Technisches Rathaus und Umfeld - Neugestaltung nach Abriss

  • Preisfrage:
    In welcher deutschen Großstadt wird immer wieder der Kontrast zwischen Alt und Neu als besonders interssant herausgehoben?


    HIer nochmal die Kreuzung die ich meinte:

    Das ist die Haltestelle Rathaus in Braunschweig. Von links nach rechts erkennt man Brutalismus, Neogotik, Gotik, Postmoderne, 50er und 60er Bauten. Folgt man der Strasse nach links kommt die neoromanische Burg Dankwarderode, nach rechts geht es zu klassizistischen Theater. Ich kann all diesen Gebäuden etwas abgewinnen, aber nur, weil sie so zusammengewürfelt da stehen. Weder das TR kann ich mir geklont, und zum Ensemble zusammengestellt vorstellen, noch würde ich lauter neogotische Bauten mögen, oder einer reinen 50er Bebauung den Vorzug geben. Die Gebäude würden unter ihres Gleichen nicht so zur Geltung kommen.

  • Preisfrage:
    In welcher deutschen Großstadt wird immer wieder der Kontrast zwischen Alt und Neu als besonders interssant herausgehoben?


    Wobei aber ziemlich selten mit dem Kontrast direkt benachbarter Gebäude geworben wird sondern eher den Kontrast der Quartiere, von wegen Fachwerk und Hochhausskyline.
    Und jetzt rate mal, an was es im Frankfurter Innenstadtbereich mangelt, weshalb dieser Kontrast bei weitem nicht so kontrastreich ist, wie oft behauptet. Kleiner Tip: die moderne Architektur ist es nicht.


    Ach ja, dein Bild ist ziemlich grottig. Die älteren Gebäude können die Tristesse etwas entschärfen, aber das wars auch schon.

  • Und wenn man keine Argumente hat verteilt man einfach in Massen rote Lämpchen. Oh man, wie arm...

  • Bitte was soll das denn sein? Moderne Architektur im allgemeinen oder was?


    Das, was sich seit geraumer Zeit an der plakativen Phrase "Ornament ist Verbrechen" festklammert.


    Und um das auch für Fachwerkhaus noch einmal zu erklären: Anhand z.B. der Tapeten kann man zweifelsfrei belegen, dass sich der Massengeschmack regelmäßig ändert. Ob da nun Ornamente drauf waren oder nicht, ist dabei irrelevant.


    Dass es Trends gibt und diese von begrenzter Natur sind, steht außer Frage. Das wollte ich mit dem Tapetenbeispiel auch nicht bestreiten, sondern die Tatsache, dass die angeblich so auf die schnörkellose Architektur abfahrende Gesellschaft der 70er Jahre in den eigenen vier Wänden nach Kräften den gleichen Ornamentfetischismus betrieben hat wie in den Jahrhunderten zuvor. Ich wage zu behaupten, dass man damals im privaten Bereich nur aus Kostengründen auf all zu reichhaltige Ausstattungen verzichtet hat.


    Ich könnte mich noch seitenweise über soziologisch-politisch-kulturell-wirtschaftliche Faktoren auslassen, die zu der architektonischen Entwicklung seit den 50er Jahren geführt haben, allerdings habe ich davon nicht die fundierten Kenntnisse, die ich gerne hätte um das alles hieb- und stichfest dokumentieren zu können. Außerdem wäre es noch weiter vom Thema entfernt als wir im Moment ohnehin schon sind, darum lasse ich es. Es sei aber gesagt, dass man für die Bauten der letzten 55 Jahre nicht alleine gesellschaftliche Trends verantwortlich machen kann, sondern eine ganze Reihe von Faktoren, die alle berücksichtigt werden wollen.

  • Ausnahmen wie dich, die das nicht so empfinden, bestätigen die Regel.


