Alexanderplatz aktuell

  • Aber es ist weitaus besser als das was sonst so auf dem Alexanderplatz steht. Und der Kaufhof, der in dem Baunetzartikel ebenfalls kritisiert wird ist meiner Meinung nach auch eine deutliche Verbesserung gegenüber dem vorherigen Zustand. Aber der Alexanderplatz ist sowieso verloren. Durch den Totalabriss in den 50er Jahren und der Auflösung des historischen Stadtgrundrisses hat man Berlin an dieser Stelle ausradiert und mit billigsten Plattenbauten der sogenannten DDR-Moderne zugestellt, die zudem auch noch seit über 17 Jahren vergammeln.

  • Aber schaut doch mal. Mittlerweile kann man doch schon fast von sowas wie einer einheitlichen Bauweise sprechen. Ich meine, vergleicht doch mal den neuen Kaufhof, das Alexander- und das Berolinahaus und den Neubau Die Mitte miteinander. Farblich und tlw. auch baulich passen diese doch sehr gut zueinander. Und der neue Boden des Platzes fügt sich doch auch recht gut ein. Wenn alles fertig ist, ist der Alexanderplatz durchaus ein attraktiver, stilvoller Platz des neuen Berlins.
    Das einzigste wirkliche "suboptimale" Überbleibsel ist eben das Park-Inn mit seiner Sockelbebauung. Aber auch dort wird es (hoffentlich) Bewegung geben ...

  • "Totalabriss in den fünfziger Jahren"(1), "billigste Platternbauten"(2) und "17 Jahre Vergammlung"(1) sind ja wohl völlig an den Haaren herbeigezogener Nonsens. :nono:


    zu (1): Schon einmal etwas vom zweiten Weltkrieg gehört? Schon einmal darüber nachgedacht, dass der Platz bereits in den zwanziger Jahren einen radikalen Umbau erfuhr (und eigentlich auch zuvor niemals ein vollendeter Stadtraum war)? Bemerkt, dass die Behrens-Bauten trotz erheblicher Kriegsschäden wieder komplett aufgebaut wurden? Mitbekommen, dass die Paradigmen aus der Zeit der Entstehung seiner heutigen Figur weltweit galten und nur aufgrund äußerer Bedingungen hier besonders konsequent umgesetzt werden konnten? Hans Scharoun z. B. hätte Berlin-West gerne ähnlich überformt.


    zu (2): Wenn diese Sonderprojektierungen, die sich überdies kaum von vergleichbaren Bauten aus der Zeit an anderen Orten unterscheiden, bereits die "Billigsten" sind, was sind dann die Typenprojektierungen in den Satelitenstädten Europas und Asiens?


    zu(3): im Uhrzeigersinn: Alexanderhaus aufwändig saniert (mit Ersatz der notdüftigen Nachkriegs-Reparatursubstanz), Berolinahaus erst kürzlich saniert, Galeria Kaufhof Totalumbau, Park Inn Sockel und vor kurzem auch Turmfassade saniert, ehem. Berliner Verlagshaus saniert, ehem. Haus der Elektroindustrie saniert, Haus des Lehrers saniert, BCC (Kongresshalle) saniert, Wohnbebauung Alexanderstraße zzgl. Karl-Marx-Allee saniert, auf der anderen Bahnseite in Richtung Fernsehturm steht auch fast kein unsaniertes Gebäude mehr. Als Pflegefälle, die in zweiter Reihe irgendwie an den Platz grenzen, bleiben nur die beiden Wohnblöcke an der Karl-Liebknecht-Straße (bei denen wirklich dringender Handlungsbedarf besteht, obgleich sie die mit Abstand jüngsten Bauten aus DDR-Zeit darstellen), das unsägliche statistische Bundesamt an der Ecke Otto-Braun-Straße/Karl-Marx-Allee (das absehbar durch den Hines-Bau verdeckt wird) und das ehemalige Gesundheitsministerium an der Grunerstraße, dessen Abriss und Ersatz jedoch auch schon in den Startlöchern steht.




    Ich frage mich ernsthaft, wie man verdrahtet sein muss, setzt man Kahlschlag, Moderne, billig und gammelig bedingungslos mit DDR gleich und scheut auch nicht davor zurück, seine daraus resultierenden Schnellschüsse öffentlich zu machen. :nono:


    Wer hat die "sogenannte" DDR-Moderne eigentlich so genannt?

  • 1. @ Aeg genau auf in den Kampf! :daumen: Volle Zustimmung!:daumen:


    2. @ Frage an Jo_king oder Ben? Einer von euch war doch in so einem Verein, der die Berolina wieder aufstellen wollte?
    Wie steht es damit? Wo soll die Statue denn hin, wenn jetzt "die Mitte" gebaut wird?

  • apropos königsstadt-carree: es wird immer noch fleißig die baugrube ausgehoben. ich mach demnächst mal fotos.

