Auch wenn Rohne schon auf lange vergangene Seiten dieses Threads hingewiesen hatten, will ich nochmal auf lange vergangene Zeiten hinweisen. Die Beschäftigung mit der Geschichte ergibt schnell, dass Frankfurt aufgrund seiner Lage schon immer einer starken Bevölkerungsfluktuation unterlegen hat bzw. die Differenz zwischen der Stadtbevölkerung und den nicht ständigen Bewohner von Alters her sehr groß war.
Im Mittelalter hatte Frankfurt kaum 10.000 Einwohner, die sich bis zum Ende der frühen Neuzeit auch nur durch die Einwanderer aus Frankreich und Holland knapp vervierfacht haben. Spätestens seit der zweiten Messe ab 1330 und der Goldenen Bulle, die die Stadt ab 1356 bekanntermaßen zum Wahlstätte der Kaiser erhob, war die Infrastruktur zunehmend darauf ausgerichtet, mehrmals im Jahr ein Vielfaches der eigentlichen Bevölkerung aufzunehmen. Außerhalb dieser Zeiten war Frankfurt ein Nest, frei nach Goethe. Also im Endeffekt das Gleiche wie heute, wenn abends der letzte Pendler heim ist.
Womit identifizierte man die Stadt? Bis ins 19. Jahrhundert hinein natürlich nicht mit der Altstadt, sondern der ehemaligen Wahl- und Krönungsstädte der deutschen Kaiser und mit ihrer bis heute bedeutenden Messe. Aber was trug diese Identifikation nach dem Ende des Heiligen Römischen Reichs? Natürlich die Altstadt mit ihren im Mittelalter stehen gebliebenen Patrizierhäusern und Straßenzügen wie dem Markt, auf dem der Kaiser schritt, die von dem lange vergangenen Glanz kündeten.
Mit der Zerstörung der Altstadt und der anschließenden Verleugnung der Geschichte beim Wiederaufbau ist all das verloren gegangen. Jetzt erzähle mir bitte mal einer, dass eine international heute schon lächerliche Skyline dies ersetzen soll? Und was daran so falsch ist, mit einer Rekonstruktion eines winzigen aber sehr repräsentativen Altstadtteils (Goldenes Lämmchen und Stadt Nürnberg als Messehöfe, Markt als Krönungsstraße, Goldene Waage als das Haus eines als Geschäftsmann erfolgreichen niederländischen Einwanderers, Neues Rotes Haus als Inbegriff Alt-Frankfurter Lebenskultur) ein ganz kleines bißchen dieser Identität wieder zu gewinnen? Und welcher moderne Städtebau in der Lage sein soll, etwas vergleichbares zu stiften?