    Ich bin mit meiner Ansicht, was diese Stelle in BS angeht aber überhaupt nicht alleine. Die meisten Menschen mit denen ich rede, finden es da auch ziemlich interessant, und genießen ihre Wartezeit auf den Bus zwar nicht, haben aber das Glück, dass sie da mal was zu sehen haben. Die meisten Menschen mit denen ich da rede, und die ziemlich repräsentativ sind, gucken z.B. gerne Richtung Theater, das links und rechts von modernen Bauten umgeben ist, und sagen, sie würden gerne in den modernen Häusern wohnen, weil diese ihnen gefallen. Viele sagen auch, das jetzt, wo der Strassenraum erneuert wurde, es hier eigentlich schöner ist, als sie es je wahrgenommen haben. Es kommen natürlich auch Kommentare, die eher deiner Meinung entsprechen, die Mehrheit scheint das aber zu schätzen, was da gebaut wurde. Was soll da überhaupt trist sein? Einer der meist frequentierten Orte der Stadt siehst du da, das einzige was ein wenig trist ist, ist das Wetter, aber der Braunschweiger definiert sich eh als Norddeutsche, und mag das so.
    Ich weiß auch nicht, was der Frankfurter an sich als so starken Kontrast empfindet, weil ich den nie gesehen habe, und auch nicht laube, dass man den Kontrast erfahren kann, wenn man von der Hanauer Altstadt auf die Hochhäuser guckt. Es hat sich aber eine Mehrheit eindeutig dafür ausgesprochen, dass man innerhalb des Rathausquartiers gerne eine Mischung aus Alt und Neu haben will, und nicht eine Altstsadt als Kontrast.


    Das Lämpchen hats du für den blöden Einzeiler bekommen, der hier nicht hin gehört. Ich mach mir doch nicht die Mühe immer wieder argumentativ zu schreiben, damit ich wie im Kindergarten als Outsider hingestellt werde. So was solltest du dir einfach sparen. Steht auch in den Boardregeln glaube ich, dass sinnlose Einzeiler nicht so sehr gewünscht werden, sondern dass man gerne auch argumentative, ausformulierte Statements nimmt. Und das ich keine Argumente habe is ja wohl lachhaft.

  • Wie oft soll ichs noch sagen?
    Niemand kennt die Fragestellung für die Umfrage. Es ist definitiv nicht klar ob es sich auf die Fassaden bezieht oder allgemein die Bauweise. Hinzu kommt, dass auch eine Komplettreko nicht 100% historisch wäre, da es eben 2 bis 3 Gebäude gibt, deren Wiederaufbau gelinde gesagt verzichtbar ist, und Kunstverein, Haus am Dom und Schirn ihr übriges dafür tun, dass gegenwärtig nicht alles rekonstruiert werden kann.


    Und was den Einzeiler betrifft. Ich wollte das nicht so stehen lassen, diesem Teil der Diskussion aber auch nicht mehr Platz einräumen als nötig, mein Posting davor hat meine Meinung dazu ja doch ausreichend beschrieben, zumal ich immer noch auf eine Antwort darauf warte:

    Sag mir doch mal einen vernünftigen Grund warum ausgerechnet dort unbedingt modern gebaut werden muss!

  • Erstmal Gratulation zu mik's Vergleich von Pornoheftchen mit Ornament / Rekonstruktion. Selten so einen hirnverbrannten Schwachsinn gelesen, erspart mir jedenfalls die weitere Diskussion mit dir, da ich nun mit Sicherheit weiß, dass du nicht ernsthaft daran interessiert bist.


    Nun zu Dvorak:


    Braunschweig als eine der einst architektonisch und kulturhistorisch bedeutendsten Städte des deutschen Mittelalters, die alleine aufgrund der verbauten Holzmenge nach dem Bombardement über eine Woche lang abgebrannt ist, als Beispiel für ein tolles Ensemble heranzuziehen, finde ich schon ziemlich mutig. Die Traditionsinseln mögen ein einzigartiges und im Grunde nicht schlechtes Konzept sein, doch sie können nicht darüber hinwegtäuschen, dass viel zu viel mit billigster Nachkriegs-Zweckarchitektur aufgefüllt wurde. Dadurch ist Braunschweig ein Beispiel für misslungenen Wiederaufbau (siehe auch dein Bild), in das einige verbliebene Kulturdenkmale eingestreut sind, mehr aber auch nicht.


    Dein regelrechter Hass auf den Holzbau (wie ich es mal z. B. Beitrag #1009 entnehme) scheint dich im Übrigen blind dafür zu machen, dass ein jedes Fachwerkhaus - im Gegensatz zu modernen Häusern, die auf dem Reißbrett geplant replizierbar wie Dosenfrass sind - absolutes Unikat ist und bleibt. Und gerade das niederdeutsche Fachwerk ist darüber hinaus noch besonders schmuckfreudig und somit über die reine Zimmermannskonstruktion hinaus kunsthistorisch fast ausnahmslos interessant.


    ----------------
    Dein Ton wird sich bitte unverzüglich ändern, Manuel. :nono2:


    Edit: Interessant, von einem klaren Befürworter der Moderne eine Verwarnung zu erhalten, während hier andere Leute schadlos Pornoheftchen-Vergleiche ziehen dürfen. Selbst wenn mein Ton daneben war, war mik das nicht weniger. Aber ein Schlingel, wer da Böses denkt.

