Paris - muss das neue Terminal abgerissen werden?
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Roissy-Terminal vor dem Abriss?
Aus Sorge vor einem Einsturz weiterer Hallenteile sind die Bergungsarbeiten in dem Pariser Flughafenterminal 2E vorerst gestoppt worden. Nach einem bedrohlichen Knacken der Betonhülle auf beiden Seiten der Einbruchstelle seien die Räumungstrupps und Untersuchungsteams abgezogen worden, teilte die Flughafengesellschaft ADP mit.
Die Betreibergesellschaft erwägt inzwischen sogar, das Terminal abzureißen. Wenn es nötig sei, werde "das ganze Bauwerk abgerissen", versicherte ADP-Präsident Pierre Graff. Man werde kein Risiko eingehen, sagte er der Zeitung "Le Parisien". Die 650 Meter lange Wartehalle am Flughafen Roissy-Charles de Gaulle war am Sonntag auf einer Länge von 30 Metern aus noch ungeklärter Ursache eingebrochen. Dabei waren vier Menschen ums Leben gekommen.
Suche nach der Urasche
Eine Sonderkommission begann ihre Suche nach den Ursachen. Zu Rate gezogen werden soll auch der Architekt der Halle, Paul Andreu. Der erste Verdacht richtet sich auf Bau- oder Konstruktionsmängel. Andreu sagte, er sei "erschüttert", sagte Andreu. Zugleich verwies er darauf, dass für das Unglücks-Terminal nur gängige Baumaterialien wie Beton, Stahl und Glas verwendet wurden. Die Konstruktion sei "kühn", er verfüge jedoch über "keinen Hinweis", der eine "Vermutung über die Ursache des Unglücks" zulasse.
Gewerkschaftsvertreter machten den großen Zeitdruck beim Bau des Gebäudes für das Unglück mitverantwortlich. Außerdem wiesen sie darauf hin, dass die Betreibergesellschaft ADP rund 400 Subunternehmer eingeschaltet habe.
Zahl der Opfer nach unten korrigiert
Nach pausenlosen Bergungsarbeiten während der Nacht korrigierte die Feuerwehr die Zahl der Opfer auf vier Tote und drei Verletzte. Am Sonntag sei man von mehr Toten ausgegangen, weil die Suchhunde an mehreren Stellen bei den Trümmern angeschlagen hätten, sagte der Leiter der Bergungsarbeiten, Frédéric Monard. "Wir hoffen, keine weiteren Opfer zu finden", fügte er hinzu.
Entsetzen über Unglück in Frankreich
Das 750 Millionen Euro teure Terminal war erst vor 11 Monaten eröffnet worden und galt als Prunkstück französischer Baukunst. Das Unglück löste in Frankreich ungläubiges Entsetzen aus. Auch Ministerpräsident Jean-Pierre Raffarin zeigte sich tief betroffen. Die Regierung werde sehr genau die Ergebnisse der Ermittlungen prüfen, damit die Wahrheit ans Licht komme, sagte er. Die Justiz leitete ein Verfahren wegen fahrlässiger Tötung gegen Unbekannt ein. Die Flughafengesellschaft erklärte, sie übernehme die volle Verantwortung für das Unglück und werde gegebenfalls auch die betroffenen Familien entschädigen.
Quelle: Tagesschau