Campanile (alter Thread / gescheitertes Projekt)

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    Das Gelände ist im Gutleutviertel, das Bahnhofsviertel endet bereits am Bahnhofsvorplatz. Ganz abgesehen davon ist das Bahnhofsviertel wieder dabei, zu einer der besseren Adressen in Frankfurt zu werden, wie die zahlreichen Projekte im Viertel belegen. Außerdem ist der Bahnhof ein Standortvorteil. Für den internationalen Kunden vielleicht nicht so sehr wie der Flughafen, aber immernoch besser als z.B. im Ostend.


    Was den Turm selbst betrifft, hier erwarte ich auf jeden Fall eine stilistische Verwandschaft zum Hauptbahnhof, d.h. gelber Sandstein und generell eine reichhaltig dekorierte und an klassische Baustile des späten 19. Jahrhunderts erinnernde Fassade. Hierfür könnte man sich beispielsweise diverse Hochhäuser anschauen, die vor dem 2. Weltkrieg entstanden sind, auch der Messeturm wäre ein gutes Vorbild. Den zuletzt propagierten Campanile-Entwurf mit Stein unten und Glasverkleidung im oberen Teil halte ich zumindest für ziemlich hässlich.

  • Ich denke eher nicht, dass ein solches Hochhaus unbedingt eine stilistische Verwandschaft zum Hauptbahnhof bieten und klassische Baustile imitieren muss. Genauso kann der Turm auch einen komplett anderen Stil bieten. - Also ich kann keine Notwendigkeit erkennen.

  • Natürlich "muss" der Turm keine Verwandschaft zum Bahnhof haben. Das Technische Rathaus musste das auch nicht... :rcain:


    Ich fände es jedoch sehr reizvoll, einen historischen Architekturstil auf etwas grundlegend modernes wie ein Hochhaus anzuwenden, mit all der Pracht deser Epoche, sowohl innen als auch außen. Es würde einfach einen massiven Gegenpol zur gegenwärtigen Modernistenszene setzen und zeigen, dass man auch anders kann, wenn man nur will. Natürlich würden alle renommierten Architekten gegen solche Pläne wieder die verbale schwere Artillerie auspacken, meiner Meinung nach wäre aber z.b. ein reinrassiges Jugendstil-Hochhaus eine architektonische Leistung, die gesichtslose Glaskästen weit in den Schatten stellt. Aber natürlich wäre ein solches Gebäude "Disneyland", "reaktionär", "lächerlich" und was weiß ich noch alles...

  • OK, das Gebäude würde schon im Gutleutviertel liegen. Jedenfalls gilt die Lage nicht als bevorzugte Bürolage - auch wenn die Nähe zum Bahnhof natürlich objektiv ein unheimlicher Standortvorteil ist. Im Keller ein Busbahnhof für Fernbusse zu haben, der größtenteils nicht gerade von 'Luxustouristen' frequentiert wird, um es mal so zu formulieren, das würde das Gebäude zusätzlich noch weniger represäntativ machen.


    Ich sehe einfach niemanden, der in absehbarer Zeit in dieses Gebäude ziehen soll - an welche Art Unternehmen glaubt ihr denn?


    Ohne Ankermieter wird derzeit aber nicht gebaut, denn für spekulatives Bauen ist die Leerstandsquote zu hoch. Und derzeit können potentielle Mieter in wirklich schönen Lagen gute Mietkonditionenen bekommen (inklusive mehrmonatige Mietfreiheit). Für Neuobjekte sehe ich derzeit nur Raum, wenn sie sowohl bezüglich der Lage als auch ansonsten wirklich top sind. Für ein Projekt an diesem Ort müsste es deshalb mE schon einen kleinen Boom auf dem Büromarkt geben. Oder irgendeine Berhörde müsste in das objekt ziehen.

  • So schlecht ist die lage nicht. das Eck sieht zwar jetzt furchtbar aus, aber auch nur im Bereich des Bauggrundstücks!
    Das Viertel Südlich und südwestlich ist guter Durchschnitt. Hinzu kommt auf jeden Fall die Wirkung bei der Einfahrt nach Frankfurt. Selbst 100m würden wirklich jedem, der oberirdisch in den Hbf fährt auffallen. Das ist schon ein gewichtiges Standortargument, Busbahnhof hin oder her.