  • Erst einmal spricht nichts dagegen dort modern zu bauen.


    Dann finde ich persönlich, es schöner. Das darf man ja auch mal sagen, auch wenn es klar war. Ich glaube auch, dass es eine Mehrheit der Frankfurter wünscht. Wie auch immer die Fragestellung war, solltest du deine Nachbarn nicht für so blöd halten, dass sie nicht wissen, was mit einer Mischung aus Alt und Neu gemeint ist. 49% der frankfurter Bevölkerung werden ja wohl kaum so blöd sein, dass sie sich hinterher betrogen fühlen, wenn sie sehen, dass auch moderne Fassaden realisiert wurden, und nicht die von ihnen gewünschten historischen Fassaden mit modernem Innenleben. Wenn gefragt wird, was man sich auf dem Areal wünscht, und ankreuzen soll (so in etwa denke ich, dass es gewesen ist), ob nur Reko, nur modern, oder eben der Mix aus beidem, dann versteht jeder worum es geht. Wenn man die erste Umfrage ernst nimmt, wie du es ja tust, dann sollte man das auch mit der zweiten machen, gerade, weil sie sich überhaupt nicht ausschließen.


    Warum ich eine Mischung verschiedener Stile bevorzuge, hab ich schon einmal ausgeführt. Vor 1944 waren auf dem Areal auch allerlei Stile zu finden, was dem ganzen wohl ganz gut getan hat. Ich sehe es so, dass eine Mischung damals erfolgreich war, und man deshalb auch auf diesem Weg weiter machen sollte.


    Die Argumente die du für einige Gebäude aufführst sehen so aus, dass sie nur darauf zielen, ein Gebäude als Repräsentanten seiner Zeit wieder aufzubauen. Wenn viele Gebäude nur ihre Zeit repräsentieren, dann sollte man die eigene Zeit daneben stellen, damit auch die nächsten Genarationen eine Entwicklung erkennen. Jaja es gibt genug modernes in FFM, aber wenn man die verschiedenen Epochen repräsentieren will, dann finde ich es besser die Gebäude so nebeneinander zu stellen, dass man schön alle auf ein mal sieht.


    Jeder hat was das er gerne mag. Jedem aber immer sein eigenes Viertel zu geben, mit dem was er mag finde ich nicht schön. Alles nebeneinander finde ich besser. Ich setze mich zum Beispiel gerne in Cafes, von wo ich möglichst viele verschiedene Dinge sehe, da kann ich mit Freunden viel besser diskutieren, als wenn ich überall das gleiche habe. Wenn alles gleich ist, dann sehe ich mich schnell satt, und kann dann auch nicht mehr drüber reden. Und ich rede gerne über Architektur, besonders, wenn mein Gegenüber eine ganz andere Meinung hat wie ich.


    Ist jetzt alles ein wenig mager in der Ausformulierung, aber wird wohl klar was ich meine.



    1. Ich sehe keinen Grund der dagegen spricht
    2. Ich halte wie eine Mehrheit der Frankfurter eine Mischung für schöer/besser
    3. die Mischung war damals gut, sie wird es auch heute sein
    4. repräsentation der eigenen Zeit.
    5. Ich kann es mir länge angucken, weil es mich nicht so anstrengt.

  • Dein regelrechter Hass auf den Holzbau (wie ich es mal z. B. Beitrag #1009 entnehme) scheint dich im Übrigen blind dafür zu machen, dass ein jedes Fachwerkhaus - im Gegensatz zu modernen Häusern, die auf dem Reißbrett geplant replizierbar wie Dosenfrass sind - absolutes Unikat ist und bleibt.


    So was finde ich ja toll. Wo habe ich denn meine persönliche Meinung zum Holzbau kund getan? Ich habe jemanden zitiert, um zu zeigen, dass Fachwerk auch mal ziemlich aus der Mode war, was nur die Antwort auf eine Frage war. Dann hab ich noch gesagt, dass ich mich schnell dran satt sehe, und (Achtung) ich es schade finde, dass ich so belanglos an den Häusern vorbei gehe. Nicht die Häuser erregen diesen ekel, sondern, dass ich mir diese schönen Sachen nicht angucken mag, und sie deshalb nit entsprechend honoriere.
    Im übrigen, bin ich neben einer Zimmerei und einem Sägewerk aufgewachsen, und arbeite schon mein leben lang mit Holz, mien Großvater ist Zimmermann, und hat an der Warschauer Altstadt mitgebaut, ich selber wohne in einem Fachwerkhaus, dass ist aber wirklich hässlich, und zu guter letzt habe ich selber bereits ein fachwerkhaus gebaut. Seit 3 Jahren baut mein Vater sein Nebengebäude aus. Die notwendigen Zimmerarbeiten haben größtenteils ich und mein Vater erledigt. Die Übung Holzbau in Baukonstruktion habe ich auch ganz gut abgeschlossen.