  • Ich habe durch Zufall gerade herausgefunden, wer der wahre Architekt des Hines-Entwurfes ist: Die Firma Wendker GmbH - Fertigfassaden *



    muss man nur noch die Mosaik-Felder durch Travertin ersetzen, fertig ist der "Meilenstein" (O-Ton Junge-Reyer)



    *) das Bild entstammt einer Umschlagseite der Publikation "Neue Architektur, Berlin 1990 - 2000", zweite Aufl., jovis-Verlag 1998; seine Einstellung sollte somit, da Werbeanzeige, nicht den Forumsregeln widersprechen

  • Wie schrieb schon Rainald Goetz in "Abfall für alle!" im Jahr 1998:
    "Ungers Frustbau ging mir sofort auf die Nerven!" ;)
    Seitenzahl suche ich bei Bedarf raus :D

  • Was wird eigentlich mit der Alexanderstraße gemacht? Wird die verengt oder so? Weil dann würden ja ziemlich große Freiflächen an den Seiten zwischen Park Inn und TLG entstehen oder nicht?

  • Ach das Ding meint ihr...
    Als ich vor zwei Monaten in Berlin war, war so nen MEGA Stau auf der Landsberger Allee... weil da mal wieder irgend so nen behämmerter Heckenschneider eine ganz Spur blockiert hatte... immer dann, wenn alle zur Arbeit wollen, weil ja der poor poor Heckenschneider nicht mitten in der Nacht arbeiten kann...! Idioten... auf jeden Fall... kam es danach wieder zum stocken, weil nen Haufen großer LKWs mit Erde beladen das Gelände verließen und wieder leer auf das Gelände rauffuhren... und dazu dann zwei der drei Spuren blockierten...


    und da dachte ich mir doch gleich... "Na... da wird ja nun auch endlich gebaut!"!

  • Lasst uns mal wieder ein etwas Ordnung in den Thread bringen. Nur Baustellenbilder gucken unter dem Motto: Toll/Scheiße ist doof!
    Wie steht es mit dem Alex in seiner Gesamtheit?
    Jetzt haben wir ja die Gelegenheit selber in die Glaskugel zu gucken.
    Die wichtigsten Entwürfe sind ja auf dem Tisch. Das Alexa nähert sich der Fertigstellung und "die Mitte" ist ja auch schon im Bau.


    Fassen wir noch einmal zusammen:
    Der Alex hat folgende Inhalte:


    1. Es gibt keine historische Bausubstanz mehr, einzig die Wiedererrichtung der Berolina, als Anknüpfungspunkt für die Stadthistorie ist seit langem diskutiert.


    2. Die Bauten von Peter Behrens, sind fast schon Bau- Klassiker der modernen Architektur. Unter Martin Wagner Planung sollten sie den Alex als modernes Weltstadtzentrum definieren und ausrichten.


    3. Die DDR-Zeit brachte mit dem Haus des Lehrers und seiner dazugehörigen Kongresshalle wieder einen I-Punkt. Flierl bezeichnete diesen Bau, als den Übergang der Orientierung der Bautätigkeit der DDR von den nationalen zu den internationalen Bildern. Auch wenn das Haus des Lehrers, die erste Vorhandfassade der DDR hatte, so darf man nicht vergessen, das die künstlerische Gestaltung durch das Fries von Womacka, mittlerweile für den Alex kennzeichnend geworden ist. Die Blinkenlights Illuminierung hatte später das Gebäude in Szene gesetzt.


    Ein derartige Bedeutung hatten Centrum Warenhaus und das Haus des Reisens aber nicht. Bahr bezeichnete den Rest der DDR Architektur als "Beliebigkeit in Beton".


    4. Die Nachwendeplanungen haben sich nicht realisiert. Obwohl der Entwurf von Kohlhoff einige Pluspunkte hatte. So orientierten sich die vielgescholtenen Hochhäuser an berlintypischen Phänomenen. Die stadtfeindliche Egozentrik sollte durch die Emporwachsung aus einem berlintypischen Gebäudeblock gemindert werden. Die Kohlhoffschen Bauten hatten zudem den Vorteil, dass die zeitlich flexible Umsetzbarkeit der vorgesehen Blockstruktur durch die der umliegende gründerzeitliche Stadtraum wieder an den planierten Alex heranwachsen sollten.
    Die Kritker bemängelten einiges. Exemplarisch nenne ich nur mal Flierl, der die Entwertung des Fernsehturms als Dominante, und damit die Abkehr der berliner Silouette vom europäischem Städtebau hin zur amerikanisch geprägten Cluster Silouette. kritisierte. Kil bemängelte die mangelhafte Offenheit des Alex nach osten hin. Eine Hufeisenanlage stelle demnach gerade städetbaulich eher eine Abgrenzung dar.


    5. Heute: Nun liegen die Pläne auf dem Tisch:
    Das Centrumkaufhaus wurd unter der Herrschaft von Kleihues zu einem Art-Deco-Bau. Kritiker bemängeln, der Bau sei ganz und gar berlinuntypisch und besitze keinerlei Bindung an die Umgebung. Andererseits wurde grade die Zeitlosigkeit und Eleganz des Baus hervorgehoben.


