BB/Sindelfingen: Flugfeld (in Bau)

  • @ Matthias


    Vielleicht bin ich zu sehr geprägt durch meine Jugend: Aufgewachsen am Rande einer mittelgroßen Stadt, viel Grün, großer Garten, Hund, Katze, Waldnähe - großes Abenteuer halt, ohne Rundumbetreuung durch sogenannte Erzieherinnen und Erzieher. Unser Kindergarten war in einer Gründerzeitvilla mit vielen Details, geheimnisvollen Gängen und einer eigenen Formensprache, die vielleicht ihren Teil dazu beitrug, mich für Architektur zu interessieren. Dazu gehörte ein Garten, ein Wasserbecken ...


    Meine Schule - ein schmucker 50er-Jahre-Bau der, wie ich unlängst feststellen durfte, wohl wegen Geldmangels bewahrt wurde - habe ich übrigens als Zweitklässler mal aus Streichholzschachteln nachgebaut. Es gibt zwischen uns gewisse Parallelen, wenn auch nicht in der Beurteilung des Böblinger Kita-Kubus. :)

  • Ich stelle jetzt mal die Behauptung auf das die Architektur einer Kita Kleinkindern völlig schnuppe ist. Bezeichnungen wie "Kinderknast" spielen für mich in einer Liga mit Begriffen wie "Straßenmonster". Die Architektur des Gebäudes sagt erstmal nichts über die Qualität der Betreuung und der Atmosphäre im inneren aus. Hätte man da jetzt eine "Villa Kunterbunt" hinstellen sollen? In meinen Augen ist das eine ideologisch und emotional vollkommen verklärte Wahrnehmung.


    Wollen wir die etwas ausschweifende Diskussion in der Lounge fortsetzen, Titel "Auch ich hatte einen schwere Kindheit"? Danke.

  • Wollen wir die etwas ausschweifende Diskussion in der Lounge fortsetzen, Titel "Auch ich hatte einen schwere Kindheit"? Danke.


    Wenn Sie Freude daran haben, können Sie das gern tun. Ich kann da leider nichts beitragen. ;)


    Einigen wir vielleicht darauf: Das Gebäude passt zum Flugfeld und das kann - muss aber nicht - erfreuen.


    Mal weg von der Kita: Hier findet sich ein recht interessantes aktuelles Interview mit Peter Brenner, dem Geschäftsführer des Zweckverbands Flugfeld Böblingen/Sindelfingen über den Stand der Dinge und die weiteren Planungen: http://www.immobilienverlag-st…es/Immobrief_155_2014.pdf


    Einige Fakten:
    45 % der Fläche von 450.000 m² sind verkauft, davon 60.000 m² im Jahr 2013. Preise liegen zwischen 230 und 600 €/m². Eventuell kommt ein weiteres Vier-Sterne-Hotel, bisher gibt es das V8 (Motorworld, ehemals Meilenwerk).


    2025 sollen 4.000 Menschen auf dem Flugfeld leben.

    4 Mal editiert, zuletzt von John Robie ()

  • 4000 Ew. schien mir auch wenig, habe daher mit dem Scharnhauser Park (Ostfildern) verglichen, der deutlich mehr Einwohner faßt.


    Scharnhauser Park
    ~ 140 Hektar
    ~ 9000 Einwohner
    ~ 2500 Arbeitsplätze


    Flugfeld
    ~ 80 Hektar
    ~ 4000 Einwohner
    ~ 7000 Arbeitsplätze


    => So gesehen sind die Zahlen doch wieder stimmig, da nur etwas mehr als die halbe Fläche (möglicherweise wg. See vs. Landschaftstreppe dazu noch größerer Anteil Freifläche) und fast die dreifache Anzahl Arbeitsplätze. Daß es dabei überhaupt zu 4000 Ew kommt, dürfte an der durchschnittlich höheren und blockhafteren Bebauung mit gleichzeitig weniger Gartenanteil liegen.

  • @ Silesia


    Herr Brenner sollte den Überblick haben. ;)
    Mich hat die Zahl 1.600 auch erstaunt, aber nach den Ausführungen von Max BGF ist das plausibel.


    Mich wundert eher, dass "nur noch an der Seepromenade wohnwirtschaftliche Nutzungen möglich sind". Das ist doch das Filetstück. Vielleicht sind die Preise doch nicht so "marktgerecht" wie Herr Brenner behauptet? Wo, wenn nicht dort, will er 600 €/m² realisieren?

  • Weitblick, 45m

    19.09.2014 (Sorry für Handyfoto-Quali)

    Bild:Wagahai


    Der Leonardo-Da-Vinci-Platz ist wirklich ein Jammer. Würde Lenny Da Vinci noch leben, würde er den Namen für diesen Un-Platz mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht hergeben.

  • Der Leonardo-Da-Vinci-Platz ist wirklich ein Jammer.


