Dresden: Seevorstadt - Prager Straße

  • Das ging ja schnell! Der Spottname "Das Loch" könnte sich durchsetzen.


    Sehr schön die Stellungnahme: "'Die Verwaltung nimmt die geäußerten Meinungen der Bürgerinnen und Bürger sehr ernst.' [...] Architektur und Stadtgestaltung seien jedoch Themen, die 'subjektiv wahrgenommen werden und oft zu unterschiedlichen Meinungen führen'".


    Heißt ja wohl in der Konsequenz, dass man die Bürger/innen mal fragen sollte, wie deren subjektive Wahrnehmungen ausfallen und dies dann auch sehr ernst zu nehmen. Wurde das jemals gemacht?

  • Nur von wenigen Fenstern wird man die Elbe bißchen sehen können. Im Foto sieht man auch den Hotelneubau am Rathaus.

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  • Ich muss gestehen, ich gehörte zu den größten Kritikern und habe diesen Bau verteufelt. Mittlerweile bin ich da anderer Meinung.

    Ich find der Bau schaut immer noch aus, wie ne Keksdose, aber eine sehr gelungene Keksdose.

    Mir gefällt einfach die Materialität, die Farbgebung und die Wappen an der Fassade. Von innen ist meine Keksdose unfassbar hässlich und komisch geschnitten, aber das ist mir ja egal, es muss nur von außen gut aussehen.

    Und mal ehrlich, es hätte auch nen Glashochhaus werden können, was es Gott sei Dank nicht geworden ist!


    Fakt ist, es ist eine architektonische Bereicherung für Dresden und wertet die unsägliche St. Petersburger sehr auf!

  • Constantin Wirth: Ja, das Material Stein, die Farben und vielleicht auch die überreichlich verteilten Wappen kann man - trotz aller Einschränkungen, auch in diesen Punkten - loben. Aber genügt das, um eine architektonische Bereicherung zu sein? Ist allein schon die Leistung, einen reinen Glaskasten verhindert zu haben, ein Grund für Zufriedenheit?


    Man muss sich mal klarmachen, was mit diesem Budget stattdessen hätte gebaut werden können. 140 Millionen Euro kostet das Trumm. Das Ergebnis kann man ruhig mit anderen Keksschachteln vergleichen, wie ich meine. Auch ein Glaskasten, dafür aber zumindest architektonisch reizvoll, wäre für mich auch okay gewesen. Das Ding in Dresden kann gar nix gut, weder fügt es sich ein, noch sticht es durch außergewöhnliche Gestaltung hervor. Da wäre selbst ein reiner Zweckbau, bei dessen Konstruktion schon der umweltfreundliche Abriss mitgedacht wurde, interessanter und konsequenter gewesen.

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    ^ Großteile der Karstadtaussicht gen Osten sind nun leider verbaut. Aber vielleicht gibt es neue Aussichten vom Neubau aus.

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    alle fotos elli kny

  • Ziegel Gegenfrage, wie oft ist moderne Architektur eine Bereicherung? Wie oft fügen sich moderne Bauten ins Stadtbild ein? Wie oft widerspiegelt moderne Architektur den regionalen Charakter der Stadt oder des Dorfes? Genau, nahezu nie!

    Dazu kommt, dass ja im Umfeld der Keksdose noch mehr gebaut wird. Dann wird sich ja zeigen, ob es gelungen ist.


    Und bis wir wieder so bauen, wie die Baumeister von damals, das wird noch locker 20 Jahre dauern. Aber gut Ding brauch Weil.


    Fakt ist, mit meiner geliebten Keksdose wurde wieder ein Schritt in die richtige Richtung getätigt!

  • wieder so bauen, wie die Baumeister von damals

    Einst waren das Urheberrecht und der Denkmalschutz weniger strikt und es wurde eifrig umgebaut.


    Das größte Ärgernis am "Loch" ist neben dem Loch der Deckel. An der Fehlwirkung von beidem kann ein bebautes Umfeld nichts ändern.


