Für wen werden Gebäude gebaut ? Für egozentrische Architekten die der Bevölkerung vorgeben wollen was mit Sicherheit in der Zukunft den wahren Segen bringt, oder für die Mehrheit der Bevölkerung die sich in und um diese Gebäuden aufhalten darf oder muß ?
Die Frankfurter und die Touristen hatten jetzt über Jahre die Chance das TR zu fotografieren zu studieren sich das Ensemble anzukucken und ein Urteil zu fällen. Sie habe sich abgewandt und den Rekos auf dem Römer zugewandt. Das ist anscheinend das was die Menschen wollen, und das TR mag von verschiedenen Architekten oder Spezialisten als Errungenschaft gefeiert werden, die Menschen hat es nie beglückt...
Technisches Rathaus und Umfeld - Neugestaltung nach Abriss
- yyyves
- Geschlossen
-
-
-
-
Wir sprechen doch hier vom TR und die Frage ob es erhaltenswert ist oder nicht...was hat das in diesem Fall mit den Investoren zu tun ?
-
Das war eine direkte Antwort auf Deinen letzten Post:
Zitat von yyyvesFür wen werden Gebäude gebaut ? Für egozentrische Architekten die der Bevölkerung vorgeben wollen...
-
Egozentrisch ist eher die (sich selbst gern als Gesamtbevölkerung auffassende) Gruppe der Rekofreaks, weniger die Architekten.
Diese nähern sich den Entwurfsaufgaben aus einem größeren Kontext, als dem aktuellen Gemütlichkeitsverlangen durchaus großer Bevökerungteile.
Auch wenn es einige nicht nachvollziehen können, aber wenn wirklich alles nach Mehrheitsgeschmack gebaut würde, so würde die Welt in Kitsch versinken.
Die Architektur ist immer auch Spiegel gesellschaftlicher Verhältnisse. Eine Rückkehr zum alten Ornament und der Geschmückten Stadt wäre kein Ausdruck von Geschichtsbewußtsein sondern nichts als eine Flucht in eine verklärende Romantik.Ganz persönlich würde ich da von Triebbefriedigung sprechen und in gewisser Weise trifft das auch zu. Sowohl historisierende Stile, als auch die komplette Rekonstruktion einer Stadt sind wie ein Pornoheftchen. Das ist an und für sich ja nichts schlechtes, aber eben auch nicht "echt".
Es ist ein spießiges Idyll und ich empfinde viele rekonstruierte Altstädte, wie auch einige noch "echte" Altstädte nicht als angenehm. Ich komm mir einfach vor wie in einem Vergnügungspark.
Die Sexindustrie wird eine echte Lebensgefährtin als eigenständiges, durchaus stressiges Wesen eben nicht ersetzen können.Geschichtstheoretisch interpretierende Architektur stellt das andere Extrem dar - Sozusagen schade, dass es nur Stimmen für Märchenfestspiele und Stimmen für experimentelles Theater gibt.
Allerdings können die Frankfurter von mir aus das Areal des TR eben gerne für ihre romantischen Bedürfnisse haben, es gibt zum Glück noch genug unspießige Stellen in der Stadt.... -
Mal was zum Mehrheitsgeschmack und der Mehrheit, die immer Recht hat und für alle Zeiten gut entscheidet: Bitte mal die Tapeten aus den Siebzigern anschauen. Die absolute Mehrheit der Bevölkerung fand das Todschick.
Am Ende ist das Technische Rathaus tatsächlich Ausdruck des Mehrheitsgeschmacks seiner Zeit.
Und das heißt dann, dass wir in 20-30 Jahren tatsächlich über den Abriss der ganzen "Reko"-Nachbauten debattieren, die (so wird man es dann sagen) dem Geschmack der Mehrheit widersprechen und nur egozentrischen Architekten zu verdanken sind.
Das mal zur "Reko"-Diskussion. Ich erkenne keine zwingende Notwendigkeit zum Abriss des Technischen Rathauses. Aber auch keine zwingenden Gründe zum Erhalt des Gebäudes. Ob man aber nun unbedingt historisierend bauen muss und wie hoch die Halbwertzeit einer solchen "Reko"-Bebauung ist, mag dann eine andere Frage sein.
