Flughafen Leipzig-Halle

  • Man darf auch nicht vergessen: Deutschland hat sich vom Vorbild der Energiewende zu einer globalem Lachnummer entwickelt. Von Bewunderung zu Mitleid. Niemand folgt mehr dem deutschen Modell - und Deiner Argumentation. Wir sind die Geisterfahrer.

    Da möchte ich gerne mal reingrätschen. Das ist eine gerne und oft aufgestellte Behauptung, die schlichtweg nicht wahr ist. Die Strompreise selbst sinken, es sind die Netzentgelte die steigen. Deutschland ist auf einem guten Weg - auch ohne AKW und mit sinkender Nachfrage nach Strom aus den Fossilen (Gas als Brückentechnologie mal ausgenommen). Was uns nicht alles schon ereilen sollte: Blackout, Dunkelflaute und was auch immer sich Springer & Co. einfallen ließen. Das Gegenteil ist der Fall: Deutschland hat eines der zuverlässigsten Energieversorgungssysteme mit den geringsten Stromausfällen weltweit!
    Wir dürfen eines nicht vergessen: Viele Player im Ausland haben natürlich absolut kein Interesse, dass Deutschland sich hinsichtlich seiner Energieversorgung zunehmend autark versorgt. Natürlich agrumentieren sie genau so wie sie es eben tun und belächeln den Weg, den Deutschland geht - oft treiben sie den Ausbau der EE in ihren eigenen Länderen dennoch massiv voran.
    Ich denke, die Welt schaut schon sehr auf Deutschland. Neben unserer Verpflichtung zur Verringerung des CO2-Ausstoßes (die wir nun einmal im Zuge des Pariser Abkommens genau wie alle anderen ratifizierenden Länder haben) hat die Sache noch einen nicht zu unterschätzenden "psychischen" Effekt. Wenn es ein Land wie Deutschland schafft, die Energiewende zu wuppen, haben auch andere Länder mit ähnlich großen Energieverbräuchen keine Scheu davor.

  • Naja, wenn Argumente fehlen, kann man Andersdenkende (wie floyd) natürlich auch persönlich verunglimpfen. Aber zurück zum Flughafen Leipzig-Halle:

    - eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte, die es meines Erachtens so nur im Osten geben konnte. Der Westen ist dafür längst zu dekadent und es gibt dort zu viele NIMBYS.

    - abhängig davon, dass es den selbst-ernannten Gutmenschen nicht gelingt, ein Nachflugverbot durchzusetzen. Dann ist das Frachtgeschäft kaputt und Milliarden-Investitionen in den Sand gesetzt. Das wäre meines Erachtens auch vollends der letzte Sargnagel für Intel & Co. Denn so blöd (aus Sicht des Auslands) ist niemand in ein solch wirtschaftsfeindliches Umfeld zu investieren.

    - Angesichts der Konsumschwäche in Deutschland (das reale Sozialprodukt pro Kopf geht in Deutschland seit Jahren zurück und wird noch viele weitere Jahre zurückgehen) wird sich das Passagiergeschäft weiter unterdurchschnittlich entwickeln. Der Wahnsinn aus Gebühren und Bürokratie tut ein Übriges. Alle deutschen Flughäfen werden noch lange brauchen, bis sie das vor-Covid-Niveau wieder erreichen. Da reden wir mE teilweise über 10 Jahre. Halle-Leipzig wird wohl keine Ausnahme sein.

  • Ja Architektenkind, was haben Sie denn dieses Jahr alles gegen den CO2-Ausstoß und für die Umwelt im Allgemeinen getan, außer hier Leute mit anderer Meinung als Klimaschutzgegner zu verunglimpfen. Ich bin passionierter Jäger, Besitzer von 2,3 Hektar Wald, welchen ich allein in diesem Jahr mit 7 selbstgezogenen Stieleichen aufgeforstet habe. In meinem Wald hängen 4 selbstgebaute Nistkästen, welche von der hiesigen Fauna rege genutzt werden. Zweimal im Jahr reinigen wir in Zusammenarbeit mit dem Landesbetrieb Sachsenforst Wanderparkplätze. Das ist Umweltschutz, Waldpflege und Heimatliebe. Nicht nur in die Tasten hauen, die Grünen wählen, im Biomarkt in Plaste eingeschweißte vegane Bratwurst kaufen und irgendwelche Phrasen dreschen. Die meisten Menschen können noch nicht einmal eine Lärche von einer Kiefer, eine Amsel von einem Star oder Rehwild von Damwild unterscheiden, aber groß vom Klimaschutz schwadronieren.

    Das ist eine ziemlich stereotype Aussage. Menschen gibt es nicht nur in 2 Kategorien. Fakt ist: Der beste Naturschutz nutzt nichts, wenn wir beim CO2-Ausstoß nicht die Kurve kriegen, weil wir nur damit beschäftigt sind, mit dem Finger auf die anderen zu zeigen. Denn da geht es um den Schutz unserer Spezies.

  • Nuperus : Das halte ich für eine Wunschdenken-Perspektive. Wenn es denn so wäre, dass die energiepolitischen Standortbedingungen in Deutschland so toll wären, müsste Habeck nicht ständig mit einem "Industriestrompreis" hausieren gehen, um sich gegen den Kollaps und die Abwanderung der chemischen Industrie, der Glas-Industrie und der Stahlindustrie zu stemmen.

    Auch der Zusammenbruch der Auslands-Investitionen spricht eine klare Sprache. Sind nur noch 1/5 der Werte von vor einigen Jahrzehnten - gemessen am Sozialprodukt. Es gab mal Zeiten, da kamen Firmen freiwillig nach Deutschland. Heute tun sie das nur noch, wenn man ihnen, wie im Fall Intel, Milliarden hinterher wirft. Es gab auch mal Zeiten, als Deutschland 30% des Stroms aus AKW bezog. Gäbe es die noch, wäre die Abhängigkeit von Russland nie entstanden. Wäre der CO2 Footprint jetzt schon kleiner. Wäre der Konjunktureinbruch als Folge des Endes der Gaslieferungen nicht so stark. (und nein, ich bin nicht gegen regenerative Energien)

  • Das halte ich für eine Wunschdenken-Perspektive. Wenn es denn so wäre, dass die energiepolitischen Standortbedingungen in Deutschland so toll wären, müsste Habeck nicht ständig mit einem "Industriestrompreis" hausieren gehen, um sich gegen den Kollaps und die Abwanderung der chemischen Industrie, der Glas-Industrie und der Stahlindustrie zu stemmen.

    ^Ich habe gesagt, die Stromversorgung in D ist eine der zuverlässigsten. Das ist belegt und ist auch kein Wunschdenken. Der Umbau eines Energienetzes, das für die Umstellung auf EE (und auch aus anderen Gründen) notwendig ist, kostet Geld - soviel ist klar. Diese Kosten werden in Deutschland über die Stromabnehmer bezahlt (Netzentgelte). Diese machen den Strom so teuer. In anderen Länderen wird das über Steuern gemacht oder man lässt andere Kraftwerke laufen, z.B. AKW oder Fossile. Um diese Zeit der hohen Netzentgelte zu überbrücken, wollte Habeck den Strompreiszuschuss für die Industrie. Klingt für mich schlüssig.
    Denn Fakt ist, dass der eigentliche Strompreis in der letzten Zeit sogar ins Negativ drehte. Der Strompreis (netto) aus den Erneuerbaren geht also nicht günstiger, und vor allem: Er macht Deutschland weitestgehend unabhängig. Gäbe es die AKW noch, wäre Deutschland wieder abhängig (Uran). Die AKW hätten auch nicht mehr lange risikofrei weiterlaufen können, man hätte neu bauen müssen. Kernkraft nimmt weltweit, gemessen an deren erbrachter Leistung, ab. Sie ist teuer und die Kosten für den Steuerzahler, die damit verbunden sind, werden im Strompreis nicht widergegeben. Kernkraft ist gefährlich, stellt ein Risiko dar und macht ein Land sehr verletzbar. Den Atommüll scheint es ja irgendwie nicht mehr zu geben. Die Langzeitkosten auch nicht mehr ...

  • Die ganze Diskussion hat wenig mit der Einstellung einer einzigen Verbindung ab Leipzig zu tun. Denn diese Entscheidung wurde Ryanair nicht zur Reduktion des CO2-Ausstoßes aufoktroyiert, sondern aus rein wirtschaftlichen Gründen getroffen und mit der Luftverkehrsabgabe (nur 15,53 Euro pro Passagier) und den Sicherheits- und Flugsicherungsgebühren begründet. Dass Ryanair wegen der Probleme bei Boeing viel weniger Flugzeuge geliefert werden als geplant, dürfte auch einen Anteil haben.


