Dresden: Seevorstadt - Prager Straße

  • Die Platten am Ferdinandplatz sind das schon mal nicht.

    Wenn das keine Postmoderne ist, was dann?

    Dresden, Sachsen - Google Maps

    Würde in Dresden in der Gestaltungsqualität entworfen und gebaut werden, die in den 80ern am Gendarmenmarkt vorgelegt wurde (und die inzwischen unter Denkmalschutz steht), würde ich alle Autoren im Dresden-Strang des DAF zum Essen einladen. Da könnt ihr lange drauf warten!

    https://www.baunetz.de/meldung…ndarmenmarkt_7539723.html


    Wäre schön, wenn dort, wo Schrägdächer dominieren, auch nur Häuser mit Schrägdach gebaut würden. Da dem nicht so ist, kann man ja auch mal fordern, dass ein Schrägdach neben Flachdächer gesetzt wird. Zumal das Rathaus mit seinen Ziegeldächern vom einen wie vom anderen genannten Bauvorhaben nur durch jeweils eine Straße getrennt ist. Der Dr.-Külz-Ring ist freilich breiter als die Kreuzstraße, dafür ist ein funktionaler Zusammenhang zwischen Rathaus und Stadtforum gegeben. Gerade dieser Zusammenhang hätte es gerechtfertigt, dass sich das Stadtforum mittels Schrägdach von den benachbarten Kaufhäusern abhebt und eher dem Rathaus zuwendet.


    MiaSanMia Dass es praktischer ist, zwecks Präsentationen fensterlose Räume zu bauen, halte ich, pardon, für Quatsch. Davon abgesehen, dass nicht bei jeder Besprechung eine Präsentation verwendet wird, sind heutige Beamer und Bildschirme sehr gut in der Lage, hell genug zu strahlen. Bei uns auf Arbeit ist der Bildschirm jedenfalls hell genug, sodass alle etwas sehen können in unserem lichtdurchfluteten Konferenzraum. Als praktisch wird wahrgenommen, dass wir Fenster öffnen können, um Frischluft in den Raum zu lassen.

  • Es gab Führungen im nicht-öffentlichen Bereich. Hier auf Etage 2. Es wirkte überall sehr hell, was wohl weniger dem Fensterkonzept als den grellen Lampen zuzuschreiben ist. „Interessant“ der Ausblick von der Terrasse gen Osten, der insbesondere den Mitarbeitern des Amtes für Stadtplanung täglich vor Augen führen wird, wo noch Potentiale liegen. 49434413bd.jpeg49434427ar.jpeg49434366kv.jpeg49434369fl.jpeg49434365sl.jpeg

  • Wenn das keine Postmoderne ist, was dann?

    Ich hatte Beispiele angeführt. Die Änderungen/Zusätze zu den Platten sind so minimal, dass sie das Gesamtbild kaum verändern.

    Würde in Dresden in der Gestaltungsqualität entworfen und gebaut werden, die in den 80ern am Gendarmenmarkt vorgelegt wurde (und die inzwischen unter Denkmalschutz steht), würde ich alle Autoren im Dresden-Strang des DAF zum Essen einladen. Da könnt ihr lange drauf warten!

    Wollen wir wieder die Diskussion führen, warum Dinge unter Denkmalschutz gestellt werden? Neustädter Markt? Robotron-Kantine?

    Ich finde die Gestaltungsqualität der DDR-Bauten am Gendarmenmarkt typisch für das, was die DDR unter Aufbringung aller Kräfte erreichen konnte. Besonders großartig finde ich sie nicht, sondern irgendwie halbgar. Dass diese Architektursprache wieder weitgehend verschwunden ist, finde ich positiv.


    Wäre schön, wenn dort, wo Schrägdächer dominieren, auch nur Häuser mit Schrägdach gebaut würden. Da dem nicht so ist, kann man ja auch mal fordern, dass ein Schrägdach neben Flachdächer gesetzt wird. Zumal das Rathaus mit seinen Ziegeldächern vom einen wie vom anderen genannten Bauvorhaben nur durch jeweils eine Straße getrennt ist. Der Dr.-Külz-Ring ist freilich breiter als die Kreuzstraße, dafür ist ein funktionaler Zusammenhang zwischen Rathaus und Stadtforum gegeben. Gerade dieser Zusammenhang hätte es gerechtfertigt, dass sich das Stadtforum mittels Schrägdach von den benachbarten Kaufhäusern abhebt und eher dem Rathaus zuwendet.