Bedenklich erscheint mir in dem Zusammenhang, dass die Trendintervalle immer kürzer werden und die Leute immer schneller gesättigt sind und sich dann anderem zuwenden. Möglicherweise wird die Mehrheit sich bereits gegen eine historisierende Bebbauung entschieden haben, bevor überhaupt Richtfest ist.
-
Dvorak:
"Die Form folgte schon immer..."Ich denke so ist dieses vielgebrauchte Sullivan-Zitat auch richtiger verstanden.
Soweit ich weiß, war das durchaus eher als beschreibend denn als normativ zu verstehen.
@all:
Ich sehe in einigen Reaktionen auf den "TR-Nachruf" durchaus die These bestätigt, dass es so manchem ausdrücklichen Befürworter einer Komplettrekonstruktion (genau wie einigen modernistischen Gegnern einer solchen) eher um den Angriff auf eine bestimmte Werteordnung als um Architektur oder Städtebau geht - zumal der Abriss ja schon beschlossene Sache ist.
Thürwächter ist im übrigen laut eigener Aussage ja durchaus in der Lage, den Wunsch nach Veränderung an dieser Stelle zu respektieren.Das einzige klare Argument pro Komplettrekonstruktion bleibt hier nach wie vor die historisch belegte Ensemblewirkung und relativ dazu die Funktionalität des Stadtteils.
Das ist ein durchaus gewichtiges Argument. Die Frage, ob das Ensemble heute noch in derselben Weise wie vor 65 Jahren funktionieren kann, steht dabei aber im Raum - und wird ja auch in Ansätzen thematisiert, z.B. wenn es um die zukünftige Nutzung der Gebäude geht.Wie man aus dem oben genannten jedoch zu einer prinzipiellen Anti-Haltung gegenüber anderen städtebaulichen Ansätzen kommen kann, ist mir nicht klar. (Davon abgesehen bieten Ideologien, gleich welcher Couleur, selten eine brauchbare Grundlage für produktive Auseinandersetzungen.)
- Von den vorhanden (teilweise) ausgearbeiteten Alternativen zu zumindest teilweisen Rekonstruktionen hat mich bis jetzt allerdings auch keine überzeugt.
Die (beschlossenen?) Rekos in eine Nicht-Reko-Umgebung zu integrieren ist ja auch durchaus möglich, wobei ich hier weder die "bescheidene" 50er Jahre Lösung, noch den brutalen Kontrast für angemessen halte.
Vorzuziehen wäre aus meiner Sicht eine Bebauung, die sich vor allem in der Verteilung der Baumasse und Wirkung auf den äußeren Raum an ihren Vor-Vorgängern orientiert. In der Fassadengestaltung muss man denke ich weder versuchen die "alte" Symbolsprache krampfig zu abstrahieren, noch ganz auf Kleinteiligkeit zu verzichten. Man kann auch im 21. Jahrhundert Sichtfachwerk mit einer eigenen Formensprache realisieren und hätte damit einen aus meiner Sicht natürlicheren und ganz konkreten Bezug hergestellt.
Ob das nur über eine Gestaltungssatzung funktionieren kann scheint mir allerdings fraglich. -
Fachwerkhäuser waren aber noch nie ausserhalb des Trends oder ?
Diese mit Tapetensünden gleichstellen zu wollen entbehrt jeglicher Logik.Egozentrisch ist eher die (sich selbst gern als Gesamtbevölkerung auffassende) Gruppe der Rekofreaks, weniger die Architekten.
Diese nähern sich den Entwurfsaufgaben aus einem größeren Kontext, als dem aktuellen Gemütlichkeitsverlangen durchaus großer Bevökerungteile
das kann nur als Witz gemeint sein ::)))Auch in Rothenburg ist rekonstruiert worden, in Wob dagegen neu gebaut...für was interessieren sich die Touristen ??
Ja genau, habe nix gegen werthaltige moderne Bauten, alles an seinem Platz, und in FFM ist genug Platz für die kühnsten Künstler unter Euch
-
Das geht aus meinem Post aber schon hervor, dass ich nicht Fachwerkhäuser mit Tapeten vergleiche, sondern anhand der Tapeten auf den Mehrheitsgeschmack der Bevölkerung verweisen wollte, der nicht für alle Zeiten gleich bleibt.