    Das war abzusehen. Ich kann mich aber noch erinnern, dass ich mit meiner heftigen Kritik am Flugfeld hier im Forum vor längerer Zeit auf ziemlichen Widerstand gestoßen bin. Hat schon etwas von einem sozialistischen Großkombinat. Diesseits der Autobahn die Plattenbauen für die Arbeiter und jenseits der Autobahn die Autofabrik.


    Leute, das ist vollkommen bescheuert, denn das, was in Böbelfingen erzeugt wird, sind absolute Spitzenprodukte, die aber nicht dort verbleiben, sondern in alle Welt verschippert werden und damit wiederum wird solch ein architektonisches Armutszeugnis refinanziert! Das kann es nicht sein. Eigentlich müßten dort Villen für die Arbeiter stehen, wenn man die Spitze des Automobilbaus als Maßstab anlegte. Aber für diese Aussage bin ich hier im Forum vor ein paar Jahren ziemlich gescholten worden!

  • Du wirst auch nach wie vor gescholten :D


    5 Villen am "See" als Gag sind ok, ansonsten aber darf und sollen die beiden Städte großflächig bauen lassen und das geschieht ja auch. Außerdem kritisiere ich hier erst einmal nur die völlig anspruchsbefreite Gestaltung eines zentralen Platzes, da hätten die Fassaden - wenn schon 3 Flach-Boxen hingestellt werden - wenigstens ansprechender sein können. Die bisherige Wohnbebauung ist leider teilweise arnulfparkig (Bahnstadt in HD wird ja leider ähnlich mäßig), ist aber teilweise auch akzeptabel. Ganz schwarz malen möchte ich da (noch) nicht.

  • Ehrlich gesagt, habe ich nichts anderes auf dem Flugfeld erwartet als dieses traurige Ergebnis. Schon bei den ersten Überlegungen und Entwürfen für die Straßen- und Raumplanung (inkl. Nutzungsüberlegungen) konnte man erahnen, was die Planer und Architekten aber auch die Stadt "Böbelfingen" als Ergebnis liefern werden. Allein ein Blick auf den Grundriss des Sees konnte einen Vorgeschmack liefern, so geradlinig wie dieser daher kommt (die "gestalterische" Krümmung an dem einen Ende macht den Braten auch nicht fett).


    Aber das Flugfeld ist letztlich auch ein Spiegelbild der beiden betroffenen Städte, deren Bewohner zu einem großen Teil Arbeiter, Ingenieure etc., also vornehmlich dem Industriebereich zuzuordnen sind.
    Hochschulen gibt es so gut wie keine (obwohl beide Städte samt Einzugsgebiet locker auf 150.000 EW kommen), Kunst- und Kultur ist eher unterdurchschnittlich ausgeprägt vorhanden. Deshalb: Kann man Protest seitens der Bevölkerung erwarten? Wohl kaum ... dort lebt man wirklich nach dem Motto "Schaffe, schaffe, Häusle baue", alles andere ist eher zweitrangig.


    Und mal ehrlich: Schön sind beide Städte nicht (wohlwollend ausgedrückt) ... anderen mittelgroßen Städten in der Region (wie zB Ludwigsburg und Esslingen) können diese beiden Städte nicht mal im Ansatz das Wasser reichen. Bis auf wenige Ausnahmen haben diese Städte in architektonischer Hinsicht schon in der Vergangenheit keine Glanztaten vollbracht, es fehlt offensichtlich der Sinn für Ästhetik und vielleicht auch ein entsprechender und ausgeprägter Wille bzgl. architektonischer Gestaltung.


    So wundert es einen nicht, dass die beiden Städte im Vergleich zu ihrem Arbeitsplätzewachstum bevölkerungsmäßig so schlecht abschneiden. Ich würde auch nicht gerne dort wohnen, sondern eher in eine der Nachbargemeinden (zB Waldenbuch oder Holzgerlingen) ziehen.

  • Du wirst auch nach wie vor gescholten :D


    Oh ja, viele Dank! Sehr freundlich. :D


    Ich könnte auch schreiben villenartig oder auf höchstem Niveau.


    da hätten die Fassaden - wenn schon 3 Flach-Boxen hingestellt werden - wenigstens ansprechender sein können.


    Ja, eben.


    Vielleicht sagt Dir das Bauunternehmen Ralf Schmitz aus Kempen NRW etwas. Dessen Neubauten wurden an anderer Stelle im Forum (Düsseldorf) auch schon als Protzbauten diffamiert. Trotzdessen wäre ein solches Niveau aber dasjenige, welches ich mir mir unter der begrifflich nicht ganz treffenden Bezeichnung "villenartig" vorstellte.