    Die Beliebigkeit dieser Argumentationslinie ist schon beeindruckend. Damit könnte man auch einen Turm rechtfertigen oder optisch schöne, aber funktional hochproblematische Treppenlandschaften.

    Auf der anderen Seite kann man natürlich argumentieren, dass ein öffentlicher Neubau auch die Veränderungen im architektonischen Denken widerspiegeln sollte. Und Schrägdächer sind - derzeit - out.

  • gacki


    Die Platten am Ferdinandplatz sind deutlich Vertreter der Postmoderne. Das hattest du fälschlich bezweifelt. Sicherlich ist die architektonische Ausformulierung an Repräsentationsbauten wie am Gendarmenmarkt aufwändiger, das macht aber einfacher gestaltete Vertreter dieses Baustils nicht weniger aussagekräftig.


    Was du "findest" oder als "positiv" ansiehst, ist deine ganz persönliche Meinung. Ich habe eben eine andere. Zum Verwaltungsneubau gab es damals eine Umfrage mit zwei zur Wahl stehenden Varianten. Der jetzt gebaute Kasten bekam für die Fassadengestaltung 57,4% Zustimmung, der andere 21,8%. Über den Anteil strategischer Wähler, die unbedingt Entwurf 2 verhindern wollten, kann man nur spekulieren. Bei der jüngsten Blitzumfrage der SZ zur Optik des Stadtforums schnitt der Bau deutlich schlechter ab, nun ja. Erst wenn auch ein klassischer Entwurf mit Schrägdach, traditioneller Sockelzone und Ornament im Rennen gewesen wäre, hätte man ein ehrliches Ergebnis bekommen, welcher Stil beim Bauherren, also der Bevölkerung, wirklich "out" ist. Im Übrigen nimmt die Zahl von Schrägdächern bei Neubauten nach meiner Wahrnehmung wieder deutlich zu.


    Und ja, ich hätte einen Turm gerechtfertigt, sogar angebracht gefunden. Aber da etwas anderes als ein Tetra-Pak vom heutigen Architekturbetrieb kaum zu erwarten ist, bin ich zufrieden, dass es keinen Turm gibt.


    In vergangenen Jahrhunderten gab es eine viel ausgeprägtere Kultur des Umbauens und Überformens. Ich setze darauf, dass viele Bausünden nachträglich korrigiert werden. Das große Loch im Gebäude zu stopfen, ist am naheliegendsten. Auch die übergroßen Glasscheiben im Erdgeschoss könnten eines Tages schnell verschwinden, wenn ihre Lebensdauer abläuft. Das Dach, das am meisten wehtut, ist gleichzeitig am schwersten zu korrigieren. Schaun wir mal...

  • Aus Richtung Galeria betracht finde ich den Baukörper des Verwaltungszentrums durchaus ansprechend, wie er im Stadtraum neben dem Rathaus liegt. Aus Richtung Georgplatz brauchte man dann doch dieses "Fenster", damit es nicht zu viel Verwaltungsbau-Ernüchterung gibt.

    In Material und Ausführung ist es aber wirklich hochwertig und es hat einen hellen und nicht zu strengen Charakter.

    Ansonsten spielt bei so einem Projekt ja viel Politik mit rein.

    Es durfte wohl kein Schrägdach sein, man will ja bloß nicht altmodisch gelten.

    Die Fassade musste wohl einigermaßen sachlich bleiben, man will sich pragmatisch und nicht verschwenderisch zeigen.


    Allerdings kostet so eine vorgehangene Natursteinfassade gut und gerne 700€/m², der Metallkopf vielleicht immer noch die Hälfte

    - möglich wäre also noch so einiges gewesen.

    Ich hoffe dass langsam ein Umdenken einsetzt und tatsächlich wieder mehr Anleihen am traditionellen Bauen genommen werden. Denn eine solche Architektur wäre einfach nachhaltiger, durchaus auch weil die Bürger es nach 100 Jahren noch schön genug finden würden, um es zu sanieren.

