City Prag, alias Theaterviertel

  • Interessante Perspektiven!


    Die vorletzte Perspektive ist ganz spannend, wenn sich der Porsche Tower dazu gesellt. Aus einer chaotischen Gewerbegebiets-Gemengelage heraus ragten dann ein paar markante Türme auf, hat was Asiatisches. Man muss m.E. nicht immer überall und alles durchplanen und durchdesignen. Manchmal liefert auch Architekt Zufall ganz originelle Ergebnisse.

  • Danke für den Link. Dichte, Höhe und Architektur der Einzelgebäude gehen weitestgehend in Ordnung. Was mich aber wurmt ist das meiner Meinung nach fehlende Gesamtkonzept. Herausgekommen ist eine wilde Mischung aus Wohnen, Gewerbe und Kultur, ohne Schwerpunkt und klaren Fokus. Statt miteinander ist hier eher ein Nebeneinander, Hinterhof-Flair statt Aufenthaltsqualität. Man hat es als Stadt mal wieder nicht geschafft sich über mehr als bloße bauvolumen Gedanken zu machen, dabei wäre es gerade hier reizvoll gewesen landschaftsbrücken oder Wege zu den benachbarten Weinbergen oder dem Höhenpark zu konzipieren. Die City Prag hätte ein neuer Treffpunkt in der City werden können, mit Aussichtspunkten auf die Stadt, mit (Rooftop-)Bars und Gastro. Man hätte mit der Architektur und der Raumgestaltung eine Brücke zum industriellen Erbe des Standorts und der Natur daneben schlagen können. Aber, nichts der gleichen hat man hier angedacht. So bleibt es dann eben bei einem Sammelsurium an Einzelgebäuden.

  • Bereits auf den Visualisierungen war klar, dass insbesondere beim May-Living nur noch wenig Platz zwischen den einzelnen Gebäudeteilen und Balkonen bleiben würde. Es ist für mich fast nicht vorstellbar, dass dort bis auf wohlhabende Pendler und Wochenendheimfahrer Menschen dauerhaft wohnen wollen. Passend dazu ist es einen Rundgang durch den westlichen Teil des Pragsattels.


    Die dort stattfindende Nachverdichtung dürfte für Stuttgart wohl einmalig sein. Es muss prinzipiell höher gebaut werden als im Olgaareal oder im Neckarpark, hier wirkt die Bebauung aber leider schon jetzt rücksichtslos, zu dunkleren Jahreszeiten wohl ein wenig trist und erschlagend.


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    Blick von Richtung Cannstatter Eingang des Killesberg-Parks. Bereits hier fallen die extrem verschiedenen Baustile von Heimatschutzarchitektur anno 1939 vorne und der ausschließlich modernistisch gehaltenen Dachlandschaft der City Prag auf.


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    In der Maybachstraße auf Höhe des teeguts an der Kreuzung zur Alarichstraße entstehen Büros, bei der Visualisierung stockt der Atem...


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    Wirkt leider wie ein Container-Interimsbau.


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    Bei MayLiving/MayOffice (in diesem Gebäudeteil sollen übrigens Büros unterkommen) ist positiv anzumerken, dass die Fassade wärmer als die ursprünglichen Visualisierungen wirken. Diese zeigte noch eine "polarweiße" Fassade.


    Jetzt wird's aber eng und schattig....

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    Selbst an den Neubauten an dem Theoderichweg wird nochmal der letzte verbliebene Grünstreifen bebaut. Im Idealfall rettet hier noch die Fassade die austauschbaren Gebäude.

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  • Verdichtung gibt es nicht umsonst, die Blockbebauung der Gründerzeit, die zeitweise in Verruf geraten ist, ist mit ihren Innenhöfen mein Favorit. So hat man zwar Enge, nur ist diese im Innenhof nicht anonym, man kann sich kennenlernen, muss aber nicht. Ich persönlich sehe in Enge immer dann ein Problem, wenn sie anonym ist, in einen Innenhof sind im Regelfall nur Anwohner, für die der Innenhof zu einem zweiten Wohnzimmer wird.

    Die Zeilenbebauung ist imho ein Irrweg und wird bei Verdichtung ad absurdum geführt. Da man dann Anonymität und Enge ohne wertvolle öffentliche geschützte Bereiche schafft. Das, falls es in Zukunft sich der Wohnungsmarkt mal wieder dreht, zu Leerstand und Ghettoisierung führen kann.

    Das verdichtete Blockbebauung angenommen wird, kann u.a. man im Süden und Westen von Stuttgart erleben.