    Außerdem solltest du dir eine Zimmerei angucken, damit du merkst, dass eben nicht alle Fachwerkhäuser Unikate sind, sondern schon seit Jahrhunderten in Massenproduktion gebaut werden. Viele Dörfer hatten einen Platz, an dem die Zimmerer die Seitenteile der Gebäude einmal nach einem immer wiederkehrenden Muster bauten, dann außeinandernahmen, und am Bauplatz dann nur noch zusammensteckten. Wenn ich mir unsere Neubaugebiete angucke, dann bieten die mehr Vielfalt, als der Dorfkern. Ist aber auch kein normales Dorf. In der Stadt ist das vielleicht anders gewesen, aber alles als Unikat zu bezeichnen was Fachwerk ist, ist Unsinn.


    Ja Braunschweig ist hässlich.:nono: Schon mal hier gewesen?
    Historisch wertvolles kann man auf meinem Bild gar nichts sehen. Wo siehst du denn da die Kulturdenkmale?

  • Erst einmal spricht nichts dagegen dort modern zu bauen.


    Es spricht auch nichts dagegen das allermeiste zu rekonstruieren.



    Dann finde ich persönlich, es schöner. Das darf man ja auch mal sagen, auch wenn es klar war. Ich glaube auch, dass es eine Mehrheit der Frankfurter wünscht. Wie auch immer die Fragestellung war, solltest du deine Nachbarn nicht für so blöd halten, dass sie nicht wissen, was mit einer Mischung aus Alt und Neu gemeint ist. 49% der frankfurter Bevölkerung werden ja wohl kaum so blöd sein, dass sie sich hinterher betrogen fühlen, wenn sie sehen, dass auch moderne Fassaden realisiert wurden, und nicht die von ihnen gewünschten historischen Fassaden mit modernem Innenleben.


    Traue keiner Statistik die du nicht selbst gefälscht hast. Gerade von der Fragestellung (und den Kommentaren die während dieser getroffen werden) hängt viel ab. Von daher sollte man Umfragen die mehr als 2 Antwortmöglichkeiten beinhalten (und selbst die sind mit einer gewissen Vorsicht zu genießen), wo man sich also gezielt für eine Variante entscheiden muss, anstatt sich mit einem Mittelweg aus der Affäre ziehen zu können (erst recht wenn einen das Thema nicht soooo sehr interessiert), immer kritisch beäugen, solange man nicht alle Details der Umfrage kennt.



    Warum ich eine Mischung verschiedener Stile bevorzuge, hab ich schon einmal ausgeführt. Vor 1944 waren auf dem Areal auch allerlei Stile zu finden, was dem ganzen wohl ganz gut getan hat. Ich sehe es so, dass eine Mischung damals erfolgreich war, und man deshalb auch auf diesem Weg weiter machen sollte.


    Deine Meinung. Frankfurt ist von diesem Nebeneinander aber wirklich schon übersättigt. Es gibt hier so gut wie keinen Straßenzug, wo nicht irgendwo ein viel zu häufig misslungener Nachkriegsbau das Gesamtbild beeinträchtigt. Andererseits aber findet man derer hunderte, die ausschließlich aus Nachkriegsarchitektur bestehen.
    Eine Mischung wirds sowieso (Gründe hab ich schon erläutert), die Frage ist der Anteil den die Baustile haben. Deinen Aussagen zu Folge wärst du für 91%oder mehr Modern, womit du dir dann aber selbst widersprichst, denn wie du selbst sagst: "Vor 1944 waren auf dem Areal auch allerlei Stile zu finden, was dem ganzen wohl ganz gut getan hat" - wenn 90% allerdings ein und der selbe Baustil sind (in diesem Fall die Moderne), ist das was völlig anderes. Denn das was damals gut getan hatte, war eine Mischung von ca 35% Gotik, 20% Renaissance, 20% Barock, 10% Klassizismus, 2% Romanik ( ;) ) und etwas mehr als 10% aus dem frühen bis mittleren 20. Jahrhundert (bis auf eines alle an der Braubachstraße :p ), und in etwa so sollten die Relationen auch bleiben. Das was dir vorschwebt würde ja in etwa auf 2% Gotik, 4% Renaissance, 2% Barock und halt 91% Moderne hinauslaufen...



