Straßenbau & -planung

  • Winne macht seine Drohung wirklich wahr, der Gesetzesentwurf: Künftig müssen in BW bei jedem Neubau einer Wohnung zwei Fahrradstellplätze mitgebaut werden ... Das bringe Großstädte und Städte mit historischen Altstädten in Bedrängnis, die Kommunen müssten dann wohl zusätzliche Parkhäuser errichten. Mieten könnten weiter steigen, da Eigentümer die Kosten für die Radl-Stellplätze auf Mieter abwälzen werden.


    Nicht, dass ich für einen Radeln-Freak gehalten werde - mir platzt immer der Kragen, wenn mich auf einem Bürgersteig einer unerlaubterweise überfahren will (und das passiert alle paar Minuten). Was hier jedoch über die Stellplatz-Kosten steht, gilt 1:1 genauso für die Kosten der PKW-Stellplätze, das wurde schon mal in diesem Thread erwähnt. Für einen PKW braucht man inkl. Rampen usw. um 40 Qm (diese Zahl hat hfrik kürzlich genannt, würde ich ähnlich nennen), für zwei Räder 1-2 Qm. Würde ein Investor zwischen PKW-Zwangsstellplätzen und Radl-Stellplätzen wählen dürfen (u.U. gemischt), ergäbe dies sogar eine Ersparnis von 95% der benötigten Fläche. Es könnte auch viele Altbauten retten - derzeit werden in mehreren Städten massenweise Gründerzeitler abgerissen, nur damit unter dem Neubau eine TG entstehen kann. Für ein paar Räder findet sich auch im Keller eines Gründerzeitlers irgend ein Raum.

  • Mich würde ja mal brennend interessieren wie sich ein dem Automobil Zugewandter die Zukunft seiner Technologie vorstellt.
    Eine Technologie, die zwar zum einen enorme Fortschritte im Hinblick auf die Effizienz macht, diesen Fortschritt aber durch immer größere und schwerere Fahrzeuge konterkariert und somit mittelfristig immer mehr öffentlichen Raum einehmen wird.
    Wohnungen zu Parkplätzen? Sollen die anderen Bus und Bahn fahren damit ich mir meinen Blechhaufen vor die Tür stellen kann?

  • Und was zählt bitte als Fahrt? Wenn Oma Erna also erst zum Gemüselädle mitm Rad fährt, und danach zum Blumenladen, und dann noch zum Metzger, und dann noch zur Frida zum Kaffetrinken und dann nach Hause um dann zu merken das sie noch was vergessen hat und nochmal zum Bäcker muß sind das dann also 7 Fahrten die in dieser Statistik 7 mal so schwer wiegen wie eine Fahrt von Berchtesgaden nach Flensburg. Absoluter Schwachsinn, aber wers glauben will soll halt.


    Wie du es richtig erkannt hast, wird bei deinem Beispiel bei Erhebungen die Anzahl von 7 Wegen ermittelt.


    Ob das sinnvoll ist, ist die andere Frage. Für innerstädtischen Verkehr kann man es allerdings eher gelten lassen als für überregionalen Verkehr. Dennoch werden natürlich auch mit dem Auto in Städten größere Entfernungen zurückgelegt als beispielsweise mit dem Radl.

  • Und was zählt bitte als Fahrt? Wenn Oma Erna also erst zum Gemüselädle mitm Rad fährt, und danach zum Blumenladen, und dann noch zum Metzger, und dann noch zur Frida zum Kaffetrinken und dann nach Hause um dann zu merken das sie noch was vergessen hat und nochmal zum Bäcker muß sind das dann also 7 Fahrten die in dieser Statistik 7 mal so schwer wiegen wie eine Fahrt von Berchtesgaden nach Flensburg. Absoluter Schwachsinn, aber wers glauben will soll halt.


