Flughafen Leipzig-Halle

  • Man darf auch nicht vergessen: Deutschland hat sich vom Vorbild der Energiewende zu einer globalem Lachnummer entwickelt. Von Bewunderung zu Mitleid. Niemand folgt mehr dem deutschen Modell - und Deiner Argumentation. Wir sind die Geisterfahrer.

    Da möchte ich gerne mal reingrätschen. Das ist eine gerne und oft aufgestellte Behauptung, die schlichtweg nicht wahr ist. Die Strompreise selbst sinken, es sind die Netzentgelte die steigen. Deutschland ist auf einem guten Weg - auch ohne AKW und mit sinkender Nachfrage nach Strom aus den Fossilen (Gas als Brückentechnologie mal ausgenommen). Was uns nicht alles schon ereilen sollte: Blackout, Dunkelflaute und was auch immer sich Springer & Co. einfallen ließen. Das Gegenteil ist der Fall: Deutschland hat eines der zuverlässigsten Energieversorgungssysteme mit den geringsten Stromausfällen weltweit!
    Wir dürfen eines nicht vergessen: Viele Player im Ausland haben natürlich absolut kein Interesse, dass Deutschland sich hinsichtlich seiner Energieversorgung zunehmend autark versorgt. Natürlich agrumentieren sie genau so wie sie es eben tun und belächeln den Weg, den Deutschland geht - oft treiben sie den Ausbau der EE in ihren eigenen Länderen dennoch massiv voran.
    Ich denke, die Welt schaut schon sehr auf Deutschland. Neben unserer Verpflichtung zur Verringerung des CO2-Ausstoßes (die wir nun einmal im Zuge des Pariser Abkommens genau wie alle anderen ratifizierenden Länder haben) hat die Sache noch einen nicht zu unterschätzenden "psychischen" Effekt. Wenn es ein Land wie Deutschland schafft, die Energiewende zu wuppen, haben auch andere Länder mit ähnlich großen Energieverbräuchen keine Scheu davor.

  • Naja, wenn Argumente fehlen, kann man Andersdenkende (wie floyd) natürlich auch persönlich verunglimpfen. Aber zurück zum Flughafen Leipzig-Halle:

    - eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte, die es meines Erachtens so nur im Osten geben konnte. Der Westen ist dafür längst zu dekadent und es gibt dort zu viele NIMBYS.

    - abhängig davon, dass es den selbst-ernannten Gutmenschen nicht gelingt, ein Nachflugverbot durchzusetzen. Dann ist das Frachtgeschäft kaputt und Milliarden-Investitionen in den Sand gesetzt. Das wäre meines Erachtens auch vollends der letzte Sargnagel für Intel & Co. Denn so blöd (aus Sicht des Auslands) ist niemand in ein solch wirtschaftsfeindliches Umfeld zu investieren.

    - Angesichts der Konsumschwäche in Deutschland (das reale Sozialprodukt pro Kopf geht in Deutschland seit Jahren zurück und wird noch viele weitere Jahre zurückgehen) wird sich das Passagiergeschäft weiter unterdurchschnittlich entwickeln. Der Wahnsinn aus Gebühren und Bürokratie tut ein Übriges. Alle deutschen Flughäfen werden noch lange brauchen, bis sie das vor-Covid-Niveau wieder erreichen. Da reden wir mE teilweise über 10 Jahre. Halle-Leipzig wird wohl keine Ausnahme sein.

  • Ja Architektenkind, was haben Sie denn dieses Jahr alles gegen den CO2-Ausstoß und für die Umwelt im Allgemeinen getan, außer hier Leute mit anderer Meinung als Klimaschutzgegner zu verunglimpfen. Ich bin passionierter Jäger, Besitzer von 2,3 Hektar Wald, welchen ich allein in diesem Jahr mit 7 selbstgezogenen Stieleichen aufgeforstet habe. In meinem Wald hängen 4 selbstgebaute Nistkästen, welche von der hiesigen Fauna rege genutzt werden. Zweimal im Jahr reinigen wir in Zusammenarbeit mit dem Landesbetrieb Sachsenforst Wanderparkplätze. Das ist Umweltschutz, Waldpflege und Heimatliebe. Nicht nur in die Tasten hauen, die Grünen wählen, im Biomarkt in Plaste eingeschweißte vegane Bratwurst kaufen und irgendwelche Phrasen dreschen. Die meisten Menschen können noch nicht einmal eine Lärche von einer Kiefer, eine Amsel von einem Star oder Rehwild von Damwild unterscheiden, aber groß vom Klimaschutz schwadronieren.

    Das ist eine ziemlich stereotype Aussage. Menschen gibt es nicht nur in 2 Kategorien. Fakt ist: Der beste Naturschutz nutzt nichts, wenn wir beim CO2-Ausstoß nicht die Kurve kriegen, weil wir nur damit beschäftigt sind, mit dem Finger auf die anderen zu zeigen. Denn da geht es um den Schutz unserer Spezies.

  • Nuperus : Das halte ich für eine Wunschdenken-Perspektive. Wenn es denn so wäre, dass die energiepolitischen Standortbedingungen in Deutschland so toll wären, müsste Habeck nicht ständig mit einem "Industriestrompreis" hausieren gehen, um sich gegen den Kollaps und die Abwanderung der chemischen Industrie, der Glas-Industrie und der Stahlindustrie zu stemmen.

    Auch der Zusammenbruch der Auslands-Investitionen spricht eine klare Sprache. Sind nur noch 1/5 der Werte von vor einigen Jahrzehnten - gemessen am Sozialprodukt. Es gab mal Zeiten, da kamen Firmen freiwillig nach Deutschland. Heute tun sie das nur noch, wenn man ihnen, wie im Fall Intel, Milliarden hinterher wirft. Es gab auch mal Zeiten, als Deutschland 30% des Stroms aus AKW bezog. Gäbe es die noch, wäre die Abhängigkeit von Russland nie entstanden. Wäre der CO2 Footprint jetzt schon kleiner. Wäre der Konjunktureinbruch als Folge des Endes der Gaslieferungen nicht so stark. (und nein, ich bin nicht gegen regenerative Energien)

  • Das halte ich für eine Wunschdenken-Perspektive. Wenn es denn so wäre, dass die energiepolitischen Standortbedingungen in Deutschland so toll wären, müsste Habeck nicht ständig mit einem "Industriestrompreis" hausieren gehen, um sich gegen den Kollaps und die Abwanderung der chemischen Industrie, der Glas-Industrie und der Stahlindustrie zu stemmen.

    ^Ich habe gesagt, die Stromversorgung in D ist eine der zuverlässigsten. Das ist belegt und ist auch kein Wunschdenken. Der Umbau eines Energienetzes, das für die Umstellung auf EE (und auch aus anderen Gründen) notwendig ist, kostet Geld - soviel ist klar. Diese Kosten werden in Deutschland über die Stromabnehmer bezahlt (Netzentgelte). Diese machen den Strom so teuer. In anderen Länderen wird das über Steuern gemacht oder man lässt andere Kraftwerke laufen, z.B. AKW oder Fossile. Um diese Zeit der hohen Netzentgelte zu überbrücken, wollte Habeck den Strompreiszuschuss für die Industrie. Klingt für mich schlüssig.
    Denn Fakt ist, dass der eigentliche Strompreis in der letzten Zeit sogar ins Negativ drehte. Der Strompreis (netto) aus den Erneuerbaren geht also nicht günstiger, und vor allem: Er macht Deutschland weitestgehend unabhängig. Gäbe es die AKW noch, wäre Deutschland wieder abhängig (Uran). Die AKW hätten auch nicht mehr lange risikofrei weiterlaufen können, man hätte neu bauen müssen. Kernkraft nimmt weltweit, gemessen an deren erbrachter Leistung, ab. Sie ist teuer und die Kosten für den Steuerzahler, die damit verbunden sind, werden im Strompreis nicht widergegeben. Kernkraft ist gefährlich, stellt ein Risiko dar und macht ein Land sehr verletzbar. Den Atommüll scheint es ja irgendwie nicht mehr zu geben. Die Langzeitkosten auch nicht mehr ...

  • Die ganze Diskussion hat wenig mit der Einstellung einer einzigen Verbindung ab Leipzig zu tun. Denn diese Entscheidung wurde Ryanair nicht zur Reduktion des CO2-Ausstoßes aufoktroyiert, sondern aus rein wirtschaftlichen Gründen getroffen und mit der Luftverkehrsabgabe (nur 15,53 Euro pro Passagier) und den Sicherheits- und Flugsicherungsgebühren begründet. Dass Ryanair wegen der Probleme bei Boeing viel weniger Flugzeuge geliefert werden als geplant, dürfte auch einen Anteil haben.


    Der vorwurfsvolle Blick nach China ist übrigens auch nicht mehr aktuell. Das Land wird womöglich schon 2024 seine CO2-Emissionen senken, hat die Genehmigungen neuer Kohlekraftwerke extrem reduziert, und der Anteil von E-Autos an den Neuzulassungen liegt mittlerweile bei mehr als 50 Prozent. Entscheidend für all diese Entwicklungen sind hauptsächlich wirtschaftlich-strategische Entwicklungen, weil das Festhalten an todgeweihten, ineffizienten Technologien wirtschaftlicher Selbstmord wäre.

  • Und ja: Was Technologie angeht, hat Deutschland leider sehr viele Federn gelassen. Ändert aber nichts am Grundprinzip. Und noch gibt es immer noch erstaunlich viel Substanz in diesem Land - vor allem im Mittelstand. In 10 Jahren sieht das anders aus, wenn es keine Wende gibt. Aber noch gibt es Subtanz. Um es zynisch zu sagen: Ein Industrieland, das an seinen Unis mehr Professuren für Genderstudies hat als für Chemie (ist in Deutschland so), kriegt irgendwann Probleme.

    Hier würde mich mal die Quelle interessieren: 173 Professuren gibt es für Frauenthemen- und Geschlechterforschung in Dtl. Das sind vermutlich viele auf soziologischen Gebieten, welche überhaupt erst mal die Grundlagen für Diskussionen legen. Die Zahl ist nicht näher abgegrenzt, sondern interdisziplinär. Für Chemie habe ich auf die Schnelle nichts gefunden, außer dass über 8.000 Wissenschaftler in der Chemieausbildung tätig sind. Oder das an 60 Hochschulen Chemie auf Lehramt studiert werden kann. Wie schaffen das bundesweit weniger als 173 Professoren?

  • diese Ausführung der Uni Düsseldorf zeigt die häufigen "Argumente" der Leute, welche mit den Mechanismen des Klimawandels ihre Probleme haben:


    https://www.ak-schmitt.hhu.de/…_und_ihre_Widerlegung.pdf


    Es wird einer Industriegesellschaft wie Deutschland dann schwer fallen, hier die Kurve zu bekommen, wenn so lange wie möglich nichts getan wird. Allein der Aufwand an Veränderungen sollte zu riesigem Wirtschaftswachstum führen, da jeder Bereich im Leben vor großen Herausforderungen steht. Doch es scheint wie beim Marathon zu sein: Die große Angst vor dem ersten Schritt.