Technisches Rathaus und Umfeld - Neugestaltung nach Abriss

  • Schmittchen: Ich empfehle, die Renderings gar nicht anzuschauen - die sind völlig irrelevant, das würde eh nicht so gebaut. Ausschlag gebend sind die Schwarzpläne, die einen neuen Stadtgrundriss vorschlagen. Große Baukörper können übrigens durchaus eine gegliederte Fassade haben und dadurch kleinteiliger wirken. Aber das ist Aufgabe weiterer Architektenwettbewerbe.

  • GJM, ich habe das durchaus verstanden. Versuche bitte einmal, dir diesen Ankauf aus #155 als Schwarzplan vorzustellen. Und? Tue ich das, bleiben vier, fünf Klötzchen, eines nach dem anderen parallel zur Braubachstraße aufgestellt. Zwei weitere Kistchen (okay, ggf. "Platzhalter" für kleinteilige Bebauung) sind über Eck irgendwo in den verbleibenden Raum gestellt. Die - viel zu breite - Schneise dazwischen wird ohne jeden historischen Bezug Schirnplatz genannt. Ja, man höre und staune, Schirnplatz! Ein sich zufällig irgendwo zwischen den Klötzen ergebender Durchlass wird mit enormer Chuzpe als Krönungsweg bezeichnet. Weil ein Klotz im Weg steht, freilich ohne Sichtachse zu sein, vielmehr mit einem Knick. Anders natürlich als beim historischen Markt. Aber das ist dann auch egal.


    Der Schwarzplan ist vorhanden, abgebildet ist er zum Beispiel am Ende des zweiten FAZ-Artikels in # 141. Gut, er sollte etwas angepasst, auch "entschnörkelt" werden. Einzupassen ist meinetwegen auch die Rotunde der Schirn. Doch niemand wünscht demgegenüber einen komplett neuen Stadtgrundriss als Folge größtmöglicher Beliebigkeit oder/und Erwägungen hinsichtlich Maximierung der BGF (außer der DIL vielleicht).


    Darauf bezog sich meine Wertung als Frechheit und die Frage, warum für so etwas Geld ausgegeben wird.

  • Okay, Schmittchen. Diese Argumentation kann ich nachvollziehen und stimme ihr in weiten Teilen auch zu. Ich wollte nur Missverständnisse ausschließen, die offenbar bei vielen eingetreten sind, da auch Fassaden-Renderings veröffentlicht wurden.

  • Klingt interessant: "Altstadt-Aufbau findet Unterstützer" aus der heutigen FNP .... "Der Unterstützerkreis plant in den nächsten Wochen öffentliche Veranstaltungen."

  • Ein anderer Aspekt ist zu bedenken: Ein Wiederaufbau wurde nach Aussage von Planungsdezernent Schwarz an Brandschutzbestimmungen scheitern. Ob das in dieser Allgemeingültigkeit so richtig ist oder sich nur auf einen kompletten Wiederaufbau 1 zu 1 beziehen soll, weiß ich natürlich auch nicht, zumindest würden wohl Kompromisse notwendig werden.


    Das mit den Brandschutzbestimmungen stand gestern in einem Artikel in NEWS-Frankfurt. Auch der Unterstützerkreis, angeblich am vergangenen Samstag gegründet, ist dort erwähnt. Diese Entwicklung sollten wir m. E. sehr genau verfolgen und schnell in Kontakt treten, sobald Näheres bekannt ist.


    Den Artikel, der auch ein Foto des KSP-Entwurfs aus anderer Perspektive (Domsicht) enthält, findet ihr hier.

  • Ich denke, mit Kompromissen könnten wir alle ja am Ende leben...


    Dass man nicht alles 1:1 rekonstruieren kann, hatte ich auch vorher angenommen. Es ging ja eigentlich immer nur um die Rekonstruktion besonders wichtiger Gebäude.

  • Bin erst heute wieder on und muss mir nach nem katastrophalen Bundestagswahlergebnis direkt sowas schockierendes antun...