    Der vorwurfsvolle Blick nach China ist übrigens auch nicht mehr aktuell. Das Land wird womöglich schon 2024 seine CO2-Emissionen senken, hat die Genehmigungen neuer Kohlekraftwerke extrem reduziert, und der Anteil von E-Autos an den Neuzulassungen liegt mittlerweile bei mehr als 50 Prozent. Entscheidend für all diese Entwicklungen sind hauptsächlich wirtschaftlich-strategische Entwicklungen, weil das Festhalten an todgeweihten, ineffizienten Technologien wirtschaftlicher Selbstmord wäre.

  • Und ja: Was Technologie angeht, hat Deutschland leider sehr viele Federn gelassen. Ändert aber nichts am Grundprinzip. Und noch gibt es immer noch erstaunlich viel Substanz in diesem Land - vor allem im Mittelstand. In 10 Jahren sieht das anders aus, wenn es keine Wende gibt. Aber noch gibt es Subtanz. Um es zynisch zu sagen: Ein Industrieland, das an seinen Unis mehr Professuren für Genderstudies hat als für Chemie (ist in Deutschland so), kriegt irgendwann Probleme.

    Hier würde mich mal die Quelle interessieren: 173 Professuren gibt es für Frauenthemen- und Geschlechterforschung in Dtl. Das sind vermutlich viele auf soziologischen Gebieten, welche überhaupt erst mal die Grundlagen für Diskussionen legen. Die Zahl ist nicht näher abgegrenzt, sondern interdisziplinär. Für Chemie habe ich auf die Schnelle nichts gefunden, außer dass über 8.000 Wissenschaftler in der Chemieausbildung tätig sind. Oder das an 60 Hochschulen Chemie auf Lehramt studiert werden kann. Wie schaffen das bundesweit weniger als 173 Professoren?

  • diese Ausführung der Uni Düsseldorf zeigt die häufigen "Argumente" der Leute, welche mit den Mechanismen des Klimawandels ihre Probleme haben:


    https://www.ak-schmitt.hhu.de/…_und_ihre_Widerlegung.pdf


    Es wird einer Industriegesellschaft wie Deutschland dann schwer fallen, hier die Kurve zu bekommen, wenn so lange wie möglich nichts getan wird. Allein der Aufwand an Veränderungen sollte zu riesigem Wirtschaftswachstum führen, da jeder Bereich im Leben vor großen Herausforderungen steht. Doch es scheint wie beim Marathon zu sein: Die große Angst vor dem ersten Schritt.

  • Ha,


    hier ist ja eine Veritable Klimadisskussion entstanden. Richtig so. So will ich doch mit einer kleinen Utopie gucken ob ich hier noch eine Farbe hereinbekomme.


    Leipzig hat sich in den 90zigern ein veritablen Flughafen gebaut. Mangels damaligen lokalem Schwergewicht und unklarer Zielpolitik (sächsische und mitteldeutche Doppelstrukturen) kann er heute nur im Frachgeschäft seinem damaligen Anspruch eines "interkontinentalem Drehkreuzes" nachkommen.


    Ich glaube, dass die meisten Destinationen, vor allem im allein touristischen Segment, in einer mittelfristigen Perspektive kaum Überlebensfähig sein werden. Wenn man aber einmal einen progressiven Blick in die Zukunft wagen möchte, kann man davon ausgehen dass weiterhin einen gewissen Bedarf für Mittel- und Langstreckenflüge geben wird. Ob sich deren Masse aber erhöhen oder reduzieren wird ist schon schwieriger abzuschätzen.

    Für den Fußabdruck einer Flugreise entscheidend ist neben der Distanz die Häufigkeit der Starts und Landungen pro Flugverbindung. Kurzstreckenflüge die vor allem als Feeder zu den Langstreckenhubs eingesetzt werden werden so zunehmend problematisch. Für etablierte Drehkreuze mit viel Mittelstrecken und Langstreckenverkehr ist das weniger problematisch, sondern eher für "last Mile" Flughäfen, wie LEJ derzeit einer ist. In dieser Sicht sieht die Zukunft düster aus für Halle/Leipzig.

    Jedoch verfügt Leipzig über stattliche Lagebedingungen. Seine direkte Lage am Schkeuditzer Kreuz, Anbindung an die VDE8 (HGV Leipzig-Erfurt) zentrale Lage in einer aufstrebenden Region sofern sie zukunftszugewandt bleibt und einem zentralen Hub im Frachtflugverkehr (synergieren Frachtraum/Passagierraum).


