Die ewige Hochhausfrage - das Original seit 2003

  • rilla90:


    Ich bin kein Freund davon, 100m Hochhäuser zum "Standard" zu machen, nur damit man weithin sichtbare Hochhäuser hat. Was soll das bringen?


    Es ist auch nicht unbedingt zielführend, hier Preise zu vergleichen, ohne dabei die Gehaltsstrukturen, die Baukosten und sonstigen Rahmenbedingungen zu berücksichtigten.


    Mein Wunsch ist es, dass der Wohnungsbau in Zukunft flächendeckend stärker auf den Blockrand verdichtet wird, je nach Lage fünf bis zehn geschossig, Grünanlagen aufgrund der dichteren Bauweise größer werden können (ähnlich wie bald in der Bayernkaserne). Gerne in manchen Fällen kombiniert mit einigen kleineren Hochpunkten um die 50 - 80m. Allerdings nicht im Wildwuchs wie bisher, sondern unter einem stadtweiten Rahmenkonzept.


    Die Hochhäuser jenseits der 100m Marke, überwiegend für die Büro- und Hotelnutzung, müssen unbedingt in einem Cluster stehen, alles andere führt nur wieder zum gleichen Ergebnis wie 2004.


    Wie gesagt, 100m+ Wohntürme im großen Stil zu bauen, ist für mich nicht die Lösung der Wohnraumknappheit.

  • Weil man Große Wohnhochhäuser bisher nicht angestrebt hat, hat man sich auch
    nicht um „zielführende Rahmenbedingungen“ „gekümmert“, sondern die Nachteile und Vorschriften nach Möglichkeit dagegen ausgelegt.


    Aber natürlich kann eine große Anzahl von hohen Hochhäusern den Wohnungsmarkt spürbar entlasten.

  • Kommt jetzt wieder die Frage auf, ob Wohnhochhäuser die Wohnraumknappheit beheben?


    Ja, zum 100.ten mal, JAAA!!! Zu 100%!!! Und zwar dann, wenn sie keiner 1H Regulierung unterliegen. Baut man sie nah genug aneinander, dann kann man auf gleicher Fläche 5-10mal so viele Wohnungen bauen.


    Manhatten hat 1/5 der Fläche Münchens, mit der gleichen Anzahl an EW! Bzw. sogar 1,65 millionen EW!
    Noch krasser ist es an der Costa Blanca. In Benidorm. Da wohnen im Sommer 1,5 Millionen Menschen auf knapp 40km²!


    https://de.wikipedia.org/wiki/Benidorm

  • @Munich2030,


    Die Frage kommt immer dann auf:
    1. wenn man sich mit der Materie wenig auskennt
    2. wenn man sich mit der Materie gut auskennt, aber diese Bauweise ablehnt.


    Zu Manhattan: Die Insel ist lediglich zu etwa 50% mit Hochhäusern bebaut, der Rest sind E+4 Reihenhaus Blöcke, Central Park.
    1,6 Mio EW UND 4 Mio Arbeitsplätze.

  • ^^ Benidorm hat ~ 130 Hotels mit rund 40.000 Betten, dazu noch 200.000 meist nicht gemeldete Ferien-Apartements. Da sind doch die von Dir genannten 1,5 Millionen Menschen nie gleichzeitig dort gewesen, es ist nur die Summe der Übernachtungen eines Jahres.

  • Mein Wunsch ist es, dass der Wohnungsbau in Zukunft flächendeckend stärker auf den Blockrand verdichtet wird, je nach Lage ...


    Diesem Vorschlag schließe ich mich an. Wohnhochhäuser im mittleren (oder gar günstigen) Preissegment würde ich in München erst gar nicht vorantreiben - was dabei rauskommt haben wir in den 1970er Jahren gesehen. Ein Wohnhochhaus kann durchaus schick sein, aber dann ist es eben auch teuer. Mir ist kein Beispiel bekannt von günstigem Wohnraum im Hochhaus bei dem auch das Gebäude wirklich elegant und ansehnlich war. Zumeist sind das architektonisch ziemliche Totalschäden. Von daher würde ich Wohnhochhäuser nur im oberen Preissegment befürworten, dann auch gerne über 100m hoch und im Cluster mit anderen hohen Gebäuden.