    Ich bin für Aktionismus pur. Website bin ich dabei.
    Dieses Treten-mit-Füßen der Frankfurter Geschichte darf auf keinen Fall umgesetzt werden. Und das trifft auf alle Entwürfe zu. Bleibt wohl nur eins übrig: BFF wählen.
    Warum müssen Straßen heutzutage immer schnurgerade verlaufen? Diese vereinfachten Verläufe in den Entwürfe sind entsetzlich!
    Warum kann man nicht einfach mal die historischen Grundrisse eins zu eins übernehmen?
    Und wie zur Hölle kann man sich rausnehmen, einem Stadtquartier das von geschichtlicher Bedeutung nicht nur für Deutschland sondern ganz Mitteleuropa ist, sein historisches Aussehen zu verwehren. Hier ist man doch geradezu in der Pflicht vor seiner Bevölkerung und den Touristen, dem Areal ein Aussehen zu geben, das seiner HISTORISCHEN Bedeutung gerecht wird.


    Gott bewahre.


    Im Moment sollten wir uns ja auf die Grundrisse beschränken, die Architektur is erst später dran. Aber schonmal dazu:
    wenn Fachwerkhäuser nicht neben moderne Gebäude passen bleibt an dieser für FFM so wichtigen Stelle nur das Weglassen letzterer übrig.

  • Auf Grundlage des historischen Schwarzplans habe ich mal eine Grafik erstellt, worum es eigentlich geht. Hier:



    So groß ist das in Frage stehende Gebiet gar nicht, wie man sieht. Gelb hervorgehoben die zunächst wieder aufzubauenden Blocks.


    Orange eingezeichnet der Haupttrakt der Kunsthalle Schirn. Vom Verlauf und der Tiefe her entspricht er einigermaßen der Häuserzeile, die vor dem Krieg dort stand.


    Nicht eingezeichnet ist die Schirn-Rotunde, die teilweise an Stelle des blau hervorgehobenen Blocks steht. Hier wäre es vielleicht zweckmäßig, zunächst auf den Wiederaufbau zu verzichten. Wenn man in einigen Jahren die Rotunde dort nicht mehr sehen möchte, dann wäre in Verbindung mit dem Wiederaufbau auch dieses Blocks (plus der Zeile zwischen Drachengässchen und Goldhutgasse) auch eine andere Eingangslösung für die Schirn vorstellbar. Zum Beispiel über den Platz im rückwärtigen Bereich des Blocks, dem sogenannten Handwerkerhöfchen.


    Zur Frage nach den wichtigsten Gebäuden in diesem Gebiet: An erster Stelle werden immer genannt

    - das "Haus zur Goldenen Waage", Ziffer 1 im Plan, Foto, und
    - das "Rote Haus", Ziffer 2 im Plan, Foto.

  • Danke Schmittchen für den aufschlussreichen Beitrag.


    Konnte mir gerade die Ausstellung ansehen und bin jetzt noch depremierter als vorher.
    Übrigens ging es mir nicht alleine so, die anwesenden verursachten tumultartige Diskussionen, der einstimmige Tenor:
    Wie kann man der Altstadt nur so etwas antun. Wo haben die "Architekten" Ihr Handwerk erlernt?


    Eine alte Dame, neben dem alten Zollhaus lebend war schockiert.
    Sie dachte man würde die Altstadt wieder auferstehen lassen und war mehr als enttäuscht.
    Sie erzählte wie herrlich die Altstadt früher war, wie sie mit Ihren Eltern in kleine Apfelweinstübchen gingen ( die Kinder durften natürlich nur Apfelsaft trinken ;) ) und wie sehr man von dem Charme der Altstadt angetan war. Sie verstehe nicht wie man solche Experimente zulassen könne. Leider sagte Sie auch noch werde Sie den tag nicht erleben an dem alles wieder stehen würde aber sie hoffe doch sehr dass man sich noch richtig entscheidet.
    Andere Anwesenden meinten es müsse sich Widerstand formieren, ein wahrer Albtraum was man hier zu sehen bekäme.
    "Bevor man sowas scheussliches baut, kann man gleich das andere ( Technische Bauamt ) stehenlassen."!


    Interessant auch einige Einträge in dem ausliegendem Kommentarbuch wie zB.


    Schwarz ist Langweilig
    Nova Wettbewerb
    Albträume pur
    etc. etc.


    Es gab allerdings 2 Entwürfe die mir zumindest von der Baumassenaufteilung gut gefallen haben, einer davon ist der Entwurf von Mäckler.
    Habe auch viele Bilder gemacht, allerdings muss ich diese erst bearbeiten um sie später dann online stellen zu können.


    Habe dort übrigens eine interessante Bekanntschaft gemacht, diese Person wird sich noch heute registrieren und uns Ihre Entwürfe für das Areal aufzeigen die den Zweck haben komplett! zu rekonstruieren, aber davon soll die Person selbst mehr berichten.