    Da die Bahnanbindung zukünftig eine besonders wichtige Beduetung erhalten wird, will ich kurz besonders auf diese eingehen: In der europäischen Nachbarschaft ist eigentlich nur FRA richtig eingebunden, STG und DUS sind ebenso zentral im ICE Netz der DB gelegen, aber mit weniger Stopss ausgestattet. CGN über eine kurze Schleife liegt auch sehr zentral, BER ist entgegen LEJ schon wieder im östlichen Schatten der Bundeshauptstadt und nur zwischen Hamburg, Berlin und Prag richtig gut angebunden. PRG wird wohl nicht ganz so zentral in das tschechische Bahnnetz integriert werden können, der zentrale Flughafen Polens wird dagegegen mittelfristig das Herzstück des polnischen Schnellverkehrs werden.


    Wenn Leipzig sich als Messe- und Handelsstadt bewähren möchte, muss es verstärkt an seiner Zentralität arbeiten. Mehr als der High-Tech- und Tourismusstandort Dresden, wo in Zukunft eh 3 Flughäfen (BER, LEJ, PRG) in jeweils 1h erreichbar werden.


    Wenn man in einem klimaschonenden Szenario ein besseres Angebot aufbauen möchte, sollte Leipzig vornehmlich Mittelstrecken zu internationalen Hubs aquierieren um langfristig bestehen zu können. Die Verbindung nach Istanbul ist hier ein gutes Beispiel. Wenn Leipzig den Anschluss an ähnliche Drehkreuze zu dem starken westeuropäischen Verkehr sucht sind wir wieder schnell bei den Aspiranten CGD, AMS, HWR eventuell auch MAD. Richtung Asien (aber meist auch Indien und Afrika, alss und die emerging Markets als Newby Standort Flughafen nicht vergessen) wären es in der aktuellen Weltlage zusätzlich noch die arabische Halbinsel oder Helsinki.

    Insofern sehe ich "das ketten" an den "FlagCarrier" LH eher problematisch. Dieser lässt sich seine teure Anbindung an seine beiden Hubs FRA und MUC teuer bezahlen, schöpfen den hochpreisigen Markt entsprechend ab, vertreiben aber den niedrigpreisigen Markt so mangels weiterem Angebot über die Landanbindung wiederum nach FRA, BER, HAN, oder PRG.


    Wenn aber Transatlantikflüge aber über HWR, AMS, CDG, BRU oder MAD angeboten werden, hätten wir am Standort LEJ hier schon einmal eine Konkurrenz zwischen zwei bis drei Allianzen. Und durch deren Anbindung im jeweiligen Bahnnetz auch eine ordentliche Verbindung in der jeweiligen Region, hier dann aber natürlich preislich priviligiert. Wenn zu Istanbul sich noch ein oder zwei arabische Anbieter gesellen würden, hätten wir auch hier entsprechende Konkurrenzen, die den Standort günstiger und damit konkurrenzfäher machen würden.

    Wenn sich nun die Region um eine optimale Anbindung in Aufbauschritten kümmert (zB die Verbindung Leipzig - Messe - LEJ - Halle zu einer Arte RE-Metrobahnen konzentriert, mit denen man vom Erzgebirgsvorland bis um den Harz herum in ordentlichen RE auch den Flughafen rasch erreichen kann) sollte an diesem Standort noch einige Musik drin sein. Die Bindung der Bahn in die StarAlliance als Staatsunternehmen in einem sehr dezentralem Markt sehe ich hier natürlich auch Wettbewerbsverzerrend an. AirRail oder gar CodeShare programme sollten besser weiter Airlineneutral angeboten werden können. Entsprechend sollte dann auch hier auf Stopps verschiedener ICE Linien hingewirkt werden.

    Die LowCost Carrier wie die WIZZ wären hier Wildcards, solange sie auch Ihren Klimabeitrag zahlen. Aber klar muss Leipzig offen sein,


    Denn gegenüber den genannten HGV-nahen Standorten verfügen MUC, HAN oder HAM nur über Anschlüsse per Lokalbahnen. Und gerade gegenüber den Apsiranzen Münchens sollte hier dann aus der mitteldeutschen Region heraus einmal stark hinterfragt werden, ob 2 Mrd aus dem Bundeshaushalt hier für den "ICE" (Umweg)Anschluss des Flughafens bereit gestellt werden sollen! An sich verfügen doch genügend Standorte in Deutschland über die entsprechende Schienenanschlüsse (FRA, STG, DUS, CGN, LEJ und BER), in einem perspektivisch nicht unbedingt wachsendem Markt. In der kurzen Luftfahrtgeschichte ist es nicht ungewöhnlich, dass sich Lagebedingungen von Flughafenstandorten rasch ändern.


