Frankfurter Nahverkehr I - konkrete Planungen

  • Anbindung des Riedbergs

    Nach einem FR-Bericht sind Bundesverkehrsministerium und Hessisches Verkehrsministerium mit der Planung der Stadt (Einzelheiten s. o.) nicht einverstanden. Die A-Strecke entlang der Eschersheimer Landstraße könne das zusätzliche Verkehrsaufkommen nicht bewältigen.


    Damit stehen deren Zuschüsse in Höhe von 60 Prozent der Gesamtkosten in Frage. Zur Erinnerung: Für das kürzlich auf Drängen der Grünen aufgegebene Vorhaben einer U-Bahn-Verlängerung bis Ginnheim mit Anschluss an die dortige U1, veranschlagte Kosten 175 Millionen Euro, gab (gibt?) es bereits eine baureife Planung und die Finanzierungszusage des Bundes!


    Ich erwarte nun, dass Verkehrsdezernent Lutz Sikorski (Die Grünen) zur Vermeidung eines Gesichtsverlusts versuchen wird, seine drittklassige Planung gegen alle Widerstände durchzusetzen. Bezüglich der Finanzierung wird es wohl auf einen Alleingang der Stadt hinauslaufen, denn hinsichtlich eines schnellen Baubeginns ist Sikorski im Wort. Kommt es mit Land und Bund zu keiner Einigung, bleibt die Stadt alleine auf den Kosten sitzen. Damit würde Sikorskis Provisorium die Stadt teurer kommen als die sinnvolle und leistungsfähige Tunnelstrecke nach Ginnheim. Selten wurde deutlicher sichtbar, dass grüne Ideologie nicht nur einer guten Lösung im Weg stehen, sondern dazu auch noch teuer werden kann.

  • Woher weißt Du denn das der Ablehnungsbescheid selbst nicht auch auf ideologischen Denkmustern beruht?? Immerhin wurde als Begründung nur das Statement eines sogenannten "Verkehrsexperten" abgeliefert, das ist ein bißchen dürftig für so eine Entscheidung oder? Die Einschätzung beruht nicht auf einem seriösen Verkehrsgutachten. Für mich drängt sich hier der Verdacht auf, dass die "CDU Experten" des Landes und vor allem des Bundes die Grünen in die Schmuddel-Ecke drängen wollen. Sikorskis Idee war meines Erachtens nicht ideologisch fundiert sondern pragmatisch, er wollte schlichtweg eine möglichst schnelle Anbindung an den Riedberg schaffen und keine Jahrzehntbaustelle.

  • St. Florian lässt grüßen! Natürlich ist das Projekt nur an den Ginnheimern gescheitert, die druck auf die Politik gemacht haben. Schau man sich das heutige unterirdische Verkehrssystem an, sieht man den Erfolg der Durchsetzungsfähigkeit früherer Jahre. Was sind denn 3 oder 4 Jahre Bauzeit gegen ein Jahrhundert der Nutzungsmöglichkeit (vgl. Berlin, Paris, London)? Es ist mir unverständlich dass ein paar Anwohner in der Lage sind, die Erschließung für Zehntausende Anwohner, Studenten und Arbeitnehmer am Riedberg zu verhindern! Außerdem sagt es viel über die Politiker, die lieber nicht ein paar Bürger zum Wohl vieler belästigen wollen und dafür 175 Mio. Euro verschenken!!

  • ...er wollte schlichtweg eine möglichst schnelle Anbindung an den Riedberg schaffen und keine Jahrzehntbaustelle.


    Das mag ja sein, aber dann haben wir wieder so eine dämliche Lösung wie mit der U5! Da wollte man wohl damals auch keine jahrelange Baustelle, sondern eine möglichst schnelle Anbindung. Und dazu sollte es noch günstiger werden. Und was haben wir jetzt? Ein Provisorium, das seit 30 Jahren besteht und wohl auch noch die nächsten 30 Jahre erhalten bleibt. Keine zufriedenstellende Lösung über kurz oder lang.
    Dann doch lieber eine etwas längere und teurere Baustelle, aber dafür eine Investition, die ein Jahrhundert (oder länger) hält und mehr Nutzen stiftet! Oder?

  • Ein neuer Akt in den Wirren der Frankfurter Verkehrspolitik. Weitere Verzoegerungen nicht ausgeschlossen. Warum bin ich alles andere als ueberrascht diese Nachricht zu lesen?!


    Immerhin scheint es so als haette man im Bundesverkehrsministerium mehr Weitblick und sieht die Notwendigkeit einer zweiten leistungsfaehigen Nord-Sued-Verbindung. Ich bin gespannt wie es weitergeht. Entweder man besinnt sich doch noch und D-II kommt - man haette nur wieder ein paar Jahre Zeit verloren. Oder, und so wie ich Sikorski einschaetze wird dies die wahrscheinlichere Variante sein, man bleibt Stur, treibt die suboptimale Loesung voran und bleibt zur Not auf den Kosten sitzen. Ueberraschen wuerde es mich nicht.


