Bericht: FAZ-Veranstaltung Teil 1
Gesprächsleitung: Günter Mick
Diskussionsteilnehmer: Evelyn Brockhoff (Leiterin des Instituts für Stadtgeschichte), Christoph Mäckler (Architekt), Albert Speer (Architekt) und Edwin Schwarz (Planungsdezernent)
Speer wurde gleich zu Beginn vom Moderator mit seinem Schwachsinn-Zitat konfrontiert: Was habe er eigentlich gegen eine bauliche Anknüpfung an die Geschichte? Speer antwortete, dagegen habe er nichts, aber er sei dagegen, im 21. Jahrhundert ein mittelalterliches Haus aufzubauen (wolle man beispielsweise den Zustand von 1935 oder den des 16. Jahrhunderts rekonstruieren?) Er stehe zu seinem Zitat und brachte dann noch einige andere Argumente: Die Strukturen des heutigen Frankfurts seien von einem demokratisch gewählten Nachrkriegsbürgermeister geprägt, alte Fachwerkhäuser aufbauen sei nicht möglich, da wolle auch niemand wohnen, die Menschen seien im Mittelalter kleiner gewesen, heute wären die Häuser zu klein.
Dann ging es mit Frau Brockhoff weiter. Ihrer Meinung nach solle die Geschichte der Stadt baulich wieder aufleben, die Frage sei aber: Wie? Es werde zu wenig über Nutzung gesprochen, es sei hauptsächlich eine emotional geführte Debatte, die Diskussion müsse versachlicht werden. Eine Reko der Goldenen Waage sei nicht möglich, da man dafür den Archäologischen Garten zuschütten müsse, anders verhalte es sich hingegen mit dem Roten Haus.
(Witzige Geschichte am Rande: Kardinal, der ja auch im Publikum war, war reichlich irritiert über Frau Brockhoffs Behauptung, dass die Goldene Waage auf dem Arch. Garten stehen würde; auf sein Geheiß habe ich mich dann später in der Diskussion gemeldet und danach gefragt, denn Kardinal selbst hatte bereits einen Redebeitrag geleistet und es war unwahrscheinlich, dass er noch einmal drankommen würde. Ich unternahm bei meiner Wortmeldung den leider etwas plumpen Versuch, das Wort wieder Kardinal zuzuspielen, was aber unterbunden wurde. Frau Brockhoff sagte aber, nach der Diskussion könne man zu ihr nach vorne kommen und die Pläne einsehen, dann würde man sehen, dass die Waage wirklich auf dem Archäologischen Garten stand. Kardinal ist dann nach der Diskussion wirklich nach vorne gegangen und hat mit Brockhoff darüber diskutiert. Er kam dann grinsend zurück und sagte mir, er habe Recht behalten und Frau Brockhoff habe sich geirrt. Wenn ich es richtig verstanden habe, dann hat Frau Brockhoff den Plan falsch gehalten und zwei Mauern verwechselt )
So, aber zurück zu Frau B.'s Rede: Sie sagte noch, sie habe kürzlich wieder festgestellt, dass sich zwar alles am Römerberg tummelt, aber nirgends sonst drum herum. Sie sei für den alten Straßengrundriss und habe nichts gegen Teil-Rekonstruktionen.
Dann stellte der Moderator an Mäckler die Frage, was an der "Nostalgie-Welle" eigentlich verwerflich sei. Mäckler sagte, zunächst einmal müsse man ernst nehmen, was die Gesellschaft sich wünscht. Er machte deutlich, dass er Ingeborg Flagges Persiflage in der FAZ für unangebracht hält und kritisierte auch Schefflers Populismus-Vorwurf. Auch in anderen Städten seien Gebäude aufgebaut worden, weil "unsere Städte ausradiert wurden". Er erwähnte, dass sein eigener Vater als Dombaumeister vorgehabt habe, den Dom mit einem Flachdach wieder aufzubauen; dies zeige, dass diese Generation das dritte Reich um jeden Preis hinter sich lassen wollte. Weiterhin sagte Mäckler, dass unsere Geschichte für viele in den 50ern beginne, man müsse auch wieder den Sprung vor die Nazi-Zeit schaffen, den Begriff der Heimat wiederfinden. Einzelne Fachwerk-Rekonstruktionen befürworte er: Die Bevölkerung wolle zu Recht Kleinteiligkeit und Leben in den Innenstädten haben, aber dafür sei keine Komplett-Reko notwendig.
So, das war Teil 1. Den Rest gibt es morgen.