    Dazu noch mit einem Wasserstoff-Flugzeugbauer könnte so Leipzig dann vielleicht durchaus noch einmal den Versuch eines Airports wagen, der die Region mit einem gewissen Gewicht in die internationalen Verbindungen verankern kann. Und dies aus den Chancen heraus, die sich aus den Veränderungszwängen der Klimakrise ergeben. Bisher nehme ich in der Luftfahrt ein wesentliches weiter so war. Dieses ist für LEJ jedoch nicht sehr günstig. Als Frachtstandort mit entsprechenden synergien, mit seiner Lagegunst, insbesondere zur Bahn und der Ansiedelungspolitik wäre dies doch einen Versuch wert. Leipzg kann gegenüber dem absehbaren Verlust seines Passagierflughafen unter diesen Bedinungen doch zumindest einen entsprechenden Befreiuungsschlag versuchen.

    Und Klar vergesse ich hier etwas den BER. Dieser muss natürlich als gesune Konkurrenz gesehen werden, solange man ein eigenen Angebot auf die Reie bekommt.


    All diesen Annahmen sollten auch klar sein, dass ein mutiges, wenn auch sachliches Vorranschreiten in Richtung einer Klimabewussten Wirtschaft immer die Chancen erhöht überhaupt noch positive Zukunftsperspektiven entwickeln zu können. Jedes weitere Abwarten verschlechtert diese, da wir es dann mit ungeheuren Klimafolgekosten zu tun bekommen, die unsere jetzigen Gesellschaften in ziemliche troubles bringen wird. Ob und welchen Platz hier der Luftverkehr allgemein und der Standort LEJ im speziellen einehmen kann, kann man noch schlecht einschätzen, wie ich finde. Aber der Frage stellen sollte man sich, wie ich finde. In dem man Chancen sucht, diese geniale Infrastruktur unter den sich gebenden Bedingungen für die Region zu nutzen.

  • Auch die Verbindung nach München wird ab Sommer gestrichen: Freie Presse. Im Gegenzug soll es einen weiteren Flug pro Tag nach Frankfurt geben. Da die Bahnanbindung von Leipzig an den Frankfurter Flughafen viel besser ist als die nach München, hätte ich das eher umgekehrt erwartet.

  • Leipzig-München wird ab SFP25 komplett und ersatzlos gestrichen. LH reduziert auf maximal 5 x täglich FRA. Die Anbindung nach Wien wird wohl als nächstes auf Kippe stehen.


    Grund: die katastrophale Kostensituation in Deutschland. Für Leipzig und Mitteldeutschland ein weiterer heftiger Schlag ins Kontor.


    Es ist Stand heute leider nicht mehr ausgeschlossen, dass Leipzig im kommenden November keine Linienflüge mehr hat. Wenn es schlecht läuft, bleibt nur noch mehrfach pro Woche Istanbul.


    Um meine Heimatstadt tut es mir nur noch leid.

  • Denn gegenüber den genannten HGV-nahen Standorten verfügen MUC, HAN oder HAM nur über Anschlüsse per Lokalbahnen. Und gerade gegenüber den Apsiranzen Münchens sollte hier dann aus der mitteldeutschen Region heraus einmal stark hinterfragt werden, ob 2 Mrd aus dem Bundeshaushalt hier für den "ICE" (Umweg)Anschluss des Flughafens bereit gestellt werden sollen! An sich verfügen doch genügend Standorte in Deutschland über die entsprechende Schienenanschlüsse (FRA, STG, DUS, CGN, LEJ und BER),

    Am MUC halten Regionalzüge aus Ostbayern, künftig auch aus Nürnberg und nach Ringschließung zu den Trassen in südöstliche Richtung auch aus Salzburg.

    Das leidige Thema ICE-Anschluss ist weniger "Wünsch-dir-Was" der Stadt, als erklärtes Ziel des Flughafens, der Lufthansa und der Deutschen Bahn. Das Kalkül: Relativ mehr An- und Abreisende vom Flugzeug / Auto auf die Schiene umlegen, bei gleichzeitig größerem absoluten Passagierwachstum. Ob das gesamtvolkswirtschaftlich sinnvoll ist oder nicht, entscheidet sich nicht nach lokalpatriotischen "Aspirationen" - weder denen aus Bayern, noch denen aus Mitteldeutschland. Allerdings ist es m.E. zumindest fragwürdig, warum der zweitgrößte Flughafen Deutschlands seit 40 Jahren einen ICE-Halt fordert, und diesbezüglich bis heute (fast) nichts passiert ist - der Bund ist immerhin zu 26 % Eigentümer.