  • Damals gab es ja einmal eine Abstimmung zwischen "Not und Elend" bzw. "Pest und Cholera". Beide zur Auswahl stehenden Vorschläge waren m.E. eher schlecht. Dennoch habe ich mich beteiligt und für die nunmehr umgesetzte Variante gestimmt.


    Die Verkehrschneiße Dr.-Külz-Ring und Waisenhausstraße trennt den Bereich "Altmarkt/Kreuzkirche/Rathaus" vom neuen Stadtforum mit Ferdinandplatz und Prager Straße. Und in ebendiesem Bereich haben wir Neubauten aus unterschiedlichsten Nachkriegsepochen.


    Der Bau des Stadtforums hat bisher leider noch keine weiteren Investoren anlocken können, um den gesamten Bereich "Ferdinandplatz" zu entwickeln und zu vollenden.


    Hier könnte ein wirklich lukrativer Ort für moderne Stadtarchitektur entstehen und die Innenstadt beleben. Vor allem wenn man auch entsprechende Grünflächen und Baumbepflanzungen berücksichtigt.

  • ^ na wenn, dann besteht mit dem Neubau ja jetzt erst der Impuls für Investoren, weiterzubauen, wobei es nur noch ein Grundstück ist - jenes hinter Galeria.

    Das sollte wie auch schon mal visualisiert machbar sein, allerdings ist die Frage um Bauherren tatsächlich eine interessante, insbesondere wenn man dann zum Entwicklungsgebiet Georgplatz und Ostring überginge. Man sieht ja deutlich, daß Dresden viel weniger große Baustellen hat als das nahe Leipzig.



    Stadtforum - weitere Fotorunde zur fast besucherlosen Werktagszeit. Mit Blick auch auf die Aussenanlagen.


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    Und ich habe nochmal innen wie aussen geschaut: es gibt mE keinen Sonnenschutz an den weiten Fensterflächen das südseitigen Foyers.

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    Agora gen Ring/Norden mit Cafeteria mit coolen Sofas mit (USB)Steckdosen.

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    alle fotos elli kny

  • Optisch wirkt es wie ein Best-Off der Dresdner Architektur des 21. Jahrhunderts 🙈. Oben rechts nahe der Tankstelle ein Hauch von "Finanzamt Dresden Süd", das Hochhaus erinnert an eine Hommage des blauen Turmes wenige Meter dahinter und der große Riegel mit den zwei "aufgesetzten Würfeln" ist in meinen Augen eine eigene Interpretation des Simmel-LSD-Riegels vom Hauptbahnhof 😂. Man muss schon sagen da hat man sich wirklich von den schönsten Dresdner Architektur-Perlen inspirieren lassen.

  • Sagen wir's doch wie es ist. Die Anleihen aus dem sozialistischen Städtebau sind überdeutlich. Ostmoderne Retro-Mottenkiste, aber über die Häuser am Neumarkt aufregen. Genau mein Humor.

  • Schon so bissel ne Mischung aus Simmel und Wallstraße. Besonders abweisend ist die Front zur Wiener Straße, da scheint es auf eine meterhohe Beton oder Blechwand hinauszulaufen.

  • Ein perfektes Beispiel, wie Städtebau nicht laufen sollte!

    1.: weiße, graue, beige Putz- oder Betonfassaden, außer die Architekten haben mal nen Geistesblitz und gönnen mal ne blaue, rote oder grüne Fassadenfarbe

    2.: immer gleiche Kubatur der Blocke

    3.: immer gleiche Fassadenelemente, welche es schon zu hunderten in jeder Stadt gibt

    4.: immer diese ultragrünen Visus, die erst nach 20 Jahren so aussehen und bepflanzte Dächer, die es in 80% der Fäll nich geben wird...

    5.: wieder keine Blockrandbebauung mit kleinteiligen Fassaden mit verschiedenen Traufhöhen

    6.: keine abwechselnde Dachlandschaft

    7.: kein Bezug zur Umgebung oder zu dem, wie es vorm 2.WK aussah


    ich schrieb mir nich weiter die Fingerkuppen wund. Das ist es einfach nich wert!



