Grundsatzdiskussion alte/neue Architektur

  • Die heutige Willy-Brandt-Straße, früher Neckarstrasse, war eine der vornehmsten Adressen der Stadt, hier wohnte der Hochadel, Mitglieder der königlichen Familie, Künstler und Prominente. Nach dem Krieg war die Straße kaum zerstört, dennoch hat sie jetzt ihre gesamte Altbausubstanz durch Abbruch in Etappen verloren. Ein Beispiel von vielen in Stuttgart.



    Seit vorgestern ist nun keines dieser Häuser mehr vorhanden. Keine Folge des Krieges sondern der planmäßigen Stadtzerstörung.

  • Sehr schade. :nono: Zuletzt sah die Straße allerdings auch nicht mehr wie eine attraktive Flaniermeile aus.

  • Die Starße hätte in der Tat einige Bäume vertragen können. Aber dafür hätte man vielleicht lieber die Straße auf 2 Spuren verschmälern sollen...Und was soll jetzt dahin?

  • Voraussicht

    Wenn ich so sehe, was für Straßen die damals für wie wenig Verkehr gebaut hatten, aber damals ging es ja auch aufwärts.

  • Na herzlichen Glückwunsch! Erst läßt man alles verrotten, um es dann abreissen zu können.

  • Tja, die übliche Strategie eben! Echt kaum zu glauben, dass man heute auf Methoden von vor 50 Jahren zurückgreift...Da bemüht man sich in Dresden um jede Reko am Neumrkt und hier werden die restl. Originale abgerissen, um in 30 Jahren wieder zu sagen, ein Reko der Straße wäre "Dinseyland"...Gab's keine Proteste?


  • [Quelle: http://www.stadtzerstoerung.de]


    Besonders das Haus hätte man erhalten müssen!!!
    Sofern man das von Aussen erkennen konnte war es perfekt erhalten und man beachte den Fries, der das Haus zum Dach hin abschliest. Einfach herrlich. Wo konnte man so ein Musterbeispiel des Historismus finden... es ist einen Schande!
    :angry:

  • Schade um die Altbauten, allerdings hätte ich dort nicht wohnen wollen, unmittelbar an einer der meistfrquentierten Straßen der Stadt.


    Was soll dort überhaupt entstehen?

  • @Seraph
    Das Haus erinnert mich an die beiden Häuser, die noch an der Leipzier Straße bzw. an der Voßstraße sowohl Krieg, als auch Mauer überlebt haben: Auch äußerlich voll intakt (nur eben zieml. schmutzig), stehen allerdings in einer Ruinenlndschaft aus Hinterhäusern....Aber zum Glück wird das eine grad saniert, sodass wohl nicht mit einem Abriss zu rechnen ist...


    @Jin


    ...allerdings hätte ich dort nicht wohnen wollen, unmittelbar an einer der meistfrquentierten Straßen der Stadt.


    Dann hätte man die Straße eben zurückbauen oder zu einer 30er-Zone machen sollen...

  • Ich kenne mich in Stuttgart nicht aus, aber etwas verwundert bin ich schon. Da ist eine Strasse nach dem Krieg kaum zerstört und trotzdem verliert diese im Laufe der Zeit ihre gesamten Altbauten? :nono:

  • :Heuler::Heuler: Vergiss nicht, das meißte an historischer Substanz in den Stadten ist nicht bei den Bomben-Massakern draufgegangen, sondern viel den Stadtplanern zum Opfer. :Heuler::Heuler:

  • [QUOTE=Ben
    Dann hätte man die Straße eben zurückbauen oder zu einer 30er-Zone machen sollen...[/QUOTE]


    Das geht nun wirklich nicht. Wie Jin schon sagte, ist die Willy-Brandt-Straße eine der meistbefahrensten Straßen in Stuttgart. Sie wird nicht umsonst als Stadtautobahn bezeichnet. Ein Rückbau oder eine Temporeduzierung würde den Verkehr endgültig zum überquellen führen.

  • Da hätte sich bestimmt ein Weg finden lassen, z.B. den Verkehr gleichmäßig auf Parallelstraßen verteilen. Wäre vielleicht eine größere Sache, aber wenn man mehrere Häuser auf ein Mal abreißen kann, dürfte das auch kein Problem sein...Von mir aus kann die Straße auch so breit bleiben, wie sie ist. Wollte nur Jin eine "Alternative" vorschlagen.


    Wie auch immer: Was soll denn jetzt dort gebaut werden? Gibt's schon Investoren für eine Einkaufzentrum, oder war der Abriss nur dazu da, dass die leeren Häuser nicht unnötig kosten...?

  • sinnlos

    Hier wurde einfach ein 1A Baufeld für Investoren geräumt. Niemand plant an dieser Stelle eine Verbreiterung der Straße (zumindest nicht für Autos) und die Stadtbahn ist auch schon unter der Erde. Am anderen Ende plant man auch noch eine Verbreiterung aber nur für Fußwege und Bäume.

  • Stadtzerstörung

    Stuttgart gehört zu den im 2. WK stark zerstörten Städte, wenngleich die Opferzahl vergleichsweise gering war und es noch stärker zerstörte Städte gab.


    Daten zum Luftkrieg über Stuttgart:
    - 53 Luftangriffe
    - 21 246 Tonnen Bombenabwurf
    - 4562 Tote



    Um die Leonhardskirche



    Hier mit Blick zum alten schönen Rathausturm



    Kriegszerstörte Stiftskirche



    Es ist einigermaßen schwer, im Web Bilder von Kriegszerstörungen zu finden. Also, wer was hat, nur her mit!

  • Mal auch interessant, die Bilder von anderen Städten zu sehen. Sonst stehen immer die Massaker von Dresden und Hamburg im Vordergrund.


  • Die Württembergische Landesbibliothek in der Neckarstraße



    Abbruch des nach Kriegsbeschädigung instandgesetzten Gebäudes im Jahr 1970, der linke Flügel fehlt bereits.
    Was dort heute steht läßt sich nur mit nachträglicher Milde gegenüber der damaligen Architekturauffassung halbwegs rechtfertigen.


    Die Neue Staatsgalerie in derselben Straße kann über diesen Verlust zumindest einigermassen hinwegtrösten :)

  • Dirk, eigentlich wollte ich Dich schon im Eingangsposting dazu einladen, ebenso Nackkriegszerstörungen beizutragen, deshalb der offene Threadtitel. Dann dachte ich mir, da kommst Du schon selbst drauf ;) Nur her mit weiteren Beispielen, das ist wirklich interessant und leider noch etwas schader.


    Ich finde zwar, der Neubau hat auch was v.a. wegen der Farbwahl (wobei es auch schlechtere Ansichten als das untere Bild gibt), aber diesen schönen Albau zu Opfern ist unsäglich. Diese Bögen waren einfach herrlich und innen war das bestimmt ein beeindruckendes Hallenerlebnis?


    War das noch zu Kletts Zeiten? In Stuttgart gab es doch namhafte Architekten, waren damals sicher zumeist für diese neuartige Architektur, oder?


    Für so einen Bibliotheks-Neubau hätte es andernorts genug Brachfläche gegeben, so er denn flächenmäßig nötig gewesen ist.