Vorschieben einzelner Bauteile und Versetzen der Fluchten, wie sie für die Frankfurter Altstadt typisch sind..."
    Der Entwurf zeigt nur einen massigen Bauteil?!
    Und weiter so " Aufnahme der traditionell trapezförmigen Freiflächen.."?! und dann "...wie Baukörper dimensioniert sind und sich wie selbstverständlich in den Kontext einfügen sollen...."
    "Sollen". Tut der Entwurf nur eben nicht!

    "Der neue Baukörper verbirgt seine Größe nicht, ...."
    Wie wahr!

    "...gibt über eine Freifläche den Blick auf den ältesten Bau Frankfurts, den staufischen Saalhof, frei. Auf der anderen Seite wird das Haus Wertheym am Fahrtor, das einzige erhaltene Fachwerkhaus der Altstadt, ebenso selbstverständlicher Teil des neuen Komplexes. Damit werden die Altbauten in ein Ausstellungskonzept eingebunden...."
    Warum? Wer glaubt das? Wollen wir das denn? Der moderne Entwurf stört doch nur die Altbauten! Er soll auch noch mitten im Umfeld erhaltener oder restaurierter historischer Gebäude, wie staufischer Saalhof, Rententurm, Nikolaikirche, Haus Wertheim am Fahrtor, Schwarzer Stern und mit Blick zum Römer, stehen?!

    "...mit archivierten Resten der Altstadt bestückt,....harmonische Ergänzung zum Bestand...."
    Ohne Kommentar?!

    "...wie Baukörper dimensioniert sind.... ein wichtiges Merkmal der angestrebten Kontinuität."
    An sich Richtig, aber ein übler Scherz in diesem Zusammenhang?!

    "Materialisierung.....mehrjähriger Planungsprozess......Wer einen Kuchen backt, weiß ja auch noch nicht exakt, wie die Couverture aussehen wird"....ortstypischer Sandstein.....Steine im Verband".
    Deshalb sollten sie lieber erst noch einmal üben und mit Kuchen backen beginnen?!

    "... Saalhofkapelle....Im Zentrum beherbergt sie das große Stadtmodell".
    Nach einer Idee von LRO?!

    "....große Fensteröffnungen, die gezielt den Blick auf den Römer, den Rententurm und die Alte Nikolaikirche freigeben, damit die Museumsbesucher jederzeit einen direkten Bezug zur Stadt haben."
    Rundblick auf die Stadt, auf die wenigen, vorhandenen, rekonstruierten Altstadt-Gebäude.

  • ^


    Wirklich weit von Diffamierung entfernt sind deine Äußerungen hier, die sich nicht auf den Entwurf des Gebäudes, sondern den Wettbewerb an sich beziehen, nicht.


    Viel weiter vom Ziel entfernt ist dagegen dein Verständnis für den Unterschied zwischen einem die Vergangenheit verklärenden Blick des Heimatmuseums in einem malerischen Fachwerkweiler und der Aufgabe eines historischen Museums einer Metropole, das eben nicht nur die "schöne" Vergangenheit sondern auch den Weg von dort zur Gegenwart zeigen soll.


    Weiterhin ist es ja auch so, dass Du die Darstellung und Bedeutung des historischen Frankfurts ausschließlich in der (bewußt nicht: Wieder-) Herstellung einer Fachwerkkulisse im Bereich der ehemaligen Altstadt abbilden willst. Alles was noch älter ist als die von Dir bewunderte Epoche (Archäologischer Garten) oder an einem anderen als dem gewünschten Ort liegt (Mauerfunde im Anlagenring) soll ja möglichst schnell beseitigt und zugeschüttet werden, weil es ja keine "Wiederherstellung" der Altstadt sondern vielleicht bloß noch ältere Originalfunde sind.


    Aber was reg' ich mich eigentlich auf....


    Die jetzigen Pläne mögen dem Historisierer nicht gefallen, besser als das jetzige Museumsgebäude sind sie allemal (ist auch nicht schwer) und ich lass' mich mal überaschen.


    Freust Du dich eigentlich wenigstens, dass mit der Verlagerung des U-Bahn-Zugangs der Platz für eine Rekonstruktion der Goldenene Waage frei wird?


    -----------------
    Mod: Nicht unterscheidbares (und überflüssiges) Zitat des Vorbeitrags entfernt.

  • Der "dekorierte Schuppen" bzw."learning from Las Vegas" war ja schon das Grundkonzept der Postmoderne und hat sich durchaus bewehrt. Die stadträumliche Verträglichkeit von Fassadenrekonstruktionen kann man im großen und ganzen doch als bewiesen ansehen. Ich persönlich kenne zumindest kein Beispiel, welches nicht funktioniert hätte.
    Selbst das langweiligste Einkaufscenter, welches konzeptionell eine ganze Straße aus dem Stadtraum in sein Inneres verschleppt, wird für die Bevölkerung hinter historischer Fassade zur angeblichen Bereicherung. (Vielleicht sind Architekten deshalb so dagegen und wollen böse Einkaufscenter lieber "ehrlich" als Beton, Stahl und Glas Monumente des großen Kapitalismus, anstatt als Opium fürs Volk ;))


    Ich finde für "Vergnügungsarchitektur" gehen Fassadenrekonstruktionen auch voll in Ordnung. Allerdings denke ich, dass eine würdevolle Institution, wie ein Museum, sich auch als solches zeigen sollte, anstatt ein "Lagerraum" hinter Pappfassaden zu sein.
    Es ist für "die Architekten" irgendwo sicherlich eine zeitgenössische Frage des Images von Fassadenrekos im allgemeinen, die zum Teil dagegen spricht.
    Zum anderen spricht aber auch dagegen, dass eine eigene (neue) Architektur für ein Gebäude mit einer bestimmten Funktion aber doch auch eine ganz andere, selbstbewußte Aussage macht. Selbst bei Vergänglichkeit der Mode bleibt ein Zeitdokument (im vielleicht häßlichen Sinne) erhalten und dokumentiert seinen Erichtungszweck. Im Konkreten Falle, wird man in 50 Jahren einen (vielleicht als häßlich empfundenen) Museumsbau haben, der das Jahr 2008 (und die damalige Schnittstelle zwischen moderner Architektur und stadträumlichem Umgang) dokumentiert, anstatt einer hübschen Häuserzeile, die vielleicht von 1650 sein könnte oder aber auch eine Shopping-Mall von 2030.