    6, setzten! Der Entwurf kann durch den Schornstein!

  • Manchmal ist die Ignoranz einfach nur noch schockierend:

    1.: weiße, graue, beige Putz- oder Betonfassaden, außer die Architekten haben mal nen Geistesblitz und gönnen mal ne blaue, rote oder grüne Fassadenfarbe

    Offensichtlich beim Entwurf nicht der Fall.

    2.: immer gleiche Kubatur der Blocke

    Offensichtlich beim Entwurf nicht der Fall.

    3.: immer gleiche Fassadenelemente, welche es schon zu hunderten in jeder Stadt gibt

    Schöner Diss gegen die Gründerzeitbebauung...

    4.: immer diese ultragrünen Visus, die erst nach 20 Jahren so aussehen und bepflanzte Dächer, die es in 80% der Fäll nich geben wird...

    Da gehe ich zumindest teilweise mit. Auf die Dächer kommt ja eh Photovoltaik...

    5.: wieder keine Blockrandbebauung mit kleinteiligen Fassaden mit verschiedenen Traufhöhen

    Gab's dort früher auch nicht. Gibt's auch in der Nähe nicht.

    6.: keine abwechselnde Dachlandschaft

    Gibt's in der Neustadt auch nicht. Ich finde die Dachlandschaft davon mal abgesehen durchaus abwechselnd, schon durch die Höhenunterschiede.

    7.: kein Bezug zur Umgebung oder zu dem, wie es vorm 2.WK aussah

    Kein Bezug zur Umgebung?


    Ich bin wirklich ob der kompletten Unbedarftheit Deines Beitrages schockiert. Offensichtlich kennst Du weder den Entwurf noch die Gegend. Da erübrigt sich jede Diskussion.

  • ^ Dem Entwurf ist kein Vorwurf zu machen, der B-Plan schreibt ja genau diese Art von Bebauung vor. Und dieser B-Plan ist städtebaulich leider auf dem Holzweg.


    Wir haben hier das Glück, dass der ursprüngliche Straßenverlauf vor dem Krieg noch vollständig erhalten geblieben ist. Die Stadt hat sich selbst ins Stammbuch geschrieben: "Gebäudestellungen folgen dem Straßenverlauf, Gebäudefluchten verlaufen straßenparallel auch bei gekrümmten Straßenverläufen". Man wolle die "Strenge linearer Fluchten" überwinden. Das wird hier komplett missachtet. Stattdessen orientiert man sich an der einzigen geraden Raumkante, der Wiener Straße. Und der sogenannte Lennéplatz?


    Und weiter will man zukünftig "Wohnungen und gewerbliche Nutzungen wie Handwerk, Produktion, Forschung und Handel sowie Kultur und Bildung [...] in den Quartieren [mischen]". Es ist mir schleierhaft, warum man außgerechnet im Norden der Wohnfunktion den Vorrang gibt und im Süden Mischnutzung ausweist - weg von den Haltestellen, weg vom Gymnasium, weg vom Stadium und hin zur Wohnbebauung an der gegenüberliegenden Straßenseite der Wiener Straße. Wann gabs denn man eine bessere Chance, auf den Lärmschutz pfeiffen zu können und ein echtes neues Urbanes Gebiet zu planen, ohne, dass sich das Nachbarhaus daran stören könnte. Stattdessen plant man neben den monofunktionalen Wohntürmen noch mehr monofunktionale Wohntürme. Why?


    Auch in Puncto Bauen nach menschlichem Maßstab - Fehlanzeige. Laut Gestaltungsleitlinie sollte man in Dresden "eine wahrnehmbare vertikale Strukturierung zwischen den Einzelgebäuden" anstreben, diese "unterstützt die architektonische Vielfalt in den Quartieren". Es sollen "ablesbaren Adressen" ausgebildet werden,

    "alle Neubauten sollen durch die Gestaltung der Eingänge, der Fassaden und der Dachlandschaft so gegliedert werden, dass eine stadtraumwirksame Parzellenstruktur entsteht". Alles gute Ideen, aber wenn die Stadtplanung diese vertikale Strukturierung, diese ablesbaren Adressen den Investoren nicht mit der Pistole auf der Brust in den Entwurf zwingt, kommt genau sowas raus: Fünf Blöcke, fünf Fassaden, keine Differenzierung der Fassaden innerhalb der Blöcke, von Parzellestruktur ganz zu schweigen. Stattdessen ist laut B-Plan "die Errichtung von Gebäuden mit einer Länge von mehr als 50 m zulässig". Dann kommt genau sowas heraus.