    Gegenwärtig öffnete sich die Tür ein wenig: Die Strecke Nürnberg - Ingolstadt - München ist nicht auf voller Länge zur Schnellfahrstrecke ausgebaut, weshalb die Bahn hier einen Ausbau plant. Damit würde sich ein inkludierter Abzweig zum Flughafen baulich anbieten. Einen weiteren Spalt machte die EU mit ihrer Vorgabe auf, alle großen Flughäfen müssten bis 2040 an das Fernbahnnetz angeschlossen sein (ob realistisch, ist eine andere Frage). Nach wie vor ist der Anschluss aber nicht als vordringlicher Bedarf des Bundes eingestuft. Zu den Kosten kann zum jetzigen Zeitpunkt daher auch keine Aussage getroffen werden.

  • ...und der nächste Einschlag...


    Leipzig-Düsseldorf wird ab 22.12. ersatzlos gestrichen.


    Wie schon gesagt, es ist nicht unwahrscheinlich, dass LEJ Ende 2025 keine Linienflüge mehr hat. Wäre dann Europas erste Messestadt ohne Linienfluganbindung. Läuft.


    Mir fehlen die Worte...

  • ^ ich sehe es nicht ganz so dramatisch aber verstehe das Unverständnis. Leipzig hat seine besten Besucherzahlen bei schon stark reduzierten innerdeutschen Linienangebot bekommen und ich hoffe, es wird demnach auch trotz allein Frankfurt so bleiben.



    Dennoch sehe ich einige Faktoren für so eine Entwicklung:

    1. Der Flugsektor steht vor großen Umbrüchen und Deutschland hat grundsätzlich zu viele Flughäfen - auch für einen föderalen Bundesstaat mit so breiter und dezentraler wirtschaftlicher und urbaner Struktur. Dass man wegen der EFW Dresden und Landeshauptstadt nicht einfach schließen wollte, kann ich verstehen. Aber nun hat man zwei Lame Ducks mit wenig Linienverkehr in Leipzig und noch weniger Touristikverkehr in Dresden.
    2. Ich bin zwar sehr weit von einem Ost-West Gesülze entfernt. Aber die Art und Weise wie die Lufthansa so total und absolut auf den Standort pfeift ist schon übel. Die interessiert es einfach nicht. Das gleiche sehen wir aber auch bei der Bahn. Die bekommt es nicht hin, den größten Standort in Ostdeutschland (Einwohner und Beschäftigte) zumindest zweimal am Tag mit einem Sprinter nach Berlin, München und Frankfurt zu verbinden. Diese bodenlose Ignoranz ist schon eine Herausforderung für einen solchen Standort.
    3. Die Politik des Freistaats selbst war und ist immer noch eine schwierige Situation für Leipzig. Über viele Jahre oder Jahrzehnte wurde im Freistaat durch die Alleinherrschaft der CDU mit Prägung aus und um Dresden herum, wirklich jede Ebene für die Landeshauptstadt entschieden. Egal ob das auf wirtschaftlicher-, wissenschaftlicher-, und oder kultureller Ebene war. Leipzig war in fast allen Entscheidungen aussen vor. Und schlimmer - wurde mit Absicht auch in Berlin mit wenig Interesse vom Freistaat in Bezug auf Leipzig selbst gehandelt. Die Wege zwischen Dresdener Rathaus und Staatsministerien waren und sind sehr kurz. Ein Wunschkonzert von Stadt und TU Dresden über alle Landesregierungen hinweg. Dabei hätte man Leipzig auch von staatlicher Seite viel stärker entwickeln können. Erst mit dem jetzigen Ministerpräsidenten kam eine andere Entwicklung.
    4. Aber auch in Leipzig selbst, kann man sich den Spiegel vorhalten. Die Art und Weise wie der Flughafen als das reine Ungetüm von einigen lokalen Medien (ja genau die Zeitung im Internet), Teilen der lokalen Politik sowie lokaler Gesellschaft verteufelt wird und mitunter ein Deep-State angehangen wird, kann man nur mit Kopfschütteln beantworten. Zu lange sind wahrscheinlich die Zeiten her, als die Stadt die Industrie komplett vernachlässigte weil die Zeit reif für die post-Industrielle Ära war, aber dadurch die hohe Arbeitslosenzahl im Industriesektor und fehlende Steuereinnahmen die Stadt in Handlung und Möglichkeiten stark ausbremste. Mittlerweile wirkt es so, als will man ja keine weitere Entwicklung und eher drei Schritte zurück, weil es war ja mal so gemütlich. Dabei ist der Flughafen heute unter den Top 4. von Cargo in Europa und ein essentieller Flughafen für die Bundesrepublik, auch in einer staatlichen Existenz. Arbeitgeber für mehr 10.000 Arbeitnehmern. Das sollte man sich auch immer mal vergewissern, so eine Entwicklung.