    Natürlich würde bei der Anzahl gefahrener Personenkilometer das Rad im Vergleich zum Auto niemals einen Blumentopf gewinnen. Darum geht es aber doch auch nicht. Ganz abgesehen davon gibt es ja auch Oma Ilse, die diese 7 Fahrten (aufgrund der Nähe vielleicht noch einen Teil zu Fuß, sagen wir also nur 5 Fahrten) mit dem Auto zurücklegt. Für die Belastung der Innenstädte spielen die langen mit dem Auto (meist auf der Autobahn) zurückgelegten Strecken aber nur eine untergeordnete Rolle. Die eine kurze Autofahrt in Stuttgart (die durch das Fahrrad ersetzt werden könnte) belastet allerdings pro km auch wesentlich mehr Anwohner / Personen, die sich in der Stadt aufhalten. Auch wenn sie ziemlich kurz ist.


    Es stimmt natürlich schon: Stuttgart ist sehr fahrrad- und fußgängerfeindlich, die niederländischen Städte dagegen sind Fahrrad-Paradiese.
    Aber Stuttgart kann und wird aus topographischen Gründen NIE eine typische "Fahrradstadt" werden. Stuttgart ist sehr bergig mit teilweise extremen Steigungen, niederländische Städte sind dagegen vollkommen flach und die Winter sind dort viel milder.


    Du hast natürlich Recht, dass niederländische Städte aus topologischen Gründen deutlich besser zum Radfahren geeignet sind.
    Topologie ist aber nur einer von vielen Faktoren.
    Ich hab mal aus Wiki den Modal Split von Stuttgart und Düsseldorf rausgesucht:


    Stuttgart:
    Fußgänger 13%
    Rad 4 % (!)
    ÖPNV 32 %
    MIV 51 %


    Düsseldorf:
    Fußgänger 11%
    Rad 5%
    ÖPNV 31%
    MIV 53%


    Vergleicht man mit anderen deutschen Städten fällt schnell auf, dass sie sich deutlich mehr unterscheiden, als diese beiden Städte. Viele Städte haben deutlich mehr Radler (z.B. Dresden, München 17%, Bremen 19%). Auch viele haben deutlich weniger ÖPNV-Nutzer (Hamburg, Berlin und München deutlich unter Stuttgart!). Stuttgarts ÖPNV-Qualität ist durchaus lobenswert (von der S-Bahn im Augenblick mal abgesehen). Allerdings ist doch überraschend, dass Düsseldorf, so platt wie Holland (Rheinländer mögen das entschuldigen, in Holland ist es sicherlich noch flacher, aber im Vergleich zu Stuttgart ist Düsseldorf schon ziemlich eben) trotzdem keinen höheren Radanteil hat. Ich kenne die Gründe hierfür nicht, aber vermute doch stark, dass die Infrastruktur schuld ist. Es ist natürlich auch kein Beweis dafür, dass in einer topologisch anspruchsvollen Stadt wie Stuttgart die Infrastruktur helfen kann, den Radverkehrsanteil zu erhöhen, allerdings muss man doch mal sehen:
    In Stuttgart fahren schon heute fast so viele Rad wie in Düsseldorf. Und das obwohl die Topologie so anspruchsvoll ist. Die jetzige Infrastruktur hilft sicher auch nicht gerade den Wert von Stuttgart zu erhöhen...


    Ich denke auch, dass sich der ÖPNV und das Rad in Stuttgart nicht widersprechen, wer von Sillenbuch in den Kessel will, nimmt vielleicht lieber die U-Bahn. Aber z.B. vom Olgahospital(Talkessel) Richtung Cannstatt, ist es auch ziemlich flach. Klar ist auf jeden Fall, dass es von den jetzigen 4 % noch viel Luft nach oben gibt. Schlüssel ist die Infrastruktur. Wenn die steht, kommt man mit dem Pedelec, mit dem man auf guten übersichtlichen Wegen ja auch deutlich schneller fahren kann, wie mit einem normalen Rad auf dem Bürgersteig, auch aus den kritischeren Stadtteilen mit Berg dazwischen gut voran.


    Nicht, dass ich für einen Radeln-Freak gehalten werde - mir platzt immer der Kragen, wenn mich auf einem Bürgersteig einer unerlaubterweise überfahren will (und das passiert alle paar Minuten). Was hier jedoch über die Stellplatz-Kosten steht, gilt 1:1 genauso für die Kosten der PKW-Stellplätze, ...