  • So pauschal kann man es nicht sagen. Ich kenn in Stuttgart, wie auch in anderen Städten wie Berlin oder Dortmund extrem runtergekommene Innenhöfe. Oft total verbaut, muffig und eng. Gleichzeitig gibt es in plattenbauvierteln großzügige Grünflächen zwischen den einzelnen Blocks. Das problem ist das Plattenbauviertel in Mitteleuropa einen schlechten Ruf haben, in anderen Teilen der Welt – Osteuropa, Asien – funktionieren sie aber.

  • Nichts ist eindimensional, will meinen in einer Innenhofgemeinschaft reicht manchmal Einer, der glaubt dort einen guten Platz für seinen Sperrmüll gefunden zu haben, um nachhaltig die Aufenthaltsqualität zu reduzieren. Hier hat theoretisch, sobald der Delinquent entdeckt ist, die Gemeinschaft die Chance einzugreifen. In einer Zeilenbebauung, ist das gleiche Beispiel ungleich schwerer zu lösen, da man viel anonymer dort wohnt und viel mehr Zugang haben.

    So ist am Ende jeder verantwortlich, ob der Innenhof ein 2.tes Wohnzimmer bleibt oder eben zu einer Müllhalde verkommt. In Stuttgart kann man viele positive Beispiele sehen, sieht jedoch auch immer mehr "Müllhalden".

    Öffentliches Grün, ist imho an öffentlichen Plätzen besser als zwischen Gebäuden in einer Zeile. In den Innenhöfen, kann viel "privates" Grün entstehen, was z.B in Stuttgart noch viel Platz für Verbesserung bietet.

    In Asien, sind die Menschen gewohnt, in für uns ungewohnt, großer Dichte zu wohnen, sie haben diese Art der Lernkurve sehr viel früher angefangen wie wir, ob diese Silos funktionieren, die man z.B. in Hongkong sehen kann, würde ich zumindest in Frage stellen.

  • Hier in meiner Umgebung gibt es viele Innenhöfe. In manchen herrscht reges Treiben mit Nachbarn, die gemeinsam ein Bier trinken und Kindern die spielen. In anderen liegt nur Müll rum. Das liegt aber, soweit ich das sehe, nicht an der Größe der Innenhöfe, sondern an der Gestaltung. Die Innenhöfe, die gut genutzt werden, sind schön gestaltet, bieten Sitzmöglichkeiten, sind begrünt, haben Spielpläze, Beete... Die zugemüllten haben Parkplätze, Gras, Wäscheständer, irgendwelche Baracken...

    Folglich muss ein Innenhof so gestaltet und eingerichtet sein, dass man ihn nutzen möchte. Dann passiert das auch, und die Bewohner stören sich dann daran wenn dort z.B. Müll abgelegt wird (weil sie da ja sitzen möchten, z.B.).

  • Dubai, Moskau oder Shanghai müssen jetzt ganz stark sein – hier kommen die Schwaben und zeigen wie Skyline geht! Aber mal im Ernst, weiß die Stadt eigentlich selbst wo sie mit der City Prag hinwill? Die ganze Gegend ist ein komische, aber irgendwie auch Stuttgart-typische Melange aus Autohaus, Kultur, Büros, Wohnen und Hotel. Was man vergeblich sucht – eine klare Linie, Aufenthaltsqualität und Qualität der Einzelbauten. So sehr ich mich auch über die 2 Türme hier freue, so fragt man sich doch was aus diesem Gebiet einmal werden soll? Was hier fast komplett fehlt ist z. B. Gastronomie und Einzelhandel und ein klares Zentrum des Viertels. Insgesamt wirkt mir das dann doch zu sehr nach Gewerbegebiet und um richtig zu wirken fehlen mindestens noch 2 Türme und eine größere Höhenstaffelung (z. B. 120m).

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    Für was steht diese Ecke? Frage ich mich schon lange, das Theaterhaus und das Varieté Friedrichsbau sind dort, man kommt dort jedoch nicht aus "Zufall" hin. Tagsüber ist dort tote Hose. Erweitere ich diese beiden Orte mit einer Biergarten ähnlichen Anlage, zusätzlich zur bestehenden Außengastronomie vor dem roten Klinkerbau, dadurch dass ich die Autos aus diesem Enseble herausnehme (superblock) könnte man dort auch abends hin, ohne eine der beiden vorher genannten Orte als Ziel zu haben. Dieser müsste "sichtbar" vom Pragsattel aus sein, um Menschen die dort vorbeifahren, zum spontanen "einkehren" zu veranlassen. Einzelhandel dort zu etablieren fände ich persönlich falsch, auch ein Supermarkt sollte eher weiter weg, als direkt dort platziert werden, es gibt ja bereits einen tegut ca 300 m entfernt. Dass dieser Superblock funktioniert, muss er eingebettet sein in die Umgebung und braucht wohl auch noch zusätzliche Parkkapazitäten oder einen besseren ÖPNV-Anschluss.