    Und dann ist da diese ungeheure Dichte, die weit, weit über die Orientierungswerte für gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse der BauNVO hinausgeht und in einigen Bereichen sogar die Vorgaben der Sächsischen Bauordnung zu Gebäudeabständen ignoriert. Man orientiert sich an den 17-Geschossern auf der anderen Straßenseite und quetscht gleichzeitig das gesamte Baufeld auch im Inneren mit Baumasse zu. Als Ergebnis verbleibt im Inneren nurmehr ein schmale Grünstreifen mit Alibi-Spielplatz, der wird dann zum Quartiersplatz hochstilisiert. Die Gestaltungsleitlinien kennt das Problem: "Ausgeräumte Innenhöfe, die überwiegend der sozialen Kontrolle der Hausgemeinschaften unterworfen sind", genau das wird dort jetzt gebaut.


    Dabei wird in der Begründung des B-Plans zu Recht auf die hohen Schallemmissionen für dieses Quartier hingewiesen, es ist umringt von viel befahrenen Verkehrsachsen, die Straßenbahn tut ihr Übriges. Trotzdem hat man sich unverständlicherweise gegen eine geschlossene Blockrandbebauung entschieden, die den Bewohnern sicher deutlich ruhigere Nächte beschehrt hätte, als diese offene bis teiloffenen Bebbaung. Ich bin mir sicher, dass im geschlossenen Blockrand die städtebauliche Dichte aus realisierbar gewesen wäre.


    Und selbst die simpelsten Gestaltungsregeln, "die ablesbare Gliederung in Sockelzone, Mittelteilund oberen Abschluss", werden teilweise ignoriert. Der B-PLan verliert darüber auch kein Wort - warum sollte der Investor handeln?


    Schlussendlich ist man hier der irrigen Annahme aufgesessen, dass eine hohe Bebauungsdichte im Innenstadtbereich jede städtebauliche Sünde rechtfertigt - schließlich entsteht Wohnraum, wer könnte da etwas dagegen haben...

  • Ich bin mir nicht sicher, ob die Gestaltungsleitlinie bei Bauten dieser Größenordnung Anwendung finden muss/sollte. "Parzellenstruktur" und "ablesbare Adressen" etc. würde im Prinzip jeden größeren Solitär automatisch verhindern (WTC, Rathaus, Sachsen-Energie usw.). "die ablesbare Gliederung in Sockelzone, Mittelteil und oberen Abschluss" wird anderswo auch ignoriert, siehe hier z.B. erneut Sachsen-Energie. Dieser Teil der Leitlinie bezieht sich auf das "städtische Haus"; und ich würde argumentieren, dass ein solches Gesamtensemble nicht in diese Kategorie fällt (viele andere Bauten m.E. ebenfalls nicht).

  • Die Gestaltungsleitlinien sind für genau solche Projekte anwendbar (lies dir die anerkannten stadträumlichen und städtebaulichen Prinzipien, die darin als Grundlage ausgeführt sind, doch mal unvoreingenommen durch, gacki), allerdings wurden sie erst nach Satzungsbeschluss dieses Bebauungsplans verabschiedet und daher hier nicht angewandt - zumindest ist das eine Ausrede, die sicher genannt werden wird. Die Analyse von Masumania zeigt aber wunderbar, warum solche Leitlinien nicht nur ganz nett sind, sondern eigentlich verbindlich sein sollten. Diese Art Städtebau ist von vorgestern und schlicht nicht hinnehmbar - nur reden wir hier leider über verschüttete Milch.

  • gacki ... und man sieht, was man eben sehen will!