    Was die Kosten angeht, volle Zustimmung, selbst bei 30qm, beim Kauf von Wohnungen in Stuttgart gehe ich jetzt mal von 4000+/qm aus, man stelle sich mal vor, man müsste nur 20% davon für den Stellplatz berappen (24k€)...
    Widersprechen muss ich allerdings beim Überfahrenwerden durch Räder. Das ist doch genau deshalb so, weil die Infrastruktur zu wünschen übrig lässt. Die wenigsten Radfahrer fahren freiwillig auf dem Bürgersteig.


    Noch ein letzter Satz zu den saisonalen Schwankungen. Das Rad ist sicherlich das Verkehrsmittel, dessen Wahl im Vergleich zu anderen Vekehrsmittel stark von der Witterung abhängt. Konsequentes Räumen, nicht nur von Straßen, sondern eben auch von Radwegen, kann hier aber zumindest etwas helfen.

  • Diese Zahlen haben Null Aussagekraft und sind, noch schlimmer, eine bewußte Täuschung! Es wird suggeriert das das Fahrrad das Auto einfach so ersetzen kann, wenn man nur will. Das ist schlicht und einfach Falsch. Wenn dann kann ÖNV das Auto ersetzen. Wo ist denn aus den Zahlen ersichtlich das der Anteil des Fahrradverkehrs überhaubt Autoverkehr ersetzt hat? Für die Fahrt zum Bäcker um die Ecke werde ich wohl kaum das Auto benutzen. Einen Umzug mit dem Fahrrad stelle ich mir hingegen etwas schwierig vor. Ich werde sicherlich auch nicht jeden Morgen mit dem Rad 30km zur Arbeit fahren, auch wenn man am Wochenende gerne eine Radtour macht. Überhaubt wird das Auto innerstädtisch kaum benutzt, solange man nicht von Außerhalb kommt. Das macht man in der Regel mit dem ÖNV. Wenn dann kann man den Fahrradverkehr daher allerhöchstens auf Kosten des ÖNV Signifikant ausbauen – Indem man Kurzstrecken in der Stadt weiterhin so lange verteuert, bis es nicht mehr attraktiv ist den ÖNV zu benutzen und lieber zu Fuß geht oder das Rad nimmt. Die Suggestion man könnte den Berufsverkehr durch das Fahrrad reduzieren ist schlicht und einfach gelogen!

  • Diese Zahlen haben Null Aussagekraft und sind, noch schlimmer, eine bewußte Täuschung! ... Wo ist denn aus den Zahlen ersichtlich das der Anteil des Fahrradverkehrs überhaubt Autoverkehr ersetzt hat?


    Also erst einmal: Du unterlegst Deine Vermutungen mit gar keinen Quellen..., ich weiß nicht was besser ist? Also für einen Umzug z.B. kann man sich auch ein Auto mieten, vielleicht hat man aber auch ein Auto und nutzt es nur nicht für alle Wege. Aber um nochmal zu Deiner Behauptung zu kommen. Schau Dir doch mal Dresden und München an (auf Wiki). Wo ist der Anteil denn plötzlich hin von den Autos? ÖPNV ist in beiden Fällen auch geringer. Also bleibt Fahrrad und Fußgängerverkehr. Ich nehme nicht an, dass Münchner oder Dresden signifikant weniger oder mehr Wege als Stuttgarter machen. Trotzdem nutzen sie andere Verkehrsmittel. Anstatt Autofahren öfters Gehen oder Radfahren. Das ist doch gut aus den Zahlen ablesbar.


    Wenn dann kann man den Fahrradverkehr daher allerhöchstens auf Kosten des ÖNV Signifikant ausbauen – Indem man Kurzstrecken in der Stadt weiterhin so lange verteuert, bis es nicht mehr attraktiv ist den ÖNV zu benutzen und lieber zu Fuß geht oder das Rad nimmt.