    Das Loch könnte aber eines Tages mit einem etwas zurückversetzten Einbau gefüllt werden. Das Rückversetzen würde in diesem mittleren Gebäudeteil zwei Seitenrisalite entstehen lassen. Schwieriger, aber auch wirkungsvoller wäre der Umbau des Deckels zu einem Mansardflachdach. Eine differenziert gestaltete Dachlandschaft und die Verwendung von roten Dachziegeln würde Enormes bewirken. Beim Erdgeschoss könnte ich mir das Vorblenden von Arkaden vorstellen, um die übergroßen, erschlagenden, Hitze reflektierenden Glasflächen zu entschärfen.


    Wer weiß schon, wie die Werte und das Stilempfinden in 70 Jahren aussehen? Zumindest böte das Gebäude dann gute Grundlagen für eine ästhetische Rettung.

  • weiterer Gerüstfall an der Spitzflanke-Südseite gestern bis heute


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    unten: jetzt macht die Säulenordnung an der Platte noch mehr Sinn.

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    Die Farbwirkung der Oberetagen hängt wirklich stark vom Lichtwinkel ab - also von Tageszeit und Standort des Betrachtenden.

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    alle fotos elli kny

  • Umbauten im "Kaufhaus Esders", Prager Strasse / Waisenhausstr. 8


    Das gläserne Bürogebäude steht großteils leer - ebenso wie die Läden im EG, von oben schaut man in eine noch aktive Zahnarztpraxis mit Medizintechnik.

    Es laufen jedoch seit Wochen Umbauten, was wohl auf Modernisierung und neue Mieter schliessen lässt. Im Eck zum Ring zieht allerdings bald und öderweise eine Sparda-Bankfiliale ein. Warum das Objekt so leer steht ist unklar (Leerziehen für Innenmodernisierung?), im EG machten aber Läden auch von sich aus zu.

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    fotos elli kny

  • Von der Form und der Spitzen Kante her erinnert es mich stark an ein Kreuzfahrtschiff das falsch konstruiert und schließlich dort abgestellt wurde, weil es nicht schwimmt 😅 auch die Gesamtwirkung wenn man an der Spitze steht ist mit jener bei einem Schiff sehr ähnlich (ob das der erhoffte Effekt ist, sei mal eine ganz andere Frage)

  • Bei der Gesamtwirkung hängt viel davon ab, wie die restliche Bebauung südlich an der St. Petersburger und westlich Richtung Karstadt ausfällt.

  • Genau so. Ebenfalls großflächig und copy/paste style. Schau die die Gegend um den Berliner Hauptbahnhof an, dann hast du deine Antwort.


    Es ist und bleibt ein Klopper.

  • Das Gebiet hat dennoch als "modernes" bzw. "postmodernes" Dresden ein gewaltiges Potential, was leider nicht ohne Gentrifizierung vonstatten gehen kann.

    Der Ferdinandplatz sollte eine riesige öffentliche Tiefgarage erhalten, um den weggefallenen innerstädtischen Parkraum zu kompensieren. Dadurch würde der Platz für Investoren attraktiver werden, da ein Großteil der Dresdenbesucher hier ihr Auto parken werden und somit das Areal zwangsläufig nutzen müssen. Das bedeutet potentielle Laufkundschaft und hohe Personenfrequenz.

    Als Fußgängerbereich können Aufenthaltsbereiche mit entsprechender Außengastronomie entstehen und dadurch die Aufenthaltsdauer verlängern. Ebenso schweifen dadurch die Blicke in der Gegend umher und kleinere Läden könnten dadurch in das Interesse der Passanten gelangen.

    Der "Brunnenplatz" ist hier schon eine gute Idee. Aber insgesamt sieht man in den Planungen zu wenig Baumbepflanzung.