    Das Alexa möchte hingegen an die goldenen 20er Jahre anknüpfen. Dabei bleibt die DDR Umgebung ziemlich unbeachtet.


    "Die Mitte" hingegen wagt den Spagat, sowohl die Behrens Bauten zu zitieren, als auch sich dem Haus des Lehrers zu nähern. Dabei läßt der Bau sicherlich Eigenständigkeit vermissen und wirkt sogar etwas unterwürfig.


    In der Umgebung steht der Abriss des ehemaligen DDR Gesundheitsministeriums bevor. Als Nachfolge steht eine aufgehippte Platte zur Diskussion. Der Goldsteinentwurf wirkt dabei arg hip.


    Lange Rede kurzer Sinn: Folgende Fragen stehen zur Diskussion:
    Die aufgezählten Bauten, bilden sie ein Ensemble? Wird dadurch der Stadtraum eine in sich stimmige Definition bekommen? Ist die Planung als innovativ oder rückständig anzusehen? Entwickelt sich der Alex hierdurch zu einem Zentrum von ganz Berlin, oder bleibt es bei seiner Ostberliner Sonderstellung?
    Wie steht dieser Stadtraum bei seiner Fertigstellung im internationalen Vergleich? Was vermisst ihr? Ist die Weichenstellung in Ordnung?
    Hätte mehr Rücksicht auf die historischen Gegebenheiten genommen werden sollen. Ist die Architektur der vergangenen Epochen zu stark betont, oder ist sie untergebuttert worden?


    Und nun, Feuer frei ;)

  • Ich für mich empfinde den Platz als einen der schönsten mir bekannten Orte. Dabei werden wohl auch persönliche Gründe eine entscheidende Rolle spielen.
    Bis auf die vieldiskutierte Färbung des Alexa gefällt mir eigentlich dort alles. Das Alexander- und Berolinahaus sind wirklich einzigartig. So langsam kann man auch von einem gewissen Flair sprechen, dass dieser Platz ausstrahlt. Immer mehr Menschen besuchen ihn und verweilen sogar ein Weilchen.
    Auch ich habe mir schonmal darüber Gedanken gemacht, wie ich den Platz gestalten würde. Und diese Entwürfe sähen weniger "militant" aus, als diese von Kollhoff. Obwohl seine mir auch ganz gut gefallen. Die oben erwähnte Cluster Silhouette finde ich übrigens optimaler, als wenn sich diverse Hochhäuser auf dem ganzen Stadtgebiet verteilen. Da finde ich das amerikanische Vorbild durchaus gelungen. So bekommt die Stadt ein richtiges "Gesicht", mit dem man werben kann. Es kommt dann eben darauf an, -was- man in diesem Cluster baut. Nicht das es so ein gesichtsloser Cluster wird. Als nachteilhaft finde ich in Berlin (aber auch in einigen anderen Städten), dass durch einen Fernsehturm, die Höhe weiterer Wolkenkratzer begrenzt wird. Denn wer will schon ein 400m hohes Gebäude neben dem Fernsehturm stehen sehen!? Das sähe ziemlich suboptimal aus.
    Ich weiß selbst nicht, ob ich die Bebauung des Gebietes wo "Die Mitte" gebaut wird, als gut oder eher nachteilig empfinden soll. Denn gerade diese schöne Weitläufigkeit des Platzes mitten in der Stadt gefällt mir und droht nun zu zu Ende zu sein.
    Ist nicht vielleicht diese absolute Vermischung vieler Baustile nicht schonwieder ein eigener Stil, der nur der Alex besitzt? Versuchen wir es doch mal aus diesem Blickwinkel zu sehen.;)
    Ich finde den Alex bei weitem (!) attraktiver, als z.B. den äußerst engen und oft überfüllten Picadilly Circus in London.


    Aber seid ihr wirklich sicher, dass es auf dem Gelände des Königsstadt-Carrees schon bald weitergeht!? Ich bin da mittlerweile sehr skeptisch geworden, schließlich reden wir hier von Bauprojekten in Berlin.;)

  • Ich war, als ich im Mai mal ganz kurz in Berlin war, ganz scharf drauf den Alex als ehemaligen "Prachtplatz" der DDR zu sehen.
    Vor allem hatte ich auf einen Kontrast zum Pariser Platz gehofft, der ja zuckersüß-kitschig wirkt mit dem Kopfsteinpflaster, den Laternen und geschnörkelten Bänken..


    Ich war aber dann von der Neugestaltung ziemlich enttäuscht. Auch hier wieder viel zu viel Naturstein. Der Kaufhof - furchtbar Gesichtslos! Die Arbeiten auf dem Platz lassen ebenso schlimmes erwarten...
    Der Reiz von Berlin ist doch die Geschichte, die Gründerzeit neben der DDR, die Kontraste. So richtig die historisierende Gestaltung am Brandenburger Tor sein mag, so falsch halte ich eben auch diese Naturstein-Manie in der Gegend um den Alex und pseudohistorische Zitate!


    Hier würden sich Ausnahmsweise Glaskisten mal richtig gut machen! Hier könnte die Berliner Antwort auf die Londoner Docklands entstehen!