Nbger Süden: Lichtenreuth - Technische Universität Nürnberg

  • Der Tour am 10. Juni kam mit über 50 Besuchern ein überraschend hohes Interesse zu, denn die Veranstalter hatten mit weniger Resonanz gerechnet. Die weitgehend einhellige Meinung war es, dass der anstehende Abriss der Hallen völlig überhastet wäre und man ernsthaft in Erwägung ziehen sollte den Erhalt der Hallen nochmal zu überprüfen, besonders da noch keinerlei Konzeption für die Uni existiert.



    Unterdessen ist heute von Aurelis, dem Noch-Grundstückseigentümer eine Pressemitteilung ausgegeben worden, die den Beginn der Abrissarbeiten ankündigt:


    https://www.aurelis-real-estat…-mit-dem-rueckbau-der-uml


    Damit besteht wohl kaum noch die Hoffnung, dass hier eine attraktive Uni mit Gesicht entsteht. Merke, was der Freistaat zuletzt als Hochschulgebäude in Nürnberg bauen ließ war das hier:



    Interessant dass solche Entwicklungen gerade in der Phase hochlaufen, in der sich Nürnberg als Kulturhauptstadt profilieren will. Wie passen da die Abrisse der Umladehallen und der Hauptpost, der Stillstand im Volksbad, die unnötige Diskussion um den sinnfreien Erhalt des Pellerhausersatzes und nicht zuletzt das Abtreten des Pilatushauses an die Altstadtfreunde zusammen? Was versteht Nürnberg eigentlich unter Kultur? Quo vadis, Nürnberg?

  • Lieber nothor, ich kann Deine Haltung ja nicht nur verstehen und nachvollziehen, sondern ich teile sie auch in vielen Punkten.


    In puncto Kulturhauptstadt-Bewerbung ist allerdings zu berücksichtigen, dass es sich um einen EU-Wettbewerb nach EU-Vorgaben handelt. Wenn Nürnberg hier erfolgreich sein will, muss es nach den EU-Regeln spielen. Lies Dir mal durch, welche Ziele und Kriterien die EU in der entsprechenden Verordnung festgelegt hat, konkret in den Artikeln 2 und 5:


    https://eur-lex.europa.eu/lega…=CELEX:32014D0445&from=DE


    Die Kulturhauptstadt-Initiative der EU ist gedanklich v.a. ein Stadtentwicklungswettbewerb. Das historische Erbe der beteiligten Städte bildet dabei nur einen der Ausgangspunkte. Es geht um Zukunftskonzeptionen und um Gesellschaftsentwicklung. Da kann überall das bauliche Erbe hineinspielen, aber sein Erhalt ist ebensowenig ein Kernkriterien wie die Ästhetik zeitgenössischer Architektur.


    Die Stadt Nürnberg liegt mit dem, was sie im Rahmen der Bewerbungsvorbereitung so tut, nach meiner Einschätzung recht gut auf Kurs - wenn man die EU-Spielregeln als Maßstab nimmt. Du und ich (und viele andere hier) würden uns mehr Bewusstsein für das bauliche Erbe und mehr Gefühl für bauliche und städtebauliche Ästhetik wünschen. Aber das ist zu trennen von der Kulturhauptstadt-Bewerbung.

  • Man sollte hier auch etwas differenzieren. Ja, das Hochschulgebäude der TH Nürnberg für Architektur ist wirklich ein schlechter Scherz in so einer prominenten Lage. Man kann nur hoffen, dass die Architekten von damals das als sarkastische Vorlage für die nächste Architektengeneration gemeint hatten ein solches Gebäude zukünftig nicht an solchen Stellen zu planen.


    Trotzdem sind die Umladehallen nichts was das Stadtbild beeinflusst hat, noch hat ein Großteil der Bevölkerung sie bisher gekannt. Hier kann man wirklich sagen endlich bewegt sich etwas und es wird nicht wieder erst Jahre oder Jahrzehnte (siehe Frankenschnellwegausbau) diskutiert und Gutachten erstellt. Das ist doch genau das was Deutschland schon in den letzten Jahren so viel Fortschritt gekostet hat. Hier wird ständig diskutiert, nur weil eine kleine Randgruppe irgendwas auszusetzen hat. Man sollte hier nicht nu die Eigeninteressen versuchen durchzusetzen, sondern wirklich etwas mehr an das Gemeinwohl denken. Und hier wird eine neue Uni dem Standort gut tun, egal ob wirtschaftlich oder kulturell - je früher desto besser. Dass man hier versucht hat zwanghaft wieder irgendwelche Bestände zu halten für die sich Jahrzehnte niemand interessiert hat ist schon etwas heuchlerisch - wobei das Verzögern von Projekten hat Nürnberg und Umgebung ja wirklich drauf. Vermutlich läuft hier deshalb auch nicht viel in punkto Veränderung.

  • Also ich sehe das ein wenig anders. In Nürnberg ist man mit dem Abreißen immer schnell dabei, schneller als irgendwo anders. Die Umladehallen sind im übrigen schon sogut wie abgerissen:


    http://www.nordbayern.de/regio…g-1.7709152?searched=true


    Ist doch erstaunlich, wie schnell soetwas geht wenn einen plötzlich die Furcht davor packt, man könne vielleicht doch nicht so schnell wie man will. Außer das Söder vor wenigen Tagen ins goldene Buch der Stadt schrieb "PS: Die Uni kommt!" steht noch nichts. Eine Uni hätte man auch schon vor Jahrzehnten nach Nürnberg bringen können, spätestens mit dem Niedergang der Industrie in Nürnberg vor 20 Jahren wäre das nötig gewesen. Das hier also "Randgruppen" wichtige Entwicklungen verhindern würden ist schlichtweg falsch. Gegen eine Uni kann niemand etwas haben. Dass das nun aber alles inenrhalb weniger Monate laufen soll, oder gar könnte, ist einzig mit der anstehenden Landtagswahl zu erklären. Söder wird von seinem Wort kaum zurückweichen können, das wird er auch nicht wollen. Aber er muss immerhin im Herbst erstmal eine Wahl gewinnen...


    Wenn man sich mal anschaut was andere Städte mit ihren Industriedenkmälern so anfangen und sie in Richtung Zukunft hieven wird mir einfach nur schwummrig wenn ich sehe was wir in Nürnberg stattdessen machen, siehe Bahnhofstraße, einfach zum schämen. Nürnberg kennt nur einen Weg in die Zukunft und den geht man mit dem Abrissbagger.


    http://www.deutsches-architekt…thread.php?t=8325&page=42

  • Jetzt erfährt man mal einen Zwischenstand bei den Planungen für die Technische Universität Nürnberg:
    http://bayern.de/bericht-aus-d…m-3-juli-2018/?seite=1617
    http://www.nordbayern.de/regio…nbergs-neue-uni-1.7779593


    Für mich hört sich das in Bezug auf das Fächerspektrum interessant und zukunftsweisend an. Und in Bezug auf die geplante Fläche scheint man mir sogar etwas größer zu planen als bisher bekannt. Nach meiner Erinnerung war davon die Rede, man wolle "ein Drittel" des Gesamtareals Brunecker Straße für die Uni nutzen. Nach dem heutigen Kabinettsbeschluss sollen es jetzt 37ha werden - bei m.W. 90ha Gesamtfläche wären das über 40% des Areals. Wenn dort tatsächlich der angekündigte "moderne urbane Campus" für 5000-6000 Studierende entsteht, wird das für die Stadt Nürnberg ein kaum hoch genug einzuschätzender Gewinn. Meine Hoffnung ist auch: Wenn man schon die erste neue bayerische Universität seit 40 Jahren gründet, dann muss es etwas werden, das in neue Dimensionen vorstößt. Nur eine Feld-, Wald- und Wiesen-Ausbildungsstätte für ein paar Studenten mehr würde der Tragweite des Vorhabens nicht gerecht, um die es sich hier handelt: die erste Universitäts-Neugründung in ganz Europa in diesem Jahrtausend. Wenn es nach den Plänen von Präsident Herrmann als Vorsitzendem der Strukturkommission geht, dann sieht es gut aus, nicht zuletzt in puncto Betreuungsrelation von Lehrenden und Studierenden. Hoffen wir, dass die Neider nicht dazwischengrätschen.


    (Und mit der angekündigten Gesamtinvestitionssumme von 3 Mrd. Euro, die über die nächsten Jahre an die neue Uni, an die FAU Erlangen-Nürnberg und an die TH Nürnberg fließen soll, lässt sich für den Bildungs- und Wissenschaftsstandort Metropolregion Nürnberg schon was machen. Sehr erfreulich.)

  • Nicht Architektur im engeren Sinne aber trotzdem lesenswert:
    https://www.jmwiarda.de/2018/0…-genug-an-deutschen-unis/



    In diesem Interview beschreibt Prof. Herrmann Konzept und Ideen für die TUN. Die großen Anforderungen und Ziele müssen sich auch in einer entsprechenden Architektur und Gestaltung der Gebäude und des Gelände niederschlagen.=> Da könnte wirklich was richtig gutes entstehen.

  • Na das ist doch sehr zu hoffen. Wenn man eine völlig neue, wegweisende Uni einrichten möchte zu der man nur mittels Auswahlverfahren einen studienplatz bekommen soll, so haben ich oben genannten Artikel verstanden, sollte sich das auch in einer entsprechend repräsentativ-innovativ-elitären Architektur wiederspiegeln. das würde dann auch mehr als entschädigen für den vorfristigen Abriss der Hallen, die man hätte zumindest Teilweise ja einbinden können. Dazu die Pressemitteilung der Stadtbildinitiative Nürnberg:


    http://stadtbild-initiative-nu…s-Umladehallen_180620.pdf


    Mit dem Abriss der Hallen kann ich gut leben, wenn denn etwas wirklich besseres nachkommt. Und das meine ich im Hinblick auf die Architektur, die nicht nur in Nürnberg ihres Gleichen suchen sollte. Wenn das so kommt bin ich am Ende versöhnt. Im Übrigen finde ich die Einrichtung einer Uni mehr als wichtig. Wenn ich mir anschaue, was die Stadt Nürnberg in den Schulneubau investiert, und mir dann vergegenwärtige welcher Brain-Drain einsetzt wenn die Studierfähigen nach dem Abitur aus Nürnberg ausschwärmen und anderswo an den Universitäten und Hochschulen zu studieren kann man kaum verstehen, wieso man diesen Zustand so lange hingenommen hat.

  • In einer heutigen Bildergalerie auf Nordbayern.de über anstehende Großvorhaben in Nürnberg findet sich auch eine jedenfalls mir bisher nicht bekannte Darstellung (*klick*) der Planung für das Areal Brunecker Straße - immer noch unter dem Signum "Lichtenreuth", aber jetzt unter Berücksichtigung der geplanten Flächen für die Technische Universität Nürnberg.


    Größte Unterschiede zu den Planungen, die noch auf der 2016er Lichtenreuth-Projekt-Homepage zu finden sind, scheinen mir zu sein, dass man eine schlangenförmige Verlängerung der Straßenbahn quer durch das ganze Gelände Richtung Südosten andenkt, und dass der bisher langgestreckte Park, der in West-Ost-Richtung quer durch das Areal laufen sollte, in der Mitte zu einer Art Plaza zusammenkomprimiert wird, sich dafür Richtung Osten trichterförmig stark ausweitet.


    So ganz überzeugt mich der östliche Park-Dreieck rein städtebaulich nicht. Ob ein Park, der direkt an die Münchner Straße grenzt, große Aufenthaltsqualität hat? Umgekehrt hätte man, wenn man geeignete Hochschulgebäude als Riegel näher an die Straße heranrücken würde, sowohl die Möglichkeit, einen ruhigeren Park im Inneren zu schaffen, als auch entlang der Münchner Straße einen modernen städtebaulichen Akzent zu setzen.