    Also die Auslastung der ÖPNV-Linien ist typischerweise direkt um und im Zentrum Stuttgarts am größten. Gleichzeitig hat man bei einem Ausbau des ÖPNVs das Problem, dass sowohl bei der S-Bahn als auch bei der U-Bahn die Kapazität u.a. von den das Zentrum durchquerenden Strecken abhängt. Um hier parallel Strecken zu bauen, wären gewaltige finanzielle Mittel notwendig. Würden also im Zentrumsbereich mehr Wege per Rad zurückgelegt, die heute ÖPNV-Wege sind, lässt sich der ÖPNV sogar einfacher im größeren Umkreis ausbauen, da im Zentrum wieder mehr Kapazitäten frei sind.


    Bisher haben wir hier aber doch auch gar nicht explizit über den Berufsverkehr gesprochen, als Einwohner Stuttgarts hilft es doch egal welche Fahrt durch das Rad ersetzt wird, um die Lebensqualität zu erhöhen.
    Wo Du es aber ansprichst: Glaubst Du, die Räder die vor den Firmen stehen, wurden mit dem Auto hergekarrt? Oder haben die vielleicht doch eine Autofahrt ersetzt? Die Kombination Rad + ÖPNV ist ja übrigens auch möglich um zur Arbeit zu kommen.


    Du hast Recht, 30km zur Arbeit würden sicher die wenigsten mit dem Rad fahren, aber schauen wir doch mal an, wie weit man mit 10km kommt:
    Ludwigsburg <-> Feuerbach / Heilbronner Straße
    Waiblingen <-> S-Zentrum (~12km)
    Esslingen <-> S-Zentrum (~12km)
    Vaihingen <-> S, ok, ich weiß ja, mit Berg


    Also wenn das nicht große Potentiale sind!?
    Wenn man fit ist, fährt man die 10km ohne Probleme in 30min (Nebeneffekt: Man bleibt auch fit ;)!)
    Sonst halt bequem mit dem Pedelec, schwitzt man auch nicht.

  • Heute gelesen in StN, Christoph Sonntag zum grünen Radlfanatismus in Stuggi Marke Fritzle & Winne: "Stuttgart isch doch wie gmacht zum Rattfahre, kein Kessel, keine Hügel, immer gut's Wetter."


    Dem ist nichts hinzuzufügen, der Vergleich Stuttgart mit dem flachsten Land der Welt, den Niederlanden, ist wohl ein schlechter Scherz.


    Schon die "Quotenregelung" von 20% ist doch völliger Nonsens. Was in Flachstädten wie KA oder Münster funktioniert, klappt in Extrem-Hügelstädten wie Stuggi oder Wiesbaden eben noch lange nicht. Die Rasenmähermethode ist daher hier logisch nicht Ziel führend, vielmehr schlicht sinnloser Aktionismus. Die Grünen müssen doch mal aus dem Veggie-Day-Debakel lernen, dass Lösungen in unserer Zeit einer Gesamtbetrachtung der Zusammenhänge standhalten und vor allem differenzierter sein müssen, wenn man ernst genommen werden will. Es mag ja alles durchaus gut gemeint sein. Aber handwerklich müssen Ideen und Regelungen eben auch überzeugen.


  • Bisher haben wir hier aber doch auch gar nicht explizit über den Berufsverkehr gesprochen, als Einwohner Stuttgarts hilft es doch egal welche Fahrt durch das Rad ersetzt wird, um die Lebensqualität zu erhöhen.
    Wo Du es aber ansprichst: Glaubst Du, die Räder die vor den Firmen stehen, wurden mit dem Auto hergekarrt? Oder haben die vielleicht doch eine Autofahrt ersetzt? Die Kombination Rad + ÖPNV ist ja übrigens auch möglich um zur Arbeit zu kommen.


