Sehr schwer zu sagen, wer hier mein Favorit ist. Viele Entwürfe vereinen echte Vorzüge leider mit gravierenden Nachteilen.
Dierks Sachs: tolle Bronze(?)-Profile, sehr plastisch und coole schiefe Stützen im EG, die an das gute alte zerstörte Frankfurter-Rundschau-Haus in FFM erinnern. Sehr schöner Eingangsbereich. Nur die schiefe Dachschräge sagt mir aus Harmoniegründen nicht zu.
Nito Sobesano: Interessante Ecklösung, wie eine repräsentaive Botschaft, dazu aber leider Schießschartenfenster an den beiden ziemlich drögen Flügeln.
Vazquez Consuegra: korresponiert am ehesten mit dem anderen vor kurzem aufgemöbelten/ halbneugebauten Plattenbau an der Ecke Wilhelmstraße, der jedoch mit seiner Zackenoptik bei weitem besser ist. Es stören die hohen Aufbauten und die Glattheit des Entwurfs, was mit dem ggü liegenden Lux zuviel des Glases an dieser Stelle sein dürfte.
Knoche ist aufgrund von akuter Langeweile und 2-Sterne-Hotel-Optik à la HBF gleich raus.
bof müsste in seiner Monumentalität etwa am Alex stehen - neben dem Schadowhaus an schmalen Straßen gelegen, fände ich den Entwurf überdimensioneiert und eingeklemmt. Zudem auch hier die doofe schiefe Dachschräge, die aber im Gegensatz zu Dierks Sachs bis an die Gebäudeecke reicht, was wesentlich harmonischer aussieht. An einer breiten Straße oder einem großen Platz kein uninteressanter Entwurf.
Der 1. Platz gewinnt sehr durch den Vorsprung, der einen erweiterten kleinen Vorplatz zur Ecke erlaubt und einen Flügel auflockert. Dadurch erhebt sich der Neubau auch nicht gleich in ganzer Höhe neben dem Schadowhaus. Die erkerartigen Fenster geben Plastizität. Das gläserne ausreichend hohe Erdgeschoss könnte mit schlanken Profilen sehr elegant und luftig aussehen, sofern man es nicht mit Infofolien zukleistert, wie bei so manchem Regierungsbau.
Schulz + Schulz' Entwurf erinnert zwar am ehesten an den alten Plattenbau, wobei er aber seine Qualitäten hat: er zitiert konservative repräsentative 50er-Jahre-Architektur. Laut Modellansicht gibt es hier noch ein Zwischengebäude zum Schadowhaus - in dessen halber Breite -, was etwas mehr (gefühlte) Kleinteiligkeit in diesen Bereich der Dorotheenstadt bringen würde. Daher - aber nur mit schönem Naturstein und wertigen schmalen Profilen - wäre dieser Entwurf wohl mein Favorit gewesen neben einem Dierks Sachs ohne Dachschräge. Kann aber mit dem 1. Platz recht gut leben.