    Die Ferdinandstraße zum Rundkino könnte mit entsprechender Baumbepflanzung und Außenrestauration zu einem attraktiven Boulevard werden. Dazu müsste natürlich die Randbebauung saniert und neu organisiert werden (Gentrifizierung). Wobei man hier auch einen entsprechenden Anteil Sozialwohnungen und einfach ausgestattete Wohnungen für die Mittelschicht berücksichtigen muss. Teile des Innenhofes des Plattenbaukomplexes könnten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden und eine ähnliche Gestaltung wie sie Kunsthofpassage in der Neustadt erhalten (Ferdinandstraße zum Ufa-Palast). Der restliche Teil ist für die Anwohner.

    Zu dem Konzept gehört aber auch die Belebung der Trompeterstraße (Ost) sowie der Straße (Prager Straße) zwischen Karstadtgebäude und Globetrottergebäude.


    Nachtrag zur Tiefgarage Ferdinandplatz:

    - Teile der Tiefgarage sind natürlich ausschließlich für Anwohner oder Mitarbeiter reserviert. Zugang zu diesen Parkbereichen nur mit Zufahrtsberechtigung und damit auch besonderer Zugang zu den Gebäuden und nicht öffentlichen Flächen.

    - Ein- und Ausfahrt von der Waisenhausstraße mit der Zufahrt Tiefgarage Karstadtgebäude zusammenlegen.

    - Schaffung einer gesonderten untertunnelten Zu- und Ausfahrt auf den Dr.-Külz-Ring. Der Grünstreifen an der linken Fahrspur erhält eine Ein- und Ausfahrt (mit kurzem Verzögerungs- bzw. Beschleunigungsstreifen) und wird unter den Straßenbahnschienen und der Waisenhausstraße entlangführen.

  • Also Tiefgaragen- und Parkhausplätze gibt es in der Umgebung doch wahrlich genug, Karstadt, Centrum-Galerie, Altmarkt-Galerie, Wöhrl, Altmarkt, Wiener Platz, Simmel - und aus- bzw. überlastet sind diese i.d.R. nicht. Da braucht es keine weitere Großgarage aus Steuergeld. Für Mitarbeiter und Bewohner müssen ohnehin Stellplätze gem. Stellplatzsatzung vorgesehen werden.

  • Also Tiefgaragen- und Parkhausplätze gibt es in der Umgebung doch wahrlich genug, Karstadt, Centrum-Galerie, Altmarkt-Galerie, Wöhrl, Altmarkt, Wiener Platz, Simmel - und aus- bzw. überlastet sind diese i.d.R. nicht. Da braucht es keine weitere Großgarage aus Steuergeld. Für Mitarbeiter und Bewohner müssen ohnehin Stellplätze gem. Stellplatzsatzung vorgesehen werden.

    Sehe ich leider anders. Vor allem an den Wochenenden. Ich denke, dass viele so empfinden und ähnliche Erfahrungen gemacht haben dürften. Aber ich lasse mich gerne eines Anderen belehren.

    Zumal ich aber auch perspektivisch gedacht habe.

    Es gibt nunmal verschiedene Wechselwirkungen zwischen Parkplatzangebot - ÖPNV-Erreichbarkeit - Investoren - Einkaufsangeboten und Aufenthaltsplätzen etc.


    Gefühlt meiden viele auch deshalb die Innenstadt, weil es vor allem zu den Spitzenzeiten zu wenig Parkplatzangebote gibt.

    Das Argument i.d.R. (in der Regel) lasse ich hier nicht gelten. Vor allem, wenn an den Wochenenden die Innenstadt (in gewisser Weise "zum Glück") überfüllt ist und die "i.d.R." leerstehenden Parkflächen in der Arbeitswoche obsolet erscheinen mögen. Am Wochenende oder zu Feiertagen und Veranstaltungen bieten diese Platz für viele Interessierte.


    Außerdem könnte dies (wie im ursprünglichen Post geäußert) die Innenstadt lukrativer machen.

    Und ich habe nicht von öffentlichen Geldern (Steuergeldern) gesprochen. Obwohl eine solche Investition könnte regelmäßig Geld in das Stadtsäckel fließen lassen.

