Wieso gelingt im armen Berlin etwas, was im prosperierenden Stuttgart nicht klappen kann?
Weil man das nicht vergleichen kann!
Berlin ist eine Millionenstadt mit eher dünn besiedeltem Umfeld, Stuttgart das genaue Gegenteil: bei ca. 250.000 Einwohnern Kernstadt, ein Einzugsgebiet von über 6 Mio.
Soll heißen: In Berlin kann man relativ leicht ganz auf ein Auto verzichten, im Einzugsgebiet von Stuttgart ist das kaum möglich, wenn man keine Eremiten-Gene besitzt. In der "Pampa" (hier reden wir von Entfernungen ab 10km vom Marktplatz Stuttgart) fährt oftmals der letzte Bus zum nächsten Bahnhof noch vor 22:00 Uhr und auch davor nur einmal stündlich, wenn überhaupt. Der nächste Supermarkt ist ohne Auto gar nicht zu erreichen.
Wenn nun aber bereits ein eigenes Töff-Töff in der Garage vor sich hin rostet, sind die Kosten für ÖPNV in Stuttgart immens! Ein Einzelticket aus dem direkten Umland kostet schnell über 5,- € one way, ein Jahresabo noch innerhalb der Stadtgrenzen um die 1.000,- Euronen und das dann für vollkommen überfüllte S-Bahnen, die Dank unseres neuen Wahnhofes jeden dritten Tag extreme Verspätungen durch technische Störungen haben.
Einen "S-Bahn-Ring" wie in Berlin gibt es auch nicht, so dass dann der Weg zur Arbeit selbst bei pünktlichen Bussen und Bahnen mit 3 Mal Umsteigen vom Stadtrand über 1 Stunde dauern kann, was im Auto trotz Superstau kaum länger dauert, weil wir hier von weniger als 10km reden.
...und nicht zuletzt ist der Schwabe natürlich auch deutlich Auto-affiner als der Berliner.
Bliebe noch das Fahrrad, das aber durch die Kessellage Stuttgarts für den täglichen Weg zur Arbeit eher etwas für Extremsportler ist, der nächste Unterschied zu Berlin.