    Natürlich alles noch Spekulation. So ganz geht auf dieser Darstellung für mich außerdem die Verhältnismäßigkeit der Flächen nicht auf: Von den 90 Hektar Gesamtfläche will der Freistaat Bayern ja ca. 37 Hektar für die Universität kaufen, also etwa 40% des Geländes. Auf der hier verlinkten Darstellung sind noch deutlich mehr Flächen für die Universität vorgesehen. Insofern wäre interessant, ob das ein offizieller Planungsstand ist, oder ob hier ein Fehlerteufelchen mit im Spiel ist. Es ist wohl sicher noch nicht das letzte Wort gesprochen, sondern es handelt sich wohl eher um Projektstudien, da der genaue Zuschnitt der Universität und entsprechende Bedarfe bisher nur in Grobzügen feststehen. (Dass das nicht der allerletzte Stand sein kann, lässt sich auch daran erahnen, dass hier, wenn ich es richtig entziffere, noch ein Erhalt der "Kopfteile" der Umladehallen in Erwägung gezogen wird.)


    In jedem Fall gut zu sehen, dass die Planungen seitens Stadt, seitens Aurelis, seitens der Staatsregierung und seitens des Architekturbüros mit Nachdruck weiterzugehen scheinen. :daumen:

  • Dass das nicht der allerletzte Stand sein kann, lässt sich auch daran erahnen, dass hier, wenn ich es richtig entziffere, noch ein Erhalt der "Kopfteile" der Umladehallen in Erwägung gezogen wird.


    Interessant ist aber, dass in bislang keiner einzigen Planung die Umladehallen überhaupt eine Rolle spielten. Die aktuell auch in der Printausgabe gezeigte Skizze von "Lichtenreuth" zeigt das jedoch erstmals, außerdem hat man das vorher in strengem Raster gegliederte Areal nun mit einem Schwung versehen und gedreht. Daher habe ich nicht den Eindruck, dass es sich hierbei um eine alte Planung handelt, wenngleich es auch nicht die finale sein dürfte. Und mal abgesehen von dem "Umladehallen"-Detail gefällt mir der aktualisierte Plan schon deutlich besser. Die 'neue Brunecker Straße', der auch die Straßenbahn mit bis zu drei Haltestellen folgen soll, muss schließlich die gesamte Erschließung des neuen Viertels übernehmen, und so finde ich es gut dass die bebauung nicht bis an die Münchner Straße heranrückt. Wer von Äuswärts kommt wird schon an der Bauernfeindstraße eine völlig neue städtebauliche Situation vorfinden, z.B. durch die Straßenbahnhaltestelle/oder -wendeschleife, sowie eine deutlich aufzurüstende Straßenkreuzung nach Lichtenreuth hinein. Insofern schadet es nicht, wenn auf Höhe des Dutzendteichs weiterhin das Grün dominiert. Langfristig, in 20 Jahren oder so wird man aber darüber diskutieren, ob die den Park durchschneidende Straße nicht unter die Erde gehört...

  • Bei Deinen Überlegungen sprichst Du vieles an, was überzeugt und "Sinn macht", nothor. Dass sowohl Wohnraum als auch Uni-Gebäude in Reichweite der Straßenbahn liegen sollten, stimmt absolut. Wahrscheinlich unterschätze ich da die Dimensionen des Areals, das ich nur vom Vorbeifahren her kenne. Ich wundere mich in puncto ÖPNV allerdings, dass eine zusätzliche U-Bahn-Station für die bereits quer unter dem Areal verlaufende U1 nicht angedacht zu werden scheint.


    An eine Verlegung der Münchner Straße unter die Erde glaube ich übrigens nicht oder nur extrem langfristig. Solche Einhausungen oder Tunnelbauten macht man doch nur, um angrenzenden Wohnraum zu entlasten, nicht wegen eines Parks. Und ich hoffe da ohnehin, dass sich in der genannten langfristigen Perspektive der klassische Individualverkehr mit Verbrennungsmotor sowieso erledigt haben wird.