    Ich bin jedenfalls gespannt, ob die schwaechelnde SPD daraus Kapital schlagen kann. Die CDU wird sicherlich der Koalition wegen bestimmt nicht umschwenken.

  • Was ich nie verstanden habe ist, dass die Grünen grundsätzliche Probleme mit dem Bau von U-Bahnen haben.
    U-Bahnen sind nunmal das effektivste Massenverkehrsmittel in dicht bebauten Innenstädten. Gerade eine Partei, die für einen möglichst attraktiven öffentlichen Nahverkehr eintritt, sollte dann doch für den Bau von U-Bahnen eintreten. U-Bahnen sind langfristig auch für die Anwohner die attraktivste Lösung, insbesondere Busse sind furchtbar laut (insbesondere beim Anfahren an Ampeln), jeder der mal an einer Hauptverkehrsstrasse mit Busverkehr gewohnt hat weiss das. Auch für Radfahrer sind Busse nicht sehr angenehm und es kann insbesondere bei langen Gelenkbussen zu gefährlichen Situationen kommen. Ich verstehe deshalb überhaupt nicht, warum ausgerechnet die Grünen solche Probleme mit dem Thema U-Bahn haben.

  • @ ItchedSky: ist doch so. Wär ja nicht das erste Mal dass die Grünen in der Hinsicht negativ auffallen.


    @ ponzi: Natürlich sind U-Bahnen für Städte so groß wie Frankfurt unverzichtbar. Die Grünen sind aber dagegen weil ihr Lieblings-ÖPNV-mittel die Straßenbahn ist und man ganz gerne U- und Straßenbahn versucht gegeneinander auszuspielen. In den 60ern bis 80ern sollten alle Straßen- durch U-Bahnen ersetzt werden (Stichwort: schienenfreie Innenstadt) und Grüne und Kommunisten besetzen heutzutage in Frankfurt einfach das andere Extrem.
    Gerade die U-Bahn ist doch zum schnellen Transport (zumindest wenn die Haltestellenabstände groß genug sind) großer Passagierströme von den Außenbezirken ins Zentrum wunderbar geeignet, während die Straßenbahn ihre Stärken vor allem in der Erschließung dichtbesiedelter innenstadtnaher Wohngebiete hat, wo sie auch gerne mal umwegig fahren kann.
    Die derzeit angedachte Riedberg-Anbindung ist jedenfalls Murks und nur ein weiteres Provisorium (Provisorien im ÖPNV sind ja irgendwie eine frankfurter Spezialität) solange der D-Lückenschluss nicht kommt.

  • Nach einer Aussage des Hessischen Verkehrsministeriums legt das Bundesverkehrsministerium Wert darauf, dass die verworfenen Pläne für eine zweite Nord-Süd-Tunnelstrecke der U-Bahn mindestens als langfristige Option aufrecht erhalten bleiben. Das berichtet heute die FNP. Ich verstehe das so, dass die Sikorski-Planung unterstützt werden soll, sofern die Möglichkeit eines späteren Anschlusses an eine eventuell noch zu bauende Tunnelröhre besteht.


    Das wäre doch eine sinnvolle Lösung, denn für den Riedberg ist eine schnelle Anbindung unbedingt notwendig. Mit Sikorskis Planung ist das zu schaffen, unterdessen könnte "in Ruhe" die Tunnelstrecke gebaut werden. Ein späteres Anbinden einer zweiten Nord-Süd-Strecke via Ginnheim an die überirdischen Strecken, besonders den Abzweig in Niederursel, nach der Sikorski-Planung wäre doch möglich, oder?

  • Ja, das wäre möglich. Schon nach den Sikorski-Plänen ist eine Kurz-Linie von Kalbach über den Riedberg nach Ginnheim geplant, um eine zusätzliche Verbindung zu schaffen. Sollte der Tunnel gebaut werden, könnten die Züge einfach weiterfahren.