    Die Argumente die du für einige Gebäude aufführst sehen so aus, dass sie nur darauf zielen, ein Gebäude als Repräsentanten seiner Zeit wieder aufzubauen. Wenn viele Gebäude nur ihre Zeit repräsentieren, dann sollte man die eigene Zeit daneben stellen, damit auch die nächsten Genarationen eine Entwicklung erkennen.


    Die Frage sind halt nur die Zahlenverhältnisse...
    Ganz abgesehen davon, dass es heutzutage ja nicht wirklich selbstverständlich ist, dass ein Neubau in seine Umgebung passt als wäre er schon immer dagewesen, was im Vorkriegszustand außer den 2/3 Ausnahmen auf wirklich alle Gebäude zutraf.

  • Wenn das so ist, muss ich mich bei dir entschuldigen, was den Holzbau angeht. Eine Zimmerei brauche ich mir nicht von innen anzugucken, da ich selber Verwandschaft habe, die in diesem Gewerbe tätig ist, und auch schonmal selber bei einer umfassenden Sanierung eines Fachwerkhauses dabei sein durfte, bei der es bis auf die Schwelle hinab zerlegt und wieder aufgebaut wurde.


    Bei meiner Meinung, dass Fachwerkhäuser Unikate sind, bleibe ich aber trotzdem, ich habe jedenfalls noch nie etwas gesehen, was identisch oder auch nur ähnlich gewesen wäre. Sicher gibt's auch langweiliges, rein konstruktives Fachwerk, aber so selbstbewusst waren die Zimmerleute von früher dann doch, dass sie nicht einfach eine immer gleiche Konstruktion kopiert hätten. Das dürfte zumindest bis in die Neuzeit schon aufgrund der schwammigen Bauvorschriften und den unterschiedlichen Anforderungen auf jeder neu zu bebauenden Parzelle zu einer gewissen Variation geführt haben, die reel auch zu sehen ist.


    Und ja, ich bin schon in Braunschweig gewesen. Wenn du dir mal Literatur und Bildbände des Vorkriegsbraunschweig zu Gemüte führen würdest, wüsstest du, was ich mit hässlich meine. Aber hässlich nicht nur in Relation, sondern auch in der Qualität dessen, was nach dem Krieg dort gebaut wurde - nämlich in der Mehrzahl in einem Stil, der (mit wenigen Ausnahmen) die bis dato bestehende Ortsbezogenheit geradezu niedergeknüppelt und das Stadtbild dadurch mit Fremdkörpern (nennen manche moderne Architektur) zugestellt hat. Wobei diese derart dominieren, dass die wenigen Reste der Architektur, die wirklich noch etwas mit Braunschweig zu tun hat, eher verloren wirken denn umgekehrt. Doch ich gestehe: verglichen mit der Frankfurter "Altstadt" ist Braunschweig geradezu eine strahlende Schönheit. Noch.


    Dass es in deinem Bild etwas besonderes oder Kulturdenkmale zu sehen gibt, habe ich nicht behauptet - nur, dass man dort unglücklich aufgefüllte, kriegsbedingte Lücken erkennen kann.

  • So viel zum antworten:confused:


    Das mit der Statistik sehe ich jetzt als abgeschlossen. Bei der nächsten Bundestagswahl werde ich das Ergebniss dann auch anzweifeln, weil mehr als zwei möglichkeiten + kaum Interesse.


    Das sich früher alles ineinader gefügt hat bezweifle ich. Wenn man vom heutigen standpunkt ausgeht, dann kann man das sicher so sehen. Damals behaupte ich haben die Menschen genauso über das Barock geredet. Wenn man sich das vom architekturgeschichtlichen Punkt ansieht, dann merkt man ziemlich schnell, wie groß der bruch da war, und das Rücksicht auf die Nachbarn eine untergeordnete Rolle gespielt hat. Ich würde die Moderne nicht im allgemeinen so verurteilen. Der Expressionismus finde ich war in bereits bebauten Quartieren immer sehr "Einfühlsam", dennoch sehr ausdrucksstark. Mir falen da gerade nur wieder braunschweiger Beispiele ein. Sollte mal wieder Urlaub machen.


    Als Mischung 9:1 auch nicht wirklich bezeichnen. Ein Drittel Alt, ein Drittel neu, und noch ein Drittel neu, dass aber mit der Zeit wieder durch neues ersetzt wird, also gleichberechtigt gestern, heute und morgen. Eine weiterentwicklung muss immer möglich sein, und bei einer komplett-Reko, wäre der Status Quo auf alle Zeiten zementiert, und bei dem gedanken bekomm ich Ausschlag.



