Zunächst einmal bin ich grundsätzlich für die Kunst, solange es keinen wirklich zwingenden Grund gibt, dagegen zu sein. Und den sehe ich nicht. Die Argumente, die ich gelesen habe, waren entweder unverhohlen diskriminierend und deshalb indiskutabel, oder so geartet, dass man sie offensichtlich nicht zum Grundsatz machen kann. Das ernstzunehmenste von allen scheint mir noch das weltanschauliche zu sein. Aber auch hier sehe ich die Schwelle nicht erreicht.
Denn ihrem Wesen nach ist Kunst interpretationsoffen, das bedeutet, konsequent zu Ende gedacht, dass ich mich allenfalls an meiner eigenen Interpretation stören kann, aber nie am Kunstwerk selbst. Anders ist das, wenn mich die Gesellschaft auf bestimmte Interpretationen verpflichten möchte. Das kann und darf mich stören. Doch genau das unterscheidet ein Kunstwerk in der Karlsruher U-Bahn von einem Denkmal Kim-Yong-Uns in Nordkorea. Was irgendwer in irgendeiner U-Bahn in Deutschland platziert, verpflichtet mich zu gar nichts. Und dann ist es nur noch eine Frage des Respekts vor dem Ausdruckswillen eines Künstlers, den ich ihm nicht vorgeben kann, weil sonst die Kunst zur Systemkunst wird.