Technisches Rathaus und Umfeld - Neugestaltung nach Abriss

  • Am 1. April werden im Erzählcafé im Karmeliterkloster mehrere historische Filme (meist Stummfilme) über die Altstadt gezeigt. Prof. Dr. Wolfgang Klötzer, ehemaliger Direktor des Stadtarchivs und Tobias Picard, Leiter der Filmsammlung des Instituts für Stadtgeschichte, werden die Filme kommentieren.


    =657442"]Quelle: frankfurt.de

  • Wieso? Nur weil man heute dagegen ist?
    Die Mehrheit will es anscheinend. Also könnte man gaaaanz böse sagen: Wir machens, wir interessieren uns nicht für die Meinung der Architekten und Professoren, die können sich immer woanders austoben. Und Geschichtsverfälschung kann man uns schon nicht vorwerfen, bei dem Müll, der unsere Städte verschandelt!

  • Vor allem macht Mäckler einen Fehler, wenn er sagt, im Automobilbau würde man das (gemeint ist die Rekonstruktion) nicht machen. Nicht wenn man von Produkten für den Massenkonsum spricht, anders sieht es bei Fahrzeugen aus, die als Museumsstücke etc. aufgearbeitet oder nachgebaut werden. Genauso wäre auch eine rekonstruierte Altstadt zu betrachten, nicht als Prototyp zeitgenössischer Architektur.


    Falsch ist auch die Behauptung, nur Frankfurt habe sein Rathaus nicht wieder vollständig aufgebaut, gleiches gilt u.a. auch für Köln und Stuttgart.


    Das Salzhaus als gelungenes Beispiel für den Wiederaufbau zu nennen ist dahingehend problematisch, dass die zu großen Teilen original erhaltene Fassade dafür im Depot vergammelt - wie passt das zu den Aussagen bezüglich des Rathauses?


    Lustig auch, wie Mäckler sagt, er wolle den Entwurf seines Freundes Engel nicht öffentlich diskutieren, um ihn in den folgenden Sätzen zu zerreißen.


    Na ja, ansonsten hat Mäckler natürlich in vielen Punkten recht, keine Frage.

  • Das Salzhaus ist insofern als gelungenes Beispiel zu nennen, als dass es moderne Bauweise mit mittelalterlichen Proportionen verbindet. Große Teile der Altstadt hätte vergleichsweise schnell und kostengünstig in diesem Stil wiederaufgebaut werden können, wenn man sich nicht zu einem radikalen Neubeginn entschieden hätte. Das "moderne" Häuserensemble um das Salzhaus ist in seiner Form eigentlich auch als Baudenkmal zu betrachten (wie steht es eigentlich mit dem Denkmalschutz im Römer-Komplex?) und wäre erhaltenswert. Ersetzen würde ich es nur durch besagte Rekonstruktion unter Verwendung der Original-Holzverkleidungen.

  • ^
    Zustimmung. Von den Nachkriegsgebäuden am Römer das Einzigste das nicht in den Augen weh tut. Wobei mir aber die Reko trotzdem tausendmal lieber wäre als die Nachkriegsversion. Wieviel Spenden hat man denn damals in den 80ern dafür zusammenbekommen?

  • Wie lange sollen die Originalteile des Salzhauses noch im Depot vor sich hinschimmeln? Bis sie nicht mehr zu einer Rekonstruktion taugen? Das wäre unseren Politikern wohl am liebsten.


    Und diesen hässlichen 50er-Jahre-Betonklumpen unter Denkmalschutz stellen, bitte? Das Salzhaus in seiner jetzigen Form drückt einen architektonischen Zeitgeist aus, der weder erinnerungswürdig ist, noch irgendwelcher steingewordener Denkmale bedarf. Wir vergessen bitte nicht, dass in diesem Zeitgeist in Deutschland ungefähr nochmal soviel Bausubstanz den Bach runtergegangen ist wie durch den Krieg verheizt wurde...:Nieder:

  • Immerhin hat man damals Versucht die Aufarbeitung des Nationalsozialismus und die Darstellung der neugegründeten BRD auch im Wiederaufbau auszudrücken. Es gab bereits damals heftige Debatten und man entschied sich für diesen Spagat zwischen Tradition und Moderne. Selbstverständlich mangelt es den 50er Jahre Häuschen beträchtlich an touristischem Wert. Allerdings denke ich, dass man, selbst wenn die Altstadt das Aushängeschlid sein soll, Politik, Kultur und Geschichte unserer Nation nicht vollends zu zerstören. Dabei bin ich sehr wohl absolut für die Rekonstruktion wichtiger historischer Fachwerkbauten. Vielleicht sogar an versetzter Stelle, falls es zu Denkmalschutzkonflikten mit jüngeren Bauten kommen sollte.
    Was das historische Museum betrifft, so ist das ebenfalls ein interessantes zeitgeschichtliches Dokument. Jedoch muss man hierbei bedenken, dass die radikale Moderne kein einmaliges Phänomen in der Altstadt war und in sofern nicht wirklich schützenswürdig ist. Der Zeitgeist der 60er und 70er sollte in anderen Gebäuden konserviert werden, wie z.B. den ersten Hochhäusern.