    Sanierung von Fachwerk finde ich ja ganz schlimm, was den Arbeitsprzess angeht. Bin mal durch eine feuchte Lehmdecke gestürzt, und hab mir meinhübsches Gesicht verschandelt. Seitdem hängt meine Unterlippe ein ganz klein wenig schief. Neu bauen geht, aber vorm sanieren grauts mir.


    Das mit der Variation ist so eine Sache. Wenn man sich das frankfurter Areal anguckt, dann ist klar, das die alle verschieden werden. Auf dem Land wo ja der größte Teil an Fachwerk steht ist es aber anders behaupte ich. Unser Dorf ist recht hügelig, und krumm und schief. Vor ein paar Jahren hat eine Frau mal eine Chronik über alle alten Häuser des Dorfes geschrieben. Die lief immer mit alten Fotos durch die Gegend und hat verglichen. Mal war das Fenster ein Gefach zu weit links, Mal gab es einen kleinen steinernen Sockel... Fast wahnsinnig ist die geworden. Es gibt in jeder Gegend immer ein paar ganz wenige Bautypen. In Hessen sind es glaube ich Gehöfte, die einen U-förmigen Platz bilden mit Stall, Scheune und Wohnhaus. Im Norden sind es Niedersachsenhäuser. Die Bautypen bleiben meist gleich, und variiren nur wenig, ähnlich wie bei der Neubausiedlung.
    Wenn man sich jetzt den Grundriss der frankfurter Altstadt nimmt, und ihn modern bebaut, dann wird es auch so variantenreich, wie die Fachwerkhäuser damals.


    Das Braunschweig lieblos gebaut ist, ist glaube ich ein Gerücht. Als normaler Besucher verirrt man sich selten in die guten Ecken, sonder bleibt an den Traditionsinseln, und am Tangentenviereck. Da hat man sich wirklich nicht viel Mühe gemacht. Wenn ich meinen Lamacun hinter Liebfrauen esse, dann bin ich da immer alleine, obwohl es wirklich schön ist.
    Da gibt es eine Ecke mit Fachwerk, bischen Klassizismus, bischen Zweckbau, und was ganz toll modernes.

    man sieht leider nicht alles auf einmal, aber das ist alles was in einem Ensemble zusammnesteht. man hat sich den historischen Grundriss zu herzen genommen, und sogar den alten Flusslauf der Oker anchgeahmt. Für das moderne Gebäude gab es auch einige Preise. Der Platz ist auch einer der Gründe warum ich glaube, das man Alt und Neu harmonisch auf einander abstimmen kann.
    Dann gibt es noch die braunschweiger Schule, die ein wirklich tolles Stück Moderne ist. Als Ortskundiger kennt man all die guten Ecken, wenn man aber nur kurz da ist, dann sieht man meist auch nur den Schmu.

  • Du scheinst ziemlich naiv zu sein, was den Glauben an Umfrageergebnisse betrifft. Ist bei dir wohl noch nicht angekommen, dass so eine Umfrage meistens das Ergebnis bringt das man auch beabsichtigt zu bekommen. Aber ich lass dich mal in deinem Glauben. Nur behaupte nicht die Mehrheit der Frankfurter würde sich für deine Vorstellungen aussprechen.


    Warum soll die heutige Zeit doppelt soviel Anteil erhalten, wie alle Baustile von vorher zusammen? Selbst wenn man das eine Drittel "für die Zukunft" außen vorlässt, sind das keineswegs akzeptable Zahlenverhältnisse.
    Und gleich ein Drittel, so dass es wieder abgerissen werden kann (dürfte ja nicht selten auf langweiligen Zweckbau hinauslaufen) :nono: Horrorvorstellung!


    EDIT:
    vergleiche einfach mal ein barockes Gebäude am Dresdner Neumarkt mit denen in der Frankfurter Altstadt. Vielleicht verstehst du dann was es mit dem Einfügen auf sich hat.

  • Ist bei dir wohl noch nicht angekommen, dass so eine Umfrage meistens das Ergebnis bringt das man auch beabsichtigt zu bekommen.


    Wie war das mitt 66% pro Reko. Das ist damit wohl hinfällig. War ja auch nur die gleiche Zeitung, die einmal ganz neutral eine Umfrage macht, wo die frankfurter mit 66% eine Reko wollen, und dann noch einmal ganz gezielt versucht das Ergebniss ins Gegenteil zu verkehren. Das ist ein Maximum an Unlogik, aber OK.