Du kannst nicht leugnen, dass seinerzeit der Mehrheitsgeschmack eine solche Architektur wie beim Technischen Rathaus ermöglicht hat. Und Fachwerk war zwischenzeitlich Out und wurde manchmal gar verkleidet. Rothenburg steht bei machen für "wunderschön" und bei anderen für "spießig". Auch das kann man nicht leugnen.
Wir haben einen Trend zum Konservativen (was ein Widerspruch in sich ist). Das hält ein paar Jahre an und dann ändert sich das wieder und die Ansprüche werden andere.
Also baut da doch was ihr wollt. Aber behauptet bitte nicht, dort würde der Wille der Mehrheit umgesetzt und nun endgültiges geschaffen.
Nicht zuletzt bekommst Du einen Mehrheitswillen schon deshalb nicht zusammen, weil die Mehrheit sich letztlich überhaupt nicht dafür interessiert.
-
Jetzt muss ich aber doch mal ganz frech fragen, was denn eine zeitgemäße Bebauung am Vorwurf der "Modeerscheinung" ändern würde? Wäre die nicht wie das TR ebenfalls nach einer gewissen Zeit "überholt" und müsste abgerissen werden? Bei einer Rekonstruktion sehe ich diese Gefahr nicht. Der gemeine Durchschnittsbürger wird ein ornamentbeladenes Vorkriegshaus immer schöner finden als die glattpolierte Moderne. Das hat vielleicht nicht unbedingt etwas mit gutem Geschmack zu tun, zeigt aber doch, dass das Konzept moderner Architektur inzwischen das Ästhetikgefühl der Bevölkerung nicht mehr zufriedenstellen kann.
Um nochmal auf die 70er-Jahre-Blümchentapete zurückzukommen: Ist das nicht auch Ornament, im klassischsten Sinne? Wenn der Durchschnittsbürger also die schmucklose 70er-Jahre-Moderne so sehr gewollt hat, warum hat er in logischer Konsequenz seine Räume nicht einfach weiß getüncht? Warum hat man es sich immernoch auf Opas Ohrensessel bequem gemacht und den Tee aus pseudobarocken Porzellantassen getrunken?
-
noch ein Satz dazu: egal was man hinbaut, irgendjemandem gefällt es irgendwann nicht, meiner Meinung nach hat man mit guten Rekonstruktionen die besten Chancen etwas zu schaffen was im Vergleich der Mehrheit für eine lange Zeit gefällt..siehe diverse Altstädte die als Anziehungspunkte dienen..
-
Mal was zum Mehrheitsgeschmack und der Mehrheit, die immer Recht hat und für alle Zeiten gut entscheidet: Bitte mal die Tapeten aus den Siebzigern anschauen. Die absolute Mehrheit der Bevölkerung fand das Todschick.
...mit dem Unterscheid, dass die dazugehörigen Zimmer entsprechend zeitkonform eingerichtet waren.
-
Zitat von Fachwerkhaus
das Konzept moderner Architektur
Bitte was soll das denn sein? Moderne Architektur im allgemeinen oder was?
Eine zeitgemäße Bebauung würde am Vorwurf der "Modeerscheinung" u.U. nichts ändern und u.U. alles ändern. Es käme schlicht konkret darauf an, was dort gebaut würde, da es eine zeitgemäße oder moderne Architektur als solche nicht gibt, kann man auch nicht allgemein drüber urteilen. Es könnte ganz glatte Fassaden geben, eine moderne Adaption an Fachwerk oder anderer historischer Baustile, detailierte Fassadengestaltung, bionische Formen usw. aus Stein, Stahl, Kunststoff, Glas, Holz etc.
Bitte wie soll man da zu einer allgemeinen Aussage kommen?