    Fachwerkhaus:


    Das Problem ist, dass man heute kein Jugendstil mehr bauen kann, sondern nur noch Disneyland. Das hat nichts mit der Optik zu tun, sondern mit der Gesellschaft.
    Die Stile vergangener Epochen sind aus einer Kulturellen Haltung heraus entstanden. So stand der Barock eben für den Feudalismus und eben ein absolut egozentrisches Weltbild der herrschenden Klassen, losgelöst vom Rest der Bevölkerung. Der Klassizismus hingegen verherrlicht den Humanismus, die Antike mit ihren Demokratien und Philosophen oder auch das imperiale Rom und was zu dieser Zeit alles so gebaut wurde, waren das eben gesellschaftliche Idealbilder!
    Selbst Neu Schwanstein steht in einem gesellschaftlichen Kontext und verkörpert eine Epoche.
    Der Jugendstil ist in dieser Richtung ganz krass. Jugendstil ist ja quasi der gebaute Kult des "Menschen als Genie" einer kleinen avantgardistischen Gruppe. Ohne diesen Kontext die Architektur zu kopieren und darin einen besonderen kulturellen Wert zu sehen scheint mir sehr fragwürdig.


    Wenn man heute wieder soetwas bauen würde, so wäre das aber eben Disneyland. Die kulturelle Aussage wäre entweder ein raktionärer Standpunkt oder ein verklärt träumerisch kitschiger Standpunkt.
    Selbst wenn das haus also qualitativ 1000x besser wäre als sich Olbrich hätte jemals ausdenken können, so hätte man trotzdem ein ganz anderes Gebäude.


    Allerdings hab ich nichts gegen Disneyland. Ich muss (um mal wieder zum Thema zu kommen) zugeben, dass historisierende Hochhäuser zur Abwechslung beitragen und den hochkulturellen modernen Ernst etwas auflockern.
    Für den Bahnhof wäre Retrokitsch aber irgendwie eine Beleidigung. da sollte man doch eher etwas modernes (an der Uni würde sie sagen "ehrliches") hinstellen.:lach:

  • mik:


    Mit Deinen Ausführungen zum kulturellen Hintergrund der Architektur hast Du natürlich vollkommen recht. Allerdings drängt sich mir da die Frage auf, inwiefern der derzeitige Architekturstil auch dem Zeitgeist der breiten Bevölkerung entspricht, und nicht nur dem seit 70 Jahren quasi unveränderten Ideal einer kleinen Elite.


    Für mich wäre ein Jugenstilhochhaus die ultimative Manifestation der Postmoderne - eine Provokation: "Sehet her, ich Ketzer baue Ornamente an mein Haus". Das wäre wiederum ein Ausdruck des aktuellen Zeitgeistes, der sich lediglich historisierender Formen bedient, um seine Botschaft zu übermitteln. Aber ich befürchte, dass nur ich so ticke... :D

  • Nönö, mach dir mal keine Sorgen, mit historisierender Architektur kann ich mich auch sehr gut anfreunden. Dieses Dummgefasel von wegen "ehrlicher" Architektur und dem Disneyland-Müll geht mir ziemlich auf den Keks.
    Zumal, was der mik dabei vergisst: Das Erste Kriterium nach dem man ein Gebäude beurteilen sollte, ist nicht das Gebäude an sich, sondern wie es sich in die Umgebung einfügt. Wenn die Gegend noch nicht so sehr verhunzt ist wie es große Teile von Frankfurt leider schon sind, kann man mal einen avantgardistischen Kontrast setzen, aber ansonsten muss es sich am Umfeld orientieren.
    Allerdings sind an dem Platz wo der Campanile hin soll, jetzt nicht mehr allzuviele Gründerzeitler übrig, von daher muss es nicht unbedingt Jugendstil sein. Wenn es schon ein Hochhaus sein muss dann auf jeden Fall ein relativ schlankes dass sich aus einem Sockelbau der die gleiche Höhe wie die Umgebung hat erhebt.
    Aber ganz allgemein wär so ein Jugendstil-Hochhaus schon was ziemlich Geniales. Falls im Bahnhofsviertel irgendwann doch noch ein Turm gebaut werden sollte (was ich aber nicht hoffe, mit Ausnahme Marieninsel und Gutleut-Cluster) wäre das doch ideal. Vielleicht braucht ja auch die Dresdner Bank irgendwann mal eine neue Fassade ;)

  • Ich bin auch davon überzeugt, dass sich die Architektenschaft vom Großteil der Bevölkerung entfremdet hat, aber das gilt ja auch für die ganze Kulturszene, vom modernen Theater bis zur "ernsten" Musik. Einen eindeutigen Ausweg aus dieser Situation habe ich für mich persönlich noch nicht gefunden.


    Der Camapnile wird allerdings am Eingangstor zur Stadt stehen und gleichzeitig neben einem der bedeutensten Bauwerke der Stadt. Deshalb ist hier die Frage nach der richtigen Architektursprache eine besonders schwierige.