    ...keineswegs akzeptable Zahlenverhältnisse.


    Entscheidest du das? Ich meine auch gar nicht, dass man klar definieren soll, was nur Platzhalter für die Zukunft ist, und was bleiben soll. Das stellt sich von alleine ein. Was man irgendwann als misslungen erachtet, das ersetzt man durch neues. Das ist dann vielleicht besser, und hat länger bestand, und so verschwinden mit der Zeit die mittelmäßigen, und die wirklich guten bleiben. Deshalb heißt es ja gewachsenes Stadtbild.
    Ist aber eh sinnlos mit dir darüber zu diskutieren. bevor ich nicht sage, in einem Hinterhof soll ein modernes Gebäude stehen, und der Rest wird Reko gibst du dich doch nicht zufrieden. Umfragen sind nur dann seriös, wenn sie das von dir gewünschte Ergebnis haben, angeblich gibt es keinerlei Argumente der "Gegenseite" usw.:nono:

  • Wie war das mitt 66% pro Reko. ... Das ist ein Maximum an Unlogik, aber OK.


    Wenn man es nicht verstehen will... Ich werd da wie gesagt nicht mehr drauf eingehen. Das Thema ist für mich abgehakt, hat eh keinen Sinn bei dir.


    Zu den Zahlenverhältnissen:
    Erst faselst du was von der Mischung die das Ganze ausgemacht hat, aber die Verhältnisse die dir vorschweben sind ja das ziemliche Gegenteil von genau dem. Ist dir vielleicht aufgefallen, dass um so später der Baustil, desto geringer sein Anteil? Umso weiter man sich in der Stadt nach außen vorarbeitet desto größer wird aber der Anteil eines Stils. Das ist ein gewachsenes Stadtbild.
    Nur für die Moderne gilt seit Kriegsende über all stark präsent, vor allem aber im Zentrum. Das hat gar nichts mehr mit gewachsenem Stadtbild zu tun.
    Und mir graut es ehrlich gesagt vor der Vorstellung, dass auf diesem Areal Gebäude entstehen sollten, die schon bald wieder abgerissen werden können. Dieses Areal ist für Frankfurt viel zu wichtig um als Experimentierfeld missbraucht zu werden. Für dich mag eine Stadt keine Altstadt zu brauchen, aber für ne ganze Menge an Menschen schon.



    Ist aber eh sinnlos mit dir darüber zu diskutieren. bevor ich nicht sage, ...


    Wenn du meinst... :rolleyes:


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    Die ehemals nachfolgenden Beiträge sind dorthin verschoben, um die Diskussion nicht weiter zu stören, Manuel.

  • Das nennt man glaube ich einen "Griff ins Klo". Wolfsburg feiert regelrecht enorme Zuwächse im Bereich des Tourismus. Das Phaeno ist ein riesen Erfolg. Während alle gejammert haben die Expo2000 würde niemand besuchen, mussten Touries vor den Toren der Autostadt warten, weil es zu voll wurde. Das moderne Kunstmuseum ist ein überregionaler Anziehungspunkt, der Bezucher aus ganz Deutschland lockt. Alles modern, und beliebter, als es sich die Verantwortlichen erhofft hatten. Und es ist auch ein wesentlich interessanteres Publikum als in Rothemburg.


    was hat denn bitte das Phaeno mit Städtebau zu tun ?
    Six Flags Mountain in den Staaten hat auch enormen Zulauf, wäre das vlt auch ein Konzept ?:confused:

  • yyyves: Sag mal...? :confused:


    Zitat von yyyves

    Auch in Rothenburg ist rekonstruiert worden, in Wob dagegen neu gebaut...für was interessieren sich die Touristen ??


    Daraufhin hast Du selbstverständlich die von Dir zitierte Antwort erhalten, die zweifellos vollkommen richtig ist. :confused:


    Die Wahrheit ist: Sämtliche Versuche, Rekonstruktion gegen Neubau dahingehend auszuspielen, dass die Mehrheit der Menschen, oder hier der Touristen, allgemein eher das eine oder das andere bevorzugt, müssen doch zwangsläufig fehlschlagen.


    Man kann einfach keine logische Gleichung finden, wonach in Frankfurt an dieser Stelle historisierend oder nicht historisierend gebaut werden muss. Würde dort ein meinetwegen spektakulärer Museumsneubau entstehen, mit einer ebenso spektakulären Ausstellung, würden viel mehr Touristen dorthin kommen, als in eine wiedererrichtete Altstadt. - Aber das ist eben auch Äpfel mit Birnen verglichen. Denn würde stattdessen ein belangloser Neubau dort errichtet, in den irgendeine Versicherung einziehen würde, kämen viel weniger Touristen, als bei der Wiedererrichtung der Altstadt.