Und um das auch für Fachwerkhaus noch einmal zu erklären: Anhand z.B. der Tapeten kann man zweifelsfrei belegen, dass sich der Massengeschmack regelmäßig ändert. Ob da nun Ornamente drauf waren oder nicht, ist dabei irrelevant. Fakt ist, dass die Mehrheit der Bevölkerung diese Tapeten zwischenzeitlich runtergerissen und ersetzt hat und mit Grausen Fotos aus jener Zeit betrachtet (u.a. Schwiegermutter, Brille, Frisur, Mode und Tapetenmuster wegen). Was seinerzeit der absoluten Mehrheit gefallen hat, gefällt heute praktisch keinem mehr. Darum geht es. Bei der Architektur ist das identisch. Nur das jede Generation aufs neue glaubt, zur endgültigen und perfekten Lösung zu gelangen.
EDIT: Insgesamt finde ich die Idee aber Okay, einige Häuser zu rekonstruieren. Fragt sich nur, in wie engen Grenzen sich die Bauherren der übrigen Häuser bewegen dürfen. Einen Mix aus moderner Architektur und einigen Nachbauten finde ich sehr gut.
-
Was das denn hier für eine seltsame Diskussion geworden?
Fakt ist, das Technische Rathaus wird abgerissen, und das ist auch gut so. Architektonisch kann man sich streiten, dem Einen gefällts dem Anderen (heutzutage offensichtlich den meisten) nicht. Aber städtebaulich ist es wie schon erwähnt ein absoluter Totalversager.
Und das was dann neu hinkommt ist für mich weniger eine Frage der Architektur, als des Prinzips. Selbst wenn die moderne Architektur Ornamentbeladen wäre wie zur Gründerzeit, würde sie hier einfach nicht in Frage kommen. Das einzig sinnvolle im Herzen der Stadt Frankfurt ist die Rekonstruktion, und zwar aus einfachem Grund: Wenn von einer der größten mittelalterlichen Altstädte der Welt gerade Mal ein einziges Haus erhalten geblieben ist, ein paar verstreute Einzelbauwerke wie Rathaus, Goethehaus, Leinwandhaus und Paulskirche wiederaufgebaut wurden, und das einzige Ensemble der Samstagsberg ist, der allerdings nur die Bebauung eines Teils eines ziemlich großen Platzes darstellt, wo diese Altstadt doch gerade durch die vielen Gassen und kleinen Plätze geprägt war, dann ist das definitiv zu wenig.
Hier bietet sich auf diesem Areal endlich die Chance sogar an der richtigen Stelle (sprich, da wo das historische Herz der Stadt halt hingehört) dafür zu sorgen, dass sich Frankfurt wieder etwas mehr der kritischen Masse an Altstadt nähert die solch eine Stadt in der heutigen Zeit ganz einfach braucht (ganz gleich ob ein mik darauf verzichten kann oder das sogar spießig findet - ich beispielsweise finde es eher spießig auch heute noch im Stil der klassischen Moderne zu bauen). Zufälligerweise sind die hier zum Wiederaufbau in Frage kommenden Gebäude auch noch fast allesamt von großem kunst- und kulturhistorischen Wert und würden nebenbei dafür sorgen dass mit einem Schlag mehrere Jahrhunderte (von der Romanik bis zum Klassizismus) Frankfurter Bautradition baulich dokumentiert würden.Gegen die Rekonstruktion gibt es absolut keine stichhaltigen Argumente. Kosten, Quellenlage, Disneyland, Nazi-Vergleiche, etc dürften ja mittlerweile aus der Welt geschafft sein. Letztenendes ist es nur noch eine ideologische Diskussion. Wobei die Ideologen dann eher bei den Reko-Gegnern sitzen, die sich partout dagegen wehren, auf diesem nichtmal fussballfeldgroßen Areal mal nicht komplett neu zu bauen.
-
Nur um das noch einmal klarzustellen: Wer hier ergebnisoffen diskutieren möchte und eher zeitgenössische Architektur präferiert, ist ein Ideologe und Du, für den der Wiederaufbau eine Frage des Prinzips ist, bist sozusagen als einziger Frei von Ideologie?
Und warum sollten die Meinungen und Standpunkte einiger hier aus der Welt geschaffen sein? Weil Du Dich umfassend zu allem geäußert hast oder was?
-
Auch in Rothenburg ist rekonstruiert worden, in Wob dagegen neu gebaut...für was interessieren sich die Touristen ??