  • Es gibt sehr viele Beispiele für große und schlanke Wohntürme mit Wohnungspreisen ca. 50% von München mit wesentlich interessanter Architektur
    und hochwertiger Ausstattung.

  • ...und München braucht auch in jedem Preissegment Wohnungen. Ich finde es absolut nicht verwerflich, wenn man dann auch irgendwo Luxuswohnungen baut.


    Ich schließe mich an, dass Wohnhochhäuser mind. im mittleren bis gehobener Preissegment liegen sollten. Billigplattenbauten haben wir hier schon genug gesehen und Wohnhochhäuser sind zu dominat, als dass man sich hier mit Billigware begnügen sollte.

  • Und noch etwas:


    Es gibt nach meiner Betrachtung bis heute in München kein einziges Hochhaus, welches nach einer Hochhausarchitektur gestaltet wurde.

  • Es gibt sehr viele Beispiele für große und schlanke Wohntürme mit Wohnungspreisen ca. 50% von München mit wesentlich interessanter Architektur und hochwertiger Ausstattung.


    Aha, welche denn?

  • 10 East Ontario Street : 2600 €/qm
    512 N Mc Clurg Ct. : 3205 €/qm
    33 W. Ontario Street : 3320 €/qm
    125 S. Jefferson Street : 2895 €/qm


    Alles große Wohntürme
    Lage: Chicago INNENSTADT !

  • ^ Na, ich denke, das Paradies sind die genannten Beispiele nicht. Habe etwas recherchiert, jetzt nur „10 East Ontario Street“, das reicht mir schon:
    ...the apartment is terribly insulated and our electricity bill has quadrupled in the winter months ($400 a month!!!).


    ..Terrible popping noise coming from my wall. Maintenance said the only way to stop it is to tear the wall apart which my landlord will not agree to. Be careful!! :)

  • Sehe ich auch so, die Beispiele bestätigen meine ursprüngliche Aussage. Günstiger Wohnraum in Hochhäusern und gute Architektur geht nicht zusammen.


    Davon abgesehen sind amerikanische Immobilien kaum vergleichbar - da gelten ganz andere Standards, insbesondere Energieeffizienz ist da eher unbekannt, bei uns dagegen Vorschrift. Auch die Lage des Immobilienmarktes ist eine andere und die Gebäude sind im Bestand.

  • Zitate Schachbrett:
    Es gibt sehr viele Beispiele für große und schlanke Wohntürme mit Wohnungspreisen ca. 50% von München mit wesentlich interessanter Architektur und hochwertiger Ausstattung.


    Wir können hier natürlich auch die Fahrdynamik eines BMW mit der eines MAN Stadtbusses vergleichen. Letztlich bleibt die Aussagekraft auf der Strecke.


    Es macht ja keinen Sinn, die Wohnungspreise von vollständig anders tickenden Märkten als Vergleich heranzuziehen. Die Rahmenbedingungen, Einkommen und Baukosten sind i.d.R. einfach zu verschieden. Eine schnelle Aussage auf Basis von Internetinseraten kaum sinnvoll. Das heißt nicht, dass es nicht doch irgendwo trotz Angleichung der Parameter günstigen Wohnraum in tollen 100m+ Wohnhochhäusern gibt. Aber anders wie hier dargestellt, bleibt solcher eher die Ausnahme als die Regel.


    Bleiben wir also doch lieber im deutschsprachigen Raum. Vielmehr als FFM sollte hier Wien als positives Beispiel herangezogen werden, die Stadt lässt sich von der Struktur / den Umständen her besser mit München vergleichen.


    Es gibt nach meiner Betrachtung bis heute in München kein einziges Hochhaus, welches nach einer Hochhausarchitektur gestaltet wurde.


    Was genau soll eine Hochhausarchitektur sein?
    BMW Vierzylinder, Hypovereinsbank, Arabellahochhaus, HighLight Towers, UpTown?


    Zitat Jai-C:
    Von daher würde ich Wohnhochhäuser nur im oberen Preissegment befürworten, dann auch gerne über 100m hoch und im Cluster mit anderen hohen Gebäuden.