    So ein simpler Vergleich "Allgemeiner Neubau" gegen Rekonstruktion funktioniert eben genauso wenig, wie der Vergleich Rothenburg ob der Tauber mit der Wolfsburger Autostadt. Im übrigen kann man hier sagen: Beide Standorte haben aus dem Vorhandenen das beste gemacht. Sozusagen in beiden Fällen touristisch effiziente Nutzung.


    Da müssen schon vollständige Konzepte miteinander verglichen werden, inklusive konkreter Architektur und Nutzung.


    Alleine eine Behauptung wie "Neubauten sind kalt und gesichtslos" ist doch schon absoluter Blödsinn. Es gibt solche Neubauten. Es gibt aber auch welche, auf die diese Beschreibung nicht zutrifft.


    Das ist das bemerkenswerte an der Diskussion hier: Hier wird ein vergleichsweise konkreter Plan für Rekonstruktionen mit einer vollständig im Nebel liegenden Neubauvariante verglichen und diese dann kategorisch abgelehnt.

  • Das ist das bemerkenswerte an der Diskussion hier: Hier wird ein vergleichsweise konkreter Plan für Rekonstruktionen mit einer vollständig im Nebel liegenden Neubauvariante verglichen und diese dann kategorisch abgelehnt.


    Naja, Pläne für eine moderne Bebauung gibt's schon - siehe z. B. BDA-Workshop-Ergebnis oder eben den ursprünglichen KSP-Engel-Entwurf. Beide stehen in der öffentlichen Meinung und bei den Politikern (was auch immer letzeres heißen mag) eben nicht besonders gut da.


    Das würde ich jetzt nicht als Argument *pro* Rekonstruktion werten, aber wie Rohne schon sicher ein Dutzendmal gesagt hat: kann man nicht in einem Gebiet, das 0,02 Promille der Stadtfläche ausmacht, einmal wieder ein winziges bißchen von dem - und damit meine ich nur die Architektur, nicht "die gute alte Zeit", wie hier auch immer wieder vorgeworfen wird - was Frankfurt bis 1944 war, zurückholen? Gerade wenn denn die Quellenlage so gut ist? Auch die Nutzungsdebatte wird in meinen Augen viel höher gehängt als sie ist, gerade in Hessen gibt es dutzende mittelgroße Städte mit reinen Fachwerkkernen, wo das Leben auch "ganz normal" funktioniert, wieso sollte dies in einer wiederhergestellten Altstadt nicht genauso sein?

  • Genau!
    Zwischen den Rekonstruktionsbefürwortern und -gegnern gibt es übrigens einen nicht zu unterschätzenden Unterschied, der sicher seinen Teil dazu beiträgt, dass die Debatte sich schnell emotional auflädt: den Mangel! Die Leute die sich für die Rekonstruktion auf diesem Gebiet einsetzen tun das zum großen Teil auch wegen dem seit 60 Jahren ungestillten Verlangen nach einer Altstadt die die Bezeichnung als solche auch verdient (ein Verlangen das definitiv von großen Teilen der Bevölkerung geteilt wird, auch wenn man jetzt nicht in der Lage ist genaue Zahlen zu nennen). Und das TR-Areal ist nunmal das einzige wo die Rekonstruktion eines Gesamtensembles möglich und auch begründbar ist. Angenommen der furchtbare Bundesrechnungshof der gar nicht so weit entfernt steht würde abgerissen würde kaum jemand auf die Idee kommen dort eine Komplettrekonstruktion zu fordern, da es ganz einfach fernab jeglicher Realität ist.
    Für die Reko-Gegner hingegen ist es ja im Prinzip kein großartig anderes Areal wie so viele andere in Alt- und Innenstadt. Die Vorstellungen die manche mit einzelnen rekonstruierten Solitären und drumrum angepasst bis gewagt modern haben, lassen sich auch problemlos in anderen Teilen der Altstadt verwirklichen. Modern gebaut wird sowieso überall, ein ungestilltes Verlangen würdet ihr sicher nicht mit euch rumtragen wenn auf dem TR-Areal mal komplett rekonstruiert wird - im Gegensatz zu den Leuten die sich für die Rekos einsetzen. Etwas blöd ausgedrückt, aber ich hoffe ihr wisst worauf ich hinaus will.