Das nennt man glaube ich einen "Griff ins Klo". Wolfsburg feiert regelrecht enorme Zuwächse im Bereich des Tourismus. Das Phaeno ist ein riesen Erfolg. Während alle gejammert haben die Expo2000 würde niemand besuchen, mussten Touries vor den Toren der Autostadt warten, weil es zu voll wurde. Das moderne Kunstmuseum ist ein überregionaler Anziehungspunkt, der Bezucher aus ganz Deutschland lockt. Alles modern, und beliebter, als es sich die Verantwortlichen erhofft hatten. Und es ist auch ein wesentlich interessanteres Publikum als in Rothemburg.
Fachwerkhäuser waren aber noch nie ausserhalb des Trends oder ?
"Fachwerk, wünschte ich, wäre nie erfunden. Soviel Vorteil es nämlich durch die Schnelligkeit seiner Ausführung und durch die Erweiterung des Raumes bringt, um so größer und allgemeiner ist der Nachteil den es bringt."
Vitruvius Pollio: Zehn Bücher der Architektur, 2. Buch, 8.Kap.Auch wurden im19Jhdt zahlreiche Fachwerkhäuser durch Steinbauten ersetzt, weil es vollkommen diametral dem damaligen Mehrheitsgeschmack entgegenstand. Auf dem Land, wo das Geld fehlte, hat man Fachwerkhäuser in großem Stil verputzt, weil man nicht als altmodisch gelten wollte. Ich finde die Leute die jetzt versuchen, den Putz wieder aus der Maserung zu popeln bemitleidenswert.
Fühl dich jetzt bitte nicht schief angegangen, ich musste einfach mal eine Lanze für meine Heimatstadt brechen.Eine Mehrheit hat sich in Frankfurt ohnehin schon gegen eine Komplettreko ausgesprochen (Meinungsumfrage einer frankfurter Zeitung, weiß es net mehr genauer). Oder besser: Eine Mehrheit wünscht eine Mischung von Reko und modern.
--> Kein Mehrheitsargument pro RekoGeschichtlich ist an den Bauten kaum was dran. Die alte Pfalz, die einst an dieser Stelle stand, hat einen weit höheren geschichtlichen Wert. Mir ist klar, dass man die nicht rekonstruieren würde, aber dennoch spricht die Geschichte für die Pfalz, und gegen den Zustand von 1944.
--> Kein Geschichtsargument pro RekoBleibt mehr oder mider noch das Gemütlichkeitsargument, dass immer gegen die Moderne angeführt wird. Dort wo es die Menschen gemütlich haben wollen, nämlich zu Hause, stehen Billy, Smörge, Harold und Kohorten. Wer hat den heute noch ein Zimmer, dass nich voll mit moderner Einrichtung ist. Landhausküchen und altdeutsche Wohnzimmerschränke haben nur die wenigsten. Wo es die Menschen gemütlich haben wollen, da holen sie sich mehrheitlich moderne, und selten....naja ihr wisst schon...
--> Kein GemütlichkeitsargumentEs wurden ja noch mehr "Arguente" pro Reko aufgeführt, überzeugt haben die mich aber alle nicht. Nicht weil ich Rekos ablehne, sondern weil sie meißt wenig tiefschürfend sind, oder echt an den Haaren herbei gezogen sind.
Einige Solitäre kann ich durchaus verstehen, und würde sie vielleicht sogar begrüßen, aber für die breite Masse, der geforderten Rekos hab ich kaum ein Argument gehört. Die Gebäude die da standen waren bei weitem nicht so interessant, geschichtsschwanger oder sonstwas, dass man sie bräuchte. -
"Fachwerk, wünschte ich, wäre nie erfunden. Soviel Vorteil es nämlich durch die Schnelligkeit seiner Ausführung und durch die Erweiterung des Raumes bringt, um so größer und allgemeiner ist der Nachteil den es bringt."
Vitruvius Pollio: Zehn Bücher der Architektur, 2. Buch, 8.Kap.tolles Argument
Eine Mehrheit hat sich in Frankfurt ohnehin schon gegen eine Komplettreko ausgesprochen (Meinungsumfrage einer frankfurter Zeitung, weiß es net mehr genauer). Oder besser: Eine Mehrheit wünscht eine Mischung von Reko und modern.