    Also erst einmal wird sich das zeigen ob sich die Lebensqualität für die Stuttgarter wirklich erhöht wenn es mehr Fahrradverkehr gibt. Mir wäre das in Fahrradfreundlichen Städten nicht aufgefallen das dies, außer für die Fahrradfahrer, etwas zur Lebensqualität beiträgt. Wieso auch? Fahrradfahrer können für Fußgänger sogar extrem stressig sein. Da ist mir wesentlich lieber man taktet den ÖNV besser bzw. Verteuert diesen nicht ständig. Das man in relativ flachen Städten wie München natürlich gut mit dem Fahrrad von A nach B kommt bezweifle ich gar nicht. Man kann relativ direkt auf gut ausgebauten und breiten Straßen zu seinem Ziel fahren und spart sich dabei das Geld für ein Bahnticket. In Stuttgart sieht das doch ganz anderst aus. Die Straßenführung ist Chaotisch und alles andere als direkt. Außerdem ist der Stuttgarter Ballungsraum wesentlich weniger Kompakt als der Münchner. Die Entfehrnungen die zum Arbeitsplatz zurück gelegt werden sind daher größer. Das ist zusammen mit der Topografie alles andere als attraktiv um ernsthaft mit dem Fahrrad zu pendeln. Aber vermutlich wird man auch hier wieder eine Statistik erfinden die das Gegenteil behauptet. Wenn übrigens alle Ihre Räder morgens in die S-Bahn mitschleppen würden dann aber gute Nacht!

  • Schon die "Quotenregelung" von 20% ist doch völliger Nonsens. Was in Flachstädten wie KA oder Münster funktioniert, klappt in Extrem-Hügelstaedten wie Stuggi oder Wiesbaden eben noch lange nicht. Die Rasenmähermethode ist daher hier schon logisch nicht Ziel führend, sondern schlicht sinnloser Aktionismus. Die Grünen müssen doch mal aus dem Veggie-Day-Debakel lernen, dass Lösungen in unserer Zeit einer Gesamtbetrachtung der Zusammenhänge standhalten und vor allem differenzierter sein müssen, wenn man ernst genommen werden will. Es mag ja alles durchaus gut gemeint sein. Aber handwerklich müssen Ideen und Regelungen eben auch überzeugen.


    Es ist doch absurd, sich über diese dahingestellte Zahl aufzuregen. Als ob nicht jede Partei ihre Ziele gerne mit irgendeiner Zahl unterlegt. Selbst die CSU, um mal das politische Lager zu wechseln, hat z.B. eine Frauenquote eingeführt von 40%. 40%, eine Zahl die sicherlich genauso gut begründbar ist wie 20% Radanteil in Stuttgart. Die 40% müssen wenn möglich sogar eingehalten werden, die 20% sind ja nur die Vision der Grünen - niemand wird zum Radfahren gezwungen.


    Es geht doch darum, den Radverkehr zu fördern.
    Und Stuttgart kommt von ganz weit unten. Darüber sind wir uns einig.


    Topologie ist deutschlandweit vermutlich eine der ungeeignetesten. Bestreitet niemand.


    Infrastruktur, wie der Fahrradklimatest des ADFC gezeigt hat, Stuttgart unterstes Viertel, sollte wohl bekannt sein.


    Jetzt wird in Stuttgart trotzdem Rad gefahren. 4 % aller Wege. Nicht viel, aber immerhin. Jetzt kommt der Unterschied: Wagahai und Du Regent, sehen kein weiteres Potential. Die Grünen sehen dies, da sie sagen, die Infrastruktur erlaubt oft ein angenehmes Fahren gar nicht. Selbst auf prädestinierten Strecken. Also möchten sie die Infrastruktur ausbauen. Dazu gehört dann natürlich auch ein Stellplatz (der ja platzmäßig noch das kleinste Problem darstellen sollte!).


    Ich kann Euer Problem nicht nachvollziehen, sry. Für Radverkehr wird weit unterdurchschnittlich wenig Geld ausgegeben, für 2014 sind im Fördertopf von Winne's Fahrradprogramm gerade mal 15 Millionen. Für ganz BW. Das sind lächerliche Summen im Vergleich zum Straßenbau. Da kann man aber mit vergleichsweise wenig Geld viel bewegen.