  • Teile des Innenhofes des Plattenbaukomplexes könnten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden und eine ähnliche Gestaltung wie sie Kunsthofpassage in der Neustadt erhalten (Ferdinandstraße zum Ufa-Palast). Der restliche Teil ist für die Anwohner.

    Die Vermischung privater und öffentlicher Räume ist genau eines der Probleme, die dieser Teil der Stadt konzeptionell bereits hat, bzw. das Fehlen privater Räume, die ausschließlich Anwohnern zur Verfügung stehen. Der geschlossene Blockrand in diesem Plattenbaukarrée ist das einzige positive am Städtebau in der Seevorstadt. Was dieser Raum braucht, ist ein klares städtebauliches Konzept. Das Rundkino steht quasi im Hinterhof, es gibt aber keine klare Unterscheidung zwischen Vorder- und Rückseiten der Gebäude, die Abstandsflächen sind weder Platz noch Straße, die solitären Gebäude nehmen keinerlei Bezug zueinander, geschweige denn zu dem sie umgebenden Raum auf.


    Der Bereich zwischen Prager Straße und Sankt Petersburger Straße wird wahrscheinlich deshalb ein Übergangsraum mit erheblichen städtebaulichen Defiziten bleiben, denn man kann ja das Rundkino und den Kristallpalast nicht translozieren, um das sie umgebende Stückwerk als Stadtraum zu reparieren. Ihnen den für ihre Wirkung notwendigen Raum zu gewähren (z. B. durch einen Platz zwischen Prager und Sankt Petersburger Straße) ist wegen dafür notwendiger Abrisse nicht möglich. Wenn die Petersburger irgendwann in ihrer jetzigen Ausprägung zwischen Hauptbahnhof und Georgplatz in Frage steht, könnte man nochmal größer denken. Ideal wäre, zwischen Ring, Prager Straße und Sankt Petersburger Straße dicht in geschlossenem Blockrand zu verdichten, auf platzartige Aufweitungen der Zwischenräume zu verzichten, und um das Rundkino einen zentralen größeren Platz anzulegen.


    Ich sehe den (neuen) Ferdinandplatz auch eher kritisch, denn dieser wird genauso lediglich eine hinterhofähnliche Aufweitung der Abstandsflächen werden. Für einen richtigen Platz fehlt die Funktion und vor allem die städtebauliche Notwendigkeit. Die Prager Straße hat platzartige Funktionen und ist eindeutig übergeordnet. Der Ring ist in seiner heutigen Breite eine undefinierte Freifläche, und selbst wenn die eigentlichen Stadtplätze Georgplatz und Dippoldiswalder Platz mal wieder als solche erkennbar wären, ist für einen weiteren Freiraum wie den neuen Ferdinandplatz in der unmittelbaren Umgebung einfach kein Bedarf. Der alte Ferdinandplatz war, wie der alte Georgplatz und der alte Dippoldiswalder Platz, in eine sinnvolle Folge von Platzanlagen inmitten dichter Blockrandquartiere eingebettet und hatte entsprechende Funktionen als Quartierszentrum - eben eine öffentliche Fläche, während die Blockinnenbereiche private Flächen waren. Dieses ausgewogene Verhältnis fehlt heute völlig.

  • Civitas fortis


    Vielen Dank für Ihren anregenden Beitrag.


    Ich muss Ihnen teilweise Recht geben. Wie an anderer Stelle erläutert, sehe ich hier durchaus positive stadtplanerische Aspekte.


    Aber es fehlt wirklich an einem stadtplanerischen und architektonischen Konzept.


    Dies liegt aber m.E. auch an der Situation der Lingner Vorstadt und dem Festhalten an der Sankt Petersburger Straße als "Stadtautobahn".


    Es wird leider nur zu klein gedacht und geplant. Und das ist verständlich. Und das leider.


    Aber ich denke, dass man mit entsprechenden kleinen Schritten durchaus große stadtplanerische Würfe erreichen könnte.