  • Dein Wort in Gottes Ohr, wie man so schön sagt, im Hinblick auf die Selbstabschaffung des Individualverkehrs. Ich erinnere mich nur wage an eine Diskussion, die wohl in München geführt wurde wegen einer stark befahrenen Straße durch einen Park, die dann unter die Erde sollte. Aber das ist Science Fiction für die heutige Münchner Straße.


    Soweit ich weiß wird eine zusätzliche U-Bahn-Station "Universität" nicht favorisiert, weil die bestehende Bahnstrecke hier eine Gefälle hat und das ist für Bahnsteige zu groß. Da darf es kein Gefälle geben aus Sicherheitsgründen, Koffer und Kinderwagen könnten sich selbständig machen und in die Gleise geraten... Trotzdem sollte man die Investition langfristig überlegen, spätestens wenn die Straßenbahn als Entlastungsstrecke bereits fertiggestellt ist. Denn auch im Hinblick auf die Stadtumlandbahn macht sich bei mir der Eindruck breit, dass die Straßenbahn langfristig das höherwertigere Verkehrsmittel sein könnte, während die U-Bahn wohl keinen einzigen Hochschulstandort direkt ansteuern wird.

  • Die Tinte ist trocken: Der Freistaat Bayern hat heute das für die Technische Universität Nürnberg vorgesehene Areal erworben und übernommen:


    http://bayern.de/soeder-ab-jet…rn-uebergeben/?seite=1579


    https://www.br.de/nachrichten/…rsitaet-nuernberg,R5zQ9In


    Damit ist ein weiterer Riesenschritt auf dem Weg zu dieser aus meiner Sicht wichtigsten Wissenschafts-, Bildungs- und Infrastruktur- und Städtebaumaßnahme in Nürnberg in den nächsten Jahrzehnten getan.

  • Abschiedsfotos vom Südbahnhof

    Scheinbar hat man schon alles abgerissen.
    Und was kommt jetzt? Gibt es schon konkrete Pläne?


    Eine Halle hätte man stehen lassen sollen!


    Dieses Fotos machte ich 2017
    Bild:  http://www.cyber-fox.homepage.t-online.de/Südbahnhof-1.jpg

    Bild:  http://www.cyber-fox.homepage.t-online.de/Südbahnhof-2.jpg


    Bild:  http://www.cyber-fox.homepage.t-online.de/Südbahnhof-3.jpg

  • Die Hallen sind weder architektonisch anspruchsvoll, noch hat sich darin maßgeblich Geschichte abgespielt. Im Endeffekt hat sich die letzten Jahrzehnte auch niemand dafür interessiert. Warum sollte man diesen unansehnlichen Müll stehen lassen? Davon haben wir in Nürnberg sowieso schon mehr als genug.

  • Diese Hallen haben (für mich) einen gewissen Charm. Natürlich waren sie jetzt baufällig. Aber vielleicht könnte man eine nachbauen (manche möchten doch sogar das Pellerhaus wiederaufbauen). Dann lieber eine dieser Hallen, das ist einfacher und billiger.