--> Kein Mehrheitsargument pro RekoFalsch. Zu dieser Umfrage wurde sich hier schon oft genug geäußert, und sie besagt keinesfalls dass die Mehrheit dagegen ist, sämtliche Fassaden wieder aufzubauen. Ich glaub das müssen wir nicht schon wieder durchkauen. Die bisher einzige Umfrage wo der Interpretationsspielraum so gering ist dass sich ein einigermaßen klares Bild zeigt, ergab 66% pro Reko, 26% für moderne Bebauung.
Geschichtlich ist an den Bauten kaum was dran. Die alte Pfalz, die einst an dieser Stelle stand, hat einen weit höheren geschichtlichen Wert. Mir ist klar, dass man die nicht rekonstruieren würde, aber dennoch spricht die Geschichte für die Pfalz, und gegen den Zustand von 1944.
--> Kein Geschichtsargument pro RekoDer erste Satz ist ebenfalls vollkommen falsch. Deine Aussage zeigt nur, dass du von den Gebäuden die dort standen nicht wirklich viel Ahnung hast. Ziemlich schlechte Vorraussetzungen um hier mitzudiskutieren...
Was die Pfalz betrifft: wäre natürlich ein interessanter Gedanke sie wieder aufzubauen, städtebauliche Gründe und vor allem die Quellenlage sprechen hier aber (leider) dagegen.
Einige Solitäre kann ich durchaus verstehen, und würde sie vielleicht sogar begrüßen, aber für die breite Masse, der geforderten Rekos hab ich kaum ein Argument gehört. Die Gebäude die da standen waren bei weitem nicht so interessant, geschichtsschwanger oder sonstwas, dass man sie bräuchte.Solitäre sind das falscheste was man machen kann. Wie sieht denn das aus, eine Reko umgeben von lauter modernen Gebäuden, selbst wenn sie noch so angepasst sind! Das Beispiel Goethehaus dürfte ja wirklich abschreckend genug sein, während der wiederaufgebaute Samstagsberg eben gerade wegen der Ensemblewirkung so beliebt ist.
Falls ihrs noch nicht wusstet: im Gegensatz zu vielen anderen Städten hat Frankfurt derzeit nichts, was es auch nur ansatzweise Wert wäre Altstadt genannt zu werden (zumindest nicht in dem Stadtteil der komischerweise genau diesen Namen trägt). Genau diesen Mangel gilt es endlich mal zu beheben, und wo wäre der Ort dafür so geschaffen wie das TR-Areal? Mit einzelnen Solitären wird man da gar nichts verbessern, sondern nur mit dem Gesamtensemble.
-
tolles Argument
Danke1. Die Umfrage war/ist repräsentativ
2. Es gibt eine 49% Mehrheit (5% haben keine Angaben gemacht) die sich einen Mix wünschen.
--> - Beide Umfragen der FAZ zeigen eindeutig, dass sich die Menschen Rekos wünschen. Eine eindeutige Mehrheit wüncht sich zwischen diesen auch modernes. Was willst du denn da groß interpretieren? Im übrigen wurde nicht über letzte Umfrage diskutiert, bis ich darauf hinwies. Hätte sie ein anderes Stimmungbild gezeigt, dann wäre sie lang und breit getreten worden.Ich spreche den Gebäuden nicht jegliche Geschichte ab, ich sage nur, dass sie nicht gerade besonders geschichtsschwanger sind. Gerade in Frankfurt kann man Beispiele für geschichtlich wichtige Gebäude finden. Ich muss dir ja net erklären, was die Paulskirche ist. In den meisten Gebäuden, die einst dort standen ist kaum etwas interessantes passiert. Ich kenne dutzende Gebäude, die winziger sind, und dennoch einen festen Platz in der Geschichte ihrer Städte sind. Alleine, dass die Gebäude am alten Krönungsweg lagen, macht sie noch nicht geschichtlich wichtig. Ich sehe vielleicht vier oder fünf wichtige Gebäude, der Rest erzählt nicht wirklich mehr Geschichte, als die meisten anderen Gebäude dieser Zeit. Zumindest nicht so viel, dass man sie unbedingt deshalb rekonstruieren müsste.