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  • ^^ ...dass FRA auf der Kippe steht, ist ein offenes Geheimnis. Ich denke, das kann ganz schnell gehen.


    Naja, und die Bahn... Sprinter werden in Leipzig nicht halten. Im Gegenteil, man würde liebend gern in Halle und Erfurt durchfahren. Leipzig wird abgehängt und die Politik schweigt. Wahrscheinlich weil sie mit sich selbst beschäftigt ist.


    Das kann einfach 35 Jahre nach der Wende so nicht (mehr) laufen, dass Leipzig immer nur die zweite Geige spielt. Hannover oder Nürnberg könnte man mit einem solchen Bahn- / Flugangebot nicht abspeisen. Aber "im Osten" geht das ohne mit der Wimper zu zucken. Und dann kommt die Antwort: alle arm im Osten, fehlende Kaufkraft, und überhaupt... Ja, wenn es 35 Jahre nach der Wende so im argen liegt, dass man eine Ballungsraum wie Halle/Leipzig sukzessive vom innerdeutschen Flugbetrieb abkoppeln kann, ohne das es jemanden stört, dann läuft etwas nicht richtig und man hat in 35 Jahren offensichtlich viele Fehler gemacht, um es mal vorsichtig auszudrücken...


    Es stehen Wahlen vor der Tür. Das Gejammer wegen der Ergebnisse höre ich jetzt schon...

  • ^

    Für diese Stimmung gibt es zum Abgleich eine echt gute Leseempfehlung:


    Titel: "Ungleich vereint - Warum der Osten anders bleibt"

    Autor: Steffen Mau

    ISBN: 978-3-518-02989-3


    Dort finden sich Gründe und Zusammenhänge wenn über "Kaufkraft" oder "Forschungslandschaft" usw, gesprochen wird.

  • hedges


    Selbst wenn die ein oder andere These und ihre Ursachen diskutabel sein können - das Ergebnis ist, oder besser: wirkt ernüchternd.


    Doch die grundlegenden Marktmechanismen werden immer in diese Lage führen.

    - Seit ca. 25 Jahren gibt es im Luftverkehrsmarkt Konzentrationsvorgänge durch Aufkaufen oder/und Pleitegehen. Immer weniger Airlines oder Gruppen bleiben übrig

    - Drehkreuze wie für Cargo haben alle Netzwerkallianzen bereits in großer Zahl. Mehr als feeder bleiben halt nicht übrig. Die Punkt-zu-Punkt-Flüge brauchen halt Aufkommen von/zum Punkt.

    - Auslastung und Yield sind leider nicht kongruent

    - ohne Yield kein Überlegen.

    - Die stetig steigenden Kosten für die Airlines nötigen zu größerem Gerät (um mehr Einnahmen je Flug zu generieren). Damit fällt die Relevanz von Punkt zu Punkt Verbindungen immer kritischer aus. Die ehemaligen Ziele in ganz Deutschland, wie Kiel oder Mannheim, haben definitiv kein Potenzial für Größen um die 100 Sitzplätze.

    - kleinere Flugzeuge erfordern immens hohe Preise, da fehlen für tagtägliches Fliegen das wirtschaftliche Grundrauschen.

    - unsere Wirtschaft ist immer noch viel zu wenig international vernetzt

    - Messen und Kongresse sind nicht mehrfach oder durchweg etabliert.

    - Städtetourismus per Flugzeug erfordert low-price-Anbieter, die LH Gruppe mit wirtschaftlich relevanten täglichen oder gar mehrfach täglichen Flügen bedient diesen Markt nicht.

    - das fehlende oder gefühlt weniger Kümmern der Politik wird berücksichtigen, dass die regionale Wirtschaft nicht von den homöopathischen Fluggastmengen, die dann dazu kommen, gesund leben kann. Dass Wizz Bukarest und Tirana bedient kann in ca. 1 bis 2 Jahren zu Aussagen führen, ob rumänische oder albanische Hotelübernachtungen messbar zunehmen.