    Siehe hier:


    https://ralfschmitz.com/projekte/


    Insbesondere das beispielhafte Projekt Eisenzahn 1 in Berlin:


    https://eisenzahn1.com


    Das muss jetzt nicht jedermanns Sache sein und es muss auch zum Ort passen und es hülfe auch nichts nur einzelne derartige Projekte zusammenhanglos in die Landschaft zu stellen, aber das in etwa wäre für mich der Mindestanspruch, wenn ich die S-Klasse vom Daimler als Maßstab annehmen würde. Und da kann mir auch niemand erzählen, dass bei solchen Projekten Platz verschwendet würde!


    Kann vom Stil her natürlich auch anders sein, aber man sollte sich, wenn man schon einen komplett neuen Stadtteil aus dem Boden stampft, zum Ziel setzen an die in Deutschland ja durchaus schon vorhandene höchstwertige Baukultur anzuknüpfen und nicht nur staatlicherseits darauf bedacht sein maximale Bodenpreise aus einer Jahrzehnte alten Brachfläche an der Autobahn herauszuholen.


    Hilft aber alles nix. Böblingen ist aus städtebaulicher Sicht verloren. War es auch schon vor dem Flugfeld. Da braucht man sich nichts vorzumachen. Eigentlich würde da nur noch ein weißes Blatt Papier mit einem kompletten Neuanfang helfen, was natürlich vom wirtschaftlichen Standpunkt her völlig irreal ist.


    Vielleicht lernt man ja was für die noch kommenden S21 Projekte draus!


    So, und jetzt gehe ich ins Städtle und werde mir mal den letzten Stand der Dinge beim Gerber ansehen und vielleicht auch noch das fertig gestellte SOL Haus von Brenner auf dem Bopser. Schönes Wochenende allerseits!

  • Schwabenpfeil


    Ich habe mich ja im entsprechenden Thread auch schon lobend über den Eisenzahn geäußert. Aber mal ehrlich: Dieses Gebäude in Böblingen/Sindelfingen würde wie der sprichwörtliche weiße Elefant wirken.


    Aber das Flugfeld ist letztlich auch ein Spiegelbild der beiden betroffenen Städte, deren Bewohner zu einem großen Teil Arbeiter, Ingenieure etc., also vornehmlich dem Industriebereich zuzuordnen sind.


    Zustimmung. Das beste Beispiel ist die Wohnbebauung entlang der L 1183 am Calwer Knoten in Sindelfingen. Dort lebt es sich in etwa so wie auf dem Mittelstreifen einer Autobahn. Trotzdem waren alle Einheiten im Nu verkauft/vermietet, weil die meisten Daimler-Mitarbeiter gerne den Abstand zwischen Bett und Band so niedrig wie möglich halten möchten.


    Und solange architektonisch schlichte 140-m²-Doppelhaushälften mit vier Etagen und 210 m² Grundstück für 450.000 € nachgefragt werden, so lange haben Bauträger keine Veranlassung, Geld für Ästhetik zu verschwenden.


    Hat schon etwas von einem sozialistischen Großkombinat. Diesseits der Autobahn die Plattenbauen für die Arbeiter und jenseits der Autobahn die Autofabrik.


    Hier hat der Daimler eine große Chance verpasst. Ich meine weniger Villen für die Arbeiter - ja, ich weiß, das haben Sie nicht wörtlich gemeint - eher die Daimler-Vorzeige-Siedlung des 21. Jahrhunderts.


    Internationaler Architektenwettbewerb, weltweite Publicity ...


    Stattdessen jammert der Daimler über den Fachkräftemangel und faselt von "employer branding".


    Wenn Fachkräfte wirklich Mangelware wären, dann würden sich die Unternehmen besser um sie kümmern. Eine Daimler-Stadt hätte ein Anfang sein können.

  • Dieses Gebäude in Böblingen/Sindelfingen würde wie der sprichwörtliche weiße Elefant wirken.


    Ja, alleinstehend mit derselben Bebauung drum herum stimmt das. Vielleicht hätte man aus dem Flugfeld einfach wieder ein Flugfeld machen sollen. Meinetwegen nur für Segelflieger (und für Luftschiffe). Dafür wäre es gut geeignet gewesen. Mitten in Heilbronn gibt es das in ähnlicher Art und Weise direkt am Neckar.


    Und solange architektonisch schlichte 140-m²-Doppelhaushälften mit vier Etagen und 210 m² Grundstück für 450.000 € nachgefragt werden, so lange haben Bauträger keine Veranlassung, Geld für Ästhetik zu verschwenden.


    Unweit von meinem Wohnort in Stuttgart: DHH mit 200m² Wohnfläche und 340 m² Grundstück in Nordlage für 980.000,- €.

  • Hier einige Updates:


    Das Gebäude der STAR Deutschland GmbH






    Das Wohnhochhaus wächst und gedeiht:





    Bei MBtech wird fleißig gebaut:





    Links davon steht erstmal ein Schild:


  • Wow!, das hätte ja was.


    Lipstick on a pig.


    Aber, in der Weihnachtszeit, qualifiziert sich ein solcher Entwurf als ... gut gemeint.

    2 Mal editiert, zuletzt von John Robie ()