    100m+ auf jeden Fall im Cluster. Befürworten würde ich natürlich auch Hochhäuser mit günstigem Wohnraum. Wenn ihn schon jemand anbieten will, warum nicht? Die Architektur muss dabei nicht unbedingt schlecht sein. Frau Merk nennt in diesem Zusammenhang in letzter Zeit häufiger den Begriff der Genossenschaftshochhäuser. Aber sicher, derzeit sieht es in Deutschland nicht danach aus, als dass irgendein Investor Interesse an freifinanziertem günstigen Wohnraum in Hochhäusern hätte. Und ob sich Genossenschaften an ein Hochhaus trauen, bleibt zumindest abzuwarten.
    Wie LugPaj hätte ich allerdings auch kein Problem, wenn in 100m Hochhäusern vorwiegend Luxuswohnungen entstünden. Schließlich bleibt so mehr Fläche für die Normalverdiener übrig.
    Eine weitere Möglichkeit wären funktionsdurchmischte Hochhäuser, in denen profitablere Nutzungen wie Hotels oder künftig auch wieder Büros günstigeren Wohnraum mitfinanzieren.


    Zitat Munich_2030:
    Kommt jetzt wieder die Frage auf, ob Wohnhochhäuser die Wohnraumknappheit beheben?


    Nein, keine Sorge, diese Frage kommt nicht auf. Sie ist längst beantwortet.
    Hochhäuser sind ein Teil der Lösung, nicht die Lösung selbst :).


    Wir würden diese Diskussion hier gar nicht führen müssen, wenn die letzten Jahrzehnte einfach konsequent im Blockrand gebaut worden wäre (wie Bayernkaserne). Dann wäre München heute auch noch nicht so - Achtung liebe TZ, Zynismus - zubetoniert.


    Das Bauwesen mag sich in den letzten 100 Jahren technisch deutlich nach vorne entwickelt haben, hinsichtlich der Gestaltung und des Städtebaus in Summe allerdings eine Ewigkeit zurück. Wenn ich durch Altbogenhausen oder das Lehel fahre, wird mir das jedes mal wieder schmerzlich bewusst.

  • Hochhaus Architektur ist für Hochhäuser angepasst.
    Was wir in München bei Wohnhochhäusern bis heute vorfinden sind „Stapel“.

  • Freilich, ihr habt vollkommen Recht, die Märkte sind extremst verschiedenen.
    Der andere Markt ist eher ausgeglichen.
    Unabhängig davon kann man sehr hohe Wohngebäude realisieren, losgelöst von dann aufgerufenen Verkaufspreisen.

  • @ Betonrüttler: Ich glaub da muß man einfach nur den ersten Satz des Wikipedia Eintrags genau durchlesen!


    Die Stadt hat 66.831 (Stand: 1. Januar 2017) gemeldete Einwohner. In der Urlaubszeit überschreitet die Zahl der Bewohner Benidorms die Grenze von eineinhalb Millionen.


    Das heißt im August wohnen gleichzeitig 1,5 Millionen Menschen dort. Die meisten Apartments sind sehr wohl gemeldet und gehören Madrilenen, anderen Festlandspaniern, Engländern, Russen, etc.!


    Über das Jahr verteilt hat Benidorm 20 Millionen Touristen!


    Benidorm hat die höchste HH Dichte der Welt/EW! Ob man das jetzt schön findet, ist eine andere Frage. Aber es ist halt ein Beispiel dafür, daß NUR bei einer so hohen und dichten Bebauung 1,5 Millionen Menschen auf 38km² leben können.


    Mei, wenn MUC bis 2030 ca. 1,8 Millionen EW erwartet, dann stellt sich wohl nicht NUR die optische Frage, sondern eher die: Wie muß man bauen, damit diese Menschen hier Platz haben? Vancouver und viele andere Städte zeigen, daß es sehr schöne Wohn HH im günstigen-mittleren Segment gibt.


    Warum sollte das ausgerechnet in München nicht möglich sein? Warte immer noch auf ein stichhaltiges Argument!