    Regent:
    Mir wäre es auch sehr lieb, wenn man den ÖPNV besser takten würde. Aber hier sind ganz andere Millionensummen notwendig, als wenn man ein bisschen was für Radfahrer tut.
    Was ich mit Rad + ÖPNV meinte, war mit dem Rad zur Haltestelle fahren - ok, das ist eher ein Anwendungsfall für die äußeren Stadtteile, wie Degerloch/Hoffeld oder so. Aber da ist dann ein Stellplatz für'n Rad, wenn man auf Miete wohnt extrem praktisch. Fährt man nach Degerloch zur U-Bahn und hat eine perfekte Taktung, die ein Bus Richtung Hoffeld nie haben kann (finanziell)
    Initial ging es ja hier um das vorgeschriebene Errichten von Radstellplätzen. Was würdest Du denn sagen, wenn man jetzt erst den Stellplatzschlüssel für Autos einführen würde. Wofür soll jemand der den ÖPNV nutzt, praktisch den MIV subventionieren?! Da bin ich gespannt ;). Und das ist letztlich das gleiche mit den Radstellplätzen...

  • Lieber Moddy,


    es gibt einen bzw. mehrere gegebene Gründe, warum in Stuggi wenig Radgefahren wird, siehe auch Zitat Sonntag.


    Ich habe immer ein Problem mit rein ideologisch-PR-bestimmten Programmen, gleichgültig, welche Partei am Zug ist.


    Auf Hauptstraßen 30-40 km/h Begrenzung in einer Kernstadt eines 2,7 Mio. Ew.-Wirtschaftsraums sollte weltweit einmalig sein. Ernsthaft werden in der Stauhauptstadt Dlands Fahrbahnreduzierungen auf elementarsten Strecken zugunsten von Radwegen erwogen, die kein Mensch nutzen wird (Beispiel: Weinsteige). So lässt sich die Liste der "Verkehrserziehung" der Grünen unendlich fortsetzen. Jede Stadt benötigt eine für ihre jeweilige, konkrete Situation abgestimmte Verkehrs- und Infrastrukturpolitik, die dieser und ihren Bürgern dient. Davon sehe ich hier nichts. Das bescheidene Potenzial in Stuggi für zusätzliche Radwege jenseits des Hobbyradltums sehe ich allenfalls auf flachen und ausreichend breiten Nebenstrecken mit nachweislich geringem Wirtschaftsverkehr.


  • Initial ging es ja hier um das vorgeschriebene Errichten von Radstellplätzen. Was würdest Du denn sagen, wenn man jetzt erst den Stellplatzschlüssel für Autos einführen würde. Wofür soll jemand der den ÖPNV nutzt, praktisch den MIV subventionieren?! Da bin ich gespannt ;). Und das ist letztlich das gleiche mit den Radstellplätzen...


    OK, gut das kannst du nicht verstehen. Weil du offensichtlich nicht in Stuttgart wohnst. Im Stuttgarter Westen gibt es bereits jetzt kein kostenloses Parken für PKW mehr. Dies wird Schritt für Schritt weiter ausgebaut und aufs anze Stadtgebiet ausgeweitet. Mal davon abgesehen könnte der Staat Deutschland dicht machen wenn plötzlich alle auf das Auto verzichten würden, da Autofahrer als die Melkkühe der Nation so ziemlich alles mitfinanzieren – Nur ein geringer Teil der Einnahmen fließt ja überhaubt in den Straßenbau zurück! Das man bei vorhanderner Kapazität eine Fahrradspur baut, da spricht nichts dagegen. Wenn man allerdings, wie jetzt in S-Kaltental geschehen, Fahrradspuren Mutwillig so legt das alle Parkplätze an der Straße verschwinden wird die Marschrichtung klar. Der Winne würde ja liebend gerne, auch auf heute schon verstopften Straßen, Fahrbahnen in Fahrradspuren umbauen. Winne und große Teile der Grünen arbeiten eben für Ihre relativ kleine Klientel. Ob sichs der Rest der Dummen, die für Ihr Geld noch arbeiten gehen und damit dieses Land durchfüttern, es sich noch leisten können überhaubt zur Arbeit zu kommen ist denen relativ egal.

  • Aua. Kann man als Gegenargument durchgehen lassen.
    Danke für den Link, jetzt weiß ich dass es Fledermausbrücken gibt. Fledermäuse mag ich ja wirklich gerne wenn sie durch die Gegend flattern, aber bei den Brücken musste ich kurz schlucken. Glückwunsch an den Hersteller solcher Dinger dass er tatsächlich welche verkauft bekommen hat. Off topic off.