  • @ DS-17: Soweit in Nürnberg "unansehnlicher Müll" steht ist dieser meist erst in den letzten 10 Jahren entstanden. Z.B. die gesamte Bahnhofstraße ist für mich unansehnlicher Städtebau. Auch die Sanierung des Wohn- und Geschäftshauses als "Q-West" (letzter Beitrag hier) gegenüber der Quelle ist unansehnlicher Müll geworden, davon zeige ich bald mal ein Foto. Die Hallen, eine der größten ihrer Art Europas, gehörten gewiss nicht dazu. Nun sind sie aber weg und bleibt nur eine schöne Hoffnung, dass das neu entstehende Viertel nicht dieselbe Sprache spricht wie die Bahnhofstraße oder das Q-West. Man hätte durchaus wenigstens eine Halle oder eine Reihe der markanten Giebel erhalten sollen, das wäre problemlos machbar gewesen und hätte viel bewirken können. Nun muss man sich nämlich viel mehr Mühe geben um ein attraktives Viertel zu gestalten, weil ja nichts mehr da ist. Wo soll nun Identität, Unverwechselbarkeit, Wiedererkennungswert und Einzigartigkeit herkommen? Traut das jemand der heutigen Architektengeneration noch zu? Ich eigentlich nicht mehr. Wir sind ja nicht in Chicago oder Dubai, Nürnbergs Besonderheit nährt sich aus der Architektur vergangener Tage. Wenn man die nicht pflegt, sondern abreißt, fällt die Stadt immer weiter zurück.

  • Im Endeffekt wird in Nürnberg und so gut wie überall in DE seit den 50ern unansehnlicher Müll produziert. Sehr schade sowas, denn durch die Nachkriegsbauten hat man alle architektonischen Ansprüche nach unten geschraubt und es sieht auch nicht danach aus, als würde man das in naher Zukunft ändern. Auch dank der sowieso schon hohen Baupreise und Bauvorschriften. Ansonsten stimme ich dir zu, dass die anderen Projekte wie Q-West alles andere als vielversprechend sind. Das Quelle-Gebäude sollte sowieso nicht unter Denkmalschutz stehen - ein anderes Thema.


    Interessant ist aber dein Vergleich mit Dubai. Gerade Dubai hat doch den Großteil seiner alten Architektur komplett aufgegeben? Sicherlich gibt es hier und da ein Bauprojekt, das noch etwas an alte Strukturen wie die Windtürme erinnert, aber ansonsten hat sich die Stadt und deren Charakter komplett neu erfunden und ist nicht mehr mit der Altstadt oder alten Elementen vergleichbar. Der internationale Charakter lässt das Stadtbild zwar modern wirken, gleichzeitig aber auch nicht mehr unterscheidbar zu anderen Metropolen, wie zB Shenzhen (architektonisch gesehen). Im Vergleich mit Dubai hat also Nürnberg ideale Voraussetzungen die alte verkrusteten Denkweisen bzgl. Neubauten abzulegen und tatsächlich etwas bewegendes zu entwerfen. Nach den ersten Entwürfen zum Areal aber eher nicht vorstellbar.

  • Anders als Nürnberg war Dubai aber bis vor rund 80 Jahren kein architektonisches "Schatzkästlein" und hat ganze Kunstbibliotheken gefüllt. Nürnberg hatte immerhin eine unbestreitbare kulturhistorische Bedeutung in der abendländischen Welt, und die konnte man der Stadt ansehen. Die Bedeutung Nürnbergs ist heutzutage nur noch ein Schatten seiner früheren, umso wichtiger wäre es die Hinterlassenschaften dieser Geschichte sorgfältiger zu prüfen und ihre Transformation in die Gegenwart für zukünftige Nutzungen anzustrengen.


    Leider sieht man Nürnberg seine unterdurchschnittliche Bedeutung in der heutigen westlichen Kultur an seinen Neubauten an. Schaumstofffassaden soweit das Auge reicht, billiger geht es halt nicht.


    Dubai kann da auf unendlich viel weniger gebautes Erbe zurück blicken, dafür ist es heute ein einflußreicher Wirtschaftsstandort, das sich nur die besten Architekten holt. Dubai erlebt heute das, was Nürnberg in seiner Vergangenheit hatte. Meinst du Dubai wird eines Tages wieder Lehmhütten bauen, bzw. die zeitgemäße Entsprechung davon?


    Ich denke dass man stets versuchen sollte zu erhalten, was man einst errungen hat anstatt es einfach wegzuräumen und Allerweltsmüll neu zu bauen. Die Hallen wurden vorsorglich schon weg gerissen obwohl es noch nichtmal einen einzigen Bauplan für ein neues Haus gibt.