Die Materialien waren fast 1000 Jahre lang dieselben, aber auch die Gesellschaft und Kultur!
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Dir ist schon bekannt, dass es massive Unterschiede gibt im Menschenbild des Hochmittelalters und jenem der Renaissance? Im Selbstverständnis eines spätmittelalterlichen Herrschers und eines Monarchen des aufgeklärten Absolutismus? Unterschiede zwischen katholischer und protestantischer Ethik (und letztere KONNTE es im Mittelalter logischerweise noch gar nicht geben)? Dass in den letzten tausend Jahren auf eine Epoche der Prüderie immer eine der Freizügigkeit folgte und dann wieder umgekehrt?
Wie kann man denn da behaupten, Gesellschaft und Kultur seien 1000 Jahre lang dieselben geblieben? Mir stehen die Haare zu Berge.
Aber dieser "Bruch" begründet sich eben durch unsere aufgeklärte, technisierte Zeit.
Nein, der Bruch begründet sich aus den Theorien einer Elfenbeinturm-Expertenschaft, die jegliche Bodenhaftung verloren hat und keine Impulse aus der Mitte der Gesellschaft mehr aufzunehmen vermag. Nicht nur die Architektur dieser Herrschaften ist ein Ausdruck unserer Zeit, sondern auch die Ablehnung dieser Architektur durch weite Teile der Bevölkerung. Woher soll denn sonst die ganze Unzufriedenheit kommen? Die Interpretationen solcher "moralischer" Zusammenhänge zwischen Architektur und Gesellschaft sind völlig willkürlich, werden aber dennoch in den Rang von Dogmen erhoben. Glas als Symbol für Demokratie? Warum nicht als Symbol für Zerbrechlichkeit? Als Symbol für Täuschung (es spiegelt ja die Umgebung)? Alles reine Beliebigkeit. Und dennoch gibt es einen Sturm der Entrüstung unter den Fachleuten, wenn Laien nicht bereit sind, sich diese platten und hanebüchenen Metaphern zu eigen zu machen. Die Experten fürchten um ihre Deutungshoheit - zu Recht!