  • Erwartungsgemäß stößt die neue, schwachsinnige Radl-Stellplatzregelung in der LBO auf massiven Widerstand der Kommunen aus bekannten Gründen. Der Vorstand des Städtetags BW schickt Winne Protestbrief, Beschluss war einstimmig (!), Unterzeichner: Auch die Grünen OB Salomon und Fritzle (!).


    Nun soll wieder einmal Kretsche den Rambo-Radler zurück pfeifen, immer dasselbe Spiel. Was für Amateure.


    Quelle: StN 18.10.13

  • Zum Thema "Fahräder in der Stadt" hat man in der indischen Stadt Kalkutta (Kolkata) etwas gegen das Verkehrschaos einfallen lassen. Da nicht genung Platz für alle da ist, dürfen keine Fahräder, Rikschas, etc.. auf den Hauptverkehrsstrassen fahren. Wer es dennoch tut, muss eine Strafe bezahlen. Wer nicht zahlt, dem werden die Reifen zerstochen:
    http://www.faz.net/aktuell/ges…te-strassen-12621686.html

  • Was würdest Du denn sagen, wenn man jetzt erst den Stellplatzschlüssel für Autos einführen würde. Wofür soll jemand der den ÖPNV nutzt, praktisch den MIV subventionieren?! Da bin ich gespannt ;). Und das ist letztlich das gleiche mit den Radstellplätzen...

    Hallo, finde Deine Beiträge grundsätzlich gut geschrieben. Doch bzgl. Subventionierung wurde längst und hinlänglich dargelegt, daß wenn irgendein Verkehrsmittel geschröpft wird, es das Automobil ist. Selbst wenn bis hin zu an den Haaren herbeigezogenen negativen externen Effekten herangezogen werden.


    Wenn führende Politiker der Meinung sind, das Auto sei die Wurzel allen Übels, vieler Krankheiten, frühen Todes und geringer Lebensqualität, dann sollen sie bitteschön konsequent sein und auch die Herstellung samt Massenexport dieser Todesprodukte in ihrem Herrschaftsbereich verbieten. Sie machen sich sonst zum Händler des Todes. Unglaublich: Sie wissen, welch negative Wirkungen diese Maschinen haben und fördern deren Export unter Inkaufnahme von Abermillionen weltweiter Opfer, nur um damit auch noch maximalen Profit zu machen. Da lobt man sich geradezu Waffenhändler. Immerhin kann bei Waffen durchaus die Wirkung von Abschreckung und Gleichgewicht im Vordergrund stehen, also Nichtnutzung; während die automobile Waffe regelmäßig gekauft wird, um eingesetzt zu werden.

  • ^ Das ist eine denkbar übertriebene Darstellung, allerdings ähnlich übertrieben wie etwa diese:


    ... da Autofahrer als die Melkkühe der Nation so ziemlich alles mitfinanzieren ...


    Manche Leute scheinen der eigenen Darstellung nach ein Märtyrium durchzumachen, nur damit der Staat genug Steuereinnahmen hat. Da möchte man oft freundschaftlich sagen: Denk an Dich, verkaufe das Ding und lass die anderen "gemolken" werden!


    Zurück zur Seriösität und zum Stellplatzschlüssel - ich kenne Fälle, wo solcher Schlüssel die Schaffung preiswerter Studentenwohnungen verhinderte - wo der Investor vergeblich Statistiken zitierte, dass am Investitionsort nur eine kleine Minderheit der Studenten überhaupt ein Auto hat. Vielerorts kann man beobachten, dass durch diesen Schlüssel bevorzugt große Wohnungen gebaut werden - es macht schon einen Unterschied, ob die 30-40 Qm TG-Fläche pro 20-30-50 Qm Wohnfläche oder pro 100-150 Qm Wohnfläche benötigt werden. Und dann klagt man, kleine bezahlbare Wohnungen würden fehlen.
    In Hessen wurde dieser Schlüssel ersatzlos gestrichen, soweit ich weiß - was ich für denkbar beste Lösung halte. (Also keiner für PKWs und keiner für Fahrräder.)
    Man kann doch nicht gegen den einen Schlüssel protestieren und den anderen (ähnlich strukturierten, aber ob des Flächenbedarfs teureren) behalten wollen.