    Sowohl etwas gewagt modernes als auch etwas zu historisierendes kann hier schädlich sein. Etwas "Nummer Sicher" mäßiges kann aber auch schnell zu langweilig werden.
    Ich hoffe nur, dass die Vivico oder wer auch immer Investor wird hier nicht geizt und was qualitativ hochwertiges baut. Dann lieber auch ein paar Meter weniger und dafür was edles.

  • Zumal man sagen muß: Fast alle Architektur ist zur Zeit Disneyland. Der Postmodernismus ist ja wieder "in" in gewissen Kreisen. Da frag ich mich, warum da niemand "Disneyland" brüllt, obwohl ein Stil sich wiederholt!


    Andererseits: Hauptsache ein hoher Turm kommt *g*.

  • campanile

    da ich keinen thread zu dem thema mehr finden kann...


    anbei ein eben entdecktes rendering. nein es sind sogar zwei :lach:
    weiß nicht ob das schon jemand kennt. aber eigentlich überflüssig da es sowieso nicht realisiert wird.


    http://www.jsk.de/#/de/projects/257


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    Beitrag verschoben. Das Modellfoto:



    Bild: JSK


  • Der Jungen Union in Frankfurt schmeckt der neue Hochhausrahmenplan laut
    FNP überhaupt nicht und kritisiert dabei offen Planungsdezernent Edwin Schwarz und spricht dabei die Kürzung des Campanile am Hauptbahnhof an.


    Hier zu lesen http://www.rhein-main.net/sixc…rticle&sv%5Bid%5D=4482076


    Die Junge Union formuliert genau das was alle hier in diesem Forum schon immer an der Aktuellen Hochhaus Politik in Frankfurt kritisiert haben.

  • Hochhaus am Hauptbahnhof

    So schnell wie möglich


    Vivico kündigt überraschend an so schnell wie möglich in Gespräche über eine Hochhausbebauung mit der Stadt Frankfurt treten zu wollen.
    Ebenso anerkennt Vivico die Notwenigkeit eines neuen Busbahnhofes für die Stadt.


    Mehr:
    http://www.fr-online.de/frankf…frankfurt/?em_cnt=1326693


    PK:
    Jetzt wird es natürlich sehr interessant ob es bei 100m bleiben wird wenn plötzlich jemand auf der Matte steht der bauen möchte, denn im Gegenzug bekommt die Stadt ja etwas dafür...

  • Habe einige Luftbilder zusammengestellt welche sehr schön das Khasana Gelände zeigen, ist ein ZIP Datei. Wer ernsthaft mag kann ja mal ein paar Simulationen erstellen. Die ZIP ist passwort geschützt, wer das Passwort braucht bitte PN an mich, danke!

  • Hier eine interessante Konzeptstudie von JSK zum Thema.
    Gefällt mir als Lösung allerdings nicht so gut, da mir das Hochhaus zu simpel und zu niedrig ist und die Blockrandbebauung zu massiv erscheint.



    Quelle: WPV Baubetreuung

  • Erfordert der Verwendungszweck "Technisches Rathaus" eigentlich zwingend einen in seiner Hässlichkeit kaum zu überbietenden Entwurf?


    Ganz abgesehen davon dass die Fassade der Blockrandbebauung und der Glashochkantriegel in ihrer Kreativilosigkeit kaum zu überbieten sind ("Uiii, ich hab nen Würfel gemalt und Löcher reingesägt") und der Grad der Nicht-Berücksichtigung der Umgebung mit mindestens 150 Stunden gemeinnütziger (Renovierungs-)Arbeit im Vogelsbergfachwerkdorf bestraft werden sollte, finde ich insbesondere die massiven Betonbastionen im Erdgeschoss beeindruckend... Sollen das Zitate der alten Festungsanlagen sein oder erfüllen sie einen tatsächlichen wehrtechnischen Zweck wie z.b. die Fernhaltung von Anwohnern bzw. sonstiger Bahnhofsviertelklientel oder gar städtische Dienstleistungen in Anspruch nehmen wollende Bürger? ;)


    Ganz abgesehen davon, 15 Busplätze halte ich für zu gering dimensioniert, das würde in absehbarer Zukunft unter Garantie nicht mehr ausreichen, und schon haben wir das nächste Dauerprovisorium am Bein...

  • Soviel ich weiß war für das Technisches Rathaus dann doch noch eine andere Lösung gefunden worden und zwar das Wellengebäude in der Kurt-Schumacher-Str. 10, wo die Energievertreiber "Mainnova" ihre Büros hatten und dann in die Solmsstr. (Nähe Westbhf.) ziehten.
    Wie jetzt die Lage aussieht weiß ich nicht , nur das das jetzige Tech. Rathaus "abgetragen " werden muss wegen Asbest und es den Wiederaufbau der Altstadt am Römer weichen soll.