Oder anders: Für mich ist ein Haus geschichtsträchtig, wenn man in ihm sinnvoll ein Museum einrichten kann, dass dessen Geschichte beleuchtet. Wäre jetzt vielleicht ein Massstab, den man nehmen könnte, damit nicht jeder kleine Zipfel als geschichtlich genommen wird.
Und dass ich davon nicht soviel Ahnung habe wie du ist klar, wenn sie aber so geschichtsträchtig wären, wie du weiß machen willst, dann hätte ich davon wahrscheinlich schon was gehört.Solitäre sind das falscheste was man machen kann. Wie sieht denn das aus, eine Reko umgeben von lauter modernen Gebäuden...
Gut. Ich kenne so einiges wo das gut aussieht. Was spricht denn für dich generell dagegen? -
Wir drehen uns im Kreis, ich verweise mal auf diesen Beitrag von mir: Klick
Was spricht denn für dich generell dagegen?Hab ich doch eben schon erläutert. Solitär sehen die Gebäude ziemlich verloren aus. Wirklich zur Geltung kommen sie erst im Ensemble. Dieser Teil der Altstadt war ein Gesamtensemble, aus dem man nich einfach nach Lust und Laune irgendwelche Teile entfernen kann, ganz abgesehen davon, dass Frankfurt so ein Ensemble in seiner Altstadt noch dringend benötigt.
Negativbeispiele Goethehaus, Paradies/Grimmvogel am Liebfrauenberg, Teile des Römerbergs, ganz aktuell Teile des Dresdner Neumarkts...Wobei ich dazu sagen muss, ich hab nichts gegen den Zustand beim Palais Thurn und Taxis (nur der Kaufhof wird auch in Zukunft ziemlich suboptimal aussehen), aber in diesem Teil der Stadt ist sowas denkbar unangebracht, weil Ensemble, etc.
Niemand fordert hier alle 4000 (in Worten : viertausend!) Altstadt-Gebäude wieder aufzubauen, aber dieses kleine Ensemble von 40-50 Gebäuden auf nicht einmal 5000 Quadratmetern Fläche (das sind 0,02Promille der Gesamtfläche Frankfurts), ist doch nun wirklich nicht zuviel verlangt.
Sag mir doch mal einen vernünftigen Grund warum ausgerechnet dort unbedingt modern gebaut werden muss! -
Die Ensembletheorie glaube ich aber nicht. Ich finde das meiste an historischen Bauten in Braunschweig recht schön, und gucke sie mir gerne an. Woran das liegt, hab ich heraus bekommen als ich vor kurzem das erste Mal in Wolfenbüttel war. Wolfenbüttel besteht im Altstadtbereich nur aus Fachwerkhäusern, und ist an vielleicht 10 Stellen merklich verändert. Ich hab mich nach 5 minuten satt gesehen. Die normalen Häuser sind historische Fachwerkhäuser, das Schloss ist aus Fachwerk, eine Kirche ist glaube ich auch aus Fachwerk. die nicht-Fachwerkgebäude kann man an einer Hand abzählen. Ich wollte da nur noch weg, weil es mich geekelt hat, dass ich mir die Häuser nicht mehr angucken mag. Nicht die Häuser, sondern dass ich mir nicht mehr die Zeit nehmen wollte sie zu betrachten. In Braunschweig mag ich am liebsten eine ganz bestimmte Strassenkreuzung, von der aus man Gotik, Neogotik, Neoromanik, Klassizismus, Moderne verschiedenster Ausführung (brutalismus, 50er, 60er bald was ganz neues)., gleichzeitig sehen kann. Da kann ich mir wesentlich mehr Zeit für die einzelnen Gebäude nehmen, weil sie viel besser wirken. Ich glaube dass eine Mischung die Einzelnen Komponenten besser wirken lässt, als es ein Ensemble aus sehr gleichen Gebäuden tut. In Wolfenbüttel wirkt das einzelne Haus an sich nicht mehr, weil links und rechts 5 andere ähnliche stehen, und ich nicht weiß, was ich mir jetzt angucken soll, mit der Konsequenz, dass ich mich an nicht ein Fachwerkgebäude abgesehen vom Schloss erinnern kann.