  • Vor allem sollte man auch drauf schauen wo ein Gebäude steht. Das ist ja der Fehler vom Technischen Rathaus. Im Prinzip für die 70er Jahre wirklich ordentlich gestaltet aber zu groß und am völlig falschen Ort. In der City West hätten sies von mir aus unter Denkmalschutz stellen können, aber in der Altstadt ist es ein Verbrechen. Genau wie das Historische Museum welches aber auch an anderen Orten als absolut hässlich gelten würde.


    Was das versetzte rekonstruieren wegen Denkmalschutzbelangen betrifft: mir fällt da kein Beispiel zu ein. Außer dem Zollhaus fällt mir zwischen Berliner Straße und Main kein einziges "jüngeres" Gebäude ein, das erhaltenswert wäre. Das Salzhaus nur, wenn sein Vorgänger nicht tausendmal besser wäre und nicht noch so viel von der Fassade erhalten wäre.

  • Zitat von mik

    Immerhin hat man damals Versucht die Aufarbeitung ...Jedoch muss man hierbei bedenken, dass die radikale Moderne kein einmaliges Phänomen in der Altstadt war und in sofern nicht wirklich schützenswürdig ist. Der Zeitgeist der 60er und 70er sollte in anderen Gebäuden konserviert werden, wie z.B. den ersten Hochhäusern.


    Da stimme ich dir zweifellos zu. Auch die 50er und 60er Jahre sollen ihre Denkmäler haben - dort, wo sie hingehören. Aber das Salzhaus galt vor seiner Zerstörung als eines der bedeutendsten Renaissance-Bürgerhäuser von ganz Mitteleuropa und wird von einem solchen Bau ersetzt. Selbst das wäre okay, aber wie schon zuvor gesagt, dass Unmengen historischer Bausubstanz dieses kunsthistorisch so wertvollen Gebäudes in Lagern ein Dasein fristen, ist vor diesem Hintergrund einfach nicht hinnehmbar - selbst wenn man den touristischen Aspekt einmal ausklammert.


    Desweiteren wurde schon genug Schindluder beim Wiederaufbau betrieben. So weiß z. B. kaum jemand, dass man beim "Wiederaufbau" des Salzhauses am rückwärtigen, noch erhaltenen Giebel, gotische Wandbilder aus dem 14. Jahrhundert fand. Diese sind noch dem Fachwerkbau zuzurechnen, dem das Salzhaus dann im 16. Jahrhundert aufgepropft wurde. Und was hat man gemacht? Einfach alles abgerissen, um den Wiederaufbau zu ermöglichen. Ähnlich wie der Verkauf der unversehrten Arkaden der Goldenen Waage oder der Quadriga des Schauspielhauses ein glorreiches Beispiel für den Umgang der Stadt mit ihrer Geschichte, den man jetzt zumindest wieder gutmachen könnte.

  • Sind teilweise super Ansichten. Vor allem die Ansicht vom Dom ist der Hammer. Das möchte ich haben.
    Kann mir auch nicht vorstellen, dass der Aufbau so kompliziert ist, da die meisten Haeuser eine einfach verputzte Fassade aufweisen.
    Weiss jemand was aus dem gestarteten Buergerbegehren geworden ist? Auf der Seite der Altstadtfreunde ist darueber nichts mehr zu finden.

  • In der Rubrik "Ziele" gibt es ganz unten den Satz:


    Anläßlich der Gründung der Initiative wurde festgehalten, daß sie das "Bürgerbegehren Frankfurter Altstadt" unterstützt.


    Das Bürgerbegehren hat seine eigene Website, nämlich diese hier:


    http://www.frankfurter-altstadt.de/


    Die Seite ist allerdings seit Oktober nicht mehr aktualisiert worden. Das Begehren dümpelt vor sich hin...

  • Klasse Interview - schon ein Guter, der Prof. Mäckler. Dennoch sollte das kleine Stückchen Altstadt, um das es hier geht, weitgehend rekonstruiert werden.

  • Witzig - dass sie Frankfurter Welle ein Rundfunksender sein könnte, auf die Idee ist außer der taz wohl auch noch niemand gekommen.

  • Gibt es eigentlich noch Planungen, dass das Salzhaus und das daneben liegende Haus so wiederhergstellt werden, wie sie vor dem Krieg ausgesehen haben?