    Offensichtlich beim Entwurf nicht der Fall.

    zu 1.: Huh? Die drei Blöcke zur Wiener Straße hin sind alle weiss-grau, und die Fassaden zum Lenéplatz sind gnädiger weise mal grün, rot und orange. WOW, welch architektonisch Meisterwerk. Nur komisch dass sich ein M. Pöppelmann oder ein Hans Erlwein nach diesen Gebäuden nicht umdrehen würden. Selbst einem Rudolf Schillig wäre das zu modern und hässlich gewesen!


    Zitat von gacki

    Offensichtlich beim Entwurf nicht der Fall.

    zu 2.: alle Blöcke sind zu den Straßen um das Quartier drumherum alle gleich hoch. Und zur, ich nenn sie jetzt einfach mal "Quartierstraße" (also die Straße/ der Weg, die/ der durchs Quartier verläuft), hin sind alle Blocke, bis auf das HH alle ein Stockwerk höher. Alle Blöcke sind viereckig, haben keine Rundungen drin, es gibt keine quer verlaufenden Wege, damit dreieckige Kubaturen entstehen können. Nichts...


    Zitat von gacki

    Schöner Diss gegen die Gründerzeitbebauung...

    Wenn Du damit sagen möchtest, dass sich in Gründerzeitvierteln auf einer Häuserzeile zwei oder mehr komplett identische Häuser befanden und noch befinden und das Usus war und ständig vorkam, dann lügst du. Es kam vor das es 2 gleiche Fassaden nebeneinander standen, ja. Das kann ich aber an einer Hand abzählen, wo mir das in beispielsweise Leipzig aufgefallen ist. Und ich bin gebürtiger Leiptscher war im Zentrum-Süd, der Südvorstadt und Connewitz zu Hause und da fällt mir so ein Beispiel gerade nicht ein. Und in Berlin ist das nichts anderes, wenn die Fassaden nich schon komplett nackig sind. Damals war das im Städtebau die Ausnahme und heute ist es die Regel! So und wenn, dann wurden nur einzelne Elemente der Vorgängerfassade aufgegriffen und nicht kopiert und an die gleiche Stelle an der Folgefassade platziert!


    Zitat von gacki


    Gab's dort früher auch nicht. Gibt's auch in der Nähe nicht.

    Das stimmt, aber der trend ging weg von der Punktbebauung hin zur Blockrandbebauung. Kannst du dir eindrucksvoll bei der Prager Straße, von 1870-1945 anschauen. Die ganzen Gartenvillen wurden abgerissen und durch eine Blockrandbebauung ersetzt. Und den Trend sollte man, meiner Meinung und auch vieler Professoren (z.B. Prof. Mäckler) und Städtebauexperten, fortsetzen. Vorbild dabei sind die Gründerzeitviertel, bloß mit mehr Grün und großzügiger gestaltet.


    Zitat von gacki


    Gibt's in der Neustadt auch nicht. Ich finde die Dachlandschaft davon mal abgesehen durchaus abwechselnd, schon durch die Höhenunterschiede.

    Das ist Geschmackssache, ob Spitzdach oder Flachdach. Ich bevorzuge eben Spitzdach. Aber Spitzdächer können auch ansehnlich sein, natürlich, aber hier in dem Fall sind sie es nicht.


    Zitat von gacki


    Kein Bezug zur Umgebung?

    Ja, warum hat man nicht die Punktbebauung wie sie vorm 2.WK war aufgegriffen? Warum musste man die DDR Platten in Form des HH aufgreifen, gepaart mit der heute "modernen" Bauweise?? Warum dann nicht gleich ne Blockrandbebauung, um den Städtebaulichen Fehlentwicklungen seit ´45 entgegenzuwirken??


    Fakt ist, dieses Quartier, im speziellen dem HH zu attestieren, es sei "(...) anspruchsvolle Architektur (...) und (...) die für Dresden typischen (...) Turmformen (...)", finde ich mehr als anmaßend und zynisch. Diese architektonischen Bodenlosigkeiten hab nichts mit dem architektonisch klassisch- barocken Geist Dresdens zutun!

    Aber das ist keine Neuheit. Diese Fehlentwicklungen begannen schon in den 20ern und 30ern des letzten Jahrhunderts! Mit dem Bauhaus ging es bergab...


    Und das die Gestaltungskommission das als "(...) gelungene Einbindung in die Dresdener Baukultur anerkannt" hat, ist eine Farce!