    In einem anderen Gespräch konnte ich erfahren dass es bereits die ersten Entwürfe für das historische Museum gibt, die im ersten Stock aushängen. Allerdings solle jeder dieser Entwürfe schlimmer als der Betonklotz sein. Leider kam ich nicht nach oben.


    Mittlerweile erscheint es mir als wolle man die komplette Altstadt zerstören und dass möglichst viel Bruttogeschossfläche mehr zählt als das Verlangen der Bürger oder die Identität einer Stadt.

  • Dass die Bürger so leidenschaftlich für den Wiederaufbau und so entschieden gegen die Entwürfe sind, finde ich allerdings doch ziemlich ermutigend. Vielen Dank für die "Frontberichterstattung".


    In diesem Zusammenhang ist es sicherlich ganz günstig, dass im März 2006 Kommunalwahlen sein werden. Sehr wahrscheinlich wird die Altstadt ein wesentliches Thema.


    No pasarán!

  • Es wird übrigens evtl. auch eine Bürgerinitiative geben, sie ist bereits im Begriff sich zu bilden...
    Das ist das was ich gehört!!! habe. Ich gründe keine, nur mal zur Richtigstellung...

  • Hatte bisher nie die Zeit in irgendwelchen Bürgerinitiativen mitzumachen, aber ich glaub bei dem Thema gehts einfach net anders: Ich bin dabei!

  • Liebe Forum Gemeinde,


    Derzeit halte ich die Altstadt-Neubebauung für mit das wichtigste Stadtplanungs-Projekt. Jetzt hat die einmalige Chance ein einheitliche Bebauung aus einem Guß zu realisieren. Und die Umstzung kann nur lauten: Rekonstruktion dieses Viertels möglichst nach historischem Vorbild. Wenn jetzt nicht, dann nimmer mehr. Wir haben doch die schönste Vorlage, die man sich vorstellen kann, nämlich eines der bedeutesten Altstädte in Mittel-Europa.


    Warum wird Frankfurt von Fremden als häßlich, kalt und langweilig angesehen? Weil es keine pardon kaum kleine putzige Häuser und Gassen mit Flair hat, wo es Spaß macht zu flanieren, einkaufen, einzukehren, und ich möchte nicht als Gegenargumentation Alt-Sachsenhausen hören. Denkt einfach mal drüber nach: Es ist Weihnachten, Ihr wollt mit Euren Lieben, bei Schneefall, gemütlich Eure Besorgungen nachgehen, danach schön einkehren usw. Wo würdet Ihr das lieber machen? In München, Zürich, Prag etc oder in einer Stadt, die nur Business kennt: Zweckbauten ob hoch oder lang. Was der Stadt fehlt ist, Atmosphäre, Wärme. In Falle Frankfurt haben wir vielleicht weltweit die einmalige Chance, einen spannenden Kontrast zu schaffen - Hochhausstadtviertel und Altstadt mit der in Mitteleuropa eigentlichen kulturellen Architektur: Fachwerk - Nur es muß richtig durchgezogen werden. Dann hätte Frankfurt was Einmaliges zu bieten und hätte weltweit sein spezifisches Image. Auch wenn Retros bei Einigen verpöhnt sein mag, aber andere Städte haben dies bestens auf die Reihe gebracht. Und genau da herrscht auch wieder lebendige Atmoshäre. Beispiel Warschau.


    Und noch etwas: Solange bei jeder Planung immer wieder dieselben Pappnasen beauftragt werden, solange bleibt Frankfurt frischen Denkansätze verwehrt. Es sind immer die gleichen Architekturbüros...

  • Rekonstruktion!!!!

    Hallo Forum,


    mein Name ist Dominik Mangelmann und ich bin Bauingenieur-Student mit folgender Diplomarbeit:



    Mehr dazu später...habe einen Termin

  • Man sollte sich auch mal die Frage stellen.. warum Touristen aus Asien, Frankfurt besuchen kommen.
    Gewiss nicht, um Gebäude der 0-8-15 Architektur zu bestaunen die sie in Ihren Heimatländern selbst
    zu tausenden und in noch ganz anderer Dimension haben. Es gibt immer mehr Menschen in Asien, die
    sich einen Urlaub (und die Asiaten bevorzugen kulturbezogenen Urlaub) in Europa leisten können.