Der Einwurf eine Rekonstruktion sei nur schwer machbar und kaum wünschenswert wegen der schlechten Belichtung der Häuser und der Enge ist meistens ideologisch-motiviert.
Ich behaupte, dass das quasi immer der Fall ist - ich für meinen Teil habe jedenfalls noch nie jemanden etwas wie "Ich würde nie in eine mittelalterliche Altstadt ziehen, viel zu eng und stickig!" sagen hören. Und ich kann mir beileibe nicht vorstellen, dass im Gegenzug ein 10-stöckiger Sozialbaublock auf der grünen Wiese für ein Gros der Menschen hierzulande die schönere Alternative ist. Und mag das Wohnen dort noch so viel moderner sein und weiß der Fuchs, solche Gebiete sind zumeist weder citynah, noch charmant, noch irgendwie urban oder lebendig. Wenn all die starrköpfigen Idealisten diese Art von Stadtleben bevorzugen, gern - soll mir Recht sein. Dieses Bedürfnis dann jedoch auf die gesamte Bevölkerung projezieren zu wollen ist in meinen Augen jedoch eine Unverschämtheit.
Gebäude, die den modernen Ansprüchen voll genügen, gibt es in Frankfurt en masse.
Ganz genau. Zumal ja nicht gesagt ist, dass eine Fachwerkfassade eine moderne Nutzung verhinderte. Das Ulkige an der ganzen Angelegenheit: Die Leute, die über den Köpfen des Volkes hinweg die Entscheidungen der Stadtentwicklung fällen und mutwillig dutzendweise Investorenkisten sowie Kraut-und-Rüben-Quartiere zulassen, leben oft genug in piekfeinen, prunkvollen Gründerzeitbauten. Kann mir echt nicht vorstellen, dass diese Leute unfreiwillig in Wohnungen/Häusern der von ihnen ach so verhassten klassischen Architektursparte leben
Es ist für eine Stadt einfach auch immanent wichtig, zumindest ein paar charmante Ecken und Quartiere der Traditionsbewahrung, gemütlicher Einkehr und des Friedens zu haben. Ansonsten wirkt sie (nicht nur) meiner Meinung nach einfach seelenlos und absolut uninteressant. Für Frankfurt werden die wieder auferstehenden Kleinode einen unglaublich positiven Effekt haben, da bin ich mir absolut sicher. Man stelle sich nur mal vor, wie der Römerberg heute aussähe, hätte man ihn nach dem Krieg ausschließlich mit dreisten Waschbetonungetümen (á la Technisches Rathaus) zugestellt.
Diese einmalige Gelegenheit muss nun einfach voll ausgeschöpft werden, alles andere wäre schlicht enttäuschend.
I sa ma so: I freu mi drauf!