    - Die Gesamtmenge an Flugpassagieren im inbound hatte nie relevante Auswirkungen auf Messen oder Kongresse. Fehlende Linien bei größerem Einzelaufkommen wurden und werden durch Chartern ausgeglichen.


    Gleiche Systematik greift auch bei der Eisenbahn:

    - der Fernverkehr muss von sich aus die Kosten decken, keine Zuschüsse.

    - auch hier gilt: Voll ist nicht gleich viel Yield.

    - Berlin als Zugpferd wiegt immens stärker als jeder andere Halt unterwegs, 10% aller Fernverkehrsfahrgäste fahren von/nach Berlin. Dass Leipzig entlang der Route liegt, ist eher Pluspunkt als Problem.

    - dass Sprinter die schnellere Route via Halle nehmen ist logisch

    - selbst wenn es sich wirtschaftlich als umsetzbar darstellen würde, braucht es a) Züge und b) Fahrplantrassen. Beides ist Mangelware oder durch den Mischverkehr sehr störungsanfällig.

    - Politische Einscheidungsgrundlagen haben das Problem verschlimmert. Die Schuldenbremse führte zur Eigenkapitalerhöhung für die DB AG und diese führt zu immens höheren Trassen- und Stationsgebühren, was den break even weiter hoch schiebt. Da kann allenfalls eine wohlüberlegte Wahlentscheidung im Februar und viel Werbung dafür im Bekanntenkreis abhelfen.

    - Ob es für die Unterwegsstädte gut oder schlecht ist - die DB Fernverkehrs AG wird sich nicht korrigieren, die ICEs sind proppenvoll, mehr passen nicht hinein.

    - Sprinter ab Leipzig nach Berlin gibt es, dies bietet Flixtrain an.


    Aus meiner Sicht sind die Marktmechanismen stärker wirksam als politisches Versagen oder vermutet fehlende Leidenschaft.

  • Innerdeutsch wird es nicht mehr lange geben. Richtig, dass ist eine Konsequenz der (u.a. deutschen) Politik - aber nicht wirklich zukunftsfeindlich.

    Aber genau deshalb sollte sich der Standort LEJ nun fragen: Gibt es eine Zukunft für den Linienverkehr hier? Klar, hier steht man in Konkurrenz zu BER. Aber die lokale Wirtschaft bräuchte es, der Flughafen ist ziemlich gut angeschlossen und hat schon ein Drehkreuz... Für Fracht, klar.


    Synthese aus der Diskussion von Hegdes und C.S ist für mich: Es braucht mehr regionalpolitische Initiative aus der Wirtschaft heraus. Etablierte deutsche Unternehmen, allermeist entlang des Rheines zu verorten, werden unserem Standort hier nicht zu weiterer Zentralität verhelfen. Die Politik allein kann dies, insbesondere in dem kapitalträchtigen und volatiliem Flug-Markt nicht auffangen/ersetzen.


    Spinnerte Idee: Kann man denn nicht mit einer lokal verankerten Linie für Fracht mit PAX-Zulassung etwas gewinnen. In dem man Linien bediehnt die DHL und Co gut auslasten können und damit den PAX Verkehr finanziell unterfüttert. Sicher kein Unternehmen, welches sehr Gewinnträchtig wäre, aber für die Beteiligten eben die Erreichbarkeit Ihrer Region garatiert... 15 Jahre und dann ist der Markt vielleicht für die Etablierten bereitet....? Für die Anbindung an attraktive HUBs bräucht es dann natürlich noch eine Art Codeshare. Vielleicht an Hubs, die durchaus an einer breiterem FeederVerkehr interessiert wären und Slots dafür haben...


    Ich kenne mich im Flugmarkt wirklich nicht aus. Und dass es stets dass Suchen nach Möglichkeiten braucht um ein Fuß in den Markt zu bekommen ist hier sicher besonders herausfordernd. Durch den FrachtHub sollte LEJ jedoch ein gewisser Begriff in der Szene sein. Sicher braucht es mehr Engagement und Selbstvertrauen um Standort mit Zukunft zu sein. Und das Erkennen der Chancen, die vielleicht auch in den Umbrüchen des derzeit herausgeforderten Flugmarktes liegen.


    Bisher bekomme ich aber vor allem ein Klagelied mit. Damit wird der PAX Standort LEJ keine Zukunft haben, was dem Selbstverständnis der Stadt Leipzig sicher abträglich ist.