  • Mich wundert ernsthaft dass das Kernargument der Kosten hier nicht angesprochen wird. Selbstverständlich sind die Grünen nicht konsequent gegen den U-Bahn Bau sondern sie haben - Wunder über Wunder - auch die Erstellungskosten im Auge und dabei geht es nicht nur um den Bau sondern auch die langfristigen Kosten. U-Bahnen sind im Bau (logischerweise) und im laufenden Betrieb deutlich teurer als Strassenbahnen. Der Effekt ist: Wenn man sich auf den U-Bahn Bau beschränkt, wird weniger Strecke bei höheren laufenden Kosten gebaut, langfristig belastet dass das Stadtsäckel dauerhaft auch wenn Bund und Länder sich anfangs beteiligen. Was soll nun an diesen Bedenken der Grünen ideologisch sein, dasss muss man mir mal erklären? :mad: Für mich ist das ökonomisch! Es gibt übrigens auch keinerlei Verbindung zwischen Grünen und Kommunisten wie von Rohne angedeutet. Die Roten in Frankfurt haben sich schon längst von jeder Realität verabschiedet (Stichwort: kostenloses Bahnfahren für alle usw...).


    Andere internationale Städte machen es vor: Insbesondere Paris mit seinen neuen Strassenbahnkonzepten gilt als besonders innovativ und fortschrittlich.
    Spiegel Artikel
    Städte wie Nizza machen es gerade nach auch mitten in der dicht besiedelten Innenstadt nicht nur in den Randbezirken.

  • ich denke auch, dass langfristig eine verbindung ginnheim-bock/wa sinnvoll ist. allerdings kostet diese geld und dürfte auch ein paar jahre dauern.
    von daher ist der plan, zunächst eine anbindung über die A-strecke zu machen, doch sehr vernünftig.


    vielleicht sind die grünen manchmal etwas zu u-bahn kritisch, aber ich sehe auch, dass konzepte wie die schienenfreie innenstadt letztlich ausfluss des allgemeinen auto-wahns waren!


    (grüne und kommunisten...irgendwie musste ich da doch etwas schmunzeln...)

  • wer des öfteren öffentlichen personen nahverkehr nutzt, wird schnell feststellen, dass ubahnen einfach durch ihre geschwindigkeit eine echte alternative innerstädtisch sind. strassenbahenen hingegen sind einfach deutlich langsamer, es sei denn auf ausfallstrassen wie zum beispiel der mainzer landstrasse etc.
    wenn man nun mal die 16 betrachtet, so ist diese sicher mit ihrer schleife durch bockenheim alles andere als schnell. egal in welche richtung, ich als bockenheimer nutze die 16 so gut wie gar nicht. in die stadt fährt die 6/7, zum bahnhof die vier. da lauf ich lieber die ganze leipziger hoch zur bockenheimer warte, als dass ich fast direkt vor der haustür in die 16 springe, weil ich deutlich schneller am bahnhof bin mit der ubahn! und wenn man die strecke schon drei-vier mal gefahren ist, hat man auch kein problem damit, dass man in der ubahn keine aussicht hat! ;)
    das heisst nicht, dass ubahnen immer der strassenbahn vorgezogen werden sollten, allerdings grade innerstädtisch ist halt nur ein öpnv mit einer akzeptablen geschwindigkeit ein anreiz, die leute vom auto wegzulocken!

  • @ ItchedSky: Doch, die Grünen haben grunsätzliche Vorbehalte gegen den Bau von U-Bahnen, unabhängig von der Frage der Kosten. In den 80er Jahren war der Kampf gegen den Bau von U-Bahnen ein Hauptanliegen der Grünen in Frankfurt. Und es scheint so, als wäre der Abwehrreflex gegen den U-Bahn-Bau als eine der wenigen Forderungen aus den Zeiten der Fundamentalopposition der Grünen in den 80er Jahren erhalten geblieben. Das ist aber unsinnig, denn zum schnellen Transport in dicht bebauten Innenstädten über weite Entfernungen sind U-Bahnen einfach Konkurrenzlos. Strassenbahnen mögen ihre Berechtigung in innenstadtnahen Wohn- oder Mischegebieten haben, etwa als "Zubringer" zu anderen Verkehrsmitteln oder auch als Ergänzung zu einem bestehenden dicht entwickelten U-Bahn-Netz, wie etwas die "Ringstrassenbahn" in Paris. Als Hauptverkehrsmittel in der Innenstadt hat sie aber mE nichts verloren.


    Wer ist denn etwa ernsthaft der Meinung, dass es besser wäre, wenn noch eine Strassenbahn auf der Bockenheimer Landstrasse fahren würde, als die heutige Anbindung durch U6/7? Wer sehnt sich etwa ernsthaft nach Strassenbahnen auf dem Opernplatz? Wer findet die Situation mit der strassenbahnartigen Streckenführung der U 5 in der Eckenheimer Landstrasse im Nordend befriedigend?