    Einmal editiert, zuletzt von Bau-Lcfr ()

  • Manche Leute scheinen der eigenen Darstellung nach ein Märtyrium durchzumachen, nur damit der Staat genug Steuereinnahmen hat. Da möchte man oft freundschaftlich sagen: Denk an Dich, verkaufe das Ding und lass die anderen "gemolken" werden!

    Genau das wurde ein paar Seiten lang hoch und runter diskutiert. Es gab etliche Meinungen, daß man eben nicht darauf verzichten kann. Du ziehst aber den (falschen) Schluß, das Auto sei schlicht ein Luxusgut, dessen man sich einfach entledigen könne und müsse.


    Wer ernsthaft meint, Autofahrten - noch dazu in einem Ballungsraum - machten Freude, gar soviel Spaß, dafür viel Geld zu opfern, muß irgendwo in einer anderen Welt leben. Was nicht heißt, daß die ein oder andere Autofahrt nicht alternativ zurückgelegt werden könnte. Jedoch nicht weil die Autofahrt Spaß macht, sondern allenfalls bequemer, zeitlich flexibler oder schneller ist. In vielen Fällen von Wetter, Strecke oder Transport kann das Auto sogar alternativlos sein.

  • Ein Beitrag, zwei widersprüchliche Aussagen:


    Du ziehst aber den (falschen) Schluß, das Auto sei schlicht ein Luxusgut


    Was nicht heißt, daß die ein oder andere Autofahrt nicht alternativ zurückgelegt werden könnte. Jedoch nicht weil die Autofahrt Spaß macht, sondern allenfalls bequemer, zeitlich flexibler oder schneller ist.


    Zwischen unverzichtbar und etwas bequemer gibt es einen gravierenden Unterschied. Der Punkt ist, dass mit der Stadtgröße immer mehr Verkehrsteilnehmer sich den begrenzten Raum teilen müssen - weswegen die autogerechte Stadt bereits vor Jahrzehnten gescheitert ist. Der gegenwärtige OB von Düsseldorf (ähnliche Größe wie Stuttgart) sagte kurz nach dem Amtsantritt zum Straßenausbau, dass dieser kaum möglich sei, da die Stadt nicht aus Gummi sei - und er ist nicht von den Grünen, sondern von der CDU. Wenn etwas (verkehrs-)technisch-räumlich nicht geht, können auch Tausende Wünsche nach Unmöglichem es nicht ändern.


    Unabhängig von der politischen Richtung gibt es seit Jahrzehnten in etlichen Städten Europas Versuche, den Autoverkehr einzudämmen, damit die Städte nicht komplett im Stau ersticken (von der Abschaffung ist nirgends die Rede) - Parkraumbewirtschaftung, City-Maut. Mich wundert, dass jemand hier kürzlich kostenlose Parkplätze an einer Hauptstraße erwähnte, die entfallen könnten - sonst gibt es längst solche in den Metropolen nicht. Schließlich hat die Fläche eines Innenstadt-Parkplatzes den Wert irgendwo zwischen einem BMW und einem Rolls-Royce (2.100 bis 17.500 EUR/Qm, selbst am Cityrand bis 3.300 EUR/Qm) - dass man ein Auto nicht umsonst kriegt, versteht jeder.


    Kaum irgendwo in der Berufswelt muss man so mobil sein wie in einer Consultingfirma. Bei uns werden für über 20 MA gerade mal zwei Parkplätze im benachbarten City-Parkhaus angemietet - für die Geschäftsführer. Der Rest kommt mit der Stadtbahn, selbst wenn es in einigen Fällen Park+Ride bedeutet. Die Dienstreisen werden zumeist mit den Zügen absolviert (darunter meine letzte nach Süd-Niedersachsen), erst dann sind gleichauf Autos (inkl. Mitfahrten) und das Fliegen.
    Es ist also zumeist Luxus - und wenn etwas (das Autofahren) mehr nachgefragt als die städtische Kapazität ist, muss der Preis bis zum Gleichgewicht steigen, also bis manch einer leider Gottes verzichtet.