    Im Europaviertel hätte die Möglichkeit bestanden im Rahmen der übrigen erschließung eine U-Bahn-Röhre in der günstigen offenen Bauweise zu erstellen. Diese Möglichkeit wurde vertan, eine U Bahn muss jetzt in der teureren Variante mit Tunnelbohrmaschine und bergmännischer Bauweise gebaut werden, wenn man vermeiden will, dass aus dem "Boulevard" eine spiessige Vorstadtstrasse mit Bahn in der Mitte wird. Schade.


    on topic: Wenn die Forderungen des Bundes tatsächlich so formuliert sind, wie in dem FNP Artikel beschrieben, dann ist das doch eine sehr gute Sache für Frankfurt: Kurzzeitig schnelle Anbindung des Riedbergs entsprechend der Planung der Stadt, langfristig zweite Tunnelverbindung nach Norden.

  • Kann ich was dafür dass die Grünen diesbezüglich die gleiche Einstellung haben wie die Kommunisten??
    Ansonsten muss ich ponzi recht geben. Das mit den Kosten ist wenn überhaupt vorgeschoben. Tatsächlich sind die Grünen in Frankfurt gegen jedwede Tunnelstrecken und nur für die Straßenbahn, unabhängig davon welches Verkehrsmittel für die vorgesehene Verbindung effektiver ist.
    Wer das nicht glaub blicke doch nur in die jüngere Vergangenheit: Fundamentalopposition gegen den aufgrund des bestehenden Netzes naheliegenden und mehr als dringenden D-Lückenschluss (nach dem Motto die 16 könnte das gleiche leisten was fernab jeglicher Realität ist). Oder die Geschichte im Europaviertel. Oder der Umwandelungswunsch der U5 in eine Straßenbahn, ganz gleich was man in Preungesheim davon hält, die Kapazität gerade im Nordend überhaupt nicht ausreichend wäre und mit so seltsamen Blüten wie einer U-Straßenbahn die zwischen Konstablerwache und Hauptbahnhof ohne Halt durchfährt.

  • Die Tatsache, dass U-Bahnen teurer und der Busverkehr sowie Busspuren sowie der weitere Ausbau des Strassenverkehrs in der Innenstadt Unsinn ist, weiß man in der Tat schon seit den 80ern. Nur die Schweizer wissen das noch länger, die Stadt Zürich z.B. hat immer konsequent auf den U-Bahn Bau verzichtet, kein Wunder es sind ja vollkommen ideologiefreie Schweizer, mit schweizer Präzisionsverstand und einem eidgenössischen Sinn fürs Finanzielle. Eine U-Bahn haben zu wollen nur damit man als Metropole anerkannt und "großstädtisch rüber" kommt ist eine ideologische Haltung,weil sie an den Fakten vorbeigeht.

  • Weil Zürich versäumt hat, rechtzeitig eine U-Bahn zu bauen, wird seit den 1990er-Jahren mit großer Anstrengung das S-Bahn-Netz massiv ausgebaut. Der Ausbau wird noch weiter fortgesetzt, natürlich auch mit - surprise, surprise - teuren Tunnelstrecken. Es ist dort halt auch nicht anders als anderswo. Nur kommt es eben später als anderswo, was weniger auf die ersten beiden von dir genannten Gründe, sondern mehr auf die direkte Demokratie und den in der Tat tendenziell sparsamen Stimmbürger zurückzuführen ist.

  • Neuer Akt im Drama "Ausbau des Frankfurter OEPNV"

    Nach einem Bericht der FAZ, der hier nachgelesen werden kann, wurde fuer die geplante U-Bahn ins Europaviertel bis Dato noch nicht einmal eine Kosten-Nutzen-Analyse erstellt. Ohne eine solche Analyse und auch nur wenn der sogenannte Kosten-Nutzen-Faktor groesser 1 ist wird ein Projekt vom Bund gefoerdert. Offensichtlich ist man davon AUSGEGANGEN, dass eine Analyse durchgefuehrt wurde, wurde sie aber gar nicht. Diese hat man nun kuerzlich in Auftrag gegeben. :nono:
    Weiter wird berichtet, dass der Baubeginn der im Grundsatz vor 6 Jahren (!) beschlossenen Strecke wohl nicht vor 2011, eher "lange nach 2011" sein wird.
    Ist denn das zu glauben??? :Nieder: :Nieder:


    Einen entsprechenden Kommentar dazu hier.


    Weitere Infos des Artikels:
    - Baubeginn des Ausbaus der A661 (Ostumgehung) angeblich im November
    - Nordmainische S-Bahn: "Bauvorentwurf" wurde in Auftrag gegeben; Baubeginn allerdings offen
    - Am 08.11. entscheidet der Bund ob er die Anbindung des Riedbergs ueber die A-Strecke foerdert

  • Als wenn ich es gewusst hätte (siehe #212) ich sag in Frankfurt ja immer wieder, erst wenn mit dem Bau angefangen wird, kann man relativ sicher sein, dass auch was daraus wird. :nono: